Mit dem X Power hat LG letztes Jahr einen wahren Dauerläufer auf den Markt gebracht. An diesen will man nun anknüpfen und hat kürzlich das X Power 2 vorgestellt – der Akku ist sogar noch einmal gewachsen. Ansonsten liegt es technisch eher in der unteren Mittelklasse. Schauen wir mal, ob es dennoch überzeugen kann.
Fangen wir mal bei den technischen Daten an:
- Prozessor: MediaTek MT6750, 64Bit 8x 1,5GHz, ARM Mali-T860 MP2
- Arbeitsspeicher: 2GB
- Akku Kapazität: 4.500 mAh, Schnellladefunktion
- interner Speicher: 16 GB, davon frei verfügbar: 9GB, erweiterbar um bis zu 2TB per MicroSD Karte
- Display: 5,5“ HD (720x1080px), IPS, Gorilla-Glas 3
- Kamera: 13 Megapixel, F2.2, Autofokus, Videos: 1080p@30FPS
- Mobilfunk: LTE bis zu 300/50Mbit/s, WLAN b/g/n, 2,4 + 5Ghz, GPS, Glonass, Bluetooth 4.2, NFC
- Anschlüsse: Micro USB 2.0, 3,5mm Klinke
- Lieferumfang: LG X Power 2, Ladegerät, USB-Kabel, Headset
Soweit so gut. Um die Oberklasse handelt es sich offensichtlich nicht, aber die Ausstattung sollte für den Alltag in den allermeisten fällen ausreichen. Wie in der ursprünglichen X-Serie wird beim X Power 2 das Hauptaugenmerk auf ein Feature der Oberklasse gelegt, das in die Mittelklasse geholt wird. Was beim LG X Screen das Zweitdisplay und beim X Cam die Dual-Kamera war, ist beim X Power der Akku. Beim Vorgänger fasste der Akku noch 4.100mAh, im X Power 2 hat man die Kapazität auf 4.500mAh erhöht.
Optik, Haptik, Verarbeitung
Nimmt man das X Power 2 aus der Verpackung merkt man recht schnell, dass man es mit einem Gerät der unteren Mittelklasse zu tun hat. Das Gehäuse besteht komplett aus Kunststoff, der optisch an Aluminium erinnern soll. Klappt nicht so ganz. Die Verarbeitung ist dennoch gut. Die Spaltmaße sind gleichmäßig, es gibt keine der üblichen Staubfallen, in denen sich mit der Zeit Staub und Dreck ansammeln. Auch klappert und wackelt nichts am Gehäuse -passt.
Alle Anschlüsse, also Klinke und Micro-USB, sitzen an der Unterkante, wie bei vielen aktuellen Geräten. Wie immer Geschmackssache. Die Navigationstasten sind On Screen Tasten, die sich Softwareseitig anpassen lassen. Die Hardware-Tasten für Power und Lautstärke haben einen guten Druckpunkt, dass die Lautstärke-Tasten auf der linken Seite statt oberhalb der Powertaste sitzen ist etwas gewöhnungsbedürftig.
Display
Das 5,5“ große IPS Display löst mit 720×1280 Pixeln auf – also normale HD-Auflösung. Die Blickwinkel sind großzügig, bei sehr flachen Winkeln dunkelt es ein wenig ab, ansonsten gibt es aber keine Invertierungen, Verschiebungen oder sonstiges bei den Farben. Insgesamt könnte das Display die Farben etwas kräftiger darstellen, die Kontraste sind auch eher im Mittelfeld zu finden. Bei direkter Mittagssonne ist es mitunter etwas zu dunkel, selbst bei maximaler Helligkeit.
Alltagsperformance
Im Alltag läuft es gut. Abgesehen von sehr leistungshungrigen Spielen hatte ich bei keiner App Probleme. Alles lief flüssig und Smooth, ohne besondere Wartezeiten. Hier und da dauert hat man mal eine minimale Gedenksekunde, aber das ist auch wirklich selten.
Die Kamera könnte allerdings etwas flotter starten, das dürfe aber auch an der App selbst liegen.
Software
Schön: LG setzt auf Android 7.0 als Software. Zwar nicht die aktuellste Version, aber immerhin nicht mehr Android 6.x. Darüber liegt die LG-Eigene Oberfläche mit ein paar Anpassungen und ein paar Zusatzfeatures, vieles wurde netterweise aber bei Stock Android belassen und nur optisch ein wenig angepasst. Insgesamt ist die Oberfläche standardmäßig sehr… weiß. So ziemlich alles hat einen weißen Anstrich erhalten. Alternativ lassen sich aber auch andere Themes installieren. Bei den Sicherheitsupdates ist LG allerdings noch im April 2017 – das geht besser.
Insgesamt drei Launcher sind vorinstalliert: Ein einfacher ohne App-Drawer, bei dem alle Apps auf dem Homescreen liegen, ein nochmals vereinfachter mit größeren App Icons und größerer Schrift, und ein erweiterter Launcher mit App Drawer. Aktiviert man den einfachen Launcher mit größeren Icons und Schrift, wird auch Systemweit die Schriftgröße angehoben.
