Mit den FreeClip wagt sich Huawei an ein interessantes Hörkonzept, das es so bisher nur selten gab: Hochwertige Technik, guter Klang, einzigartige Trageform und Open-Ear-Konzept. Damit kannst du Musik hören und bekommst dennoch etwas von deiner Umwelt mit.
Huawei produziert einige der besten Smartphone-Kopfhörer auf dem Markt und versucht sich hin und wieder an ungewöhnlichen Designs. Die neuen Huawei FreeClip sind eine Art „Open-Ear“-TWS. Sie sitzen nicht im Ohrkanal, sondern in der Ohrmuschel. Die Umwelt wird also nicht ausgeblendet. Damit gehen sie in die Gegenrichtung nahezu aller In-Ear-Kopfhörer mit konsequenter Abdichtung und aktiver Geräuschunterdrückung.
Aber nicht nur das Hörerlebnis ist anders, sondern auch der Sitz der Kopfhörer. Sie haben eine Art C- bzw. Klammer-Form und sehen damit eher wie Ohrringe aus. Diese Trageart ist – gerade im Vergleich zu klassischen In-Ears – sehr angenehm. Das Gewicht verteilt sich besser und es gibt kein unangenehmes „Druckgefühl“ im Ohrkanal.
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Wie bei den meisten Kopfhörern von Huawei gibt es – abgesehen vom Design – sehr gute Technik, die das Gesamtpaket abrundet. Klingt alles zu gut, um wahr zu sein? Gibt es keine Nachteile? Gehen wir durch die wichtigsten Eckdaten und meiner Erfahrung im Alltag.
Lieferumfang
In der minimalistischen Verpackung stecken die Kopfhörer (5,6 g) samt Ladegehäuse (5,97 x 5,19 x 2,73 cm, 45,5 g), ein USB-C-Ladekabel und die üblichen Zettel. Da die Huawei FreeClip nicht ins Ohr gesteckt werden, gibt es nicht die typischen Silikon-Aufsätze.
Auf der Rückseite stehen technische Details, aber auch der QR-Code und Link zur „Huawei AI“-App. Diese ist nicht im Google PlayStore bei Android-Geräten zu finden und muss über eine APK-Datei installiert werden. Für iPhones gibt es die App ganz normal im Appstore.
Huawei gibt 2 Jahre Garantie, die Details könnt ihr hier nachlesen.
Design und Ladecase
Die Huawei FreeClip besitzen ein ungewöhnliches Design und erinnern (vor allem beim Tragen) an einen Ohrring. Selbst bei intensivem Sport oder Headbangen bleiben sie aber am Ohr.
Im runden Teil der Kopfhörer befinden sich zwei 10,8mm Magnettreiber, die Verbindung zum dickeren Akku/Technikbereich in Form einer Bohne geschieht über eine Brücke „aus einer hochleistungsfähigen Ni-Ti-Formgedächtnislegierung“. Diese Brücke kann gebogen werden, um sie gut an der Ohrmuschel befestigen bzw. „anklippen“ zu können.
Die Oberfläche der Kopfhörer ist spiegelnd, Fingerabdrücke werden dennoch gut versteckt. Sie sind laut IP54-Zertifikat beständig gegen Spritzwasser, Staub und Wasser. Geringe Mengen und kurze Dauer halten sie aus und sind damit gut für schweißtreibenden Sport geeignet.
Die Ladehülle ist dagegen nicht wasserdicht und hat eine matte Oberfläche. Die Form und genutzte Technik (Status-LED, USB-C, Lautsprecher zum Finden, kleiner Button rechts) ähnelt vielen anderen aktuellen Huawei-Modellen.
Kopfhörer und Ladehülle fühlen sich hochwertig verarbeitet an, haben keine scharfen Kanten und sollten den ein oder anderen Sturz locker aushalten. Hier gibt es wirklich nichts zu meckern.
