In der Vergangenheit lieferte Huawei mit den lite-Modellen der P-Serie immer ordentlich ab. Performance, Laufzeit, Kamera – alles Dinge, bei denen es ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis gab. Ob sich das auch beim P40 lite fortsetzt, klären wir im Test.
Ich war persönlich auf die Zeit mit dem P40 lite gespannt, denn es war das erste Mal, dass ich ein Huawei-Smartphone ohne die Google-Dienste und damit ohne meine gewohnten Apps benutzt habe.
Schlichtes Design und eine sehr gute Verarbeitung
Mein Testgerät kommt in Space Silver. Das hört sich ein wenig nach den Farben für Notebooks aus Cupertino an, ist aber tatsächlich etwas anderes. Die Rückseite erinnert ein wenig an einen Spiegel. Ein angelaufener Spiegel zwar, aber ein Spiegel. Und das führt dazu, dass sie je nach Lichtstärke und Lichteinfall anders aussieht. Und das wiederum finde ich total schick. Sie ist zwar dadurch ein absoluter Magnet für Fingerabdrücke. Aber ein gutaussehender.
Die Frontseite besteht fast vollständig aus Display. An der Unterseite gibt es ein leichtes Kinn, an den restlichen drei Seiten sind die Rahmen schön schmal. Oben links sitzt eine kleine Punchhole-Notch für die Frontkamera.
Auf der linken Seite befindet sich der Dual SIM-Karten-Slot und auf der rechten die Lautstärke-Wippe und der Powerbutton samt Fingerprintreader. Beim Fingerprintreader bin ich immer wieder von Huawei überrascht. Niemand bekommt das so hin wie sie. Der Reader ist unfassbar fix. Es gibt gefühlt überhaupt keine Verzögerung zwischen Berührung und entsperrtem Display. Er sitzt in einer kleinen Vertiefung, so dass ihr ihn auch blind problemlos findet. Wenn ich das P40 lite aus der Tasche gezogen habe, war es sofort entsperrt und einsatzbereit. Das Huawei P40 lite ist dabei auch noch schmal genug, dass ich mit dem Zeige- und Mittelfinger der linken Hand an den Reader komme.
An der Oberseite gibt es nichts zu sehen. Die Unterseite bietet dafür umso mehr. Dort befinden sich der 3,5mm-Klinkenanschluss, der USB-C-Port und der Speaker.
Das P40 lite liegt nicht eben auf dem Tisch auf. Das Kamera-Setup ragt etwa einen Millimeter aus dem Gehäuse heraus. Trotzdem könnt ihr das Smartphone ohne Weiteres bedienen, wenn es auf dem Tisch liegt.
Bei der Verarbeitung gibt es keine Kritik. Alle Kanten sind glatt und sauber und die Tasten haben einen sehr guten Druckpunkt und reagieren präzise. Das P40 lite sieht nicht nur wertig aus. Es fühlt sich auch genau so an, wenn ihr es in der Hand haltet.
Der Lieferumfang enthält alles, was ihr benötigt. Neben dem Smartphone gibt es das 40 Watt-Ladegerät, ein USB-C auf USB-A-Kabel und ein paar kabelgebundene Kopfhörer in Weiß.
Nach oben
Huawei P40 lite bei uns im Shop
Großes und helles Display
Das Display bewegt sich im Rahmen dessen, was heute normal ist. 6,5“ lassen sich vernünftig bedienen. In den meisten Fällen reicht auch eine Hand.
Bei den Farben könnt ihr euch auf poppige Farbtöne freuen. Für mich wirken sie teilweise zu gesättigt, aber das ist eine Geschmacksfrage und ihr könnt die Farbdarstellung in den Einstellungen noch verändern.
Bei der Helligkeit gibt es keinen Grund zur Klage. Selbst in der Mittagssonne ließen sich die Inhalte in den allermeisten Fällen gut erkennen. Nur bei direkter Einstrahlung der prallen Sonne wurde es schwierig.
Die Displaykanten sind nur ganz leicht abgerundet, damit das Smartphone besser in der Hand liegt. Die starken Krümmungen der vergangenen Jahre findet ihr hier nicht. Das finde ich nicht schlecht, weil es die Zahl der unbeabsichtigten Eingaben reduziert.
