Jabra ist bereits für hochwertige Office- und ANC-Kopfhörer bekannt. Die Elite 75t sind ein True-Wireless-Stereo-Headset, dass es mit den besten seiner Klasse aufnehmen soll – Elite eben. Ob das gut geht, erfahrt ihr im Test.
Design
Während viele Konkurrenten das große Vorbild aus Cupertino nachahmen, geht Jabra einen eigenen, aber dennoch schicken Weg. Sie sind deutlich kleiner als vergleichbare Konkurrenten und stehen kaum aus den Ohren heraus. Vielen andere TWS verfügen zudem noch über ein Anhängsel, welches an die kabelbehaftete Herkunft erinnert. Mit AirPods und Co. sieht man teilweise aus, als hätte man zwei nach unten gerichtete Antennen in der Ohrmuschel. Dank der ergonomischen Passform verschwinden die Jabra hingegen eher im Ohr. Eine understatete, bequeme und zu allen Kleidungsstilen passende Lösung.
Die Jabra-Ohrhörer bestehen dabei komplett aus Kunststoff, fassen sich aber sehr robust und solide an. In unserem Fall kleiden sich die Elite 75t in eine silberne Metallic-Farbe – es gibt sie allerdings auch noch in mattem Schwarz.
Gut zur ergonomischen Designsprache passen auch die verschiedenen Aufsätze. Jabra gibt euch gleich drei Silikonspitzen mit. Für den Test habe ich den mittleren Aufsatz verwendet. Dieser hätte für mich aber noch einen Tick größer sein können. Die größte Variante war dann wiederum etwas zu massiv für meine Ohren. Dennoch sitzen die Jabra auch mit einem nicht ganz passenden Aufsatz stabil im Ohr. Selbst beim Joggen liefen sie nie Gefahr herauszufallen.
Sehr gut gefällt mir auch das Case. Es verfügt über gerundete Seiten und schmeichelt somit den Händen. Auch in engeren Hosentaschen nervt oder drückt es nicht. Dank ebener Flächen oben und unten könnt ihr es zum Laden oder allgemeinem Präsentieren auch einfach auf den Tisch oder eine andere gerade Oberfläche stellen.
Der mattschwarze Kunststoff ist exzellent verarbeitet und schließt am Scharnier passgenau ab. Tasten sucht ihr dafür vergebens. Die gesamte Bedienung läuft über die Jabra Elite 75t ab. Mit dem rückseitigen USB-C-Anschluss könnt ihr die TWS schnell mit Strom versorgen.
Bedienung
Beide Ohrstecker sind mit jeweils einer großen Taste versehen. Auf dieser prangt beidseitig das Jabra-Logo. Je nach Einsatzgebiet unterscheiden sich die Funktionen der Tasten leicht. Die Funktionalität bleibt dabei aber dennoch immer intuitiv und die Tasten reagieren prompt auf Eingaben. Seid ihr gerade am Musikhören, dann könnt ihr die Wiedergabe mit einem einmaligen rechten Tippen pausieren oder starten. Links führt euch ein einmaliges Tippen durch die verschiedenen ANC- und Sound-Modi. Drückt ihr die linke Taste zwei Mal, dann springt ihr zum nächsten Titel. Ein dreimaliges Drücken startet die aktuelle Wiedergabe erneut.
Werdet ihr angerufen, ändert sich auch die Bedienung der Jabra-In-Ears: So nehmt ihr nun mit einem einmaligen Tippen auf rechts an oder weist mit einem zweimaligen Tippen ab. Auf der linken Seite steht euch dann das Stummschalten des Mikrofons zur Verfügung. Das klingt alles erstmal kompliziert, gestaltet sich in der Praxis – nach einer kurzen Eingewöhnung – aber als sehr einfach.
Einzig die Lautstärke kann nicht über die Ohrstecker geändert werden. Ihr könnt aber alternativ euren digitalen Assistenten mit einem zweimaligen Klick aufrufen und diesen die Lautstärke anpassen lassen.
Im Alltag hat man das Bedienkonzept sehr schnell verinnerlicht, dennoch habe ich mich des Öfteren dabei ertappt, wie ich für eine schnelle Navigation doch das Smartphone herausholte. Gerade wenn ihr zwischen verschiedenen Alben oder Interpreten wechseln wollt, sind die Bedienungsmöglichkeiten der Jabra Elite 75t nicht tiefgreifend genug. Das ist bei allen anderen TWS derzeit aber ähnlich. Insgesamt bieten die Jabra-In-Ears somit eine gute Bedienung, die sich per App auch noch individualisieren lässt.
Die App – mit dem klangvollen Namen Sound+ – ist dabei sehr umfangreich gestaltet. Dank eines Updates erhielten unsere Elite 75t sogar noch eine ANC-Funktion. In der App könnt ihr diese nach euren Wünschen anpassen. Sie filtert gerade tiefe Geräusche solide heraus. Mit Stimmen hat sie hingegen noch leichte Probleme. In Kombination mit der passiven Isolierung sind die Jabra Elite 75t nach dem Update jedoch auch für lautere Büroumgebungen geeignet.
