Intel hat weitere Infos zu seinen kommenden Tiger-Lake-Prozessoren veröffentlicht und die hören sich richtig gut an.
Gesicherte Infos von der „Hot Chips“
Jedes Jahr im August trifft sich das Who’s who der Halbleiterbranche im Silicon Valley zur Hot Chips. Das ist keine klassische Messe, sondern eher eine Zusammenkunft von Ingenieuren – samt Trinkgelage. 2020 fällt allerdings auch diese Institution der Covid-19-Pandemie zum Opfer – dennoch müssen wir nicht auf Infos zu aktuellen Entwicklungen verzichten. Digital wird sich nämlich trotzdem ausgetauscht. Intel brachte in diesem Kontext nun einige neue Folien zu seinen kommenden Tiger-Lake-Prozessoren heraus, die via Twitter-Nutzer Locuza und den Kollegen von wccfTech ins Netz gelangt sind.
Intel Tiger Lake: Großes Redesign der 10nm-Architektur
Seit 2015 setzen Intels Desktop-Chips auf den (mittlerweile in die Jahre gekommenen) 14nm-Fertigungsprozess. Der Nachfolger in 10nm-Fertigung lässt ebenfalls schon seit 2017 im Desktop auf sich warten. Doch nun kommt Bewegung in die Entwicklung, denn nach dem Release der 10nm-Architektur „Ice Lake“ für Notebooks im Jahr 2019 kommt nun der Nachfolger „Tiger Lake“ auf den Markt. Während Ice Lake noch an vergleichsweise geringen Taktraten krankte, soll Tiger Lake alles besser machen und einen echten Generationssprung bieten. Zurückzuführen ist das unter anderem auf den „SuperFin“-Prozess. Mit diesem generalüberholt Intel das eigene Transistor-Design komplett. Hohe Taktraten und ein enormer Effizienzgewinn bei gleichem Takt sind das vermeintliche Ergebnis.
Somit hat die neue Architektur kaum noch etwas mit Ice Lake gemein, obwohl sie sich 10nm++ nennt. Die Willow-Cove-Kerne bekommen deutlich mehr Cache spendiert und das gesamte Front-End wurde ebenfalls komplett überarbeitet. An essenziellen Features hält endlich PCIe der vierten Generation Einzug. Dazu kommt die Unterstützung der neuen Standards USB 4.0 und Thunderbolt 4. Selbst LPDDR5-Speicher soll wohl unterstützt werden. Damit liest sich das Feature-Set fast wie eine Wunschliste vieler Enthusiasten. Erscheinen sollen die neuen Chips in zwei Versionen.
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Intel Tiger Lake fordert AMD Ryzen 4000 heraus
Tiger Lake U für energiesparende Ultrabooks sieht oberflächlich stark nach dem Vorgänger Ice Lake aus. Vier Kerne und acht Threads samt maximaler TDP von 28 Watt gibt es in schlanken Laptops schließlich bereits seit geraumer Zeit. Die integrierte Xe-Grafikeinheit dürfte aber selbst fortgeschritteneren Gaming-Ambitionen gerecht werden, wie erste Leaks zeigen. Intel setzt hierbei zum allerersten Mal auf die neue Grafikarchitektur. Diese wird wohl im kommenden Jahr auch für den Desktop erscheinen.
Außerdem steigt die IPC des Prozessors enorm an. Bei gleicher Thread-Zahl könnte man dadurch die starken Ryzen-4000-Prozessoren von AMD schlagen. Für Multi-Core-Anwendungen dürften die Spitzenmodelle von AMD aber noch Vorteile besitzen. Immerhin können Intels Prozessoren etwas mehr Strom nutzen, um ihre Kerne mit Saft zu versorgen.
