Im Test: Microsoft Lumia 950 XL – Ein Flaggschiff für Liebhaber

      Im Test: Microsoft Lumia 950 XL – Ein Flaggschiff für Liebhaber

      Titel

      Nach einem kurzen, eher ernüchternden ersten Eindruck der neuen Microsoft Smartphone Flaggschiffe, kommen wir zum großen, abschließenden Test. Das Lumia 950 XL hatte ich hierzu als mein Haupt-Smartphone genutzt, um einen Eindruck vom Alltag zu bekommen. 

      Die „Basics“, wie den Lieferumfang, findet ihr schon in meinem ersten Eindruck, daher überspringe ich den Teil einfach mal. Haptisch hat sich natürlich auch nicht viel geändert. Gefühlt ist das Knarzen etwas besser geworden, vielleicht hab ich mich auch einfach daran gewöhnt. Allgemein liegt es gut in der Hand, fühlt sich auch trotz Kunststoff nicht billig an, sofern man von dem sehr dünnen Material absieht. Dieses trübt den Eindruck ein wenig. Die zu locker sitzenden Tasten bemerkt man, wie erwartet, bei der täglichen Routine nicht.

      Kommen wir zum Wichtigsten: Wie sich das 950XL so im Alltag geschlagen hat.

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      Das Display ist noch immer beeindruckend scharf und vor allem auch hell. Schon auf 50% Helligkeit kann man es problemlos den ganzen Tag nutzen – im Sommer muss man aber vielleicht etwas höher stellen oder die Automatik bemühen. Apropos Automatik: Die kam mir während der Nutzung recht träge vor. Daher habe ich am Ende die meiste Zeit die Helligkeit manuell geregelt.

      Ansonsten ist es einfach extrem scharf, egal ob Schrift, Fotos, oder sonstige Inhalte. Die Farben sind knackig und nicht überzeichnet – außer man möchte das so und stellt es entsprechend ein. Die Kalibrierung ist generell eine feine Sache, kann man sich das Display doch so anpassen wie man es möchte. Ich hab ja lieber möglichst natürliche Farben, während andere es knallig bunt mögen.

      Die Blickwinkel sind sehr stabil und es gibt fast keine Verzeichnungen. Lediglich ein leichter Gelb- oder Blaustich legt sich bei sehr steilen Blickwinkeln über das Display wie eine Art Film. Dabei wird das Display nur minimal dunkler. Farbinvertierungen sind quasi nicht vorhanden. Bei der alltäglichen Nutzung fällt das Alles aber nicht wirklich auf. Wann guckt man denn auch im fast 180 Grad Winkel auf sein Smartphone?

      Der Glance Screen, oder auch „Blick“ genannt, der dank AMOLED Technik kaum Energie benötigt, zeigt auch jederzeit die wichtigsten Informationen wie Notifications, Uhrzeit, Datum und eine App mit erweiterten Details an – aber dazu später mehr. Im Vergleich zu meinem Lumia 1520 kann ich zumindest sagen, dass der Glance Screen kaum Energie benötigt. Während er beim 1520 den Akku in kürzester Zeit leer saugt, macht es hier keinen Unterschied ob er aktiv ist oder nicht.

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      Genug vom Display, weiter zur Leistung. Hier gibt’s im Vergleich zum Display aber nicht viel zu sagen. Das 950XL rennt einfach. Es gibt keine Ladezeiten oder Denkpausen, die Apps und Menüs öffnen sich einfach sofort. Bei der verbauten Hardware sollte das auch eine Selbstverständlichkeit sein, schließlich werkelt hier ein Qualcomm Snapdragon 810 samt 3GB RAM. Spiele laufen ebenfalls problemlos, laggs oder dergleichen hatte ich während der gesamten Nutzung nicht.

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      All die Leistung produziert natürlich auch Abwärme, die irgendwo hin muss. Das 950XL hat sich hier gut geschlagen: Bei normaler Nutzung wird die Rückseite im unteren Bereich warm, aber nur gerade so, dass man es spürt. Nur wenn es geladen wird, während man es gleichzeitig nutzt wird es im unteren Bereich spürbar warm. Unangenehm heiß wurde es allerdings nicht.