In Deutschland gibt es sie in den Farben Lila und Schwarz zu kaufen, wobei Huaweis Schwarz eher einem Dunkelgrau bzw. Dunkelsilber ähnelt.
Bedienung
Bedient werden die Huawei FreeClip über drei verschiedenen touchempfindliche Stellen (Kugel, Brücke, Bohne). Die Touchgesten funktionieren wie gewohnt (Doppeltippen, Dreifachtippen) und können in der „Huawei AI“-App angepasst werden. Die gesamte Bedienung ist einfach und angenehm.
Das funktioniert im Alltag recht gut, auch wenn die Brücke direkt am Ohr (wie bei mir) anliegt. Die meiste Zeit über habe ich auf die Brücke getippt, da sie am leichtesten zu erreichen ist.
Dazu gibt es eine optionale Trageerkennung. Damit wird die Wiedergabe automatisch pausiert und fortgesetzt, sobald die Kopfhörer aus dem Ohr genommen oder eingesetzt werden.
Dank Dual Device Connection können die Huawei FreeClip mit zwei Geräten (Smartphones, Tablets, PCs oder Wearables) gleichzeitig verbunden werden.
Software – App
Huawei sammelt alle Geräte in der „Huawei AI Life“-App, dort können Einstellungen angepasst und die Firmware aktualisiert werden. So auch die Huawei FreeClip. Die Software-Abteilung für Kopfhörer gleicht sich sehr, weshalb ich auf den Test der FreeBuds Pro 3 verweise. Hier gehe ich im Detail auf die App und Einstellungsmöglichkeiten für Kopfhörer ein.
Dennoch und in kurz: Die App ist eine meiner liebsten Hersteller-Apps, da sie einfach gestaltet aber dennoch umfangreich ist. Zudem kann sie ganz ohne Nutzerkonto verwendet werden.
Klangbild
Nun aber Butter bei die Fische: Wie klingen die Huawei FreeClip? Obwohl sie nicht direkt im Gehörgang liegen, kommt der Ton klar und sauber an. Nichts klingt verzerrt oder „hohl“, was mich erstmal überrascht hat. Huawei rühmt sich, ein ausgeklügeltes System zu nutzen, um den Klangverlust zu minimieren und die Schallwellen direkt ins Ohr zu transportieren.
Musik und Stimmen (z.B. in Podcasts oder Anrufen) klingen deutlich, haben Höhen und sogar leichter Bass ist zu hören. Natürlich ist das Klangerlebnis nicht auf dem Niveau von In-Ears oder den großen Over-Ear-Kopfhörern. Für das „Open-Ear“-Design ist der Klang aber sehr gut. Als großen Pluspunkt bekommt man eben noch die Umgebung mit, was toll für Spaziergänge, Fahrradfahrten, Eltern mit Kind*ern oder im Büro ist.
Achja: Bei Telefonaten nutzen die Huawei FreeClip die verbauten Mikrofone und einen sogenannten Mehrkanal-DNN (Deep Neural Network)-Algorithmus. Damit sollen Umgebungsgeräusche auf deiner Seite herausgefiltert werden. Bei mir hat das tatsächlich die meiste Zeit über hervorragend funktioniert (z.B bei Autos im Straßenverkehr, Staubsauger und beim Kochen).
Als Audiocodecs werden offiziell SBC und AAC (üblich), L2HC und LC3 (hochwertig) unterstützt. Welche du davon nutzen kannst, hängt vom deinem Smartphone ab. Die „Huawei-AI“-App bietet zudem eine solide Auswahl an Equalizern, um den Klang an die persönliche Präferenz anzupassen.
Der Tragekomfort und der gute Klang ergeben ein spannendes Audio-Produkt: Ich kann damit stundenlang Musik und Podcasts in deutlicher und klarer Qualität hören, ohne dabei von der Umwelt abgeschottet zu sein. Perfekt für den Einsatz im Home-Office. Dabei sind sie so leicht und bequem angebracht, dass ich oft vergesse, dass ich überhaupt Kopfhörer trage.