CPU-Familie | Intel Tiger Lake-U | AMD Renoir U-Serie |
---|---|---|
Name | Intel 11. Gen Core (U-Serie) | AMD Ryzen 4000 (U-Serie) |
Fertigungsprozess | 10nm | 7nm |
CPU-Kern-Architektur | Willow Cove | Zen 2 |
CPU Kerne/Threads (Max.) | 4/8 | 8/16 |
Max. CPU-Takt | Noch nicht bekannt (Core i7-1185G7) | 4.2 GHz (Ryzen 7 4800U) |
GPU-Architektur | Xe Graphics Engine | Vega Enhanced 7nm |
Max. GPU-Einheiten | 96 EUs (768 Kerne) | 8 CUs (512 Kerne) |
Max. GPU-Takt | 1300 MHz? | 1750 MHz |
TDP (cTDP min./max.) | 15W (12W-28W) | 15W (10W-25W) |
Veröffentlichung | 3. Quartal 2020 | März 2020 |
10nm endlich auch in Hochleistungs-CPUs
Sehr viel spannender dürfte für viele die Ankündigung von mobilen Hochleistungsprozessoren mit Tiger-Lake-Architektur sein. Damit werden die 10nm-Prozessoren erstmals auch in Gaming-Notebooks eingesetzt. Dabei werden alle Tiger-Lake-H-Prozessoren ebenfalls von Intels-Xe-iGPUs unterstützt.
Ihr Feature-Set ist identisch zur kleineren U-Serie, doch kommen die Topmodelle mit acht Kernen und 16 Threads daher. Somit herrscht auf dem Datenblatt Parität zu AMDs Ryzen-4000-H-Serie. Durch die erhöhte IPC und den vermutlich sehr hohen Takt von Tiger Lake dürfte Intel die Renoir-Chips von AMD wohl schlagen. Ob der voraussichtlich nächstes Jahr erscheinende Nachfolger „AMD Cezanne-H“ ebenso bezwungen wird, muss sich aber erst noch zeigen.
CPU-Familie | Intel Tiger Lake-H | AMD Renoir H-Serie | AMD Cezanne-H Serie |
---|---|---|---|
Name | Intel 11. Gen Core (H-Serie) | AMD Ryzen 4000 (H-Serie) | AMD Ryzen 5000 (H-Serie) |
Fertigungsprozess | 10nm | 7nm | 7nm+ |
CPU-Kern-Architektur | Willow Cove | Zen 2 | Zen 3 |
CPU Kerne/Threads (Max.) | 8/16 | 8/16 | 8/16 |
Max. CPU-Takt | Noch nicht bekannt | 4.3 GHz (Ryzen 9 4900HS) | Noch nicht bekannt |
GPU-Architektur | Xe Graphics Engine | Vega Enhanced 7nm | Vega Enhanced 7nm |
Max. GPU-Einheiten | 96 EUs (768 Kerne)? | 8 CUs (512 Kerne) | 8 CUs (512 Kerne)? |
Max. GPU-Takt | TBD | 1750 MHz | TBD |
TDP (cTDP min./max.) | 35W (65W cTDP) | 35W (45W cTDP) | 35W (45W cTDP) |
Veröffentlichung | 1. Quartal 2021 | 2. Quartal 2020 | 2. Quartal 2021? |
Ganz ehrlich: Einen performanten Achtkerner mit 65W TDP könnte ich mir auch im Desktop vorstellen. AMD hat mit dem starken und dennoch sparsamen Ryzen 7 3700X bereits bewiesen, dass das möglich ist. Die 10nm von Intel sind größentechnisch übrigens mit dem 7nm-Prozess von TSMC (bzw. AMD) vergleichbar. Leider wird Tiger Lake vorerst nur in Notebooks erscheinen. Einen guten Ausblick auf Intels zukünftige Desktop-Prozessoren gibt uns die Architektur dennoch. Dabei macht sie große Hoffnung auf ein Comeback des Halbleiter-Giganten aus Santa Clara. Wir sind auf jeden Fall sehr gespannt auf erste Tests zu Tiger Lake.
Tiger Lake-U noch dieses Jahr, H-Serie erst 2021
Zumindest auf die U-Prozessoren müssen wir nicht mehr lange warten. Bereits Anfang September werden diese wohl ganz offiziell vorgestellt. Die – für mich deutlich spannendere – H-Serie kommt hingegen erst nächstes Jahr auf den Markt. Wir halten euch wie immer mit weiteren News zu den neuen Prozessoren von Intel und AMD auf dem Laufenden. Was sagt ihr zu Intel Tiger Lake? Lasst es uns in einem Kommentar wissen.
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Quellen & Bilder: wccfTech, Locuza via Twitter.com , Ryan Shrout (CFS Intel) via Twitter.com, Forbes.com, AnandTech