Das iPhone 14 Pro sticht in fünf Punkten hervor. Der wichtigste Neuerung ist aber nicht die 48MP-Kamera, sondern der Nachfolger der Notch.
Die anderen vier Punkte sind die neue 48MP-Kamera, das Always-on-Display, die Unfall-Erkennung und der A16-Chip. In Summe ist der iPhone 14 Pro der Start für einen neuen Abschnitt bei Apple. Da Apple sehr lange bei bestimmten Details bleibt, lohnt es sich also hier etwas genauer hinzuschauen.
Der letzte Start von etwas Neuem für das iPhone war das iPhone X. Es läutete ein komplett neues Design ein. Es dauerte aber bis zum iPhone 11, bis die vielen kleinen Änderungen wirklich zu einem guten Gesamtpaket zusammen kamen. Das iPhone 14 Pro fühlt sich genauso an. Da ist viel Gutes, aber es ist noch nicht ganz dort, wo es sein will.
Lieferumfang & Design sind bewährt (knauserig)
Ihr wisst alle wie ein iPhone aussieht, daher machen wir das kurz. Es sind die gleichen flachen Kanten, wie bei der 12er- und 13er-Serie, Edelstahlrahmen, Mute-Switch, Lightning-Anschluss und eine Verarbeitungsqualität, die ihrem Preis auch angemessen ist. Das iPhone 14 Pro ist halt ein iPhone.
Seit 2021 heißt das aber auch, dass kein Ladegerät mehr zum Lieferumfang gehört, sondern nur noch ein USB-C- auf-Lightning-Kabel. Dieses Kabel macht aber weiterhin nicht den stabilsten Eindruck. Ich lade eh nur noch drahtlos, aber bei weit mehr 1000€ pro Gerät, könnte Apple eigentlich anfangen ummantelte Kabel der Verpackung beizulegen – der Umwelt zuliebe.
Das Display des iPhone 14 Pro ist atemberaubend
Mit 6,1″ ist das Display des iPhone 14 Pro so groß wie das seinen Vorgängers. Die mini-Reihe wurde mit dem iPhone 13 beendet. Neu in diesem Jahr ist ein Always-On-Display bei den Pro-Modellen. Andere Hersteller haben ein Always-on-Display seit Jahren im Einsatz. Dabei wird der Hintergrund ausgeblendet und ihr bekommt grundlegend nur Informationen zu euren Benachrichtigungen und die Uhr angezeigt. Apple kann aber Dinge nicht wie alle anderen machen.
Es muss in ihren Style passieren. So schaltet das Always-On-Display des iPhone 14 Pro nicht einfach aus und blendet ein paar Elemente ein. Es ist ein stark gedimmtes Display. Ihr seht weiterhin euren Hintergrund. Packt ihr das Phone in eure Hosentasche, schaltet das Display komplett ab. Die Bildwiederholrate wird dazu auf 1Hz gesenkt (statt der normalen 60Hz, bzw. 120Hz bei ProMotion). Es braucht ein paar Tage, bis ihr euch daran gewöhnt habt, da über ein Jahrzehnt der iPhone-Nutzung uns alle darauf konditioniert hat, dass ein eingeschaltetes Display (auch ein stark gedimmtes) bedeutet, dass ihr eine Benachrichtigung habt. Ihr könnt das Always-On-Display auch komplett ausschalten.
Die Dynamic Island macht Spaß, ist aber noch ganz am Anfang
Die Dynamic Island ist irgendwas zwischen Hardware und Software und da sie in diesem Jahr die wichtigste Neuerung darstellt, die ihr auch bemerken werdet, bekommt sie hier ihr eigenes Kapitel. Eine Sache kann ich aber gleich vorneweg sagen: Die Dynamic Island ist clever, aber hat auch noch Luft nach oben.
Dabei sitzt die Dynamic Island tiefer im Bildschirm als es die Notch jemals war. Das fällt besonders dann auf, wenn ihr nicht den Dark Mode eures Smartphones verwendet. Durch die vielen Animationen lenkt Apple quasi euren Blick immer wieder zu der pillenförmigen Aussparung.
Der beste Vergleich für die Dynamic Island ist tatsächlich ein Widget, mit dem ihr in drei verschiedenen Größen interagieren könnt. Eine normale Ansicht, eine erweiterte Ansicht und ein kleines Symbol, wenn ihr mehrere Apps am Laufen habt. Es ist Apples erster Versuch, etwas in dieser Art zu machen und das bedeutet, dass es ein paar Dinge sehr gut kann und ein paar Dinge noch nicht rund laufen.
