Der Google Assistant auf Lenovos Smart Display will die Dominanz von Amazons Alexa brechen. Mit Youtube und Google Fotos auf seiner Seite hat er gute Chancen. Im Kampf um die Küche ist vor allem Googles Video-Plattform ein Argument, das schwächeren Sound verzeihen lässt.
Das gefällt uns
- Youtube
- Maps
- Sound
Das gefällt uns nicht
- Kein Netflix
Inhalt:
- Wofür „brauche“ ich ein Smart Display?
- Technische Details
- Design und Einrichtung
- Der Alltag – Youtube, Spotify, Philips Hue
- Sprachbedienung allein reicht nicht
- Sound und Display
- Privatsphäre-Einstellungen
- Lenovo Smart Display vs. Amazon Echo Show (2nd Gen)
- Was noch fehlt: Netflix, Emails, TV
- Fazit
Wofür „brauche“ ich ein Smart Display?
Der Trend der Sprachassistenten und Smart Homes spaltet die Gemüter. Verteidiger von Privatsphäre und Datenschutz plädieren mit Vehemenz gegen die Verwanzung der eigenen vier Wände, während eine steigende Anzahl an Menschen kein Problem damit hat, für die heimische Durch-Digitalisierung im Stile von Knight Rider mehr vom Leben mit den Silicon-Valley-Riesen zu teilen.
Dafür erinnert der Assistent an anstehende Termine, schaltet auf Befehl das Licht an und aus, liefert schnelle Infos zum Wetter oder Sachfragen und spielt die Lieblingsmusik – mitunter im Verbund mit mehreren Lautsprechern über verschiedene Räume verteilt.
All das und viel mehr übernehmen smarte Lautsprecher wie der Amazon Echo oder Sonos One bereits für rund 15 Prozent der Deutschen, die damit sehr zufrieden sind und dadurch zur Zielgruppe der nächsten Generation Smart Speaker mit Display zählen.
DATENSCHUTZHINWEIS: Dieses Video ist im erweiterten Datenschutzmodus von YouTube eingebunden. Durch den Klick auf das Wiedergabesymbol willige ich darin ein, dass eine Verbindung zu Google hergestellt wird und personenbezogene Daten an Google übertragen werden, die dieser Anbieter zur Analyse des Nutzerverhaltens oder zu Marketing-Zwecken nutzt. Weitere Infos hier.
Mit einem Touchdisplay erhalten Alexa oder der Google Assistant dann natürlich noch weitere Möglichkeiten, die Infos mit visuellen Inhalten anzureichern und neue Interaktionen abseits des gelegentlich holprigen Sprach-Interfaces zu bieten. Ihr müsst zum Beispiel keine Minute mehr stillhalten und dem täglichen Wetterbericht aufmerksam lauschen, ihr bekommt gleich eine mehrtägige Prognose angezeigt.
Die Frage „Welcher Song ist das?“ hat sich mit einem Blick aufs Display erübrigt. Tutorials, Kochkurse und Karten setzen ein Display voraus. Ist schon besser, wenn man sieht, wo der Lötkolben anzusetzen ist oder man die Hand für Medium Rare drücken muss.
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Technische Details
Produkteigenschaften des Lenovo Smart Display |
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Display | 25,7 cm (10,1“) IPS-Panel, Touchscreen |
Auflösung | 1920 x 1200 (Full HD+) |
Prozessor | Qualcomm® Home Hub-Plattform (Basis Snapdragon™ 624, Octa-Core A53 1,8 GHz, 14 nm) |
Sound | 2-Zoll 10 W Vollbereichslautsprecher, 2 x Passive Hochtöner |
Arbeitsspeicher | 2 GB |
Festplatte | 4 GB Flash eMMC |
Netzwerk | Intel 802.11b/g/n/ac (2×2) Bluetooth® 4.1 |
Kamera | 5 MP, 720p Frontkamera |
Mikrofone | 2 x 2 Dual-Mikrofon-Arrays |
Betriebssystem | Google Android Things |
Abmessungen | 311,3 x 174 x 136 mm (BxTxH) |
Gewicht | 1,2 Kg |
Lenovo Smart Display bei uns im Shop
Design und Einrichtung
Äußerlich unterscheidet sich ein Smart Display gar nicht so viel von einem Tablet, das erstere bringt in der Regel nur stärkere Lautsprecher und einen Aufstellmechanismus mit. Dafür trägt der Tablet-Teil des Lenovo Smart Displays eine pyramidenförmige Ausbuchtung, die sowohl den Landscape- als auch Porträtmodus für Videochats ermöglicht.
