Den Wechsel von LiteOS auf HarmonyOS spürt man bei der Huawei Watch GT 3. An den Stärken der Smartwatch ändert das aber kaum etwas.
Das gefällt uns
- Design
- Display
- Akkulaufzeit
Das gefällt uns nicht
- limitiert unter iOS
Huawei hat in den letzten zwei Jahren einige Smartwatches und Fitnesstracker vorgestellt. Da war die Huawei Watch GT 2 (Test), Huawei Watch GT 2e (Test), Huawei Watch GT 2 Pro (Test), Huawei Watch Fit (Test) und zuletzt die Huawei Watch 3 (Test). Letztere war zudem die erste Smartwatch mit HarmonyOS. Die Watch GT 3 setzt ebenfalls auf das neue Betriebssystem und ist damit der (indirekte) Nachfolger.
Das Ziel von HarmonyOS ist das Voranbringen von Huaweis „1+8+N-Strategie“, dank der alle Geräte perfekt miteinander verzahnt sind und übergreifend miteinander funktionieren. Das Ökosystem wird in den kommenden Jahren bei mehr und mehr Herstellern eine wichtige Rolle spielen.
Design – eine echte Schönheit
Äußerlich hat sich auf den ersten Blick gar nicht so viel verändert. Schlichte und elegante Formen bestimmen das Auftreten der Watch GT 3 und beim Material lässt Huawei sich auch nicht lumpen. Der Gehäuse besteht aus Edelstahl und dürfte dementsprechend einiger Belastung standhalten. Bisher waren es bei mir zwei unsanfte Begegnungen mit dem Türrahmen – nix, keine Schramme, keine Delle. Weder an Gehäuse noch Glas.
Bei den Armbändern habt ihr die Wahl, ob ihr eure Huawei Watch GT 3 mit einem Silikon-, Leder- oder Metall-Armband wollt. Kleine Entwarnung: Das Leder-Armband ist nicht mehr so steif wie bei der Watch GT 2 Pro, bei der Hannes noch mit Lederpflege ran musste. Das Tragegefühl ist ebenfalls sehr gut.
Beim Design haben wir bei der Huawei Watch GT 3 eine klassische Runde Form (jetzt mit 42 oder 46mm Durchmesser), die an der rechten Seite jeweils eine Krone und einen kleinen Knopf mit einem guten Druckpunkt hat.
Die Huawei Watch GT 3 setzt auf ein OLED-Panel. Entsprechend sind Kontraste, Farben und Blickwinkel sehr gut. Dazu kommt eine Displayhelligkeit, die auch für direktes Sonnenlicht ausreichend ist. Oder in ganz kurz: Du Huawei Watch GT 3 ist bildhübsch, sehr gut verarbeitet und macht echt was her.
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HarmonyOS 2.0 – viel besser, aber immer noch nicht genug
Bei der Software der Watch GT 3 gibt es wohl die größte Veränderung zu den LiteOS-Vorgängern, aber die Kernfunktionen sind immer noch da. So findet ihr von der Taschenlampe bis zum Kompass all die kleinen Apps, die ihr heute von einer Smartwatch erwartet. Dazu kommen jede Menge Apps, die eure verschiedenen Vital-Werte bestimmen. Angefangen beim Puls bis hin zu Blutsauerstoff, Stress und sogar der Temperatur. Nichts davon ist aber exklusiv für HarmonyOS.
Über Huaweis eigenen App Store (AppGallery) könnt ihr euch weitere Apps auf die Huawei Watch GT 3 laden – allerdings nur mit einem Android- / Huawei-Smartphone. Eine Übersicht aller installierten Apps bekommt ihr in der Grid-View-Übersicht. Die ist gut gemeint, aber im Moment eher unnötig. Es erinnert stark an das Honigwaben-Muster der Apple Watch, aber durch die Krone wird einfach nur rein- oder rausgezoomt. Mit den Fingern kann derweil nicht gezoomt, sondern nur ausgewählt werden. Es fühlt sich nicht intuitiv an und so großartig eine Bedienung ohne Touch ist, hört sie doch im Falle der Huawei Watch GT 3 beim Zoom schon wieder auf.
Jenseits davon kommen bei der Bedienung die typischen Wisch-Gesten bei der Huawei Watch GT 3 zum Einsatz. Ein Wisch nach rechts bringt euch zum Assistenten, ein Wisch von oben zu den Schnelleinstellungen, ein Wisch von unten zu euren Benachrichtigungen und ein Wisch nach links lässt euch durch eure definierten Kacheln springen. In meinem Fall Puls, Blutsauerstoff und Aktivitätsringe. Die Menge und Art der Kacheln können in der Huawei Health App angepasst werden.
Durch die erzwungene Scheidung von Google musste sich der chinesische Mega-Konzern, der einst Apple und Samsung Konkurrenz gemacht hat, rasant auf eine neue Situation einstellen und so fehlen leider kleine Komfort-Funktionen. Starte ich beispielsweise einen Song in Spotify, habe ich über die Huawei Watch GT 3 keine Möglichkeit zur Mediensteuerung. Würde ich Huawei Musik verwenden, sähe das anders aus.
Zusätzliche Apps sind dazu aktuell immer noch eine Baustelle für Huawei allgemein – nicht nur für die Watch GT 3. Durch den Verlust der Google Services musste ein ganzes Ökosystem praktisch aus dem Nichts gestampft werden. Viele Apps bauen aber auf die vielen Sub-Systeme von Google auf. Wenn die nicht da sind, müssen Apps großflächig angepasst werden und nicht jede/r Entwickler*in will diese Ressourcen bereitzustellen bzw. darf es teils auch gar nicht, weil es bspw. ein Unternehmen mit Hauptsitz in den USA ist.
