Das Huawei P30 (ohne Pro) bietet eine Menge Features, die auch im großen Bruder P30 Pro zu finden sind. Dazu gehört z.B. der SuperSpectrum Sensor der Hauptkamera, der Kirin 980 SOC oder der ins Display integrierte Fingerabdrucksensor. Ob das P30 im Alltag überzeugen kann, erfahrt ihr nun in unserem Test.
Das gefällt uns
- Schickes Design
- Lang haltender Akku
- Gute Kamera
Das gefällt uns nicht
- Aggressives Power Management
- Android Auto stark ruckelig
- "HDR Look" bei einigen Fotos
Huawei P30 – Technische Daten
Bevor wir in das Review einsteigen, gibt es wie immer noch einen Blick auf alle wichtigen Specs des Huawei P30.
Technische Daten Huawei P30 | |
Software | Android 9.0 „Pie“ (EMUI 9.1) |
Prozessor | Kirin 980 , Octa Core (8 Kerne) |
Grafikchip | Mali-G76 MP10 |
Arbeitsspeicher | 6 GB LPDDR4X RAM |
Speicher | 128 GB |
Display | 6,1 Zoll OLED FHD+ (2340×1080 Pixel) 19,5:9-Format, 422 PPI |
Kamera | Hauptkamera: 40 Megapixel f/1.8 + 16 Megapixel f/2.2 + 8,00 Megapixel f/2.4 mit 5fach Hybrid-Zoom Frontkamera: 32 Megapixel f 2.0 FHD (1920×1080 Pixel) |
Video | Hauptkamera: bis 4K UHD 60 FPS HDR10+ Frontkamera: Bis 4K UHD (3840×2160 Pixel) |
Anschlüsse | USB 3.1 Gen 1 (Type-C) 3,5mm Klinkenanschluss |
Abdichtung | IP 53 (5 -Schutz vor Staub in schädigender Menge, 3 – Schutz gegen fallendes Wasser bis zu 60° Geräteneigung) |
Bedienung | Optischer-Fingerabdrucksensor im Display |
SIM | Hybrid Dual Nano-SIM |
Konnektivität | 4G FDD LTE: Bänder 1 / 2 / 3 / 4 / 5 / 6 / 7 / 8 / 9 / 12 / 17 / 18 / 19 / 20 / 26 / 28 / 32 4G TDD LTE: Bänder 34 / 38 / 39 / 40 3G WCDMA: Bänder 1 / 2 / 4 / 5 / 6 / 8 / 19 3G TDS: Bänder 34 / 39 2G GSM: Bänder 2 / 3 / 5 / 8 (850 / 900 / 1.800 / 1.900 MHz) 802.11 a/b/g/n/ac (wave2), 2,4 GHz und 5 GHz Bluetooth 5.0, BLE, SBC, AAC, aptX, aptX HD, LDAC HD und HWA Audio |
Akku | 3650 mAh; Schnellladen mit Huawei SuperCharge |
Maße | 71 mm x 149 mm x 8 mmm |
Gewicht | 165g |
Preis | 749 Euro |
Sowohl bei den Specs als auch beim Preis merkt man, dass es sich beim Huawei P30 mitnichten um ein Billo-Telefon handelt. Das Smartphone bietet Features, die im letzten Jahr noch den absoluten Flaggschiffen vorbehalten gewesen wären. Der Preis von aktuell (Stand: Mai 2019) rund 750 Euro erscheint daher angemessen.
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Lieferumfang und Design
Wie es sich für Huawei gehört, finden sich im Karton des P30 einige Kleinodien, die bei anderen Herstellern schon lange dem Rotstift zum Opfer gefallen sind. Neben dem Smartphone selbst, dem üblichen Zettelkram und dem SuperCharge-Schnellladenetzteil legen die Chinesen z.B. auch ein 3,5mm Headset bei. Darüber hinaus gibt’s ein einfaches Klarsicht-Vinylcase sowie eine ab Werk aufgebrachte Display-Schutzfolie dazu.
Die Designsprache des Huawei P30 orientiert sich stark am P30 Pro. Auf ein schniekes Edge-Display muss zwar verzichtet werden, das Gerät sieht dem großen Bruder aber ausreichend ähnlich, so dass beide Smartphones klar der gleichen Familie zugeordnet werden können. Dazu trägt nicht zuletzt die sehr kleine Display-Notch bei, die nur noch die Selfie-Cam beherbergen muss. Der Ohrhörer befindet sich in einem kleinen Spalt zwischen Display und Rahmen und wirkt nahezu unsichtbar.
Kleine Details wie der rote Akzent auf dem Power Button tragen ebenso dazu bei.
