All-in-One PCs hatten wir ja schon ein paar im Test, doch bislang hatte keiner so einen Wow-Effekt wie der HP ENVY, der sich nun für einen Test in unser Büro gewagt hat. Mit 34“ Curved Display sieht er nicht nur gut aus, sondern bietet auch jede Menge Platz. Dazu kommen noch ein paar nette Features, aber alles der Reihe nach. Ob der erste Wow-Effekt bei der Nutzung anhält, habe ich mir im Test angesehen.
Beim Auspacken fällt dann schon auf, dass HP sich hierzu Gedanken gemacht hat. Am Karton werden nur die Verriegelungen an der Unterkante geöffnet und herausgezogen, schon lässt sich der Karton nach oben abziehen und der PC kommt gut verpackt zum Vorschein. Dadurch ist es auch möglich, den PC ohne Hilfe auszupacken und aufzustellen – zu empfehlen ist ein zweites Paar Hände aber dennoch.
Optisch macht er dann auch schon einige her: Schlanker Standfuß mit integriertem B&O Audiosystem, ein verchromter Haltearm, der das riesige Display hält und dazu ein schlanker Displayrahmen und natürlich das geschwungene Display. Das Design kann sich sehen lassen, wobei das natürlich immer auch Geschmackssache ist. Schönes Detail: Die integrierte Webcam kann bei Nichtbenutzung komplett im Gehäuse verschwinden. Einen Designfehler gibt es allerdings: Der Power-Button sitzt unsichtbar auf der Rückseite und ist auch nicht zu erfühlen. Theoretisch braucht man die Taste nur beim ersten Einschalten, denn konzipiert sind die Systeme mittlerweile so, dass sie mit einem Druck auf die Tastatur wieder an gehen – wer den PC aber lieber komplett herunter fährt muss jedes mal aufs Neue den Power-Button suchen.
Schauen wir uns noch die technischen Daten an, denn die haben es auch in sich:
- 86,3cm (34″) QHD-IPS-Ultrawide-Display
- Intel® Core™ i7-7700T (2,90 GHz, bis 3,80 GHz Boost, 8 MB Cache, 4 Kerne / 8 Threads)
- Intel® H170 Chipsatz
- 512 GB SSD + 2000 GB 7200 U/min SATA Festplatte
- NVIDIA GeForce GTX 950M (4 GB DDR5)
- 2x 8 GB DDR4 RAM Speicher
- 4x USB 3.0, 1x USB 3.1 Type-C™ (Thunderbolt™ 3)
- 3-in-1-Speicherkartenlesegerät
- HDMI Ein- und Ausgang
- Windows 10 Home 64bit
Die Ausstattung hat aber auch ihren Preis: aktuell kostet die getestete Zusammenstellung rund 2500 Euro. Dafür erscheint die Grafikkarte erstmal etwas schwachbrüstig, doch im Hinblick auf den vorgesehenen Einsatzzweck ist die Ausstattung gut abgestimmt. Denn an Gamer richtet sich der PC nicht, sondern eher an all jene, die eine Mischung aus Multimedia-Alleskönner und ernsthaftem Arbeitsgerät für Foto- und Videobearbeitung suchen. Wer hin und wieder mal ein nicht allzu anspruchsvolles Spiel spielt, kann das aber auch mit dem ENVY tun.
Im Lieferumfang ist neben dem PC und dem Netzteil auch ein kabelloses Set aus Tastatur und Maus enthalten. Die Tastatur ist sehr kompakt und flach und macht einen sehr guten Eindruck. Ich bin zwar eher Fan von mechanischen Tastaturen, wer aber kompakte, leise Tastaturen bevorzugt dürfte mit der beiliegenden HP Tastatur sehr gut zurecht kommen. Die Maus ist dagegen schon etwas gewöhnungsbedürftig und für meine Hände zu klein. Das Design ist zwar interessant, haptisch ist sie aber nicht mehr als „ok“. Die würde ich daher wohl ziemlich schnell ersetzen – ein PC in der Preisklasse verdient auch eher eine Maus wie die Logitech MX Master, bislang immer noch eine der besten Mäuse, mit der ich je gearbeitet habe.
Zur Technik: Der PC-Teil steckt beim ENVY AIO im Standfuß, dadurch fällt das Display selbst schön schlank aus. Mit in der Basis integriert ist zudem ein B&O Audiosystem und ein Qi Wireless-Charging-Pad. Wer ein kompatibles Smartphone nutzt, kann es also einfach durch Auflegen auf die Basis aufladen. Der Lautstärkeregler setzt statt auf Tasten auf einen berührungsempfindlichen Ring. Hier legt man nur den Finger auf und dreht in die entsprechende Richtung um lauter oder leiser zu machen. Das bedarf anfangs etwas Übung um nicht ständig von ganz leise auf maximale Lautstärke zu springen, hat man den Dreh aber erstmal raus, ist es ein sehr praktisches Feature. Was mir auf der Feature-Liste aber definitiv fehlt: Eine Höhenverstellung.