Huawei arbeitet aktiv daran, immer mehr Apps in ihr Ökosystem zu integrieren. Statt Google Maps gibt es beispielsweise Petal Maps – inklusive Schritt-für-Schritt-Navigation. Ihr seht schon, dass die Themen „Apps und Huawei“ noch immer kompliziert sind. Was schade ist, da die Watch GT 3 großartige Hardware bietet und die vorhandene Software auch richtig gut funktioniert. Das Aktivitäts-Tracking ist beispielsweise sehr gut. Es werden alle möglichen Sportarten direkt erkannt. Dazu zählen nicht nur Joggen und Radfahren, sondern auch Triathlon und Snowboarden. Sportler werden mit der Huawei Watch GT 3 viel Spaß haben. Das präzise GPS-Tracking ist dann quasi nur der Bonus.
Alltag – die sehr guten Kleinigkeiten
Details machen oft den Unterschied zwischen einem guten und einem exzellenten Produkt aus. Die Huawei Watch GT 3 hat drei Features, die andere Smartwatch-Hersteller hoffentlich kopieren werden. Angefangen beim Always-On-Display, das in der Preisklasse immer noch nicht Standard ist. Für einen schnellen Check der Uhrzeit gibt es aber einfach nichts Besseres.
Zudem ist da die Möglichkeit, mit der Huawei Watch GT 3 zu telefonieren. Das könnt ihr natürlich auch mit anderen Smartwatches, aber der verbaute Lautsprecher in der Watch GT 3 ist richtig gut. Laut, klar und sogar gut genug, um etwas Musik zu hören. Das erleichtert so viele Momente ungemein, in denen gerade einfach keine Hand frei ist und ein Anruf reinkommt.
Das dritte wichtige Detail ist die Möglichkeit, die Huawei Watch GT 3 mit jedem Qi-Ladepad zu laden. Das mag trivial klingen, macht aber im Alltag einen großen Unterschied. Zur Akkulaufzeit komme ich im nächsten Abschnitt noch etwas genauer, aber es sei hier gesagt, dass die Laufzeit der Watch GT 3 so lang ist, dass ich häufig vergesse, wo ich die mitgelieferte Ladeschale hingelegt habe. Neben dem Bett? Im Wohnzimmer? In einer Tasche – wenn ja, in welcher? Ich habe die unflexiblen Lademöglichkeiten bei jeder anderen Smartwatch bisher immer abgrundtief gehasst und jetzt gehört es zu den Dingen, um die ich mir keine Gedanken mehr machen muss.
Solltet ihr ein Smartphone mit Reverse Wireless Charging haben, kann die Watch GT 3 auch direkt darüber aufgeladen werden. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, die mitgelieferte Ladeschale zu verwenden, aber durch die Qi-Lösung ist das kein Muss.
Akkulaufzeit – eine Klasse für sich
Wie bei jeder Smartwatch ist auch die Akkulaufzeit der Huawei Watch GT 3 sehr stark von eurer Nutzung abhängig. Nutzt ihr die Smartwatch primär, um eure Benachrichtigungen zu überprüfen und nur hin und wieder mal euren Puls zu überwachen, könnt ihr euch auf 10-12 Tage Akkulaufzeit einstellen – auch mit eingeschaltetem Always-On-Display.
Nutzt ihr kontinuierliches GPS-Tracking, Blutsauerstoff-, Herzfrequenz- und Temperaturmessung mehre Male am Tag, solltet ihr euch eher auf 5-6 Tage einstellen. In einer Welt von Wear OS und watchOS-Smartwatches, die jeweils nur 1-2 Tage durchhalten, spielt die Huawei Watch GT 3 in einer eigenen Liga. Es ist zwar minimal weniger als die alten Smartwatches von Huawei mit LiteOS durchgehalten haben, aber es sind trotzdem immer noch hervorragende Werte.
Fazit zu Huawei Watch GT 3 – die beste Smartwatch für Android
Die Huawei Watch GT 3 punktet mit einer tollen Akkulaufzeit, Always-On-Display, präzisem Fitness-Tracking, edlem Design und hochwertigen Materialien – und dann ist da noch der Preis. Hier drückt Huawei nochmals richtig mit dem Daumen auf die Waage. Die Huawei Watch GT 3 kostet in der großen 46mm-Version mit Silikon-Armband gerade mal 249€. Für die Leder-Version aus meinem Test werden 269€ und die Ausführung mit Edelstahl-Armband 329€ fällig.
Mal als Vergleich: Eine Apple Watch SE kostet 329€ (44mm, Alu-Gehäuse, Silikon-Armband, kein Always-On-Display) und eine Galaxy Watch4 Classic 399€ (46mm, Edelstahl, Silikon-Armband). Der faire Preis der Huawei Watch GT 3 lässt dann auch die Software-Limitierungen in einem anderen Licht erscheinen. Kleine Abstriche für eine große Ersparnis sind ein Deal, den viele wohl gerne machen. Zudem dürfte der jetzige Stand der Software noch nicht das Ende sein.
Huawei hat in der Vergangenheit oft bewiesen, dass sie Kritik hören und aktiv angehen. HarmonyOS 2.0 auf der Huawei Watch GT 3 ist das neueste Beispiel dafür. Huawei glaubt (zwangsläufig) an die hauseigene Plattform und wird weiterkämpfen und sein App-Angebot immer weiter ausbauen, um sich seinen Platz unter den Top 3 der Smartphone-Hersteller zurückzuerobern. Im Bereich Windows-Laptops sind sie das sogar schon und auch im Bereich Smartwatches gehören sie zu den besten Spielern am Markt.