      Software

      Der wohl wichtigste Teil am Review. Lange habe ich überlegt, ob ich die Zeit vor den letzten beiden Updates mit einbeziehe oder nicht. Eigentlich ja nutzlos, denn die Updates sollten bereits alle Nutzer erhalten haben. Wie es vor dem Update lief, erfahrt ihr in meinem ersten Eindruck – allzu rosig sah es da noch nicht aus.

      Also fangen an mit dem Update auf die Build 10385.29 – ab Werk war die .0 installiert. Kurz nach diesem Update folgte auch direkt ein Firmware-Update für beide Lumias, daher nehme ich das auch gleich mit rein.

      Wo das 950XL anfangs noch instabil lief und teils kuriose Bugs und Fehlermeldungen lieferte, ist jetzt Routine eingekehrt. Plötzliche Neustarts sind nicht mehr an der Tagesordnung. Apps die nicht auf Windows 10 Mobile optimiert sind, laufen deutlich zuverlässiger und auch Windows Hello hat sich zum Besseren gewandt. Was noch stört ist die teilweise Inkonsistenz. Mal sind alle Einstellungen im gewohnten Menü unten rechts, mal ist dort nur ein Teil zu finden, der Rest ist hinter dem Hamburger-Menü oben links versteckt, mal ist alles hinter dem Hamburger-Menü zu finden. Diese Inkonsistenz zieht sich leider auch durch viele Systemapps, was einen Anfangs schier zur Verzweiflung treiben kann. Ausführlicher hat sich Marco von Kaiserkiwi das Ganze angesehen und zeigt, wie inkonsistent die Menüführung ist. Auch dass manche Optionen, die die Lumias früher ausgemacht haben, entfallen sind, ist schade. So fehlt z.B. Double Tap to wake – also das Aufwecken aus dem Standby durch doppeltes Tippen auf das Display –, und die erweiterte Darstellung von Informationen auf dem Lockscreen. Zwar kann man einstellen, z.B. Wetterinformationen auf dem Lockscreen anzuzeigen, der Informationsgehalt ist aber eher bescheiden und noch dazu im Falle der Wetterinfos abegschnitten.

      Was besonders für Einsteiger ziemlich nervig werden kann: Es fehlen an vielen Stellen noch Hilfetexte. Zwar suggeriert das System durch einen Link im Menü ein Hilfethema, tippt man es aber an, landet man nur im Edge Browser, der eine Bing Suche zu dem Thema  gestartet hat – die in der Regel auch noch ziemlich nutzlose Ergebnisse liefert.

      Mail, Kalender, Office und co.

      Fangen wir bei den System- und Microsoft Apps an, die bereits auf Windows 10 Mobile und Continuum optimiert wurden. Die Office Apps sind kurzum sehr gut geworden. Auch mobil lässt sich damit sehr gut arbeiten, Teile dieses Textes sind auf dem Lumia 950XL entstanden. Den kompletten Funktionsumfang hier zu beschreiben sprengt etwas den Rahmen, aber Text bearbeiten und formatieren geht nach kurzer Eingewöhnung einfach von der Hand. Besonders OneNote nutze ich seit der neuen Version noch deutlich lieber.
      Die überarbeitete Outlook Mail App ist ebenfalls optisch und haptisch gut gelungen, allerdings stören mich hier noch ein paar Details. Hat man beispielsweise mehrere E-Mail-Konten eingerichtet – in meinem Fall vier Konten – sieht man bei Benachrichtigungen zu neuen Mails nicht auf welchem Konto diese eingegangen sind. Sicher alles Geschmackssache, ebenso wie die Option der verknüpften Posteingänge.

      Der Kalender hat auch endlich einen neuen Anstrich bekommen und ist nun weit übersichtlicher. Neben der gewohnten Jahres-, Monats- und Tagesübersicht gibt es noch die Agenda-Ansicht, die einem nur anstehende Termine, Geburtstage oder Feiertage anzeigt, je nach Einstellung. Einen neuen Termin zu erstellen oder bestehende zu bearbeiten geht einfach von der Hand, die Live Tile zeigt auch immer die anstehenden Termine bis zu einem Tag im Voraus an. Kalender lassen sich von diversen Quellen synchronisieren, so laufen bei mir auch alle Konten zusammen: GMail, Exchange, Outlook.com – die Synchronisation funktioniert einwandfrei.