Es kann sehr gut alle Benachrichtigungen von iOS an einem Ort mit einem Design bündeln. Bisher waren Hotspot und Timer und eingehende Anrufe sehr unterschiedliche Dinge – die Dynamic Island macht daraus einen Ort in einer Designsprache. Ich benutze sie wirklich gerne und sie fühlt sich auch nützlich an.
Das Problem ist einfach, dass es eine kurze Version ist. Ein kurzes Tippen auf die Dynamic Island öffnet nicht die erweitere Version, sondern öffnet die App, die gerade im Hintergrund/Widget läuft. Wenn ihr die erweitere Ansicht haben wollt, müsst ihr lang auf das Widget drücken. Für mein Verständnis sollte es genau umgekehrt sein oder ich sollte zumindest zwischen den beiden Optionen wählen können.
Viele Apps sind dazu auch noch nicht auf die Dynamic Island angepasst und so verdecken die iOS Symbole teilweise die App-Symbole wie hier bei Disney+. Das ist aber auch nur Kleinkram. Apple teilt die API für die Dynamic Island noch in diesem Jahr mit Entwickler-Teams weltweit und dann können auch mehr Apps davon profitieren.
Das alles zusammen macht aber auch klar, dass die Dynamic Island noch so ein Jahr Zeit braucht, bis Apps angepasst sind und Apple mehr Funktionen ergänzt hat. Es ist eine coole Idee, die aber noch nicht ihr volles Potential erreicht hat.
Performance – Apple-Chips sind Klassenbester
Zyniker behaupten gerne, dass Apple eigentlich nur noch mit sich selbst konkurriert. In manchen Belangen stimmt das auch. Der SoC ist so ein Bereich. Seit Jahren sind Apples A-Chips weit vor denen von Qualcomm, Samsung und MediaTek. Das weiß auch Apple. In diesem Jahr geht es sogar so weit, dass in den Non-Pro-iPhone 14-Modellen der Chip aus dem Vorjahr verbaut wird.
Die Pro-Modelle bekommen den neuen A16-SoC. Der ermöglicht aber auch keine bahnbrechenden neuen Funktionen, wie es der A13 mit Deep Fusion konnte. Es ist einfach ein extrem schneller und energie-effizienter Chip. Der wahre Vorteil wird sich erst mit der Zeit zeigen. Dieser A16-Chip wird sich auch in drei bis fünf Jahren schnell anfühlen.
Der SoC basiert übrigens auf der gleichen Technik wie der A15 und der war schon nur eine minimale Weiterentwicklung des A14. Apple muss warten, bis TSMC (als Chip-Fertiger) für den nächsten großen Schritt bereit ist. Das dürfte 2023 mit 3nm so weit sein. Das dürfte übrigens auch ein großer Schritt für den Apple Silicon M3 werden.
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Das neue Display kostet Akku
Apple behauptet, dass das 14 Pro eine etwas bessere Akkulaufzeit als das 13 Pro hat. Nach mehreren Tagen Nutzung kann ich das aber nicht bestätigen. Das iPhone 14 Pro hat mich immer über den Tag gebracht. Dabei spielte es auch keine Rolle, wie lang der war.
Ohne Always-On-Display wäre es aber auch noch mal etwas länger gewesen. Schaltet ihr das Always-On-Display aus, steigert es die Akkulaufzeit. LTPO-Display hin oder her – das gedimmte Display verbraucht mehr Strom als ein komplett ausgeschaltetes.
Bei einem neuen Spielzeug hat man natürlich ständig etwas auszuprobieren. Neue Kamera-Modi und doch noch Mal Twitter auf, um das ProMotion zu genießen, usw. Irgendwann ist aber der Akku leer und dann muss zum Lightning Kabel gegriffen werden – vielleicht zum letzten Mal.
Die Software ist in diesem Jahr der heimliche Star
Das große Ding zur Präsentation von iOS 16 waren die neuen Anpassungen des Sperrbildschirms. Dafür wurden ein paar Details überarbeitet, besonders wie Elemente wie die Uhr mit eurem Hintergründen interagieren. Das ist eine gute Sache, dass Apple hier etwas mehr Anpassungen erlaubt. Bisher war es ja eher nach dem Motto: „Wir machen das so und du musst es so mögen“.
