Egal auf welcher Seite man im Streit Mac vs. PC steht, die meisten Menschen bevorzugen eines der beiden Systeme. Wer nun für gewöhnlich macOS nutzt und gerne das Aussehen davon auf einen Windows Laptop oder PC hätte, für den soll es verschiedene Lösungen geben.
Ob die etwas taugen, habe ich in den vergangenen Tagen auf meinem MateBook D14 (unser Test) ausprobiert. Das MateBook ist eine verlässliche Alltagsmaschine und mit einem Preis von knapp 700 Euro deutlich günstiger als jedes aktuelle MacBook.
Kleiner Spoiler vorweg: Die Lösungen führen nicht wirklich zum Ziel. Benötigte Zeit und Frust stehen in keinem Verhältnis zum Resultat. Wer sich trotzdem selbst quälen möchte, kann hier gerne meine Historie mit macOS-Tools für Windows weiterlesen.
Sicherungspunkt erstellen – er wird nötig sein
Um Windows 10 aussehen zu lassen wie macOS, sind einige Änderungen nötig, die nicht trivial sind. Es erfordert Anpassungen an den Grundfunktionen von Windows und bevor man sowas anfängt, sollte man einen Punkt haben, an den man zurückkehren kann. Ein Backup des aktuellen Systems auf einem externen Laufwerk ist also Pflicht.
Nachdem das erledigt ist, kommt hier der erste Tipp: vorsichtig mit Skinpacks. Tools wie „macOS Transformation Pack“ sind zwar auf dem ersten Blick sehr nützlich, aber verschiedene Anti-Viren-Programme schlagen bei solchen Anwendungen Alarm.
Packs wie dieses vereinen mehrere Tools in einem Skript und von daher ist es nicht immer klar, was genau sie eigentlich tun. Zusätzlich kommen sie mit ihren ganz eigenen Problemen – mehr dazu später.
Die folgenden Tools sollen Windows 10 in gleicher Weise aussehen lassen wie macOS, so wie es die Skinpacks tun, aber jeder Schritt ist dabei transparent und ihr als Nutzer wisst zu jeder Zeit, was das jeweilige Tool macht oder zumindest machen sollte.
Weniger bequem, aber dafür sicherer. Es wird nicht zu allen verwendeten Tools Verlinkungen geben, da nicht alle aus vertrauenswürdigen Quellen stammen.
Wallpaper, Dock und Leftsider
Die Wallpaper von macOS gibt es online wie Sand am Meer. Das aktuelle Wallpaper von Catalina fand ich beispielsweise auf Reddit. Eine kurze Google-Suche zeigt dann auch die Wallpaper von Mojave, High Sierra, El Capitan und Yosemite. Ein guter Start für das Experiment.
Um das macOS-Dock am unteren Bildschirmrand zu bekommen, empfiehlt sich das Tool RocketDock. Ähnlich wie bei macOS könnt ihr hier einfach eure wichtigsten Programme ablegen. Positioniert es einfach am unteren Bildschirmrand, ladet die Icons für macOS von der offiziellen Seite von RocketDock runter und definiert euer Dock einfach selbst. Für mehr Abwechslungen bei Skins und Icons lohnt sich auch ein Ausflug zu DeviantArt.
Die geladenen Skins und Icons müssen in dem entsprechenden Ordner von RocketDock liegen. Danach stehen sie euch bei den Anpassungen zur Verfügung. Ihr findet die Ordner jeweils in eurem Installationspfad. Standardmäßig ist das „C:\Program Files (x86)\RocketDock\“.
Bis jedes Symbol an Ort und Stelle sitzt und auch das richtige Icon hat, können schonmal 30-60 Minuten vergehen – vielleicht auch länger, wenn hier viel abgelegt werden soll. Im Gegensatz zu macOS ist es umständlicher, aber dafür individueller.
Leftsider ist das Tool, dass die Schaltflächen von „Schließen, Maximieren und Minimieren“ auf die linke Seite eurer Fenster zieht. Unter Windows 7 war Leftsider schon ausreichend, aber unter Windows 10 braucht ihr zusätzlich ein Tool mit dem Namen „OldNewExplorer“. Das transformiert eure Fenster zurück zu Windows 7 Zeiten und dann kann Leftsider die Schaltflächen akkurater bewegen.
