Jackery Explorer 1000 Pro – Unabhängig dank Solar?

      Jackery Explorer 1000 Pro – Unabhängig dank Solar?

      Zur IFA hat Jackery den neuen Explorer 1000 Pro vorgestellt und kurz darauf traf hier auch ein Testexemplar ein. Mit dazu gab es noch vier Solar Saga 200 Solarpanels mit jeweils bis zu 200 Watt Ausgangsleistung. Wie gut sich das Set in der verbliebenen Herbstsonne geschlagen hat, erfahrt ihr im Test.

      Das Set richtet sich vor allem an jene, die viel draußen unterwegs sind und dabei auch mal längere Zeit ohne Stromversorgung verbringen wollen oder gar müssen. Einfallen würden mir da Drohnenpiloten, Foto- und Videografen in der Natur oder einfach Off-Grid-Camper, die dennoch irgendwie die nötige Elektronik betreiben können wollen. Auch als Notfall-Kit ist es geeignet, wobei das der Einsatzzweck ist, den man niemandem wünscht.


      Auf der technischen Seite bietet der Jackery Explorer 1000 Pro 1006 Wattstunden Kapazität und bis zu 1000 Watt Ausgangsleistung, kurzzeitig sind sogar 2000 Watt möglich. Dazu gibt es noch jede Menge USB-A-und -C-Anschlüsse mit bis zu 100W Power Delivery, einen 12V KFZ-Anschluss, eine LED und natürlich ein Statusdisplay.

      Mit den dazugehörigen Solar Saga 200 Solarpanels soll der 1000Wh Akku in 1,8 Stunden vollgeladen sein, je nach Sonneneinstrahlung kann das natürlich variieren. Vom Netz versorgt, soll die Ladezeit ebenfalls 1,8 Stunden betragen. Dem Paket lagen auch noch zwei Anschlussadapter bei, um die insgesamt vier Panels anschließen zu können. DC-Eingänge gibt es nämlich nur zwei auf der Rückseite, direkt neben dem AC-Eingang. Auch ein KFZ-Adapter, um den Akku im Auto zu laden, ist dabei.

      Die Front bietet einige Anschlüsse und alle lassen sich separat Ein- und Ausschalten. Die beiden Schuko-Anschlüsse können sogar getrennt voneinander geschaltet werden. So wird nicht unnötig Energie über einen im Leerlauf befindlichen DC/AC-Wandler verbraucht. Die USB- und 12V KFZ-Ausgänge können jeweils nur als ganzer Block geschaltet werden. Die Anschlüsse sind, mit Ausnahme der USB-Anschlüsse, mit Gummi-Abdeckungen versehen, die gegen Staub und Feuchtigkeit schützen sollen.

      Das Display gibt zudem Auskunft über den Status – muss dafür aber immer manuell eingeschaltet werden und schaltet sich nach wenigen Sekunden wieder ab. Angezeigt werden die aktuell aktiven Ein- und Ausgänge sowie die jeweilige Leistung und berechnete Dauer, wann der Akku vollgeladen oder leer ist. Die Angabe war bei mir recht genau, was die restliche Laufzeit angeht, bei der Ladezeit schwankte die Angabe je nach aktueller Sonneneinstrahlung.


      Jetzt aber erstmal zum Aufladen. Die Jackery Solar Saga 200 Panels kommen direkt mit einer Schutzhülle daher, die auch Platz bietet, um Zubehör wie das benötigte Kabel zu verstauen. Zusammengeklappt lassen sie sich auch einfach transportieren und platzsparend verstauen. Der Aufbau gelingt recht einfach, wobei die Standbeine an der Rückseite manchmal etwas fummelig sind und es allein daher auch hin und wieder frustrierend sein kann, sie auf unebenem Boden aufzustellen. Ich wurde aber zumindest bei jedem erneuten Aufstellen schneller. Dann ist da noch das Kabel. Das fühlt sich zwar sehr hochwertig an, könnte aber noch etwas länger sein. Schönes Detail: Wirklich alle Kabel kommen mit mindestens einem Klettband daher, um sie ordentlich aufwickeln zu können.