Und dann sind da die Farben, die in den letzten Jahren zu einem der Markenzeichen des Huawei-Konzerns wurden. Neben der klassischen Farbe Schwarz ist das P30 in den Farben Aurora und Breathing Crystal erhältlich, die auf extrem schicke, irisierende Farbverläufe setzen. Im immer noch vorherrschenden Einheits-Schwarzweiß der Smartphonewelt sind das willkommene Farbtupfer.
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Display und Verarbeitung
Wie es sich für ein Smartphone im Jahr 2019 gehört, fallen die Displayränder des Huawei P30 sehr schmal aus. Dankbar waren wir für die sehr klein ausfallende Notch, die nicht weiter störend auffiel. Mit einer Auflösung von 2340×1080 Pixeln (FHD+) gehört die 6,1 Zoll große OLED Anzeige zwar nicht zu den Hochauflösern am Markt, allerdings sind 422 PPI immer noch mehr als genug, um alle Details gestochen scharf darzustellen.
Helligkeit, Kontrast und Farbwiedergabe des P30 gehen voll in Ordnung. Dank OLED gibt es satte Schwarztöne und satte Farben. Allerdings solltet ihr vom P30 keine Wunder erwarten, denn mit den Panels, die Apple oder Samsung ihren Flaggschiffen verpassen, kann das Huawei-Gerät nicht mithalten. Um es klar zu sagen: Das Display des P30 ist gut – sehr gut sogar. Aber es ist eben nicht Imba-Ubergut.
Huawei ist bekannt für exzellente Fingerabdrucksensoren. Beim Huawei P30 ist der Fingerprint Reader ins Display integriert und man merkt leider etwas, dass diese Technologie noch nicht zu 100% ausgereift ist. Die Erkennung eures Fingerabdrucks ist etwas langsamer und weniger treffsicher als bei den herkömmlichen Sensoren in Smartphones früherer Generationen. Die In-Display-Fingerprint-Reader der Konkurrenz – z.B. im Samsung Galaxy S10 oder im OnePlus 6T – arbeiten allerdings noch ein Stück langsamer, insofern dürfte Huawei auch hier den Hut aufhaben.
Die Verarbeitung des Huawei P30 ist exzellent mit sauber entgrateten Kanten, hochwertigen Materialien und präzisen Spaltmaßen. Das Gerät wirkt wie aus einem Guss – allerdings neigt das Oberflächen-Finish des Rahmens zu Kratzern.
Software und Akku
Es gibt zwei Arten von Smartphone-Herstellen: Solche, die Android-Updates für ihre Geräte zügig bereitstellen und solche, bei denen ihr froh sein könnt, wenn euer Vorjahres-Flaggschiff wenigstens mit Sicherheitspatches versorgt wird. Glücklicherweise gehört Huawei zur ersten Sorte. Auf dem P30 läuft ab Werk Android 9 „Pie“ (EMUI 9.1) und zum Zeitpunkt dieses Artikels (Mai 2019) waren die Sicherheitspatch vom März 2019 installiert. Da gibt es nichts zu meckern.
Wie bereits erwähnt, setzt Huawei auch beim P30 auf seine eigene Android-Version namens EMUI. Und hier trübt sich der positive Eindruck, den das P30 bisher hinterlassen hatte, etwas. Zumindest bei mir. Denn auch in Version 9.1 sieht EMUI leider immer noch aus wie ein iOS-Klon – und damit meine ich einen hässlichen iOS-Klon, der wirkt, als hätte Huawei die jeweils besten Designentscheidungen Apples und Googles genommen und mit großer Konsequenz aus seinem Betriebssystem verbannt.
Zwar ist es nach wie vor kein Problem, einen alternativen Launcher drüberzubügeln, aber im Jahr 2019 kann man echt mehr erwarten. Hier kann sich Huawei gern eine Scheibe von Herstellern wie OnePlus, Nokia oder Google selbst abschneiden.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal vieler Smartphones von Huawei ist deren exzellente Akkulaufzeit und das P30 zeigt weshalb. Als Beispiel sei ein Vergleich mit dem Google Pixel 3XL herangezogen, das ich direkt zuvor als Daily Driver verwendete.
Während das Pixel 3 regelmäßig Probleme hatte, selbst einen normalen Arbeitstag ohne Strom zu überstehen, erwies sich das Huawei P30 als echter Marathonläufer. Häufig hatte ich abends noch 60 oder 70 Prozent Akkuladung übrig. Beim Pixel waren es eher so 10-15 Prozent. Der wahre Belastungstest für den Akku des P30 kam aber während einer Reise nach New York. Denn auch dort hielt das P30 stets den ganzen Tag durch – und zwar während wir 14 Stunden lang unterwegs waren und zwei weitere Smartphones via Hotspot mit Internet versorgt wurden. Das war beeindruckend.