Es funktioniert bei vielen Anwendungen, ist aber nicht konsequent. Einige Windows-Fenster wechseln die Schaltflächen, während andere es nicht tun. Programme wie Chrome und Winzip wollten die Symbole gar nicht wechseln. Andere Programme „versteckten“ die Schaltflächen auf der linken Seite hinter anderen Flächen – ein Problem, das der „OldNewExplorer“ eigentlich beheben sollte. Zum Beenden bleibt dann nur „Alt+F4“. Leftsider im Autostart hilft da auch nicht. Es ist also keine perfekte Lösung, aber meistens ähnlich wie macOS.
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Menüleiste & Design
Die berühmte macOS Menüleiste am oberen Rand war die erste richtige Herausforderung. Es ist natürlich möglich, einfach die Windows Leiste mit kleinen Symbolen am oberen Bildschirmrand zu positionieren, aber das ist nicht die gleiche Erfahrung wie bei macOS – wäre es umgekehrt auch nicht.
Derzeit gibt es keine richtige Alternative zur offiziellen macOS-Menüleiste. Das Tool ViFind ist zwar vielversprechend, liefert aber keine wirklichen Funktionen, sondern mehr ein grafisches Overlay.
Programme wie WinFinder funktionieren besser, aber klappen beim Klick auf das Wifi-Symbol nicht die Schnelleinstellungen auf, sondern führen direkt zum „Netzwerk- und Freigabecenter“.
Das Batteriesysmbol zeigt nicht an, ob das Notebook geladen wird und wenn man es anklickt, kommt eine Fehlermeldung.
Zumindest eines der getesteten Transformationstools schafft eine brauchbare Menüleiste. Die hat aber die Performance eines Redakteurs um 6 Uhr morgens ohne Kaffee – nicht brauchbar.
Windows 10 blockt Designänderungen
Windows 10 mag es dazu gar nicht, wenn ihr versucht das Design eures Computers zu verändern – außer natürlich ihr bezieht eure Designs aus dem offiziellen Microsoft-Store. Aus offensichtlichen Gründen ist dort kein macOS-Theme zu finden.
Das Netz ist voll von Tipps und Tricks, um das Design von macOS auf Windows zu bringen und auch wenn ein paar wenige davon wahrscheinlich funktionieren, habe ich keines davon auf meinem Huawei MateBook D14 zum Laufen bekommen.
Jede Veränderung wurde von Windows konsequent ignoriert oder sorgte für einen Crash des gesamten Systems. Tools wie UxStyle laufen überhaupt nicht oder nur unter starken Veränderungen unter Windows 10. Ohne diese Tools ist die Veränderung des Designs aber nicht nutzerfreundlich möglich. Nach etwa drei Stunden, diversen Flüchen, geblockten Downloads durch Windows Defender für andere Tools und unzähligen Neustarts gab ich auf. Das Thema macOS auf Windows schien in weite Ferne zu rücken.
Zwischenbilanz: das Wallpaper sitzt und das Dock funktioniert auch. Die macOS-Menüleiste ist mehr dekorativ als funktional und sobald ich irgendwas anklicke sind es doch wieder Windows-Fenster – mal mit Schaltflächen lnks oben und mal mit rechts oben. Frust setzt ein – versuchen wir die Skinpacks. Wie schlimm kann es schon werden?
Skinpacks
Damit ihr nicht das Risiko eingehen müsst, habe ich zwei Skinpacks geladen und für euch getestet. Das erste war das eingangs erwähnte „macOS Transformation Pack“. Es installiert mehrere der oben genannten Tools auf einen Schlag auf eurem Computer. Konkret istalliert es neben dieversen macOS-Themes und Icons auch UxStyle, ViFind, RocketDock, LeftSider und OldNewExplorer. Eine genaue Liste welche Tools zum Einsatz kommen, haben die Entwickler auf ihrer Webseite veröffentlicht.