      Der Anschluss für das DC-Kabel sitzt an der Oberseite, was mich ein wenig wundert – so ist der Anschluss – wenn verbunden – nicht besonders gut gegen Feuchtigkeit geschützt. Zertifiziert sind sie nach IP67, ein wenig Wasser sollte ihnen also nichts anhaben. Im Sturzregen würde ich sie trotzdem nicht draußen lassen. Wie widerstandsfähig sie gegen Sand sind, hab ich zwar nicht ausprobiert, Kratzer oder andere Beschädigungen konnte ich im Testzeitraum jedoch nicht feststellen.


      Die Leistung der Panels ist dann wie schon erwähnt sehr von der Sonneneinstrahlung und Ausrichtung abhängig. Da das Display live anzeigt, wie viel Leistung gerade von den Panels ankommt, kann man darüber leicht die Ausrichtung optimieren. Unser Garten ist im Herbst leider eher schattig, daher blieb nicht viel Sonne für den Test, aber auch die reichte noch, um den Akku zu füllen. Mit allen vier Panels verbunden, konnte ich bis zu 680 Watt erzielen, Teile mindestens eines Panels waren dabei aber immer im Schatten. Damit konnte ich den Akku dann in etwas über 2,5 Stunden wieder füllen, die 1,8 Stunden bei optimalen Bedingungen klingen also realistisch.


      Spannend waren aber auch die suboptimalen Bedingungen – bei leichter Bewölkung waren mit allen Panels angeschlossen immer noch bis zu 250 Watt Leistung möglich. Starke Bewölkung oder Schatten durch Bäume führten dann aber zu deutlich niedrigeren Ergebnissen. Teils kamen nur noch 30 bis 40 Watt am Akku an. Dennoch: Das reicht, um kleinere Geräte wie Smartphones, Laptops, Tablets, Drohnen, Kameras etc. aufzuladen. Und verwunderlich ist der Einbruch natürlich auch nicht – so ist das eben bei Solarpanels.

      Der 1006-Wattstunden-Akku sollte dann auch für Einiges reichen. Kurz zur Einordnung: Wattstunden geben an, wie lange eine gewisse Leistung aufrechterhalten werden kann. In diesem Fall soll eine Leistung von 1006 Watt eine Stunde lang abgegeben werden können. Wird weniger Leistung benötigt, kann das Gerät entsprechend länger laufen. Bei 100 statt 1000 Watt wären das rechnerisch dann immerhin schon 10 Stunden. Natürlich ist das nur die Theorie und in der Praxis gibt es immer noch ein paar Verluste hier und da – gerade, wenn wie im Falle des Explorer 1000 Pro erst noch von DC auf AC gewandelt werden muss.


      Im Test war es daher nicht so einfach, eine gute Baseline zu finden. Passend zur Jahreszeit bot sich unser Dörrautomat als ein Test an. Der zieht ziemlich genau 260W im Betrieb, während geheizt wird. Sobald die Zieltemperatur erreicht ist, sinkt der Energiebedarf dann auf etwa 5 Watt für den Lüfter ab. Damit waren knapp unter 4 Stunden Dauerbetrieb möglich – die Kapazität kommt also hin. Stellt man das Ganze dann noch in die Sonne mit 2 oder 4 Solarpanels, könnte der Explorer 1000 Pro den ganzen Tag durchlaufen und nebenbei den Akku laden oder noch weitere Geräte versorgen. Vorausgesetzt, man hat genügend Sonne über den Tag verteilt. Mein Notebook, das bei normaler Nutzung um die 40 Watt benötigt, konnte ich problemlos mehrere Tage über die Jackery Explorer 1000 Pro betreiben. Etwas über 10 Ladevorgänge waren damit möglich, was grob überschlagen um die 850 Wattstunden entspricht. Zwischendurch wurde aber auch mal das Smartphone geladen oder das Notebook brauchte doch mal ein wenig mehr.