Erst im Fitnessstudio, mit lauter Musik, merke ich dann den Nachteil des Open-Ear-Konzepts. Sie werden aber – auf maximaler Stufe – ausreichend laut, um dennoch gut durch die Trainingseinheit zu kommen. Sei dir hier einfach bewusst: Für laute Umgebungen (Restaurant, Bahnfahrt, Fitnessstudio etc.) sind sie nicht ideal, wenn man die Umwelt ausblenden will/muss.
Reichweite und Sprachqualität
Dieser Absatz wird kurz und knapp: Die Reichweite wird mit 10 Metern angegeben und während meiner Testphase kam das auch gut hin. Ich konnte das Smartphone in der Küche liegen lassen und durch das ganze Haus gehen, ohne Abbruch. Im Fitnessstudio gab es dagegen – nur selten – leichte Störungen mit anderen BT-Kopfhörern. Das ist aber ein Sonderfall und hielt auch nur wenige Sekunden an.
Die verbauten Mikrofone leisten wie bereits bei den FreeBuds Pro 3 eine gute Arbeit. Meine Stimme klingt deutlich und nicht dumpf, Störgeräusche werden gut herausgefiltert. Die Sprachqualität der Buds Pro 3 ist aber noch einen Ticken besser.
Akku und Laden
Der verbaute Akku in den Kopfhörern ist 55 mAh groß und soll rund 8 Stunden (bei 50 Prozent Lautstärke) durchhalten. Im Ladegehäuse stecken 510 mAh, die sollen für 36 Stunden Akkulaufzeit sorgen. Das kommt in meinem Testzeitraum sogar hin und sorgt für unbeschwerte Nutzung, ohne ständige Angst, die Teile laden zu müssen.
Ist der Akku doch mal leer, können sie im Ladegehäuse über USB-C (von 0 auf 100% in etwa 1 Stunde und 45 Minuten) oder kabellos (bis zu ca. 2 W, ca. 3 1/2 Stunden) geladen werden. Per Kabel zu laden geht am schnellsten, es ist aber sehr bequem, die Kopfhörer einfach auf die Ladestation zu legen. Es gibt sogar akustisches Feedback, cool!
Huawei FreeClip Fazit: Spannend, bequem, frisch
Im täglichen Gebrauch sind die Huawei FreeClip Oberklasse-Kopfhörer, die mit einem ungewöhnlichen, aber bequemen Sitz punkten können. Gleichzeitig bieten sie den Vorteil, die Umgebung auch ohne eine softwareseitigen „Transparenz-Modus“ mitzubekommen. Damit revolutioniert Huawei nicht den Kopfhörermarkt oder stellt neue Höchstleistungen auf. Das Konzept ist aber für kleine TWS neu und funktioniert. Tatsächlich funktioniert es so gut, dass ich sie inzwischen täglich mehrere Stunden nutze und die meiste Zeit nicht merke, sie zu tragen.
In lauten Umgebungen, wo man gewollt nichts mitbekommen will, können sie natürlich nicht mit klassischen TWS mithalten. Die haben mit ANC dann die Oberhand. So muss ich sie im Fitnessstudio auf voller Lautstärke nutzen, da dort viel zu laut „Gute Laune“-Technopop gespielt wird. Ansonsten sind die Huawei FreeClip eine gelungene Alternative für Menschen, denen In-Ear-Kopfhörer nicht liegen oder die Umgebungsgeräusche mitbekommen müssen/wollen.
Mit einem UVP-Preis von 199 Euro* sind sie nicht günstig, bewegen sich aber unterhalb der bekannten Oberklasse-Konkurrenz von Sony, Bose, Sennheiser etc.
Audio und Video im Shop
Via: Huawei FreeClip* – Stand: 01.2024