Nach oben
Huawei P40 lite bei uns im Shop
Top-Leistung
Machen wir es kurz: Im Alltag werdet ihr keinerlei Probleme haben, die Leistung des P40 lite ist in allen Fällen ausreichend. Selbst 4K-Videoschnitt lief flüssig.
Ihr braucht hier keine Angst zu haben, dass ihr unterwegs auf einmal keinen Saft mehr habt. Mit dem P40 lite kommt ihr in den allermeisten Fällen mehr als locker über den Tag. Und falls es doch mal eng wird: das mitgelieferte 40-Watt-Ladegerät sorgt dafür, dass ihr keinen langen Boxenstopp an der Steckdose machen müsst.
Wie sehr sich 5G auf die Akku-Laufzeit auswirkt, konnte ich mangels Netz nicht prüfen.
Von den 128-GB-Speicher sind im Auslieferungszustand noch 115 GB frei. Das System ist leider nicht ganz clean. Ihr findet hier eine Reihe vorverknüpfter Apps wie World of Tanks, Rise of Kingdoms, Zeit Online, Focus Online, Adidas Running, Lufthansa oder Booking. Die lassen sich aber alle problemlos entfernen.
Und wie sieht es nun mit den Google-Diensten aus? Auf die müsst ihr hier verzichten. Wer das nicht machen will, findet dazu im Huaweiblog eine passende Anleitung zur Installation.
Habt ihr die Google-Dienste per Sideload installiert, dann könnt ihr mittels Phone Clone alle Daten und Apps von eurem alten Telefon einfach kopieren.
Habt ihr darauf keine Lust, dann müsst ihr die Huawei App Gallery nutzen. Die bietet mittlerweile eine Menge Apps, wenn auch noch nicht alle. Hannes hatte eine Weile das Mate 30 Pro ohne Google-Dienste genutzt. Seine Erfahrungen (Stand März 2020) damit könnt ihr euch in diesem Video ansehen:
DATENSCHUTZHINWEIS: Dieses Video ist im erweiterten Datenschutzmodus von YouTube eingebunden. Durch den Klick auf das Wiedergabesymbol willige ich darin ein, dass eine Verbindung zu Google hergestellt wird und personenbezogene Daten an Google übertragen werden, die dieser Anbieter zur Analyse des Nutzerverhaltens oder zu Marketing-Zwecken nutzt. Weitere Infos hier.
Nutzt ihr die App Gallery, dann müsst ihr eure gewohnte Komfortzone verlassen. Auch wenn gefühlt täglich neue Apps hinzukommen, gibt es viele – aus dem Play Store gewohnte – Apps noch nicht in der Gallery. WhatsApp bspw. ist kein Problem. Dort werdet ihr in der Gallery direkt zu den Seiten von WhatsApp geleitet, wo ihr den Messenger herunterladen und installieren könnt. Auch Telegram gibt es. Meine Banking-App gibt es leider noch nicht. PayPal gibt es derzeit ebenfalls noch nicht.
Ich nutze sehr viel Lightroom mobile und VSCO. Beide gibt es noch nicht in der App Gallery. Es gibt zwar Apps für die Bildbearbeitung, aber die bieten mir nicht den gleichen Umfang. Auch das von mir sehr geschätzte Snapseed ist nicht vertreten. Für das gelegentliche Aufbessern von Bildern reicht allerdings auch die in die Kamera App integrierte Bildbearbeitung.
Für das Sortieren meiner Bilder nutze ich gerne Google Fotos. Besonders schätze ich daran, dass mir automatisch Alben erstellt werden. Als Alternative bietet sich Onedrive an. Das ist zwar nicht kostenlos, bietet euch als Kunden aber immerhin 1TB Speicherplatz und ihr müsst eure Fotos nicht wie bei Google Fotos komprimieren. Here ist als Alternative für Google Maps durchaus brauchbar.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Huawei mit sehr viel Druck die App Gallery ausbaut und auch immer mehr namhafte Apps zu finden sind. Ob eure Apps dabei sind, könnt ihr in der Webversion der App Gallery prüfen. Derzeit ist es so, dass eure Chancen ohne Google bei Android zurechtzukommen, besser sind je weniger spezialisierte Apps ihr nutzt.