Ein paar Quick-Actions sind auch an Bord, doppeltes Drücken der Vol+ Taste startet die Notizapp, doppeltes Drücken auf Vol- startet die Kamera – beides allerdings nur wenn das Display gerade aus ist. Das Display kann übrigens auch per Doppeltippen aktiviert werden.
Bloatware ist kaum vorinstalliert, dafür hat LG viele Android-Systemtools durch eigene Versionen ersetzt. Wahrscheinlich um eine einheitliche Optik beizubehalten. Das ist auf den ersten Blick zwar ganz nett, angesichts der dadurch womöglich ausbleibenden Updates dann aber nicht mehr optimal. Dass die Systemapps wie der Launcher, Nachrichten, Dialer, usw. nur über einen eigenen App-Updater und nicht über den Play Store aktualisiert werden ist auch eher suboptimal.
Die LG X Serie hat generell noch keine gute Vergangenheit hinsichtlich Systemupdates, ob LG es beim X Power 2 besser macht bleibt abzuwarten.
Ansonsten läuft es aber soweit rund und ich konnte keine groben Fehler oder Bugs finden.
Akku
Kommen wir zum Herzstück des LG X Power 2 – dem Akku. Der soll aufgrund seiner Kapazität besonders lange durchhalten. Die Ausstattung gepaart mit einem 4.500mAh Akku sollte auch ganz gut durch den Tag kommen. Und was soll ich sagen: An einem Tag bekommt man den Akku nicht leer. Fast schon egal, was man so tut. Klar, spielt man mehrere Stunden am Stück, bekommt man ihn irgendwann auch klein, aber selbst bei recht intensiver Nutzung ist der Akku am Ende des Tages meist noch zu über 50% gefüllt. Ein zweiter Tag sollte damit also kein Problem sein, wenn man das möchte oder darauf angewiesen ist.
Geladen ist der Akku in knapp 2 Stunden. Kein Rekordwert, gemessen an der Akkukapazität aber in Ordnung.
Kamera
Mit 13 Megapixeln könnte sie zumindest laut Datenblatt ganz gute Fotos liefern. In der Praxis klappt das leider nicht so gut, selbst bei Tageslicht ist die Kameraperformance maximal mittelprächtig.
Farben sind oft ausgewaschen, es gehen viele Details verloren und sobald es dunkler wird ist die Kamera kaum noch zu gebrauchen. Wirklich Spaß macht sie daher nicht, für einen Schnappschuss hin und wieder reicht es aber gerade noch.
Aktiviert man den dauerhaften HDR-Modus werden die Farben besser, dafür gehen noch mehr Details flöten als davor schon. Der Blitz ist dann auch komplett deaktiviert, bis man den HDR-Modus beendet.
Die Kamera-Modi sind schnell erklärt: Foto, Video, Frontcam lassen sich direkt im Hauptmenü der Kamera einstellen, auch ein Menü für Filter kann direkt geöffnet werden. In den Einstellungen ist auch nicht viel mehr zu finden: Foto- und Videoauflösung, ein „Einfacher Modus“, ein Raster, Geo-Tagging und die angesprochene dauerhafte HDR-Aufnahme.
Die Frantcam ist auch für Selfies im Dunkeln geeignet, eine eigene LED an der Front leuchtet das Gesicht auf Wunsch aus.
Zusammengefasst
Sie richtig weiß ich noch nicht, was ich von LG X Power 2 halten soll. Preislich schlägt es mit 299 Euro (UVP) zu Buche – eine ganze Menge für das gebotene. Der große Akku prädestiniert es eigentlich als Festival- oder Urlaubstelefon bei längeren Aufenthalten an Orten, die keine Steckdose bieten. Durch die schwache Kamera und den fehlenden Schutz gegen die Elemente kann man aber auch einfach ein billiges Feature-Phone mit noch längerer Akkulaufzeit einpacken und vom Restgeld eine gut Kompaktkamera kaufen.
Insgesamt liefert das X Power 2 einfach zu wenig für die angesetzte UVP. Der überdurchschnittlich große Akku kann den Preis nicht rechtfertigen – schließlich tummeln sich in dieser Preisspanne sogar schon Geräte wie das immer noch sehr gute Honor 8, selbst ein Galaxy S7 bekommt man hier und da mal für knapp über 300 Euro. Geräte mit ansonsten gleicher oder ähnlicher Ausstattung wie das Honor 5C oder 6C gibt es auch schon für die Hälfte und als Festival-Smartphone ist ein Samsung Galaxy Xcover 4 für derzeit rund 200 bis 220 Euro die wohl deutlich bessere Wahl.
Wer massig Akkulaufzeit für deutlich weniger Geld sucht kann auch zum Vorgänger greifen – das LG X Cover der ersten Generation ist immer noch gut genug und geht mittlerweile für rund 150 Euro über die Ladentheke.
Das LG X Power ist bei weitem kein schlechtes Smartphone – aber der Preis geht an der Realität vorbei.
An der Stelle übrigens ein Dank an 1&1 und LG, die uns das Testgerät zur Verfügung gestellt haben.