Von den beiden verfügbaren Varianten des Lenovo Smart Displays mit 8- und 10-Zoll-Display empfehle ich ganz klar die größere, da Gewicht und Mobilität für einen Smart Speaker weniger eine Rolle spielen.
Der geläufige Aufstellort für ein Smart Display ist die Küche. Auf der Mikrowelle, dem Fensterbrett oder in einem Regal sieht man leider wenig von der schicken Bambusrückseite des Lenovo Smart Displays. Die Display-Ränder sind nicht die dünnsten, ansonsten ist der weiße Küchen-Entertainer modern gestaltet. Er ist weniger bullig als Amazons Echo Show, verlangt in der Breite aber mehr Platz.
Wer sich ein Smart Display kauft, hat vermutlich schon ein Google-Konto, mit dem die Einrichtung schnell und unkompliziert vonstattengeht. Die Google-Home-App gibt es für Android und iOS. Ich habe das schon ein Zuhause eingerichtet, womit sich die Inbetriebnahme auf wenige Minuten verkürzt. Ein Großteil der Ersteinrichtung nimmt ein Update der Android Things-Software ein.
Währenddessen kann ich auf dem Telefon die Urlaubsalben auswählen, die der Screensaver zeigen soll. Verknüpfungen zu Konten bei Youtube, Spotify, Maxdome oder einer Hue-Bridge sind ebenfalls im Handumdrehen erstellt.
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Der Alltag – Youtube, Spotify, Philips Hue
Mit den Urlaubsfotos sammelt das Smart Display von Lenovo direkt Punkte bei der ganzen Familie, Voraussetzung ist natürlich eine entsprechende Sammlung bei Google Fotos. Das macht Vorfreude auf die kommende Reise: „Hey Google, zeige mir Samaná bei Youtube“ führt uns zum Killerfeature des Smart Displays.
Der unkomplizierte Zugang zu Googles Videodienst ist eines der stärksten Argumente für die Alternative zum Echo Show. Nach dem Sprachbefehl müsst ihr für den Wiedergabestart allerdings mitunter nochmal aufs Display tippen. Mit Chromecast könnt ihr die Videos auch aus der Smartphone-App heraus auf das Display werfen. Das könnte notwendig werden, weil nur die spezifischsten Anfragen für Youtube wie etwa „zeige den Star Wars 9 Trailer“ zu gewünschten Ergebnissen führen.
Ein wortwörtlich großer Vorteil des Smart Displays ist der 10-Zoll-Bildschirm, auf dem man dann gemeinsam bei Youtube mäandert. Wir starten gerne bei pädagogisch wertvollen Stories zu aktiven Vulkanen und landen schnell bei Big Wave Surfing, Super Slowmos und Motocross.
Das im Vergleich zum smarten Küchenfernseher kleinere Display und im Gegensatz zum Smartphone gesellschaftstauglichere Medium schafft auch ein kleineres schlechtes Gewissen, wenn man beim Frühstück oder Abendessen noch etwas mit Youtube nachwürzt. Apropos Kochen: Für die Gourmet-Köche gibt es natürlich sprachgesteuerte Rezepte und für die Faulen den Timer für die Tiefkühlpizza. Bei sehr vielen Rezeptsuchen landet ihr bei Chefkoch.de, die Inhalte extra für die Darstellung in Android Things aufbereitet haben.
Youtube klingt vielleicht nach trivialem Entertainment oder sogar Zeitverschwendung, kann aber auch als weltgrößte Lernplattform genutzt werden. Nach der Beilegung des Streits zwischen Amazon und Google dürfen Nutzer des Amazon Echo Show auf eine Youtube-Integration hoffen, sicher ist das allerdings nicht. Ob und wann Amazon Prime Video auf Android Things verfügbar wird, ist auch noch unklar.
