Das neueste Update der Nintendo Switch ist deutlich kleiner ausgefallen als gedacht. Wir haben also die Konsole bekommen, die wir verdienen und nicht diejenige, die wir brauchen, oder?
Nach der offiziellen Ankündigung der Switch (OLED Modell) war ich mir nicht sicher, wie ich zu der Sache stehen soll. Die Netzgemeinde hatte über Monate jedes Detail aus Lieferketten und Leaks beleuchtet. Jede noch so kleine Aussage von Nintendo wurde auf die Goldwaage gelegt. Es sollte neben dem größeren OLED-Panel noch so viel mehr kommen.
Ein echtes „Pro“-Modell nahm in unseren Köpfen Gestalt an. Nicht nur mit OLED-Bildschirm, sondern auch mit einem neuen Prozessor. Der sollte erneut von Nvidia kommen, aber deutlich mehr Leistung haben und endlich 4K-Fernseher via DLSS 2.0 befeuern können. Was haben wir stattdessen bekommen? Einen neuen Kickstand und einen minimal besseren eingebauten Lautsprecher. Ich bin unterwältigt.
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Mit all dem Hype ist es kein Wunder, dass viele Nutzer*innen vom finalen Produkt enttäuscht waren. Es fühlt sich an, als ob OLED-Panels einfach billig genug geworden sind, um sie auch in die Nintendo Switch zu packen – ohne dabei die UVP zu verändern. Die neueste Switch hat beispielsweise kein HDR. Es wird auch keine 4K-Auflösung oder 120 FPS geben. Stattdessen wird es am Dock weiterhin 1080p-Auflösung sein und im Handheld-Modus nur 720p.
Fast jedes Mittelklasse-Smartphone bietet heute einen besseren Bildschirm – inklusive 1080p-OLED und 120Hz. Da dann noch einen Game-Controller dran und ich habe eine bessere Switch als Nintendo. Smartphone-SoC-Hersteller Qualcomm arbeitet an genau so einem Gerät.
Diese Smartphone-Hybriden haben aber eben keine Nintendo-Spiele. Kein Mario, kein Zelda, mein Metroid und auch kein Pokémon. Genau hier Nintendo die meisten Spieler*innen dann in der Hand. Für viele Nintendo-Fans ist die Hardware eher zweitrangig, solange sie Smash Bros oder Mario Kart zocken können. Vielleicht etwas matschig, aber trotzdem spaßig.
Die Nintendo Switch Pro kommt später
Die „alte“ Nintendo Switch ist seit 30 Monaten in Folge die meistverkaufte Konsole in den USA und der weltweite Umsatz stieg in den ersten drei Monaten dieses Jahres um satte 44 Prozent. Es ist auch nicht klar, ob Nintendo überhaupt passende Spiele hat, um die Leistung einer Pro-Version zu zeigen.
Die Fortsetzung von Breath of the Wild kommt erst 2022, wir haben wenig über Metroid Prime 4 gehört, seit Nintendo die Entwicklung im Jahr 2019 neu gestartet hat und Bayonetta 3 hat immer noch kein Erscheinungsdatum. Die Pandemie dürfte die Entwicklung neuer Spiele dazu nicht einfacher gemacht haben. Außerdem ist Nintendo scheinbar noch nicht der Meinung, dass die Zeit für eine Switch Pro reif ist.
„Früher haben tragbare Nintendo-Revisionen die Nachfragekurve stabilisiert und ASPs (den durchschnittlichen Verkaufspreis) gefestigt. Es ging ihnen darum, die Verkaufsleistung aufrechtzuerhalten und Preisrückgänge und veralteten Lagerbeständen zu verhindern. Die Switch OLED ist direkt aus diesem erfolgreichen Playbook.“
Mat Piscatella
Der ausführende Direktor und Berater für die Videospielbranche, Mat Piscatella, hat recht. Ein Blick auf vergangene Nintendo Handhelds zeigt ziemlich deutlich, welche Strategie Nintendo seit Urzeiten verfolgt. Darum ist die OLED-Switch auch der Handheld, den wir verdienen. Wir werden ihn kaufen. Wie alle seine Vorgänger zuvor.
Da sind wir nun – mit einem „neuen Handheld“ von Nintendo, der am 08. Oktober erhältlich sein wird. Irgendwann wird Big N eine Switch Pro auf den Markt bringen. Vielleicht in 2022, vielleicht auch erst später. Sie haben keinen Grund zu Eile. Das frustriert. Was noch mehr frustriert, ist die Tatsache, dass auch an der OLED-Version keine Bluetooth-Kopfhörer funktionieren, obwohl der eingebaute Chip es kann. Zumindest das hättet ihr uns geben können Nintendo – zumindest das.
Quelle & Bilder: Chaim Gartenberg (Twitter), Mat Piscatella (Twitter), Nintendo