Nach oben
Für diese Preisklasse eine sehr gute Kamera
Huawei verbaut hier eine Vierfach-Kamera. Die Hauptkamera löst mit 64 MP auf und liefert auch bei schlechtem Licht gute Bilder mit einem schönen Dynamikumfang. Ergänzt wird sie durch einen 8-MP-Ultraweitwinkel und ein Makro- bzw. Bokeh-Objektiv, mit jeweils 2 MP. Für eure Selfies steht euch eine 16-MP-Frontkamera zur Verfügung. Videos nimmt die Hauptkamera mit maximal 4K auf, die Frontlinse filmt maximal in Full-HD-Auflösung. Insgesamt habt ihr hier ein Kamera-Setup am Start, mit dem ihr die meisten Situationen meistern könnt.
Wie immer gilt für die Bilder in diesem Abschnitt, dass sie direkt aus der Cam kommen und in keiner Weise bearbeitet wurden. Die Hauptkamera kommt mit allen Situationen gut zurecht und liefert in aller Regel ein scharfes und vergleichsweise rauscharmes Bild ab. Selbst bei schlechten Lichtverhältnissen sind die meisten Fotos noch ansehnlich.
Beim Nachtmodus ist Huawei immer noch Chef im Ring. Das bekommt aus meiner Sicht keiner so hin wie sie. Sie fangen sehr viele Details ein, ohne die natürliche Lichtstimmung allzu sehr zu verfälschen.
Aber auch das Freistellen von bspw. Haaren gelingt der Kamera in den meisten Fällen ganz gut. Erfreulicherweise verzichtet Huawei bei den Einstellungen für Selfies darauf, die „Beauty-Filter“ zu aktivieren. So bekommt ihr vernünftige Selfies und keine mit dem Spachtel glattgezogenen Gesichter.
Die Kamera-App von Huawei gehört für mich eindeutig zu den Besten, die es auf dem Markt gibt. Während viele Hersteller die Funktionen in den unteren Preiskategorien abspecken, bekommt ihr hier das volle Programm. Das finde ich richtig gut.
Nach oben
Sound: Die Sache mit dem Licht und dem Schatten
Auf Stereosound müsst ihr hier verzichten. Der gesamte Klang kommt beim P40 lite aus dem Speaker an der Unterseite des Smartphones. Ihr solltet ihn also tunlichst nicht abdecken.
Beim Klang liefert das P40 lite auf halber Lautstärke ein ordentliches Bild ab. Er ist insgesamt ausgewogen, wenn auch die Tiefen und Mitten gegenüber den Höhen unterrepräsentiert sind. Aber das ist nicht weiter erstaunlich. Eine richtige Bühne kann sich ebenfalls nicht bilden. Aber die Lautstärke ist für Filme und Musik vollkommen ausreichend. Auch die meisten Spiele klingen recht ansprechend.
Die Lautstärke solltet ihr allerdings nicht deutlich erhöhen und schon gar nicht voll aufdrehen. Ihr bekommt in dem Fall einen lauten Brei aus schrillen Höhen. Tiefen und Mitten fallen fast vollständig weg. Es ist laut und es ist schrill und damit definitiv keine Mischung, die erstrebenswert ist.
Nach oben
Fazit Huawei P40 lite 5G
Was bleibt? Das Huawei P40 lite 5G ist ein hervorragend verarbeitetes Smartphone mit einer guten Kamera und eine ansprechendenden Performance. An sich ein Kandidat für eine uneingeschränkte Empfehlung.
Die Sache mit den Google-Diensten erschwert das ein wenig. Ja, ihr könnt euch ein Leben ohne die Google-Apps aufbauen. Für die meisten Apps gibt es Alternativen. Ob die ausreichen, die Bequemlichkeit der Google-Apps aufzugeben, muss aber jeder für sich selber entscheiden.
Huawei P40 lite bei uns im Shop
*Stand: Juni 2020