Neben den klassischen App-Features, wie einem Fünfband-Equalizer, hat Jabra auch noch sogenannte „Soundscapes“ untergebracht. Hier könnt ihr euch unter anderem entspanntes Wellenrauschen, einen verregneten Tag oder einen dröhnenden Ventilator anhören.
Gerade letzteres erschließt sich mir nicht ganz (und klingt auch nicht sonderlich angenehm) – aber eine nette Spielerei ist es dennoch.
Jabra Elite 75t bei uns im Shop
Sound
Mit 180 Euro gehören die Elite 75t bereits zu den gehobenen TWS auf dem Markt. Und diesem Siegel werden sie klanglich auch meist gerecht. Mit ein, zwei Einschränkungen. Aber der Reihe nach: Als ich die Elite 75t zum ersten Mal in die Ohren legte, erschrak ich sehr vor der extrem bassigen Präsentation. Hier könnte Jabra von Haus aus eine „Badewanne“ gewählt haben. Womöglich war der „Übeltäter“ aber auch meine Sound+-App, die noch auf vorherige Jabra-Kopfhörer eingestellt war. Bässe und Höhen waren nämlich enorm angehoben. Die Mitten (vor allem Stimmen, etc.) gingen dazwischen stark unter.
Also erstmal ab ins App-Menü und auf „Neutral“ stellen. Nun zeigten die Jabra was sie draufhaben: Eine angenehme Musikpräsentation ohne große Schwächen. Gerade Stimmen kommen wunderbar neutral und „echt“ daher. Aufgrund einer (In-Ear-typischen) kleinen Bühne wirken gerade Live-Aufnahmen sehr intim. Die Höhen haben nur zwischen 8 KHz und 10 KHz einen leichten Ausreißer nach oben drin. Hier tummeln sich zum Beispiel hohe S- und T-Sounds von Schlagzeugbecken. Diese können in hoch gemasterten Aufnahmen mit den Elite 75t etwas überakzentuiert klingen. Meist ist der Ausreißer aber nicht hörbar und Musikinstrumente (sowie sehr hohe Stimmlagen) klingen so, wie sie sollen.
Eine größere Anhebung hat hingegen der Bassbereich spendiert bekommen. Dies wird von vielen Hörer*innen mittlerweile als angenehm empfunden. Gerade Pop, Hip-Hop und elektronische Musik klingen somit besonders voll und warm. Nur wenn ihr große Bassgitarrenfans seid, solltet ihr zum EQ greifen. Denn der stärker angehobene Tiefbass sorgt für einen leicht dröhnenden Sound bei Kontrabässen, sehr tiefen Stimmen und eben Bassgitarren. Dadurch gehen die Nuancen des tieferen Klangs in einigen Aufnahmen leicht verloren. So zum Beispiel geschehen in Neil Youngs „Cortez the Killer“ oder Outkasts „Babylon“.
Insgesamt bieten die Jabra Elite 75t einen sehr akkuraten Hoch- und Mitteltonbereich. Der Bassbereich ist hingegen eher für moderne Genres geeignet und verträgt sich weniger mit klassischer Musik und Live-Aufnahmen. Hier kann aber der Equalizer nachhelfen. Zu dieser Kritik muss auch gesagt werden, dass ein Großteil der aktuellen TWS-Kopfhörer sogar noch bassbetonter und insgesamt ungenauer abgestimmt sind als die Elite 75t. Trotz des „Bassbuckels“ im Frequenzgang, zählen sie damit zu den seltenen eher neutralen Vertretern ihrer Gattung.
Sehr gut ist auch das Stereobild der Elite 75t. Es sorgt für das Orten von Instrumenten im Klangteppich, der sich musikalisch vor euch ausbreitet. Ihr könnt Instrumente also im Normalfall gut voneinander unterscheiden und auch kleinere Nuancen in einer Aufnahme heraushören. Da In-Ear-Kopfhörer keine klangliche Interaktion mit der Ohrmuschel bieten, wird euch der Sound eher im Kopf präsentiert. Hochwertige Over-Ear-Kopfhörer schaffen hier zuweilen auch eine offenere, weitere Präsentation der Musik, die sich eher vor euch abspielt. Die Elite 75t machen für In-Ears dennoch einen sehr guten Job und präsentieren Musik angenehm.
Lautstärkeseitig macht den Jabra übrigens niemand etwas vor. Während des Tests bin ich selbst in leiseren Aufnahmen nicht über eine Lautstärke von 70% hinausgekommen. Alles darüber war mir bereits deutlich zu laut.
Der beachtlichen Lautstärke zum Trotz, gibt es kein „Music-Bleeding“. Die Jabra-Ohrhörer verraten eurem Gegenüber also selbst bei hohen Lautstärken nicht was ihr gerade hört. Das schont nicht nur eure Privatsphäre, sondern auch die Ohren eurer Mitmenschen.