Nachdem das Programm einmal durchgelaufen ist, habt ihr ein Wallpaper, ein eingerichtetes Dock (samt passender Icons) und diverse andere kleine Features von MacOS. Zeitaufwand ohne den ≈180MB Download: etwa eine Minute und ein Neustart.
Aber auch hier funktioniert die Menüleiste nur dekorativ und kann nicht im vollen Umfang genutzt werden, bzw. hat sehr starke Verzögerung. Ich spüre wie ich mehr und mehr genervt bin von dem ganzen macOS-Prozess.
Die Anpassung des Designs via macOS Transformation Pack hat bei mir nicht funktioniert. Im Tool kann ich den Hacken für die UX-Transformation nicht setzen. Solange Aero läuft, lässt sich das nicht anwählen. Aero ist dieses halbtransparente Theme, dass mit Windows Vista gekommen ist und in Windwos 10 fester Bestandteil ist. Laut den Entwicklern sind dessen Animationen nicht mit den Themen kompatibel.
Da Aero in Windwos 10 eingewoben ist, kann es nicht einfach „abgeschaltet“ werden. Online finde ich einen Tipp und deaktiviere alle Animationen und Effekte in den Systemeinstellungen – nichts. In dem Registrierungs-Editor verändere ich entsprechende Werte und starte neu.
Das passende Feld zur Veränderung des UX-Designs im Interface des macOS Transformation Pack kann trotzdem nicht ausgewählt werden. Die Entwickler haben bereits zwei Patches veröffentlicht, aber keiner hat in meinem Fall funktioniert. Kommentare unter den jeweiligen Einträgen, zeigen dass es sich bei vielen Nutzern genauso verhalten hat. Es wurde Zeit für das zwielichtige Zeug.
Eine Alternative zum macOS Transformation Pack ist das Tool Samurize. Das kann ebenfalls das Design von Windows verändern. Allein der Download des Tools und der „passenden“ macOS-Files wurde von Windows Defender mehrfach unterdrückt, da die zip-Files im Verdacht standen Trojaner zu enthalten. Zusätzlich mussten Files aus privaten OneDrive und Dropbox-Speichern geladen werden. Nicht gerade vertrauenserweckend, aber ich wollte den „Look and Feel of macOS“ auf Windows haben und je mehr Zeit ich darin investierte, desto mehr wollte ich ein Ergebnis – das Problem mit sunk costs. Zur Not hatte ich ja noch mein Backup.
Nach dem Austausch der Dateien im Samurize-Ordner und einem Neustart hatte ich immer noch keinen vollen Funktionsumfang und die einzelnen Tools für den Lockscreen und andere macOS-Anwendungen crashten nach wenigen Minuten. Zeitaufwand für beide Tools, Recherche für die Probleme und diversen Lösungsansätze: etwa zwei Stunden. Es war genug – Zeit alle Laufwerke zu bereinigen und Windows neu zu installieren. Nach all diesen Veränderungen im System von Windows und unzähligen Downloads will ich sicher gehen, dass nichts zurückbleibt.
Fazit: Basteln für halbgare macOS-Lösungen
All diese Tools ermöglichen zwar das Aussehen von macOS (teilweise) zu kopieren, aber schon wenige Zentimeter unter der Oberfläche ist es wieder Windows. Noch dazu kosten diese Lösungen viel Zeit und Nerven – auch ohne Troubleshooting. Das gewünschte Ergebnis habe ich nicht erreicht und wenn ich ehrlich bin, war ich nach sieben Stunden nicht mal nah dran, meinen Windows PC aussehen zu lassen wie macOS.
All diese Tools richten sich an begeisterte Bastler und lassen normale Nutzer nur mit einem unbefriedigenden Gefühl zurück, wenn es nicht auf Anhieb funktioniert. Endkunden sollten bei macOS bleiben oder sich mit Windows abfinden. Einzige Ausnahme dazu ist derzeit eine virtuelle Maschine oder ein Hackintosh – beides sind spannende Themen für andere Beiträge.