Licht oder nicht: Sind LED-Lampen wirklich so langlebig?

Licht oder nicht: Sind LED-Lampen wirklich so langlebig?

LED-Lampen sind im Kommen und lösen im Haushalt Halogenlampen und Energiesparlampen ab. Dank stetiger Verbesserung der LED-Technik braucht niemand mehr der alten Glühlampe nachzutrauern: In puncto Energieeffizienz und Umweltfreundlichkeit haben LEDs schon lange die Nase vorn. Schaut man sich die Werte auf der Verpackung an, erfreuen LED-Lampen zudem mit einer phänomenalen Lebensdauer von 10, 20 oder 25 Jahren. Was für ein Fortschritt, wenn man gewohnt war, seine Glühlampen im Dutzend zu kaufen, da sie gefühlt alle vier Wochen durchbrannten. Aber halten LEDs wirklich ewig? Oder sind die Angaben zur Lebensdauer ein Blendmanöver? Wir bringen Licht in die Sache.

LED_Lebensdauer

Die Marathonläufer unter den Leuchtmitteln

Der Wolfram-Glühfaden einer Glühlampe und Halogenlampe wird mit fortschreitendem Betrieb an einigen Stellen immer dünner, bis er schließlich reißt – die Lampe „brennt durch“. Die Licht erzeugende Gasentladung von Energiesparlampen kommt irgendwann durch den Abbau von Erdalkalioxiden in der Heizwendel zum Erliegen. Eine LED-Lampe kann hingegen auf zwei verschiedene Weisen unbrauchbar werden: Sie besteht zum einen aus dem LED-Chip, der zwar praktisch nie komplett ausfällt, aber im Betrieb altert und kontinuierlich an Leuchtkraft verliert. Und zum anderen aus einer Vorschaltelektronik, deren Trafos, Gleichrichter oder Kondensatoren von heute auf morgen ausfallen können. Ein Vergleich der Lebensdauer zeigt den Vorteil der LEDs.

Durchschnittliche Lebensdauer verschiedener Leuchtmittel

Glühlampe 1.000 h
Halogenlampe (12 V) 2.000 – 4.000 h
Kompaktleuchtstofflampe (Energiesparlampe) 10.000 h
LED-Lampe 20.000 – 50.000 h

Bei Glühlampen, Halogenlampen und Energiesparlampen zählt die mittlere Lebensdauer, die benennt, zu welchem Zeitpunkt die Hälfte aller Lampen eines Typs ausgefallen ist. Bei der LED bezeichnet die Lampenlebensdauer die Betriebszeit bis zu dem Zeitpunkt, zu dem die Hälfte aller LED-Lampen funktioniert, oder bis zu dem Zeitpunkt, an dem der durchschnittliche Lichtstromerhalt weniger als 70 Prozent beträgt – je nachdem, was zuerst eintritt.

Schnell geschaltet: LEDs werden gerne angemacht

Neben der reinen Brenndauer bestimmt auch die Schaltfestigkeit, wie lange man durch eine Lampe erleuchtet wird. Sie benennt die Anzahl der Schaltzyklen, die ein Leuchtmittel durchschnittlich übersteht. Als Faustregel sollte man eine Lampe in einem Zimmer ebenso oft an- oder ausmachen können wie ihre Lebensdauer in Stunden beträgt. Im Treppenhaus oder Flur sollte der Wert deutlich höher sein. Andernfalls droht ein Ausfall vor Ablauf der typischen Brenndauer. Glühbirnen besitzen eine Schaltfestigkeit von etwa 1000 Schaltzyklen, Energiesparlampen von etwa 5000 Schaltzyklen. Der LED-Chip von LED-Lampen selbst ist unempfindlich gegenüber Schaltvorgängen und hält Milliarden Zyklen aus. Bedeutender ist hier die Vorschaltelektronik. Sie vollführt je nach Qualität 5000 bis zu über 100.000 Schaltzyklen.

Pflicht und Kür: Wie verlässlich sind die Herstellerangaben?

Für den Verbraucher bleibt undurchsichtig, wie die Lampenhersteller auf ihre Angaben kommen und ob sie eher dem Testeifer des Labors entstammen oder der Fantasie der Marketing-Abteilung. Die Schaltfestigkeit lässt sich mit entsprechenden Versuchsanordnungen leicht testen. Bei der Lebensdauer sind hingegen Kurztests von 6000 Stunden Betrieb üblich, aus denen die Gesamtlebensdauer hochgerechnet wird. In der EU ist der Handel dazu verpflichtet, für eine Lampe die Nennlebensdauer und die Zahl der Schaltzyklen in der Artikelbeschreibung anzugeben. Die EU-Verordnung 1194/2013 schreibt die Mindestvoraussetzungen für die Lebensdauer von LED-Lampen fest. Demnach darf eine LED-Lampe …

… nach 1000 Stunden Betrieb maximal eine Frühausfallrate von 5% aller Exemplare aufweisen, nach 6000 Stunden eine von 10%.

