Huawei P10 im Test: Klasse Kamera, klasse Haptik und ein grober Schnitzer

      Huawei P10 im Test: Klasse Kamera, klasse Haptik und ein grober Schnitzer

      Zum MWC 2017 in Barcelona hat Huawei wenig überraschend das Huawei P10 präsentiert. Der Nachfolger des beliebten P9 (hier unser Test) will nicht durch bahnbrechende Innovationen punkten, sondern durch eine sinnvolle Weiterentwicklung des bestehenden Modells. Ob das Konzept aufgeht habe ich mir angesehen.

      Viele Änderungen gegenüber dem Huawei P9 gibt es auf den ersten Blick nicht. Ein Großteil der Neuerungen fanden unter der Haube statt, wie die verbesserte Kamera, die nun identisch zum Huawei Mate 9 ist, oder der neue Kirin 960 SoC für mehr Performance. Äußerlich auffälligste Änderung ist der Homebutton auf der Front. Dieser dient auch gleichzeitig als Fingerprint-Reader und Bedienelement per Gesten – so, wie es Huawei schon im Mate 9 Pro und der Porsche-Edition verbaut hat. Ansonsten wurde etwas am Design gefeilt, jetzt sieht es noch etwas mehr nach iPhone aus. Stört mich nicht wirklich, denn durch die Änderungen liegt es sehr gut in der Hand. Sogar noch etwas besser, als das P9.

      Aber fangen wir von vorne an und schauen uns erst noch einmal die technischen Daten an:

      • System: Android 7.0 Nougat, EMUI 5.1
      • Display: 12,95cm (5,1″), 1920 x 1080 Pixel, 432 PPI
      • Prozessor: Kirin 960 Octa-Core; 4x 2,4 GHz, 4 x 1,8 GHz
      • Speicher: 4 GB RAM + 64 GB ROM
      • Bluetooth 4.2, 802.11ac/a/b/g/n, 2.4G / 5G, USB 2.0
      • Kamera: Leica Dual-Kamera, 20MP Monochrom + 12MP RGB, OIS (Optical Image Stablization), Dual-tone Flash, PDAF + CAF + Laser + Depth Auto Focus, 2x Hybrid Zoom, 4K Video Recording
      • Sensoren: Fingerprint Sensor, G-Sensor, Gyroscope Sensor, Compass, Ambient Light Sensor, Proximity Sensor, Hall Sensor
      • Besonderheiten: SuperCharge, Knuckle-Sense, Support für 192 Khz / 24 bit Audio
      • Height: 145.3 mm, Width: 69.3 mm, Depth: 6.98 mm, Weight: About 145 g
      • Lieferumfang: Huawei P10, Headset, SuperCharge Ladegerät, USB-C Kabel, Quick Start Guide, SIM-Tray-Tool, Kunststoff-Case, Schutzfolie (bereits auf dem Display)

      Gerade bei der Kamera hat sich zum Vorgänger also einiges getan. Einerseits hat das P10 nun auch einen Optischen Bildstabilisator verpasst bekommen, andererseits auch den mit 20 Megapixeln deutlich höher auflösenden Schwarz-Weiß Sensor. Dadurch fängt es nun noch weit mehr Details ein als der Vorgänger und das auch bei weniger Licht dank Bildstabilisierung. Schade ist nur, dass die Blende weiterhin bei F2.2 liegt, im größeren P10 Plus konnte sie auf F1.8 vergrößert werden.

      Haptik & Optik

      Es liegt auch wirklich sehr gut in der Hand und lässt sich problemlos mit einer Hand bedienen. Die Tasten am rechten Gehäuserand geben gutes haptisches Feedback und sitzen angenehm fest im Gehäuse. Wackeln oder klappern gibt es daher nicht, der Druckpunkt ist gut zu spüren und der Power Button wurde außerdem extra aufgeraut, um ihn auch blind zu finden. Wer hinguckt, erkennt dann aber den feinen roten Ring, den man vom Nova übernommen hat. Das setzt noch mal einen kleinen Farb-Akzent bei meinem schwarzen Modell.

