Intel Core Ultra und AI-Funktionen im Notebook: Ein echter Mehrwert?

Intel Core Ultra und AI-Funktionen im Notebook: Ein echter Mehrwert?

Nach einem Jahr voller AI-Themen tauchen nun erstmals Notebooks mit dem Zusatz „AI“ im Namen auf. MSI macht mit der Prestige-Serie den Anfang und stattet es neben Intels neuen Core Ultra-CPUs auch mit diversen AI-Features aus. Welche das sind und was das Gerät noch bietet, klären wir nachfolgend.

Es war ein Jahr voller künstlicher Intelligenz. Angefangen mit dem bekannten ChatGPT von OpenAI und der Integration in Microsofts Copilot über zahlreiche Bilderstellungsmodelle in Form von DALL-E, Midjourney oder generativer AI in Adobe CC über ausgefallene KI-Generatoren für die Erstellung personalisierter Songs. Einer der Höhepunkte war dann die Vorstellung eines ansteckbaren „AI Pin“, der mal eben das Smartphone ersetzen sollte. Es war also nur noch eine Frage der Zeit, bis auch große Notebook-Hersteller die Zeichen der Zeit erkennen und in Kombination mit neuer Hardware das Thema aufgreifen würden.

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MSI ist ganz vorne mit dabei und hat passend dazu die hauseigene Prestige-Serie in der aktuellen Generationen auf den Namen 13 AI Evo bzw. 16 AI Studio Evo umgetauft. Wir haben uns die kleinere Version geschnappt und geschaut, was sich hinter dem Namenszusatz verbirgt.

Eines der ersten Notebooks mit Intel Core Ultra

Der erste Grund für die Benennung ist bei der Hardware zu finden: Das MSI Prestige 13 AI Evo ist eines der ersten Notebooks mit kürzlich vorgestelltem Intel-Core-Ultra-Prozessor – und zwar mit der Variante Core Ultra 7 155H. Ja, auch wir müssen uns an das neue Namenschema erstmal gewöhnen. Der Ultra 7 155H bietet insgesamt 16 Kerne (6+8+2) sowie 22 Threads und arbeitet mit 28 bis 115W. Da das Netzteil 65W liefert, ist das allerdings auch das Maximum, mit dem das Gerät arbeiten darf.

Mit der neuen CPU-Architektur hat Intel vor allem an den integrierten Grafikchips geschraubt. Laut Intel sollen die Intel Arc-iGPUs bis zu doppelt so schnell wie die Xe-Vorgänger und dabei nur ein Drittel so energiehungrig sein. Sie unterstützen außerdem Raytracing und Intels DLSS-Pendant namens XeSS. Für die AI-Performance ist das aber nur nebensächlich. Hier kommt nämlich die neue NPU ins Spiel. Die greift hauptsächlich auf die beiden Low-Energy-Cores zurück und soll nicht nur AI-Tasks beschleunigen, die direkt auf dem Notebook ausgeführt werden, sondern auch für ein deutlich effizienteres Energiemanagement sorgen. So sollen zum Beispiel Zoom-Calls knapp 40% weniger Batterie verbrauchen (Intel Core Ultra 7 165H vs. Intel Core i7-1370P).

Ob das tatsächlich zutrift, lässt sich ohne identisch ausgestattetes Vergleichsgerät mit Intel Core i7-1370P leider nicht so einfach beweisen. Alle Infos zu Intels neuer CPU-Generation findest du hier.

MSI Center nutzt die MSI AI Engine für KI-Features

Der zweite Grund: MSI spendiert dem Gerät ab Werk die hauseigene MSI AI Engine. Diese Software ist ein Bestandteil des MSI Centers. Wir sind zwar normalerweise nur selten Fans von dedizierter Hersteller-Software, das MSI Center ist aber immerhin modular aufgebaut. User können also selbst entscheiden, was sie neben den Grundfunktionen noch zusätzlich an Features installieren wollen. Im Falle der AI-Software ist das unter anderem „Smart Auto“, „Ambient Silent AI“ und „Smart Image Finder“.