Erkauft wird die lange Akkulaufzeit freilich mit einem sehr aggressiven Power Management, das Hintergrundprozesse recht rücksichtslos killt. Irgendwo muss die die Ausdauer des mit 3650 mAh nicht übermäßig großen Akkus ja herkommen. Das Power Management läuft zwar meist unbemerkt im Hintergrund ab und dürfte vielen Leuten gar nicht auffallen.
Power Management greift aggressiv ein
Ärgerlich wird es erst, wenn ihr wichtige Dienste ausdrücklich dazu berechtigt, im Hintergrund weiterzulaufen und jene trotzdem abgeschossen werden. So musste ich z.B. mehrfach täglich meine Smartwatch neu pairen, weil das P30 einfach die Verbindung kappte. Auch die ortsabhängige Steuerung meiner Heizung zuhause weigerte sich konsequent, mein Fortgehen und Heimkommen wahrzunehmen und heizte während meines Urlaubs die leere Wohnung.
Der Fairness halber sei hinzugefügt, dass auch andere Hersteller durch aggressives Power Management auffallen. Und wenn verbundene Services und Devices von euch nicht von Bedeutung sind, könnt ihr euch problemlos an der langen Akkulaufzeit des Huawei P30 erfreuen.
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Performance
Wenn es an die Leistung geht, kann das P30 überzeugen (mit einer Ausnahme, aber dazu später mehr). Apps öffnen sich nahezu ohne Verzögerung und Ruckler gibt es quasi gar nicht. Kurz gesagt fühlt sich das Gerät im Alltag echt „snappy“ an, so dass auch die Bearbeitung von Fotos oder Videos sehr viel Spaß macht. Auch Zocken ist auf dem P30 problemlos möglich, auch wenn es natürlich kein 90- oder 120 Hz-Display besitzt wie die Smartphones von Razer oder ROG.
Die einzige Disziplin, in der die Leistung des Huawei P30 nicht stimmte, betrifft einen Anwendungsfall, der euch höchstwahrscheinlich entweder vollkommen egal ist oder der für euch ein KO-Kriterium darstellt. Die Rede ist von Android Auto. Stöpselt ihr euer Smartphone regelmäßig ans Auto, z.B. um es als Navi zu benutzen oder Musik zu hören, solltet ihr einen weiten Bogen um das P30 machen. Denn die Performance von Android Auto auf dem P30 lässt sich nur mit einem Wort beschreiben: Unbenutzbar.
Ich weiß nicht ob es an meinem Testgerät lag oder ob es sich um ein generelles Problem mit Huawei oder dem P30 handelt, aber so ruckelig und langsam habe ich Android Auto noch nie erlebt. Teilweise vergingen mehrere Sekunden bis auf eine Eingabe reagiert wurde – ob per Touchscreen oder per Sprache spielte keine Rolle. Und das geht einfach überhaupt nicht klar. Hier muss Huawei nachliefern und zwar dringend.
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Kamera
Wenn sich bei Smartphones bei einer Disziplin endgültig die Spreu vom Weizen trennt, dann gilt das für die Kamera. Hier hat Huawei im letzten Jahr im Vergleich zur Konkurrenz nicht nur auf- sondern sogar überholt. Das aktuelle Spitzenmodell P30 Pro tanzt in Sachen Bildqualität, Low Light Performance und Zoomfaktor Kreise um die versammelten Samsungs, Googles, HTCs usw. Auch das P30 wird als „Foto Wunder“ beworben und daher war ich sehr gespannt, wie sich der kleine Bruder des „Pro“ sich im Alltag schlagen wird.
Das Huawei P30 verfügt über eine Dreifach-Kamera. Zum einen wäre da der SuperSpectrum Sensor mit einer Auflösung von 40 MP der auch bereits im Pro zu finden ist. Die Besonderheit dieses Sensors besteht darin, dass er nicht mit dem herkömmlichen RGB-Spektrum arbeitet. Stattdessen wurden die grün-empfindlichen Pixel durch solche ersetzt, die auf Gelb reagieren. Auf diese Weise soll der SuperSpectrum Sensor bis zu 40% mehr Licht einfangen.
Dazu gesellt sich eine Super-Weitwinkelkamera mit 16MP sowie eine 8MP-Telelinse mit 5 fachem Hybrid-Zoom. Die nackten Fakten klingen also schonmal nicht schlecht. Aber produziert das P30 auch im Alltag tolle Fotos? Die Antwort hierauf ist ein entschiedenes Jein.