      Dann sind da noch die überarbeiteten MSN bzw. Bing Apps wie Nachrichten, Karten und Wetter. Allesamt wurden primär optisch überarbeitet, mal mehr, mal weniger gut. Irritierend beispielsweise beim Wetter: Im Text fehlen sämtliche Maßeinheiten. Da kommen dann Meldungen heraus wie „Temperaturen bis maximal 8.“ – 8 Uhr, 8 Katzen, 8 Grad? Aber gut, Meckern auf hohem Niveau. Vermissen tue ich mit Blick auf die Karten App aber schmerzlich die HERE Apps, die es bislang nicht auf Windows 10 Mobile geschafft haben. Seit 22.01.2016 gibt es auch endlich wieder die grandiosen HERE Maps, HERE Drive und HERE Transit Apps zur Navigation.

      Edge

      Der neue Browser für alle Windows 10 Versionen schlägt sich im Allgemeinen gut, Webseiten laden einigermaßen schnell und es gibt nur selten mal Darstellungsfehler – von schlecht optimierten Webseiten mal abgesehen. Auch bei der Bedienung gibt es nur wenige Punkte die negativ auffallen. Etwas nervig ist z.B. die Tab-Übersicht, in der man Tabs nur durch Antippen eines viel zu kleinen Kreuzes oben rechts schließen kann. Dieses verfehlt man gerne mal und öffnet dann die entsprechende Website. Das Favoriten-Menü ist – warum auch immer – zweigeteilt: Im oberen Menü kann ich eine Website zu den Favoriten hinzufügen, im Schnellmenü die Favoriten dann aufrufen. Daneben gibt es dann noch die Leseliste – im Prinzip das Gleiche wie die Favoriten, nur dass man dort eben Websites ablegen soll, die man noch lesen möchte.

      Eine andere Suchmaschine als Bing als Standard einstellen? Auch das ist nicht so einfach, denn im entsprechenden Menü bietet mir Edge neben Bing lediglich Wikipedia und irgendwelche WordPress-Blogs an. Von Google ist keine Spur.

      Cortana

      Cortana wurde ordentlich aufgebohrt, optisch sowie von den Funktionen her. „Hey Cortana“ zum Aufwecken funktioniert nun endlich, die Übersichtsseite ist deutlich schöner und übersichtlicher, die Live-Tile zeigt nun auch Informationen an und so weiter. Warum allerdings manche Informationen angezeigt werden, erschließt sich mir nicht ganz. Beispielsweise empfiehlt mir Cortana durchgehend, doch endlich „Die Peanuts – der Film“ anzusehen. Gut, ich hab in letzter Zeit öfter mal nach dem Programm des Berliner Zoopalast gesucht, um die Termine zu „The Hateful Eight“ zu finden, wie Cortana dadurch auf die Peanuts kommt… egal.

      Was mittlerweile auch deutlich besser funktioniert als noch unter Windows Phone 8.1 ist die Erkennung von Orten aus den Terminen. Sofern bei einem Kalendereintrag eine Anschrift, Name eines Kontakts zu dem eine Anschrift hinterlegt ist oder auch ein allgemeiner POI (Point of Interest), wie ein Restaurant hinterlegt sind, zeigt Cortana auch direkt die Verbindung dorthin an – rechtzeitig, bevor man aufbrechen muss.
      Hier hat sich also Einiges getan und Cortana wird auch ständig weiter entwickelt, sodass der Funktionsumfang stets weiter wächst.

      Continuum

      Eines der wohl am meisten erwarteten Features. Hierbei muss man allerdings die verschiedenen Modi unterscheiden: Zum einen kann Continuum über die Display Dock das Smartphone zu einem (fast) vollwertigen PC aufwerten. Apps werden dann entsprechend auf die Größe angepasst und können bequem per Maus und Tastatur bedient werden. Das Smartphone kann parallel einfach normal als Smartphone weiter genutzt werden, oder auch als Touchpad zur Bedienung fungieren, wenn gerade keine Maus zur Hand ist. Zum anderen kann über Continuum das Display des Smartphones aber auch auf z.B. Miracast-fähige Endgeräte gespiegelt werden.