Die Anpassungen beim Sperrbildschirm sind nett, aber ich freue mich viel mehr über zwei andere Funktionen. Eine davon ist haptisches Feedback. Dabei vibriert das iPhone bei Tasteneingaben leicht und es erlaubt eine präzises Rückmeldung über eure Eingaben. Das ist kein bahnbrechendes Feature in der Smartphone-Welt als Ganzes, aber dank der guten Haptic Engine von Apple fühlt es sich sehr gut an – auf einem Level mit dem sehr guten Vibrations-Motor, den OnePlus seit Jahren verbaut.
Mit iOS16 kommt aber noch ein weiteres Feature, dass besonders (Hobby-) Fotografen gefallen dürfte – das automatische Freistellen von Objekten. Eine Arbeit die ich in Photoshop so sehr hasse, dass ich sie oft nicht mache. Ihr müsst einfach nur lange auf das Objekt tippen und halten und die Software macht den Rest und ihr könnt dann auch das freigestellte Objekt direkt teilen. Das Freistellen ist nicht makellos, aber für eine erste Version funktioniert es sehr gut. Gut genug, dass ich es tatsächlich nutzen werde.
Eine letzte große Neuerung ist das Zurückziehen und Editieren von iMessage-Texten. In den USA ist iMessage (und die Diskussion über grüne und blaue Texte-Bubbles) ein echtes Thema. In Europa weniger, da wir generell mehr auf externe Messenger wie WhatsApp, Telegram und Signal setzen.
Es gibt noch weitere neue Spielereien mit iOS 16, aber das sind eher kleine Dinge. Ihr könnt euch jetzt eure gespeicherte WiFi-Passwörter anzeigen lassen, Ordner in der Notizen-App anlegen, Vollbild-Album-Cover auf dem Sperrbildschirm, Live-Text im Video, Doppelte Fotos finden, Erinnerungs-Vordrucke erstellen und so weiter.
Mit iOS 16 kommen viele gute Funktionen auf das iPhone 14 Pro. Allerdings kommen fast alle Funktionen zu allen iPhone ab der 8er-Serie aufwärts. Wobei Features wie Live-to-Text nur auf die Full-Screen-Geräte kommen und eben nicht auf die 8er-REihe und das iPhone SE 2020 (Test).
Ein etwas düsteres Feature ist die Unfallerkennung. Diese verwendet Eingaben von mehreren Sensoren, um zu erkennen, wenn ihr in einen Autounfall verwickelt wart. Die komplette 14er-Serie (und die neuen Apple Watch-Modelle) sind dafür mit einem speziellen Beschleunigungsmesser ausgestattet, der die Aktivierung der Funktion unterstützt. Im Gegensatz zu SOS über Satellit (noch nicht in Europa verfügbar) erfordert die Unfallerkennung keine Eingabe von euch. Wenn ihr in einem Unfall verwickelt wart, zeigt das Display euch eine Message auf die ihr aktiv reagieren müsst. Tut ihr das nicht innerhalb von 20 Sekunden, wird automatisch ein Notruf abgesetzt.
Der neue Action-Mode des iPhone 14 Pro wirkt halbfertig
Nach Jahren der 12MP-Kameras hat Apple endlich die Haupt-Kamera mit dem iPhone 14 Pro überarbeitet. Ab jetzt gibt es 48MP – allerdings nur in ProRAW-Mode. Für normale Fotos kommt Pixel Bining zum Einsatz (vier Pixel werden zu einem Pixel zusammengefügt) und damit wir sind wieder bei 12MP.
Im Allgemeinen macht das iPhone 14 Pro sehr gute Bilder. Das hat aber auch schon das iPhone 13 Pro (Max) und das iPhone 12 Pro (Max) gemacht. Im direkten Vergleich sind auf den Bildern der 14-Serie minimal mehr Details zu erkennen, aber auch nur, wenn ihr danach sucht.
Ich habe auch ein paar Fotos in ProRAW mit den vollen 48 Megapixeln gemacht. Bei den Bildern gibt es viele Details und viele Möglichkeiten zum Bearbeiten. Wenn ihr zu den Leuten gehört, die sich für ProRAW auf einem iPhone begeistern könnt, werdet ihr viel Spaß mit dem 14 Pro haben. Alle anderen sollten bei den normalen Fotos bleiben.