Die Verarbeitung gibt keinen Grund zur Klage: Die Spaltmaße sind schön gleichmäßig, das Material fühlt sich obwohl es nahezu vollständig Kunststoff ist angenehm und hochwertig an. Auch knackt und knarzt nichts, wenn man das Display in die richtige Position bringt – abgesehen von der horizontalen Neigung lässt sich aber auch nicht viel einstellen. Dass alle Anschlüsse auf der Rückseite liegen ist etwas unpraktisch, gerade bei Slots wie dem SD-Card-Reader. Hier sollte man die Anschlüsse schnell blind finden, sonst kommt schnell mal Frust auf, weil man den benötigten Anschluss nicht finden kann, ohne halb hinter den PC zu kriechen.
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Software
Vorinstalliert ist Windows 10 – soweit nichts Besonderes. Bei den vorinstallierten Programmen ist HP allerdings angenehm zurückhaltend. Installiert sind nach dem ersten Systemstart 32 Programme, darunter diverse HP Dienstprogramme, aber auch überflüssiges wie die „Wild Tangend Games“ oder der „MacAfee Livesaver“, der nicht viel mehr ist, als ein nerviges Popup, das gerne ein Abo verkaufen möchte. Kann man aber alles deinstallieren, also nicht so wild. Der Großteil der 32 Programme sind allerdings Systemtools und Treiber, die sich in die Liste der Programme setzen – beispielsweise die Intel WiFi und RAID Treiber, Realteks Sound-, LAN- und Audio-Treiber und viele mehr.
Über die diversen HP-Tools lassen sich dann der Garantiestatus prüfen, das Soundprofil einstellen und all solche Dinge – wenig spektakulär, vielleicht ist für den einen oder anderen aber ein nützliches Feature dabei.
Display
Das 34“ große Curved Display setzt auf ein IPS Panel, die Auflösung ist mit 3440×1440 Pixeln angenehm hoch. Damit hat man umso mehr Platz auf dem bereits sehr großen Display. Die Blickwinkel sind angenehm groß und die starke Krümmung lässt einen Eindruck von Immersion entstehen. Allerdings ist es anfangs sehr ungewohnt, wenn zum Beispiel Text nicht mehr in einer geraden Linie verläuft, sondern durch die Krümmung leicht schief erscheint. Schwer zu beschreiben, aber am Ende gewöhnt man sich daran und es fällt einem irgendwann auch gar nicht mehr auf. Schwieriger ist das Display dann allerdings für all Jene, die auf dem System Fotos bearbeiten möchten. Durch die Krümmung ist es schwierig zu erkennen, ob Linien wirklich gerade verlaufen. Hier braucht es einiges an Übung und Umgewöhnung.
Farben wirken sehr natürlich und der Schwarzwert ist gut. Daraus ergibt sich insgesamt ein angenehm natürlich wirkendes Bild, was auch der Bild- und Videobearbeitung zugutekommt. Die Auflösung ist außerdem hoch genug, um keine einzelnen Pixel mehr wahrzunehmen, wenn man in normalem Sitzabstand davor sitzt.
Audio
In der Front ist eine große B&O Soundbar integriert. Die soll für den richtigen Sound beim Zocken und Filmegucken oder einfach Musikhören sorgen. Direkt im Fuß ist außerdem ein Touch-Sensor für die Lautstärkeregelung integriert, was ziemlich praktisch ist.
Der Sound ist auch überraschend gut, Höhen und Mitten kommen klar und differenziert an, lediglich etwas mehr Tiefgang würde ihm nicht schlecht stehen. Für Filme oder zur Untermalung der Spiele reicht es locker aus, auch Musik klingt gut und bei Bedarf kann man auch mittelgroße Räume damit beschallen, ohne dass die Lautsprecher übersteuern. Extra PC-Lautsprecher kann man sich also eigentlich sparen.
Für den einen oder anderen vielleicht auch interessant: Die 720p Webcam ist ok, mehr aber auch nicht. Bei einem Gerät dieser Preisklasse hätte ich mehr erwartet. Immerhin ist die Webcam dank IR-Modul mit Windows Hello kompatibel, sodass man sich die Passworteingabe ersparen kann. Das funktioniert insgesamt auch sehr gut.
Performance
Wem die technischen Daten noch nicht für eine Einschätzung reichen: Er ist schnell, in nahezu allen Bereichen. Im Alltag gibt es nahezu keinerlei Wartezeiten. Die große SSD gepaart mit einem Core i7 und 16GB RAM sorgt für ordentlich Druck, Programme starten sofort und ohne lange Ladezeiten.