      Das Gehäuse ist, wie auch schon bei den Vorgängern und anderen Huawei Flaggschiffen komplett aus Aluminium gefertigt und fühlt sich dadurch extrem hochwertig an. Es gibt keine Übergänge oder unnötige Kanten, alles erscheint aus einem Guss – auch die in die obere und untere Kante eingelassenen Antennen. Optisch erinnert es dadurch recht stark an Apples iPhone, was allerdings auch bei vorherigen Modellen schon zutraf.

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      Haptisch ist der Fingerprint-Reader auf der Front sehr gewöhnungsbedürftig – zumindest für mich. Gewohnt bin ich ihn auf der Rückseite und finde ihn dort auch angenehmer, allein aufgrund der Zusatzfunktionen, die der rückseitige Fingerprint-Reader beim P9 bot. Auf der Front bietet er dafür andere Vorteile, so kann man das P10 problemlos entsperren, wenn es auf dem Tisch liegt, ohne es dafür aufnehmen zu müssen. Was wichtiger ist, muss jeder für sich entscheiden. Positiv ist auf jeden Fall die Geschwindigkeit, denn der Fingerprint-Reader im Huawei P10 lässt jeden mir bekannten Reader hinter sich. Das P10 ist schlicht sofort entsperrt, es gibt keine Denksekunde oder Bearbeitungszeit, das Telefon ist sofort beim Auflegen des Daumens entsperrt. Die Erkennungsrate ist außerdem sehr hoch, Fehler bzw. nicht erkannte Finger gab es nur selten.

      Woran ich mich aber wohl nie so recht gewöhnen werde sind die Gesten auf dem Homebutton/Fingerprint-Reader. Wie schon beim Mate 9 Pro bzw. dessen Porsche Edition ist es möglich, statt der üblichen Onscreen-Tasten die Befehle per Geste auf dem Homebutton auszuführen. Kurz antippen ist zurück, gedrückt halten Homebutton und von links nach rechts oder rechts nach links drüber wischen öffnet die Multitasking-Ansicht. Wie oft ich schon „zurück“ statt dem App-Switcher ausgelöst hab, weiß ich gar nicht mehr. Je nach App oder Website kann das aber ziemlich nerven, weil alle zuvor gemachten Eingaben damit hinfällig sind. Auch nach mehreren Wochen Nutzung passiert es mir immer noch, dass ich Zurück gehe statt den Home Screen zu sehen oder andersrum. Irgendwann klappt es aber vielleicht….

      Display

      Beim Display hat Huawei sich wieder für ein FullHD Display entschieden, zumindest im kleinen P10 – das P10 Plus hingegen setzt auf ein Display mit 2560×1440 Pixeln Auflösung. Trotz der heutzutage fast schon niedrig erscheinenden Auflösung ist das IPS Panel richtig scharf und Schrift sehr gut lesbar. Auch Fotos, Videos und andere Inhalte sind knackscharf und die Farbdarstellung weiß zu gefallen. Farben wirken auf mich natürlich und nicht übersättigt, ohne dabei zu kühl auszusehen.

      Von Haus aus ist bereits eine Schutzfolie aufgebracht, die angesichts des verwendeten Gorilla Glass 5 eigentlich nicht nötig ist. Was dem Glas aber fehlt ist ein sogenannter „Oleophobic Layer“ – also eine fettabweisende Schicht, die die Fingerabdrücke minimiert und die Reinigung leichter macht. Dadurch ist das Display des P10 sehr schnell schmierig und lässt sich auch nicht so gut reinigen, wie es bei anderen Smartphones des Fall ist. Auf Dauer wirklich nervig, die Folie sollte also am besten drauf gelassen werden. Huawei sagt dazu übrigens folgendes:

      we have reduced the oleophobic coating on P10 and P10 Plus to ensure the first capacitive under glass fingerprint​ sensor with smart touch gesture navigation works well. The screen is protected with Gorilla Glass 5 with factory installed screen protection film which should give consumers a good balance of user experience and protection.