Rund 9 von 10 Fotos, die ihr mit dem P30 schießt, sind technisch kaum zu beanstanden. Dies gilt vor allem für Aufnahmen unter vorteilhaften Lichtverhältnissen. In den restlichen 10% treffen die Bildbearbeitungsroutinen des Smartphones aber Entscheidungen, die im Ergebnis etwas daneben liegen.
So neigt das Huawei P30 zum Beispiel manchmal dazu, die Farbsättigung sehr weit aufzudrehen. Insbesondere Grüntöne sind scheinen anfällig dafür zu sein.
Hat das Motiv einen großen Kontrastumfang, scheint das P30 die hellen Bereiche zu priorisieren, was dazu führt, dass dunklere Bereiche des Bildes manchmal etwas dunkel wirken.
In anderen Fällen hingegen übertreibt das Smartphone es ein bisschen mit dem HDR-Effekt. Dann wirkt das Foto eventuell etwas flach und unnatürlich.
In der Nacht, wenn nur noch wenig Licht zur Verfügung steht, kann das Huawei P30 durchaus überzeugende Fotos abzuliefern – und zwar auch ohne den dedizierten Nachtmodus der Kamera App zu bemühen. Es fällt aber auch auf, dass es in Sachen Low Light Performance nicht mit den Kameramonstern P30 Pro, Mate 20 Pro oder auch P20 Pro mithalten kann. Dazu verwaschen Details in den Schatten zu sehr und der Dynamikumfang ist insgesamt niedriger als bei Huaweis Super-Flaggschiffen.
Im Nachtmodus sieht das Ergebnis etwas besser aus, allerdings besteht auch hier die Gefahr, dass das Foto einen starken HDR-Look bekommt.
Interessant ist, welche Entscheidungen die Automatik trifft, auch wenn sich an Situation und Lichtverhältnissen kaum etwas ändert. Die folgenden beiden Fotos z.B. entstanden direkt hintereinander und wirken dennoch ganz unterschiedlich.
Auftrumpfen kann das Huawei P30 bei den bereits angesprochenen Zoomstufen. Bei guten Lichtverhältnissen sind echt gute Ergebnisse möglich – solange ihr euch auf den nativen 5x Hybrid-Zoom beschränkt. Jede Zoomstufe darüber arbeitet rein digital und daher sinkt die Bildqualität dann sehr schnell.
Auch wenn das jetzt nach einer Menge Kritik klingt: So ist es nicht gemeint. Die Kamera des Huawei P30 ist sehr gut und für die meisten Leute dürfte sie alle Anforderungen mit Bravour erfüllen.
Alle Beispielfotos wurden im Automatikmodus mit ausgeschalteter AI aufgenommen und wurden nicht bearbeitet.
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Sound
Wie oben angesprochen, verfügt das Huawei P30 nicht nur über einen 3,5mm Kopfhöreranschluss – Huawei legt dem Smartphone sogar noch ein einfaches Headset bei. Jenes ähnelt aus gänzlich unbegreiflichen Gründen den vom iPhone bekannten Apple EarPods. Für dem Smartphone beiliegende Kopfhörer klingen sie auch gar nicht so schlecht – eine klangliche Offenbarung sind sie aber auch nicht.
Ähnliches gilt für den einzelnen nach unten feuernden Lautsprecher. Er wird ausreichend laut, klingt aber insgesamt blechern und bassfrei. Für ein Smartphone geht das in Ordnung, wer auf satte Klänge steht, greift aber besser zu einem guten Headset oder einer guten Bluetooth-Box.
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Huawei P30 – Fazit
Das Huawei P30 ist ein gutes Smartphone, das in vielen Fällen voll überzeugen kann. Dazu gehört eine insgesamt gute Kamera, eine sehr lange Akkulaufzeit und eine insgesamt flotte Performance. Auch das Display macht sehr viel Spaß. Allerdings leistet es sich auch einige grobe Schnitzer, die zumindest für mich nicht auszublenden sind. Dazu gehört z.B. das sehr aggressiv vorgehende Power Management oder die unterirdische Leistung in Verbindung mit Android Auto.
Wenn euch das nicht stört, könnt ihr ohne schlechtes Gewissen zum Huawei P30 greifen. Mit aktuell (Stand: Mai 2019) 749 Euro ist das Gerät aber kein Schnäppchen. Die Vorjahresflaggschiffe (und in vielen Belangen überlegenen) Mate 20 Pro bzw. P20 Pro bekommt ihr derzeit für 699 Euro bzw. für 549 Euro. Das wäre durchaus eine Überlegung wert.