      So konnte ich auch problemlos im Garten mehrere Geräte mit Strom versorgen und die Akkus laden, während ich an einem Projekt weitergearbeitet habe. Klar: Ich hätte mir hier auch eine Kabeltrommel legen können, aber einerseits wollt ihr ja wissen, ob das System funktioniert und andererseits gibt es ja durchaus Situationen, in denen das nicht so einfach geht. Wenn ihr allerdings größere Werkzeuge nutzen wollt, die über 1000 W benötigen, lohnt ein Blick zu Jackerys Explorer 2000 Pro, der kann nämlich dauerhaft über 2000 Watt liefern. Die 2000 Watt Peak des Explorer 1000 Pro haben zwar gereicht, um die 1600W Handkreissäge zu starten, wirklich an Arbeiten war aber nicht zu denken.

      Laut Jackery soll die Selbstentladung sehr gering ausfallen und auch ein Jahr nach der letzten vollen Ladung noch mindestens 80% Kapazität verfügbar sein. Ganz so lange wollte ich nicht warten, im Testzeitraum ist mir aber keine Selbstentladung aufgefallen. Oh und bevor ich es vergesse: Eine Sache hat mich überrascht: Nahezu jedes Gerät kommt heutzutage mit einer App und Bluetooth daher – die Jackery Explorer 1000 Pro nicht. Dabei fände ich es sogar ganz praktisch, einfach per Bluetooth den aktuellen Ladestand abrufen zu können.


      Für wen eignet sich der Jackery Explorer 1000 Pro bzw. das Solar Generator 1000 Pro Bundle denn jetzt eigentlich? Wer sich zum Beispiel denkt: „Geil, damit spar ich jede Menge Geld und Strom zuhause!“: So einfach ist das leider nicht. Pro volle Ladung spart ihr etwas zwischen 20 und 40 Cent – je nach Stromanbieter. Bis sich das also amortisiert hat, dauert es ein paar Jahrzehnte – aber auch nur dann, wenn ihr sie wirklich täglich via Solar aufladet.

      Viel eher eignet sie sich für die eingangs schon erwähnten Nutzer: Outdoor-Fans und Drohnenpiloten, die ihre Abenteuer filmen wollen und daher genügend Energie in Reserve brauchen. Beim Reisen mit dem Wohnmobil kann es unabhängiger von Campingplätzen machen oder – worst case – im Katastrophenfall dringend benötigte Geräte weiter mit Energie versorgen. Gerade Nutzer von wichtigen medizinischen Geräten, sei es, um die Kühlung aufrechtzuerhalten oder auch bei Schlafapnoe das Beatmungsgerät weiter betreiben zu können, sind denkbare Einsatzgebiete.

      Fazit

      Die Jackery Solar Explorer 1000 Pro ist eine Powerstation, die mühelos auch größere Geräte mit Energie versorgen kann. Perfekt also für alle, die auch Outdoor und abseits jeder Steckdose noch Geräte versorgen wollen oder müssen. Wird sie dabei gerade nicht benutzt, kann sie auch als USV eingesetzt werden. Mit Solarpanels ist die Energieversorgung dann auch dort dauerhaft möglich, wo das Stromnetz nicht hinreicht – solange die Sonne scheint zumindest.

      Große Schwächen habe ich nicht gefunden. Eine App zur Überwachung des Ladestands wäre wirklich nicht schlecht und die Anschlüsse der Solarpanels sind etwas unglücklich angebracht. So stehen sie immer nach oben vom Panel ab und es können leichter Feuchtigkeit und Schmutz in den Anschluss gelangen. Parallel dazu sind die Panels durch die Größe etwas unhandlich aufzubauen. Und zu guter Letzt könnte die Jackery Explorer 1000 Pro selbst noch ein Fach für Zubehör wie die Anschlusskabel vertragen. Bei dem Gewicht und der Größe fiele das nicht weiter auf und man hätte alles in einem Paket.

      Davon ab ist da natürlich der Preis. Die UVP für das Bundle wie hier im Test liegt bei 3900 Euro*, was natürlich gut überlegt sein will.  Für mich wäre das kleinere Bundle mit den Solar Saga 80 Panels vermutlich interessanter, da es günstiger und deutlich mobiler ist. Natürlich dauert der Ladevorgang dann aber entsprechend länger. Ob sich so ein Set für euch eignet, müsst ihr daher selbst entscheiden – spannend ist die Entwicklung auf jeden Fall und wir werden sie auch weiter im Auge behalten.

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