Die allgemeine Arbeitsgeschwindigkeit ist also sehr hoch, sodass es schlichtweg Spaß macht damit zu arbeiten. Viele Browsertabs und parallele Programme, alles kein Problem – im Officealltag konnte ich ihn nicht an seine Grenzen bringen. Erst beim Gaming oder anspruchsvoller Videobearbeitung kommt er dann an seine Grenzen.
Was beim Benchmarken direkt wieder auffiel: Die eher ziemlich schlechten Werte der SSD. Über 1,5ms Reaktionszeit, nur 350MB/s seq. Schreibend und 4K QD64 laufen mit sagenhaften 62MB/s – alles erschreckend lahm für eine Samsung NVMe-SSD, die eigentlich deutlich höhere Werte erzielen sollte. Hintergrund ist – mal wieder – der veraltete Windows 10 NVMe Treiber. Den Punkt hatte ich schon in diversen Tests bemängelt und er besteht weiterhin. Den aktuellen Treiber findet ihr bei Samsung, nach der Installation entsprechen die Werte wieder dem, was mit der SSD wirklich möglich ist. Ärgerlich und vermeidbar.
Ansonsten sind die Ergebnisse wenig überraschend. Die Grafikkarte liefert keine Wunder, so viel war auch schon vorher klar, gerade bei der Auflösung. Für nicht so anspruchsvolle Titel reicht aber selbst die verbaute GeForce 950M noch aus. Diablo 3 lief in nativer Auflösung und mittleren Details mit kontinuierlich über 30 FPS spielbar flüssig, auch World of Warcraft ist mit mittleren Settings spielbar, wenn auch nicht optimal.
Anspruchsvollere Titel sind dann aber eher nicht drin – hier gibt die Grafikkarte dann auf. Mit der Kombination aus RAM und CPU wäre ansonsten locker auch mehr möglich.
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Emissionen
Wo gehobelt wird, fallen Schnitzel. Oder so ähnlich. Auf jeden Fall muss die Abwärme der Komponenten weg und das möglichst leise. Unter normaler Last gelingt das auch mühelos. Der Lüfter surrt leise vor sich hin und ist eigentlich nur hörbar, wenn man sein Ohr direkt auf den Luftauslass legt.
Moderate Last – also beispielsweise ein einfaches Spiel oder ähnliches – steckt er ebenfalls locker weg. Der Lüfter ist in leiser Umgebung zwar leise hörbar, aber keinesfalls störend. Erst bei sehr starker Last muss er dann deutlich hörbar aufdrehen. Ist die CPU zu 100% ausgelastet, muss der Lüfter schon ordentlich schuften, um das System kühl zu halten, was man dann auch hört. Immerhin: Hochfrequentes Pfeifen bleibt aus, man kann das Rauschen daher gut übertönen.
Extreme Last, also zu 100% ausgelastete CPU und GPU, ist dann natürlich Schwerstarbeit für den Lüfter. Das hört man definitiv, es mischt sich zudem ein leichtes Pfeifen in das Rauschen. Unterhaltungen während man bei dieser Last vor dem System sitzt waren schon nur noch schwer möglich. Aber wie erwähnt: Der Test simuliert extreme Last, die unter normalen Bedingungen eigentlich nie vorkommen.
Dann sind da noch die Temperaturen, und die waren durchgehend okay. Maximal 71°C hat die CPU-Diode gemessen, während die GPU bei 69°C unterwegs war. Beide Werte jeweils während des Extremtests. Soweit also alles im grünen Bereich.
Fazit
Für einen All-in-One PC macht der HP ENVY 34“ vieles richtig. Die Leistung passt, das Design stimmt und das Display macht richtig Spaß. Was allerdings fehlt ist die passende Nische: Die Komponenten, Displaygröße und -auflösung sprechen für die Nutzung für Videoschnitt und Fotobearbeitung, das gewölbte Display aber eher für Gaming und Multimedia. Er sucht daher noch seinen Platz, was irgendwo schade ist – denn die Nutzung macht echt Spaß und ich gebe ihn nur ungern wieder her.
Negativpunkte gibt es wenige: Alle Anschlüsse auf der Rückseite und der versteckte Power-Button sind zwei Kleinigkeiten, die mich im Alltag gestört haben. Dann ist da noch die fehlende Höhenverstellung, die gerade große Nutzer stören dürfte. Mit derzeit rund 2500 Euro ist das System auch nicht gerade günstig – gemessen an der verbauten Hardware, insbesondere dem Display, ist der Preis aber durchaus gerechtfertigt.
Wer also einen eleganten, großen und leistungsfähigen All-in-One-PC sucht wird mit dem ENVY in 34“ ganz sicher glücklich. Wer das System aber für Foto- oder Videobearbeitung nutzen will, sollte sich vielleicht eher bei den ungewölbten ENVY All-in-Ones umsehen.
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