„Smart Auto“ stellt je nach aktueller Nutzung das passende Benutzerszenario ein. Wenn ein Spiel gestartet wird, aktiviert sich z.B. im Hintergrund der Modus „Extreme Leistung“ oder wenn die Akkulaufzeit zur Neige geht, werden Display-Helligkeit und Tastaturbeleuchtung einhergehend mit dem Modus „Super Battery“ automatisch reduziert. Um die Zuverlässigkeit zu erhöhen und den Lernprozess zu verbessern, lassen sich hier auch direkt Apps einem Benutzerszenario zuordnen.

„Ambient Silent AI“ befindet sich aktuell noch in der Beta-Phase und ließ sich bei uns nicht aktivieren. Das Ziel dahinter ist folgendes: Die AI ermittelt die Umgebungs-Lautstärke und passt die Lautstärke des Kühlsystems automatisch an die Geräuschkulisse an. Das verhindert bspw. in der Bibliothek unangenehm laute Lüfter. In einem lauten Café kann das Notebook hingegen mehr Leistung zur Verfügung stellen, da die Lüfter schneller drehen dürfen, ohne dass es im Gemenge stört. An sich keine schlechte Idee, bei einem Gaming-Notebook dürfte der Nutzen jedoch deutlich höher ausfallen.

„Smart Image Finder“ taggt und clustert Fotos

Der „Smart Image Finder“ bzw. intelligente Bildfinder ähnelt einer Funktion, die wir auch schon von diversen Smartphones kennen. Nach dem Import von Fotos wird deren Inhalt analysiert. Jedem Foto werden automatisch mehrere, passende Tags zugewiesen. Sucht man dann nach dem jeweiligen Tag (wie bspw. „Auto“), werden die entsprechenden Fotos angezeigt. Es lassen sich parallel dazu diverse Eigenschaften wie „Farbton“ filtern. Im Test klappte das mehr oder weniger zuverlässig. Motive wurden gut erkannt, bei Farben war die KI hingegen noch nicht sehr zuverlässig.

Da es sich hier um softwareseitige Features handelt, sollte man sie natürlich auch auf jedem Nicht-AI-Notebook mit MSIs Software nutzen können. Ob sie auf einem Notebook ohne neuen Intel Core Ultra und damit ohne NPU schlechter oder nicht so zuverlässig funktionieren, lässt sich ohne Vergleichsgerät allerdings ebenfalls nicht so genau sagen.


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Intel Arc nur für ältere Titel ausreichend

Uns hat natürlich auch interessiert, was Intels neuer interner ARC-Grafikchip im Vergleich zum Xe-Vorgänger zu bieten hat. Counter-Strike 2, Cyberpunk 2077 und Shadow of the Tomb Raider haben wir uns hierfür zum Testen ausgesucht. Kleiner Spoiler: Allzu viel erwarten sollte man nicht.

Als Erstes war CS2 an der Reihe. Wir haben alle Details auf das Minimum reduziert, FSR auf Leistung gestellt und sind mit 1280x768px in den Ring gestiegen. Es ist spielbar und teilweise werden sogar 80 FPS erreicht, allerdings kommt es immer wieder zu FPS-Drops. Wenn Intel hier mit Treiber-Updates nachbessern kann, wäre es aber für gelegentliche Runden akzeptabel.

Wir haben uns trotzdem noch in den Benchmark von Cyberpunk 2077 gewagt. Nach viel Rumspielerei in den Einstellungen sind wir mit dem Preset „Niedrig“, 1440x900px und XeSS „Performance“ bei 27 FPS gelandet. Das klingt noch ausreichend, startet man allerdings das Spiel, kommt wenig Freude auf.

Potentiell spielbar bleiben allerdings ältere, anspruchslose Titel. Shadow of the Tomb Raider mit „Am niedrigsten“ und 1440×900 Pixeln resultierte in akzeptablen 54 FPS. Obwohl XeSS in dem Spiel vorhanden ist, ließ es sich aber nicht aktivieren. Wir mussten daher auf AMDs KI-Upscaling ausweichen.

MSI Prestige 13 AI Evo ist ein gelungenes Notebook

Auch abseits von AI und Prozessor ist das Prestige 13 AI Evo ein empfehlenswertes Gerät. Es ist schlicht, mit 990g und DIN-A4-Fußabdruck sehr kompakt und hochwertig verarbeitet. Dazu kommen eine Alu-Magnesium-Gehäuse, eine beleuchtete Tastatur mit langem Hub und passablem Feedback sowie ein großes Touchpad, wenn auch ohne Glasoberfläche. Praktische Anmeldefunktionen inkl. Fingerabdruck-Sensor im Power-Button und einer Full HD-Webcam inkl. IR-Sensor für Windows Hello gibt es ebenfalls.

