Hand hoch, wer wie ich Klingeltöne hasst. Danke. Der Gedanke, dass in der omnipräsenten Geräuschbelästigung musikalisches Potential steckt, lag mir ungefähr so nah wie Fischstäbchen als kulinarische Köstlichkeit. Tony Ann hat mich überzeugt: Am Piano entwickelt er aus Klingeltönen von iPhone, T-Mobile und anderen kleine Musikstücke, die man gehört haben muss, um sie zu glauben.
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Selbst profane akustische Erscheinungen können Auslöser für komplexe musikalische Welten sein. Die meistverkaufte Jazz-Soloplatte aller Zeiten begann damit, dass Keith Jarrett den Pausengong im Konzertsaal als Ausgangspunkt für seine Klavierimprovisation nachspielte. Ähnlich geht Tony Ann vor, der mal mehr oder weniger ikonische Klingeltöne von Apple, Samsung, T-Mobile und anderen als Improvisationsgrundlage nimmt. Während viele der Klingeltöne bei uns bekannt sind, tauchen auch einige eher unbekannte auf. Hörenswert sind sie aber allemal. Und Ann beweist: So schlecht wie ihr Ruf sind sie auch wieder nicht. Zumindest in den richtigen Händen.