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      In der Praxis funktionierte Continuum über die Display Dock zwar ganz gut, hatte bei mir allerdings noch einige Kinderkrankheiten. Die Verbindung klappte nicht immer auf Anhieb, manchmal musste ich mehrfach Dock und Smartphone miteinander verbinden, bevor die Übertragung gelang. Als Auflösung steht ausschließlich 1920x1080px zur Verfügung – auf anderen Displays wird das Bild einfach auf Vollbild gezerrt. Bei einem 21:9 oder 16:10 Monitor sieht das entsprechend merkwürdig aus. Die Apps, allen voran habe ich natürlich die Office Apps getestet, liefen leider auch nicht immer rund. Word und Excel sind häufig abgestürzt und haben dem entsprechend so einige Änderungen verloren. Häufig speichern war also angesagt. Nach diversen Updates funktionierte es am Ende deutlich stabiler, vom Umfang der normalen Desktop-Apps ist man aber noch ein Stück weit entfernt und es gibt auch keinen Fenster-Modus. Apps laufen also im Fullscreen, zumindest die Office-Apps. Edge ist im Continuum-Modus leider auch recht träge. Hier braucht es also auch noch Feinschliff und vor allem Performance-Verbesserungen.

      Dann ist da generell noch das Problem, dass leider im Moment noch viel zu wenig Universal Apps mit Continuum Unterstützung verfügbar sind. In meinem Fall konnte ich so lediglich die Microsoft Office Apps und Aeries 2 für Twitter nutzen. Aber zu den Apps generell später mehr.

      Dann ist da noch Option 2: Den Bildschirm per Miracast an ein entsprechendes Endgerät ausgeben. Die Verbindung lief in jedem Versuch einfach und zum Großteil stabil. Bei meinem Versuch, Fotos in voller Größe auf meinem Fernseher wiederzugeben bin ich allerdings gescheitert. Das Smartphone wurde lediglich verkleinert auf dem Fernseher angezeigt, was natürlich nicht Sinn der Sache war. Einstellungsmöglichkeiten, das Bild an den Fernseher anzupassen gab es keine, die Skalierung am Fernseher direkt half ebenfalls nicht. Auch Versuche zu einem späteren Zeitpunkt und mit anderer Hardware brachten leider keine Besserung. Hier heisst’s wohl, auf ein weiteres Update zu warten. Die „klassische“ Version, das Smartphone einfach 1:1 auf den Fernseher zu spiegeln fehlte bei einer Kabellosen Verbindung leider komplett. Laut FAQ Von Microsoft soll es diese Methode zwar noch geben, doch die beschriebenen Menüpunkte um den Modus zu wechseln existieren auf meinem 950XL schlichtweg nicht.

      Sorry für die Fotoqualität, es war schon spät an dem Abend ;).

      Windows Store

      Der Store war ja immer so eine Sache. Unter Windows Phone 8.1 war er halt da und hat meistens funktioniert. Er war weder hübsch, noch wirklich übersichtlich, aber hat halt funktioniert. Mit Windows 10 Mobile wurde der Store komplett überarbeitet und macht optisch Einiges mehr her. Viele Punkte wurden übersichtlicher gestaltet, sind einfacher zu erreichen und die App-Empfehlungen sind endlich auf dem Startscreen geordnet einsehbar.

      Ein paar Negativpunkte gibt es dennoch. So fehlt im Moment so etwas Simples wie eine Update- bzw. Installations-Historie. Ich kann also nur raten, ob die App, über deren Update ich etwas las, auch wirklich die neue Version ist, wenn der Store kein Update findet. Denn prüfen ob ein Update gemacht wurde, ist schlicht nicht möglich. Auch einen Changelog sucht man vor dem Update vergebens. Der Store zeigt lediglich an, welche Updates verfügbar sind. Weitere Informationen gibt’s dann halt nach dem Update – vielleicht, wenn der Entwickler das so möchte und man die App über die „Meine Apps“ Liste im Store heraussucht und die Details öffnet… Der Store entwickelt sich auf jeden Fall in die richtige Richtung und haptisch fehlt nur noch etwas Feinschliff in der Bedienung.

      Apps

      Weiter geht’s mit den Apps im Allgemeinen. Hierzu wurde in der Vergangenheit schon viel geschrieben. Windows Phone hätte keine Apps, Windows 10 schon gar nicht, und so weiter und so fort. Im Vergleich der blanken Zahlen stimmt das zwar ein Stück weit, doch die wichtigen Apps sind nahezu alle vertreten. Twitter, Facebook, Instagram? Alle da. Mobile Banking, Fitness Apps wie Fitbit oder auch die diversen Messenger von Whatsapp über Telegram, bis hin zu Threema sind alle vorhanden.