Die Selfie-Kamera hat jetzt übrigens einen Auto-Fokus, aber auch der ändert nicht grundlegend, wie ihr sie benutzt. Der Satz trifft eigentlich auf alle Kameras des iPhone 14 Pro zu. Es sind gute Weiterentwicklungen, aber ändern nicht grundlegend, was für Fotos ihr macht.
Neu ist hingegen der Action-Mode. Das ist eine sehr aggressive Bildstabilisierung. Ziel ist es, dass ihr den Gimbal daheim lassen könnt. Die Sache hat aber zwei große Haken. Erstens erfolgt ein massiver Crop beim Bild – von 4K auf 2,7K. Zweitens braucht es extrem viel Licht sonst meckert die Kamera-App. Es ist also nur für draußen gedacht oder ihr müsst noch ein Jahr warten, bis Apple etwas an den Feinheiten geschliffen hat. Im Cinematic-Mode haben sie das seit letztem Jahr getan. Jetzt sind auch 4K-Filme möglich und die Erkennung von Objekt/Personengrenzen ist etwas besser.
Der Sound ist so gut wie eh und je
Der große Vorteil am iPhone (und allgemein Apple-Produkten) ist die Tatsache, dass kein Aspekt vergessen wird – wenn wir die lange Zeit der mauen Webcams der MacBooks mal außen vor lassen. Bei vielen Android-Smartphones stimmt beispielsweise Performance, Kamera und Display, aber die Speaker klingen maximal „okay“. Nicht so bei Apple.
Gerade beim Pro-Lineup verbaut Apple erstklassige Speaker – für ein Smartphone. Sie klingen breit, voll und verzerren auch nicht bei maximaler Lautstärke. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob ihr YouTube-Video schaut, Fitness+-Workout durchzieht oder einfach etwas Musik beim Kochen hört: Die Speaker des iPhone 14 Pro klingen fantastisch.
Fazit zum iPhone 14 Pro – Ein erster wichtiger Schritt
Ihr erinnert euch, dass euch am Anfang gesagt habe, dass es in diesem Jahr fünf wichtige Punkte beim iPhone 14 Pro gibt? Mit all den Sachen die wir jetzt wissen, sehen wir sie uns noch einmal an: A16-Bionic, Unfall-Erkennung, Always-On-Display, 48MP Kamera und Dynamic Island.
Der SoC im iPhone 14 Pro ist ein Biest mit mehr Power als die meisten Nutzer*innen heute oder in einem Jahr brauchen. Das gibt Zukunftssicherheit, aber ist kein Killer-Verkaufsargument. Das Always-On-Display auf der anderen Seite ist für meinen Geschmack etwas zu sehr „eingeschaltet“, wenn es eigentlich ausgeschaltet sein sollte. Ebenfalls kein Feature, für das ihr direkt losspringen müsst.
Die Unfallerkennung ist ein gelungenes Feature, welches gut in Apples Health-Strategie passt und wie die Sturzerkennung der Apple Watch tatsächlich Leben retten könnte und wohl auch wird. Die 48MP-Kamera macht sehr gute Fotos, aber das tun auch weiterhin die 12er & 13er-Serie des iPhone. Wenn ihr das volle Potential der neuen Kamera ausnutzen wollt, braucht ihr dazu viel Speicher. Die ProRes-Bilder haben gerne 50MB und bei 200 Bildern kommt da schnell was zusammen.
Was uns schließlich zur Dynamic Island bringt. Es ist wahrscheinlich das spannendste Feature des iPhone 14 Pro, aber auch das Feature, das noch den weitesten Software-Weg vor sich hat. Es ist aber auch ein Beweis dafür, dass Apple immer noch intensiv über alle Teile des iPhone-Erlebnisses nachdenkt und das ist eine sehr gute Sache. Nur weil etwas funktioniert, heißt das eben nicht, dass es nicht noch verbessert werden kann.
Die abschließende Frage ist also: Solltet ihr euch ein iPhone 14 Pro kaufen? Das kommt darauf an, ob ihr mit eurem aktuellen Smartphone zufrieden seid. Kommt ihr von einem iPhone 12 oder 13 würde ich nicht auf das 14er upgraden, wenn es nicht sein muss. Für Nutzer*innen mit einem iPhone 11 oder älter, dürfte der Technologie-Sprung aber groß genug sein, dass sich ein Update lohnt.