Bei den Anschlüssen ist trotz geringer Bauhöhe von 17mm trotzdem alles Wichtige dabei: 2x USB-C mit Thunderbolt 4, HDMI 2.1 bspw. für 4K-Displays mit 120 Hz, ein MicroSD-Kartenleser sowie USB-A 3.2 und ein Kombo-Klinkenanschluss. Ein vollwertiger SD-Kartenleser wäre für einige Kreative aber vielleicht eine noch praktischere Wahl gewesen. Dafür sind das neue WiFi 7 und Bluetooth 5.4 dabei.

Tolles OLED-Display mit sehr hoher Auflösung

Unser Highlight ist aber das Display. Das 13,3“ große OLED-Display kommt im praktischen 16:10-Format mit 60 Hz daher. Die Auflösung ist sehr hoch (2880x1800px) und garantiert eine sehr scharfe Darstellung (255 PPI).

Laut Messung mit unserem SpyderXElite ist das Display ab Werk sehr gut kalibriert. DCI-P3 wird zu 100% dargestellt und die Farbtreue ist mit einem mittleren Delta E von 0,8 sehr gut. Das Gamma liegt bei optimalen 2,2 und mit über 400 nits wird das Display ordentlich hell. Es ist zudem sehr gleichmäßig ausgeleuchtet, die maximale Abweichung beträgt lediglich 2%. Es bietet zudem einen besonders hohen Kontrast und erreicht sogar eine maximale Helligkeit von 500 nits in einem kleinen Bereich (DisplayHDR True Black 500).

Ein paar kleine Schwachstellen hat es dann aber doch. Der Weißpunkt ist mit 6900K ab Werk etwas zu kalt eingestellt, zudem setzt es auf eine glänzende Oberfläche. Das Arbeiten bei Sonnenschein oder mit hellen Lichtquellen hinter dir ist also nicht ratsam.

Wartungsfreundlich und ausdauernd

Das Prestige 13 AI Evo hat angesichts der kompakten Ausmaße einen sehr großen 75Wh-Akku. Das Foto verdeutlicht dies: Der Akku nimmt ca. die Hälfte des Gehäuses ein. MSI gibt die Laufzeit mit bis zu 15 Stunden an, ein Arbeitstag ist je nach Helligkeit und Rechenbelastung also realistisch. Das sollte auch so sein, denn immerhin hat das Creator-Notebook die neue „Intel Evo Edition“-Zertifizierung. Dazu gehören laut Intel unter anderem schnelles Laden und ein langlebiger Akku.

Generell lässt sich das Prestige 13 AI Evo leicht öffnen und ist wartungsfreundlich. Akku, SSD und WiFi-Modul sind direkt zugänglich und im Notfall austauschbar. Etwas schade: Auf den RAM hat man keinen direkten Zugriff.

Fazit: MSI Prestige 13 AI Evo

Letztendlich ist das MSI Prestige 13 AI Evo ein attraktives Notebook für Leute, die vor allem viel mobil sind und Wert auf ein sehr gutes Display und eine umfangreiche Ausstattung samt moderner Anschlüsse und Konnektivität legen.

Bildbearbeitung sowie leichte Content Creation sind dank Core Ultra 7 und viel Arbeitsspeicher gut machbar. Für regelmäßige exzessive Workloads ist das Gerät ohne dedizierte Grafikkarte aber nicht empfehlenswert. Hier ist der Griff zum größeren MSI Prestige 16 AI Studio Evo mit RTX 4070 und 4K-UHD-OLED ratsam. Das ist allerdings nicht so mobil und schlägt auch preislich in eine andere Kerbe.

Die AI-Funktionen können für Nutzende eine nette Zugabe darstellen, wirkliches Kaufargument sind sie in unseren Augen zum aktuellen Zeitpunkt aber nicht.

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Veröffentlicht von Alexander

Die Leidenschaft fürs Zocken wurde bereits in den frühen 90ern mit Bubble Bobble am Sega Master System II geweckt. Spielt mittlerweile hauptsächlich am PC und hätte gerne viel mehr Zeit, um sich seinem ständig wachsenden Pile of Shame zu widmen.

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