      Schwieriger wird es dann bei Spezielleren Apps – oder halt Apps von hippen jungen Startups, die zu cool sind für Windows Apps ;). Spaß beiseite: Fakt ist, dass die Apps auf Windows Phone 8.1 bereits immer ein Stück weit hinterher hinkten. Gerade bei den Features wird auch von großen Firmen wie Twitter gepennt – die offizielle App ist nun schon mehrere Jahre(!) alt ohne ein Update zu bekommen.

      Die Apps, die für Windows 10 Mobile bereits angepasst wurden, sind dafür eine deutliche Steigerung gegenüber Windows Phone 8.1. Separate Notifications, Schnellaktionen direkt aus der Notification Bar heraus, Push-Notifications die auch wirklich funktionieren und mehr Möglichkeiten, Apps miteinander interagieren zu lassen.

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      Mit Windows 10 (Mobile) merkt man allerdings, dass langsam aber sicher etwas Bewegung rein kommt. Viele Anbieter, wie Netflix, haben bereits ihre Windows Desktop Apps aktualisiert und in eine Universal App umgewandelt. Facebook hat neue Apps für Facebook, den Messenger und Instagram angekündigt, bisher gibt es aber nur eine geschlossene Beta für Facebook. Universal bedeutet hier aber leider nicht viel, denn der Entwickler muss die App dennoch für die mobile Nutzung separat optimieren und freischalten. Mit anderen Worten: Der App Store für Systeme über 10 Zoll Diagonale wächst momentan schneller als noch unter Windows 8.1 – auf Smartphones tut sich allerdings leider noch nicht so viel. Allerdings ist es für eine Prognose in diese Richtung auch noch etwas zu früh. Für die bestehenden Nutzer heißt das daher weiterhin: Warten und hoffen.

      Verwirrend übrigens: Im Windows 10 Mobile Store werden auch Apps angezeigt, die gar nicht Mobile verfügbar sind, sobald sie einmal auf einem PC installiert waren. In meinem Fall ärgerlich, da dabei auch viel Müll in die App-Übersicht gespült wird.

      Insgesamt ist die App-Situation ok, wer aber von iOS oder Android kommt, wird sicher die eine oder andere App vermissen. Bisherige Nutzer von Windows Phone dürften sich aber über die wachsende Anzahl Apps und die gestiegene Qualität freuen.

      Kamera

      Nach der Software zur Soft- und Hardware-Symbiose der Kamera. Bislang immer ein Streckenpferd der Lumia-Reihe, mal sehen was Microsoft draus gemacht hat. Auf jeden Fall gibt es einen dedizierten Kamerabutton, der mir bei vielen anderen Smartphones fehlt. Leider funktionierte der Button nicht immer, um direkt aus dem Standby die Kamera zu starten.

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      Die Kamera App kommt einem dann auch direkt bekannt vor: Optisch wurden zwar die Icons ein wenig aufgefrischt, das Layout und die Optionen sind aber im Großen und Ganzen wie gewohnt. So lassen sich weiterhin jede Menge Einstellungen manuell vornehmen, beispielsweise die Belichtungszeit, Weißabgleich, Fokus oder auch der ISO-Wert. Dazu kann man wie gewohnt in die Menüleiste am oberen (Querformat) oder Rechten (Hochkantformat) Bildrand antippen, oder einfach den Auslöser nach rechts bzw. oben wischen.

      Die Qualität der Fotos ist auch im Auto-Modus sehr gut, der Autofocus ist auch bei eher schlechten Lichtverhältnissen schnell und meistens auch Präzise. Meistens deshalb, weil er bei geringen Kontrasten so seine Probleme hat. Das spielt aber meist nur bei schlechtem Licht eine Rolle. Low-Light-Aufnahmen sind – im Zweifel mit manuellem Focus – sehr gut, gegenüber meinem Lumia 1520 sieht man klare Verbesserungen. Auch die Verarbeitung der Bilder geht deutlich schneller von der Hand als noch unter Windows Phone 8.1 – sofern man die „Living Images“ deaktiviert. Sind sie aktiviert kann der „letzte Feinschliff“ schon mal 15 bis 20 Sekunden dauern. Einen wirklichen Mehrwert in diesen lebendigen Bildern habe ich bislang aber eh noch nicht erkannt. Weiterer Nachteil der Living Images? In meinen Versuchen lieferten sie in vielen Fällen unscharfe, matschige Ergebnisse.