      Frei übersetzt: Die Fettabweisende Schicht wurde reduziert, um die Funktion des unter dem Glas liegenden Fingerprint-Sensors zu gewährleisten. Dafür gibt es eine ab Werk aufgebrachte Schutzfolie, die eine gute Balance aus Usability und Schutz darstellen soll. Interessant daran ist, dass der Fingerprint-Reader der einzige Bereich des Displays ist, der immer sauber und fettabweisend war.

      Software

      Huawei setzt beim P10 auf seine bekannte Emotion UI, kurz EMUI. Beim P10 ist natürlich auch direkt die aktuellste Version 5.1 installiert, also auch Android 7.0. Ausgeliefert wird es zudem mit den aktuellen Android Sicherheits-Patches vom Februar 2017. Wenn Huawei so weiter macht wie bisher dürften die Patches für März auch bald anstehen.

      Insgesamt läuft Android 7.0 angenehm flüssig auf dem P10, Aussetzer und Gedenksekunden kommen quasi gar nicht vor. Das von Android sonst berühmte Micro-Ruckeln beim Scrollen ist für mich auch nicht mehr wahrnehmbar. Die Huawei Software hat dabei noch ein paar Besonderheiten an Board, einige davon sind ziemlich praktisch – andere eher nicht so.

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      Fangen wir mal mit den nützlichen an: Für die Einhandbedienung hat man auch im P10 das „Schnellmenü“ integriert, das man sich an einen beliebigen Punkt am linken oder rechten Rahmen setzen kann, um z.B. die Android Menü-Buttons dort schneller zu erreichen. Auch den Einhandmodus durch „verkleinern“ des Displays gibt es im P10. Streicht man mit dem Daumen von der unteren rechten Ecke zur Mitte des Displays, verkleinert sich der nutzbare Display-Bereich so, dass man es sicher mit einer Hand nutzen kann.

      Wer Screenshots machen will findet hier auch nützliche Funktionen wie den Scrollshot oder eine direkte Bearbeitungsmöglichkeit um beispielsweise Text zu verpixeln oder ähnliches. Nutzer von zwei SIM-Karten können sich außerdem per „App-Twin“ eine App klonen, um beispielsweise auf beiden SIM-Karten parallel Whatsapp zu nutzen oder zwei verschiedene Facebook-Konten gleichzeitig zu verwalten.

      Der Launcher kann auch hier wieder angepasst werden, so kann man wählen zwischen dem klassischen EMUI Launcher in iOS Optik und ohne App-Drawer und dem neuen Huawei Launcher mit App-Drawer und Widgets. Natürlich kann aber auch wie gewohnt der eigene Favorit installiert werden – ich nutze hier primär den Nova Prime Launcher.

      Neben den normalen, mittlerweile sehr umfangreichen App-Berechtigungen von Android selbst hat Huawei hier auch noch nachgelegt. So kann man nicht nur bestimmen, welche Apps welche Berechtigungen erhalten, sondern auch deren Energieverbrauch optimieren, über die Bordmittel von Android hinaus. Auch können Apps geschlossen werden, sobald das Display aus geht oder ganz von der Optimierung ausgenommen werden.

      Die Möglichkeiten sind also vielfältig, genauso vielfältig wie die verfügbaren Themes für EMUI, die über den Theme Manager installiert und aktiviert werden können. Wer sein Smartphone also personalisieren möchte, hat hier jede Menge Möglichkeiten das zu tun.

      Bei den eher nicht so elegant umgesetzten Features gibt es aber auch ein paar. Knuckle Touch, also die Möglichkeit, mit dem Fingerknöchel Screenshots zu erstellen, den Splitscreen-Modus zu starten oder ähnliches ist zwar nett gemeint, in der Handhabung ist es aber eher nervig. Zudem wurde mein Daumen auch recht häufig als Knöchel erkannt, sodass dann in Spielen ein Screenshot aufgenommen wurde, obwohl ich eigentlich nur Scrollen wollte. Auch nach deaktivieren des Features kommt es noch vor, dass die Screenshot-Geste fälschlicherweise erkannt wird. Das dürfte aber eher als Bug gelten und hoffentlich auch in kommenden Updates behoben werden.