Das Mikrofon der Elite 75t kann sich ebenfalls hören lassen. Stimmen werden lediglich etwas zu hoch aufgenommen. Dafür bleibt ihr in fast allen Fällen klar und deutlich zu verstehen. In einem kleinen Sample könnt ihr euch selbst davon überzeugen.
Ein kleines Manko erwartet euch lediglich auf der technischen Seite: Denn die Elite 75t setzen bei Android-Geräten lediglich auf den Bluetooth-Standard SBC. Dieser kann Musik maximal mit bis zu 345 kbit/s wiedergeben. Somit ist er für .mp3-Dateien oder Spotify-Streams super geeignet. Wenn ihr euch zur audiophilen Gemeinschaft zählt und lieber FLAC-Dateien oder Streams mit hohen Bitraten hört, dann schaut nach True Wireless Kopfhörern mit aptX-HD oder LDAC-Codec. Für Apple-Smartphones steht zudem noch AAC bereit.
Akkulaufzeit
Die Jabra Elite 75t sind echte Dauerläufer. Trotz ihrer geringen Größe brachten sie mich im Test fast sieben Stunden lang durch den Arbeitstag. Dabei hatte ich die Lautstärke meist zwischen 50 und 70 % eingestellt und ANC war durchgängig an. In Kombination mit ihrem Ladeetui, schaffen es die kleinen Kopfhörer auf eine Laufzeit von etwa 27 Stunden. Das Lade-Case lässt sich dabei entspannt über USB-C mit Strom befüllen. In etwa 80 Minuten ist es voll geladen. Aufgrund ihrer Ausschaltautomatik müsst ihr euch auch beim Ablegen der TWS keine Sorgen um den Akkuverbrauch machen.
Damit bieten die Elite 75t eine überdurchschnittliche Akkulaufzeit, die für die meisten Alltagssituationen sehr gut reichen sollte.
Fazit zu den Jabra Elite 75t
Die Jabra Elite 75t sind sehr gute TWS, die sich keine echten Schwächen leisten. In ihren gut verarbeiteten Gehäusen steckt ein Sound, der sich für die meisten Musikgenres eignet. Im Vergleich zu vielen Konkurrenten kann er auch als größtenteils neutral bezeichnet werden. Lediglich der angehobene Tiefbass könnte einige audiophile Nutzer verschrecken.
Die Bedienung der Elite 75t geht dabei leicht von den Händen und ist nach kurzer Zeit verinnerlicht. Die gute App „Sound+“ rundet das Bedienkonzept ab und bietet darüber hinaus umfangreiche Möglichkeiten zur Personalisierung.
Auch fürs Büro eignen sich die Jabra-TWS, denn sie lassen eure Mitmenschen nicht an eurem Klangvergnügen teilhaben. Nebenbei bieten sie ein passables Mikrofon, welches Stimmen zwar etwas zu hoch, aber dafür sehr klar und deutlich wiedergibt.
Im urbanen Einsatz isolieren die Elite 75t passabel und werden dazu noch durch eine solide ANC-Funktion unterstützt. Letztere ist gerade in der Bahn oder im Flugzeug sehr angenehm, da sie tieferes Brummen gut herausfiltert. Nur mit Stimmen oder hochfrequenten Tonlagen hat sie noch leichte Probleme. Dies könnte womöglich auch noch durch ein späteres Update verbessert werden.
Dank ihrer guten Passform sind die Jabras übrigens auch für Sport geeignet. Rugby würde ich mit ihnen zwar nun nicht unbedingt spielen, aber leichtes Joggen ist kein Problem. Mit ihrer langen Akkulaufzeit lassen sie euch auch auf ausgedehnteren Trips nicht so schnell im Stich.
Insgesamt sind die Jabra Elite 75t sehr angenehme musikalische Begleiter geworden. Wenn ihr auf der Suche nach hochwertigen True Wireless Kopfhörern seid, dann schaut sie euch auf jeden Fall einmal an.
Jabra Elite 75t bei uns im Shop
Stand: November 2020
Tester für die Jabra Elite 75t gesucht
Wollt ihr die Jabra Elite 75t auch gerne als musikalische Begleiter haben? Wir suchen nämlich noch eine*n Tester*in, um die Jabras auf Herz und Nieren zu prüfen. Nach eurem Test (spätestens drei Wochen nach Erhalt der Bluetooth-Ohrhörer) muss eine Produktbewertung mit mindestens 300 Worten für das Produkt (Jabra Elite 75t) bei uns im Shop abgegeben werden. Um Euch als Tester*in zu bewerben, schreibt uns einfach einen Kommentar bis Sonntag, den 22. November 2020, 23:59 Uhr. Im Kommentar will ich wissen, welche Kopf- oder Ohrhörer ihr bis dato nutzt und mit was für Musik ihr die Jabras testen möchtet. Nach dem Test könnt ihr die True Wireless natürlich behalten.
Viel Erfolg!