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      Großartig ist auch die Option, Bilder die mit Blitz aufgenommen wurden nachträglich neu zu belichten. Das Lumia macht dazu zwei Fotos – Eins mit und Eins ohne Blitz und legt diese übereinander. Per Fingertipp kann dann die Intensität des Blitzes eingestellt werden.
      Gleichermaßen gelungen ist die Möglichkeit, durch gedrückt halten des Auslösers ein 4K-Video aufzuzeichnen, aus dem sich nachträglich einzelne Frames extrahieren lassen. Spielende Kinder oder Haustiere fängt man damit problemlos ein. Die Option ist zwar nicht neu, aber begeistert mich doch immer wieder.

      Da Fotos auch im DNG-Format, also als digitales Negativ, gespeichert werden können, ist eine umfangreiche Nachbearbeitung z.B. über Adobe Lightroom möglich.

      Einziger Nachteil an all dem? Die Fotos benötigen extrem viel Speicherplatz. Eine große MicroSD-Karte sollte man also am besten direkt mit bestellen, trotz 32GB internem Speicher.

      Unverzichtbar für Vielknipser: Micro-SD-Slot

      Unverzichtbar für Vielknipser: Micro-SD-Slot

      Alles in allem bin ich mit der Kamera sehr zufrieden, auch wenn die Automatik hier und da mal den Weißabgleich verhunzt oder den Fokus falsch setzt. Das Problem haben nach meiner Erfahrung so ziemlich alle Kameras gelegentlich.

      Windows Hello

      Eines der Aushängeschilder ist Windows Hello als neue Art der Identifikation. Per Iris-Scan wird der Nutzer erkannt und das Smartphone freigeschaltet. Klingt futuristisch und aufregend, ist es auch irgendwie. Irgendwie aber auch nicht.

      Zunächst sollte man Hello über die Anlern-Funktion ausgiebig mit seinen Augen vertraut machen. Mit Brille, ohne Brille, in guten und schlechten Lichtverhältnissen, und so weiter. Danach arbeitet die Erkennung hervorragend bei mir, auch mit Brille oder bei schlechtem Licht.

      Soweit so gut, doch das große Aber kommt noch: Die Reichweite des Scanners ist schlicht zu kurz und das Entsperren dauert teilweise eine gefühlte Ewigkeit. Je nach Lichtverhältnissen muss man sich das Lumia 950XL zum Entsperren auf 15-20cm vor die Augen halten und es dort für fünf bis zehn Sekunden halten. Sieht nicht nur doof aus, fühlt sich auch so an.

      Daher: Bitte mehr Reichweite und eine viel schnellere Erkennung! Dann wäre das Feature eine sehr feine Sache, im Moment ist es nicht mehr als eine nette Spielerei.

      Audio

      Die Wahrnehmung beim Audio ist immer sehr subjektiv, doch beim Lumia 950XL gibt es eigentlich nur ein Fazit: Nicht der Rede wert. Die Sprachqualität beim Telefonieren ist zwar einwandfrei, doch der Lautsprecher für die Freisprechfunktion oder Musikwiedergabe verdient seinen Namen schlichtweg nicht. Schon Telefonate über den Lautsprecher übersteuern, häufig schnarrt er und am Ende gibt es immer noch einen kleinen Hall um das Erlebnis abzurunden. Über die Qualität der Musikwiedergabe muss ich da, nicht viel schreiben.

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      Mit Kopfhörern ist es etwas besser, wobei die Audioqualität hier auch nicht das Gelbe vom Ei ist. Um einen einigermaßen ausgeglichenen Klang zu erhalten muss massiv per Equalizer gegengesteuert werden. Wer nur gelegentlich mal Musik hört wird damit klar kommen, Enthusiasten sollten aber eher einen Bogen um den Klinkenanschluss machen und sich einen alternativen Player suchen.

      Der Akku

      Wie immer gilt: Die Werte sind stark von der jeweiligen Nutzung abhängig, daher sind die Ergebnisse bei mir nicht allgemeingültig.

      Bei der Akkulaufzeit scheiden sich ja meistens die Geister: Die einen sagen ein Tag genügt, die anderen wollen 4 Wochen, der Dritte muss alle 5 Stunden aufladen. Ich zähle mich am ehesten zu ersteren: Ein Tag Laufzeit genügt, aber auch nur wenn ein ausreichender Puffer am Ende des Tages noch vorhanden ist. Beim Akkuwunder Lumia 1520 kommt das problemlos hin, nach einem normalen Arbeitstag hab ich Abends noch rund 50-60% Akku übrig. Wenn es sein muss sind damit auch 2 Tage Laufzeit möglich.