      Wo wir schon bei Bugs sind, so gibt es hier und da auch noch ein paar – klar, bei einem neuen Gerät. Hin und wieder laufen nämlich die Google Dienste Amok und fressen einfach mal den Akku leer, da hilft dann oft nur ein Neustart oder das Löschen sämtlicher App-Daten der Google Play Services. Aber auch das ist nur eine Sache der Optimierung, damit es behoben wird.

      EMUI 5.1 hat also auf dem P10 hier und da noch mit ein paar Kinderkrankheiten zu kämpfen, gemessen am Mate 9 und P9 sollten diese aber auch schnell behoben sein.

      Kamera

      Hier gab es einerseits das Upgrade auf das 12 + 20 Megapixel-Modul samt OIS des Mate 9, darüber hinaus wurde aber auch die Kamera-App noch weiter aufgebohrt. Hinzugekommen ist ein Portrait-Modus, der Portraits wie mit einer „echten“ Kamera ermöglichen soll. Ähnliches kennen wir schon vom Apple iPhone 7 Plus, das mittels seiner zwei Kamerasensoren eine Tiefenschärfe erzeugt, wie sie bisher mit einem Smartphone nur schwer umsetzbar war.

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      Schauen wir uns daher erstmal die App selbst an. Wer schon mal ein Huawei-Smartphone genutzt hat, findet sich sofort zurecht. Am linken bzw. oberen Rand, je nach Ausrichtung, befinden sich die Leica Filter, der Portrait-Modus, der Große-Blende-Modus, Allgemeine Filter, der Kamera-Wechsel-Button und die Blitzeinstellungen. Am rechten bzw. unteren Rand befinden sich im Standard-Modus der Auslöser und Modus-Wechsel-Button um zwischen Foto und Video umzuschalten. Über dem Auslöser liegt dann wieder der kleine Balken, über den sich der Pro-Modus aktivieren lässt, über den sich dann Belichtungszeit, ISO, Fokus, Weißabgleich und Belichtungskorrektur manuell steuern lassen.

      Wer noch mehr Optionen braucht, findet sie mit einem Wisch vom linken Rand, hier verstecken sich dann noch diverse Optionen wie der Schwarz-Weiß-Modus, Nachmodus, Panorama, HDR, Zeitraffer, und viele mehr. Viele der Optionen lassen sich auch manuell über den erweiterten Modus realisieren, wenn man sich ein wenig damit auskennt.

      Der Automatik-Modus bietet insgesamt auch kaum Grund zur Beschwerde. Der Fokus sitzt nahezu immer und auch sehr schnell, die Belichtung trifft er ebenfalls sehr gut – anders als beim Mate 9, das hier und da noch zum Überbelichten neigt. Fotos bei Tageslicht gelingen damit eigentlich immer, was aber heutzutage auch Standard sein sollte.

      Was das P10 besonders gut kann – auch im Vergleich mit der Konkurrenz – sind Fotos bei Gegenlicht. Selbst bei Sonnenuntergang kann man mit dem P10 voll drauf halten und erhält scharfe, kontrastreiche Bilder mit einer guten Dynamik. Hier schwächeln viele Konkurrenten, was dann meist zu ausgewaschenen Farben oder kontrastarmen Fotos führt.