Bei uns häufig genutzte bei Befehle:
- Musik: „Spiele Schluri Schlampowski/Billie Eilish bei Spotify“
- „Setze einen Timer auf 12 Minuten“
- „Wie wird das Wetter?“
- „Schalte das Licht im Wohnzimmer aus“
- Infotainment: „Zeige mir Videos von La Réunion“
- „Zeige mir meine Fotos von El Cotillo/Hochzeit/Aquarien“
- Wissensfragen: „Was ist Max-Q?“
- „Rufe Mama/Papa/Oma an“
- „Sprich mir nach…“
- „Erzähl mir einen Witz“
Schnell wird der sozialere Charakter dieses Displays deutlich. Lenovo animiert im Vergleich zu Smartphones eher zu gemeinsamen digitalen Entdeckungstouren. Als digitaler Bilderrahmen unterstützt das Smart Display diesen Aspekt ebenso.
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Sprachbedienung allein reicht nicht
Wie ihr das Lenovo Smart Display am liebsten nutzt, bestimmt damit auch den Aufstellort. Das ist in vielen Fällen der Küchentisch oder eine Theke. Ganz ohne Toucheingaben kommt ihr nicht aus, so dass das Display in Reichweite aufgestellt werden sollte. In vielen Situationen kann das Smartphone als Fernbedienung mittels Chromecast aushelfen.
Auf dem Homescreen seht ihr das Wetter und links daneben drei Playlists eurer Heavy Rotation bei Spotify. Einmal tippen startet die Berieselung, Wischgesten führen zu den Aktivitäten und Diensten, nach links in den Homescreen und Ambient-Mode.
Oft markieren Spracheingaben den Start und werden dann durch spezifischere Details per Touch ergänzt. Schaltet Google das Licht mit Hue an, erhält der Nutzer die Möglichkeit, Räume per Touch zu dimmen oder die Farbe anzupassen.
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Sound und Display
Mit einem 10-Watt-Lautsprecher und zwei passiven Hochtönern feiert man keine Party aber er bringt überraschend viel Klang in die Küche. Lenovos Smart Display powert weniger Klang heraus als ein Google Home, ein Amazon Echo Show der 2. Generation oder gar ein Sonos One. Bis 80 Prozent Lautstärke ist der Sound allerdings recht ausgewogen und reicht den meisten wohl für die Küche. Der Sound liegt in etwa auf dem Niveau des Amazon Echo.
Bis zur Lautstärkestufe 7 oder 8 könnt ihr gehen und ihr bekommt einen knackigen Bass, crispy Höhen und etwas flache Mitten. Für rund 230 Euro und angesichts der Tatsache, dass noch ein Display dranhängt, enttäuscht der Lautsprecher nicht.
Der Bildschirm macht mir wirklich Spaß. Das 10-Zoll-IPS-Display ist scharf, hell und bietet sehr stabile Blickwinkel. Es kommt immerhin häufig vor, dass jemand nicht genau mittig vor dem Gerät sitzt.
Auch bei der Mikrofonqualität und der integrierten Kamera können unsere Gesprächspartner nicht meckern. Man kann mit dem Lenovo Smart Display telefonieren, für Video-Anrufe braucht der Gegenüber allerdings Google Duo als Service. Bei den meisten neuen Android-Smartphones ist der Dienst bereits vorinstalliert. Video-Anrufe sind bisher das einzige Szenario, wo die Darstellung im Porträtmodus funktioniert.
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Privatsphäre-Einstellungen
Google sammelt die Daten von allen genutzten Services. Die Suchmaschine, Maps, Youtube, Chrome-Verläufe… Wer sich damit noch nicht auseinandergesetzt hat, findet hier eine Übersicht. Google kategorisiert seine Nutzer hinsichtlich zielgerichteter Werbung und speichert Standortverläufe.
Auch wenn es nicht oft kommuniziert wird, ist Google hinsichtlich der Daten eher transparent und erlaubt dem Nutzer mehr eigene Verwaltung (wie zum Beispiel Löschung) als Amazon für Alexa. Letztere erlaubt nur einen wesentlich komplizierteren Zugriff auf die Sprachaufnahmen, die alle einzeln gelöscht werden müssen.
Wer die unbemerkte Beobachtung fürchtet (die bei so ziemlich allen connected devices möglich sein kann), kann die Kamera im Lenovo Smart Display physisch per Kunststoffblende blockieren. Auch das Mikrofon lässt sich deaktivieren.
In der Google-Home-App kann die Darstellung persönlicher Inhalte wie Kalendereinträge, Emails oder Kontakte unterbunden werden. Für Kinder können Inhaltsfilter bei Youtube eingerichtet werden, um zu verhindern, dass Google nicht altersgerechte Inhalte zeigt.