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      Das Lumia 950XL sollte mit seinen Effizienteren Komponenten, dem kleineren AMOLED Display und dem etwa gleich großen Akku da ja eigentlich mithalten können. Eigentlich.

      Erstmal meine Nutzung: Primär auf dem Arbeitsweg, rund 2 Stunden täglich inklusive Wartezeiten. Genutzt werden Twitter und diverse Messenger, ein paar Feeds lesen, bisschen Surfen, auch mal ein YouTube Video, usw. Gespielt wird eigentlich nicht. Dazu werden permanent 4 Mailkonten überwacht, bei allen Diensten sind die Push-Benachrichtigungen aktiv, GPS, WLAN, LTE etc. sind durchgehend aktiv. Sobald ein WLAN-Netzwerk verbunden ist synchronisiert OneDrive auch automatisch Fotos etc. Klar könnte man hier diverse Dienste deaktivieren wenn man sie gerade nicht braucht, für mich ist das allerdings keine Option.

      Damit komme ich mit dem Lumia 950XL seit den Updates gut über die Runden, einen Puffer für spontane Ausflüge oder Ähnliches hat es aber nur bedingt. Meistens landet es abends bei rund 20-30% Restkapazität am Ladegerät, will ich abends noch auf die Schnelle vom Sofa aus etwas Recherchieren wird’s da teilweise schon eng und ich muss zum Kabel greifen. Die Akkuübersicht ist übrigens etwas besser geworden, so wirklich aufschlussreich, wie unter Android, ist sie aber weiterhin nicht.

       

      Der Gelegenheitsnutzer dürfte damit auch locker über den Tag kommen, der Poweruser hat aber unter Umständen ein Problem und sollte besser ein Battery-Pack oder Ersatzakku dabei haben.

      Wer zwischendurch laden muss hat aber Glück: Dank Quick Charge ist der Akku binnen einer knappen Stunde wieder voll.

      Fazit

      Das Fazit fällt mir recht schwer. Der Lumia Fan und Early Adopter in mir sagt: Passt doch für eine junge Betasoftware, noch ein, zwei Updates und es läuft perfekt!

      Der Endverbraucher in mir, der eventuell einen haufen Geld ausgegeben hat, sieht das jedoch anders. Die neuen Lumias wurden zu früh auf den Markt geworfen, mit der Prämisse das Weihnachtsgeschäft abzudecken. Dadurch wurde unfertige Software verwendet, die das Erlebnis deutlich trüben. Dazu kommt die Inkonsistenz der Menüführung. Die Fehler werden zwar nach und nach ausgemerzt, der erste Eindruck aber bleibt.

      Natürlich ist aber nicht alles schlecht: Die Kamera ist hervorragend, das Display richtig knackig scharf und zeigt tolle Farben, das System läuft flüssig und ohne Ruckler oder Denkpausen. Der Windows Store wächst, wenn auch langsam, und ist mittlerweile auch noch hübsch anzusehen und lädt zum Stöbern ein. Die Office Apps zeigen zudem, wie produktiv einsetzbar so ein Smartphone doch ist. Auch die Hardware als solche überzeugt – abgesehen vom labbrigen Backcover.

      Viel Licht, aber auch Schatten also. Insgesamt bin ich zwar zufrieden, der aktuelle Preis erscheint dennoch zu hoch. Rund 660 Euro sind für ein Flaggschiff zwar an sich in Ordnung, dann sollte es allerdings auch fertig sein. Es sind die Feinheiten, an denen das System scheitert. Windows 10 Mobile braucht einfach noch einen abschließenden Feinschliff durch einen UX-Designer und viele, viele Bugfixes. Die Probleme sind also lösbar, sogar direkt per Software-Update, als Nutzer braucht man da schlichtweg Geduld.

      Was ich mir von Microsoft wünsche? Schnellere Updates! Hört endlich auf damit zu warten bis 30 Fixes in einem großen Build-Update zusammenkommen, sondern haut verfügbare Bugfix-Updates sofort raus. Beim aktuellen Status des Systems wäre das dringend nötig – einige Wochen oder gar Monate auf einen simplen Bugfix warten zu müssen setzt genau das falsche Zeichen.

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