      Wird es dunkler, hat das P10 natürlich wie alle anderen damit zu kämpfen. Die Kombination aus den zwei Sensoren, dem Optischen Stabilisator und einem ausgereiften Algorithmus leisten hier aber ganze Arbeit. Fotos werden damit selbst bei eher schlechten Lichtverhältnissen noch gut, Farben wirken teils aber etwas blass. Auch das Rauschen nimmt natürlich sichtbar zu, wird aber durch den Bildverarbeitungs-Algorithmus noch gut im Zaum gehalten. Dazu nimmt das P10 auch im Standardmodus mehrere Bilder auf, die dann zu einem Foto zusammengerechnet werden. Insbesondere Farbrauschen wird dadurch fast komplett entfernt. Etwas Rauschen bleibt aber natürlich, das reduziert das P10 durch einen Weichzeichner ganz gut, Ausdrucke auf 100% Bildgröße möchte man aber trotzdem nicht unbedingt anfertigen.

      Bilder sagen aber mehr als Text, daher hier mal ein paar Testfotos vom P10.

      Der Portraitmodus ist noch nicht so ganz ausgereift. Wie auch bei der Konkurrenz scheitert der Modus an scharfen Kanten, sodass die Übergänge etwas holprig sind oder auch Bereiche unscharf werden, die eigentlich scharf sein sollten – oder umgedreht. Auch sieht man häufig eine Art Übergang zwischen scharf und unscharf rund um das Objekt herum. Insgesamt ist das Ergebnis aber ok, bei den Schwächen wird Huawei sicher noch mit kommenden Updates nachbessern. Sofern man die Fotos nicht in groß ausdrucken will, reicht die Leistung des Portrait-Modus im Großen und Ganzen.

      Wie es sich für Hauwei gehört, hat der Portrait-Modus aber auch einen Beauty-Filter, um die Haut direkt zu verschönern und Unreinheiten zu beseitigen. Hier kann man einfach per Schieberegler von 0 für aus bis 10 sein Model „verschönern“. Vergrößert man die Fotos, sieht man dann auch die Problemzonen des Portrait-Modus:

      Beim manuellen Modus lassen sich wie erwähnt viele Parameter des Fotos manuell einstellen. Hat man ein Stativ oder eine stabile Unterlage zur Hand, um das P10 darauf beim Fotografieren abzustellen, kann man auch Nachts sehr gute Ergebnisse erzielen. Zwar sieht man auch bei geringem ISO-Wert vermehrt Rauschen, für ein Smartphone sind die Ergebnisse dennoch sehr gut. Fotos lassen sich auch als RAW-Dateien im DNG Format speichern, wenn man den Pro-Modus nutzt. Bei Nachtaufnahmen sieht man hier allerdings, was der Bildprozessor im P10 so leistet: Die RAW-Aufnahmen rauschen sehr stark und sind mit normaler Bildbearbeitung kaum zu retten. Wirklich überraschend ist das nicht, der kleine Sensor vermag eben auch nicht zu zaubern. Aufnahmen bei gutem Licht dagegen lassen sich dadurch sehr umfangreich nachbearbeiten – auch direkt auf dem Smartphone, beispielsweise mit Adobe Lightroom Mobile.

      Insgesamt ist die Kamera sehr gut gelungen, auch das Mate 9 kann sie minimal hinter sich lassen. Sie erscheint softwareseitig etwas ausgereifter, runder. Mal vom noch nicht perfekten Portrait-Modus abgesehen.

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      Im Video-Modus Liefert die Kamera ebenfalls gute Ergebnisse. Auch der Bildstabilisator arbeitet gut – mit einer Ausnahme: ist die elektronische Stabilisierung ebenfalls aktiv, wie es standardmäßig der Fall ist, werden Bild und Ton asynchron abgespielt. Offenbar hat der elektronische Stabilisator hier noch deutlich mit dem optischen Stabilisator zu kämpfen, sodass es zu Verzögerungen in der Verarbeitung kommt. Deaktiviert man den elektronischen Stabilisator, oder schaltet einfach in den 60FPS oder 4K Aufnahme-Modus, ist das Problem aber nicht mehr vorhanden.

      Akkulaufzeit

      Wohl einer der wichtigsten, wenn nicht sogar der wichtigste Punkt. Der Akku fasst 3200mAh, was gemessen an der Auflösung und Displaygröße mehr als ausreichen sollte. Dazu gibt es Supercharge, womit der Akku des P10 schnell wieder gefüllt ist.