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Lenovo Smart Display vs. Amazon Echo Show (2nd Gen)
Die Idee, einen Smart Speaker mit einem Display aufzuwerten, setzt Amazon bereits in der zweiten Generation um. Der Sound ist wesentlich voller, Alexa hat ein riesiges Ökosystem an Skills, sie hört sich wesentlich harmonischer und weniger wie ein Roboter an. Ihr fehlt aber der Zugriff auf die Video-Snacks von Youtube.
Aufgrund der häufig geforderten Kommandos und genereller Faulheit verzichte ich in der Regel auf geführte Rezepte, auf beiden Geräten. Mit Skills für Bibi Blocksberg oder den kleinen Drachen Kokosnuss punktet Alexa vor allem bei Kids, „The Fabiolous Escape 2“ oder das Sandmännchen auf dem Lenovo Display sorgen als visuelle Inhalte hier aber für Gleichstand. Der Unterschied ist, dass die Skills schon von Vorschulkindern selbstständig aufgerufen werden können.
Obwohl mir die Benutzeroberfläche für die Smart-Home-Steuerung bei Google besser gefällt, geht der Punkt an Amazon, denn der Echo Show integriert einen Zigbee-Hub. „Alexa, suche meine Geräte“ ist alles, was es für Lampen, Steckdosen und Co. braucht. Die Peripherie kommt hier ohne Bridge aus.
Tatsächlich ist auch ein Zuhause mit beiden Assistenten vorstellbar. Der Philips Hue Bridge oder Tado ist es egal, ob sie von Google oder Amazon angesprochen werden. Youtube, Google Fotos sowie Cast-fähige TVs schaffen mitunter auch für Google eine Umgebung, in der sich der Assistant schnell wohl fühlt.
Die Vielfalt der Nutzungsmöglichkeiten des jeweiligen Smart Displays sind für mich genug Rechtfertigung. Welchen von beiden ich mehr vermissen würde, ist schwer zu sagen. Vor allem, weil es einen Android-TV mit Nvidia Shield in der Küche gibt. Der deckt das Youtube-Erlebnis schon ab.
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Was noch fehlt: Netflix, Emails, TV
Für Deutschland steht bisher nur Maxdome neben Youtube als Videodienst zur Auswahl. Die Mediatheken von ARD, ZDF und ARTE sind nativ integriert, über Zattoo, Waipu.tv und Co. bietet das Lenovo Smart Display in Zukunft noch mehr Möglichkeiten, Live-TV zu streamen. Netflix-Shows wie Rick & Morty schaut ihr dann vielleicht eh lieber auf einem Smart-TV.
Das Android Things-Betriebssystem ist kein richtiges Android in dem Sinne, da nur eine geringe Anzahl Apps vorhanden ist. Es gibt auch keine Workarounds, wie APK-Installationen wie für Android-TV.
Auf Deutsch ist der Google Assistant noch ausbaufähig. Im Englischen bekommt ihr einen sinnvolleren medialen Mix, Antworten bestehen aus Shopping-Ergebnissen oder Tutorials bei Youtube, auch das Gmail-Postfach ist dem Assistant noch unbekannt. In den USA spielt Google seine Stärken gegenüber Amazon bereits voll aus. Mit Youtube-TV und HBO ist der Video-Aspekt über Youtube hinaus schon gut abgedeckt.
Fazit
Schon mit seiner rudimentären Funktionalität macht das Lenovo Smart Display viel Spaß in der Küche. Wetter, Timer und Wissensfragen werden als Basisrepertoire eines Sprachassistenten solide abgedeckt. Wegstrecken und Licht profitieren enorm vom visuellen Interface, auf Wunsch schickt Google die Route gleich aufs Smartphone.
Mit Youtube rockt das Smart Display so richtig und durch Google Fotos integriert der Assistant ein weiteres starkes Argument.
Hinsichtlich der Klangqualität und Lautstärke lässt Lenovos Smart Display noch Luft nach oben, enttäuscht aber auch nicht. Der Bildschirm ist ausreichend hell und scharf. Mit hoher Blickwinkelstabilität und automatischer Helligkeitsanpassung fügt sich Lenovo gut in den Haushalt ein.
Hier findest du noch mehr Smart Home-Themen.
Lenovo Smart Display bei uns im Shop
*Stand: 03.05.2019