      In der Praxis habe ich allerdings bei meiner recht starken Nutzung teilweise Probleme, über den Tag zu kommen. Grund dafür sind Google Services, die im Hintergrund den Akku leer saufen, obwohl das P10 einfach nur auf dem Tisch liegt. Leert man den Cache der Dienste, ist ein paar Tage alles gut. So ganz rund lief das Zusammenspiel in meinem Fall daher noch nicht. Von anderen Testern habe ich diese Probleme allerdings nicht gehört, man kann hier also Glück oder auch Pech haben.

      Liefen die Google Services fehlerfrei, kam ich aber mühelos durch den Tag. Zur normalen Nutzung zählen bei mir die Synchronisation mehrerer E-Mail-Konten samt Push-Notifications, dazu Netzwerke wie Twitter oder Messenger, die ebenfalls alles per Push direkt auf das Smartphone schieben. WLAN, Bluetooth, GPS und alle weiteren Ortungsdienste liefen ebenfalls immer, ohne sie manuell abzuschalten. Ansonsten wurde eben noch im Feedreader gelesen, etwas Musik per Bluetooth-Kopfhörer gehört, ein wenig surfen, hier und da mal ein Video – was man halt so tagsüber macht.

      Nach einem derartigen Arbeitstag hatte das P10 dann in der Regel noch genügend Reserven, um spontan noch etwas zu unternehmen, ohne Panik um den Akku haben zu müssen. Meist lag die Restkapazität bei etwa 40% am Abend.

      Supercharge ist dann so eine Funktion, die einen wirklich retten kann. Um den Akku von 16 auf etwas über 50% zu laden benötigt das Schnellladegerät keine 25 Minuten. Weitere 10 Minuten brachten mir dann am Ende 65% Akkuladung. Vergessen das Handy über Nacht zu laden? Kein Problem, in der Zeit, in der man sich morgens fertig macht, ist auch der Akku wieder ausreichend gefüllt. Eine komplette Ladung dauert dann mit etwa 1,5 Stunden aber etwas länger, denn umso voller der Akku, desto langsamer wird der Ladevorgang. Das schont den Akku langfristig.

      „Bonus“

      Da es sich anbot auch ein kurzes Wort zum Service, weil das auch hier und da gefragt wird. Während des Tests des P10 hat sich mein Mate 9 spontan verabschiedet – Totalausfall, wahrscheinlich das Mainboard. Also als Berliner kurzerhand in den neuen Huawei Customer Service Store gegangen, kurze Erklärung, in weniger als 24 Stunden(!) soll das Mate 9 repariert sein. Abends hin gebracht, sollte es tags darauf fertig sein. Das Ersatzteil war dann leider doch nicht lagernd, daher war es erst einen Tag später fertig. Dennoch super schnell. Wäre das Gerät nicht schon älter als 3 Monate, hätte es sogar einen Soforttausch gegeben.

      Für Berliner und Umgebung also eine super Sache, die Mitarbeiter vor Ort waren auch sehr freundlich.

      Fazit

      Insgesamt liefert das Huawei P10 eine solide Vorstellung und kann seinen Vorgänger in vielen Punkten übertrumpfen. Es liegt wunderbar in der Hand, die Verarbeitung ist großartig und die Leistung spricht für sich. Mit der Kamera kann es ebenfalls überzeugen, abgesehen von den leichten Schwächen beim Portrait-Modus.

      Schwächen zeigt es im Moment nur bei der Software, die an manchen Stellen noch nicht ganz ausgereift ist. In der Vergangenheit hat Huawei hier aber recht schnell nachgebessert, sodass die genannten Probleme auch kurzfristig behoben sein sollten.

      Davon ab gibt es für mich keinen Grund, dem Huawei P10 keine Kaufempfehlung auszusprechen. Es sei denn natürlich, man will mehr Speicher, ein größeres Display und eine noch bessere Kamera – dann wäre wohl das Hauwei P10 Plus die bessere Wahl.

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