… nach 6000 Stunden maximal 20% seiner Helligkeit verloren haben

… frühestens nach 15.000 Schaltzyklen ausfallen, wenn die Bemessungslebensdauer 30.000 Stunden oder mehr beträgt, ansonsten frühestens nach Anzahl der Schaltzyklen in Höhe der Hälfte der Lampenlebensdauer ausgedrückt in Stunden.

Ein bisschen Schwund ist immer

Die Vorgaben zeigen: Bezogen auf eine einzelne Lampe verpflichten die Angaben über Lebensdauer und Schaltfestigkeit den Hersteller zu nichts. Wem eine 50.000-Stunden-LED deutlich vorzeitig ausfällt, der hat in der Logik der Kennzeichnung Pech gehabt. Das defekte Exemplar zählt dann zu den kalkulierten 5 Prozent, die innerhalb von 1000 Stunden ausfallen, zu den 10 Prozent, die innerhalb von 6000 Stunden den Geist aufgeben oder zu den 50 Prozent, die innerhalb der gesamten Nennlebensdauer dunkel werden. Andererseits kann eine LED auch deutlich länger durchhalten als es die Lebensdauer verspricht.

Wie viele Stunden hat ein Jahr?

Besondere Vorsicht ist geboten, wenn eine Lebensdauer in Jahren statt in Stunden angegeben wird. Oft basieren die Angaben auf einer relativ geringen durchschnittlichen Brenndauer von zwei bis drei Stunden am Tag. Leider lässt sich die Angabe nicht einfach proportional für eine längere durchschnittliche Nutzung pro Tag umrechnen. Schuld ist die Empfindlichkeit der LED gegenüber Hitzeentwicklung: Viele LEDs erreichen, wenn sie ungünstig verbaut sind, nach fünf Stunden Betrieb eine höhere Betriebstemperatur als nach drei Stunden. Eine erhöhte Betriebstemperatur kann sich schon beim einmaligen Auftreten negativ auf die Gesamtlebensdauer auswirken.

Ein Beispiel: Eine LED wird mit „20 Jahren Lebensdauer“ beworben, das Kleingedruckte bezieht sich auf eine durchschnittliche Nutzung von zwei Stunden am Tag. Wird diese LED nun vier Stunden täglich betrieben, fällt die Gesamtlebensdauer nicht auf zehn Jahre, sondern auf einen etwas geringeren Wert.

Fantasiewerte aus Billigheim

Von Bedeutung für eine Mängelbeseitigung ist nur die gesetzliche Gewährleistungspflicht von zwei Jahren ab Kaufdatum. Alles darüber hinaus läuft über eine erweiterte Garantie des Herstellers oder Kulanz.

Lebensdauer und Schaltzyklen sind nur bedingt nachprüfbare Werte und verleiten deshalb manche Hersteller dazu, die Angaben zu schönen. Dabei tun sich gerade Produzenten günstiger LED-Lampen hervor, die sich immer wieder als Angebote in Baumärkten und Supermärkten finden. Kein Wunder: Selbst günstige LED-Lampen funktionieren bei typischer Nutzung in der Mehrzahl länger als die gesetzliche Gewährleistungsdauer. Es macht aus Herstellersicht für die Produkthaftung keinen Unterschied, ob man die Lebensdauer mit 10.000, 20.000 oder 30.000 Stunden anpreist – auch wenn die fabelhaften Werte mit der Realität meist nur wenig zu tun haben. Manche Billigheimer setzen darauf, dass ein erhöhter Produktabsatz dank geschönter Werte die Kosten durch Rücklauf wegen geringer Qualität mehr als wettmacht. Markenhersteller neigen hingegen eher zu konservativen Angaben, um einen Ruf als Aufschneider zu vermeiden.

Sicherheit durch langjährige Herstellergarantie

Kunden, die auf die Langlebigkeit von LED-Lampen Wert legen, sollten vor allem das Garantieversprechen im Blick haben. Das Vertrauen in hochwertige LED-Lampen mit geringer Ausfallquote drücken die Lampenhersteller durch eine Garantie aus, die länger andauert als die Gewährleistungspflicht von zwei Jahren. Beispielsweise gibt Osram drei bis vier Jahre auf seine LED-Lampen. Ledon und Toshiba gewähren drei Jahre Garantie auf ihre LED-Leuchtmittel. Vereinzelt bieten Hersteller fünf Jahre Garantie auf ausgewählte Lampen.

Fazit: Die Lebensdauer ist nicht genug

Im Durchschnitt sind LED-Lampen älteren Leuchtmitteln an Lebensdauer und Schaltfestigkeit weit überlegen. Die hervorragenden Werte auf dem Papier können allerdings täuschen und sind kein Garant für langjährige Freude am Leuchtmittel: Montagsexemplare und ein geringer Qualitätsstandard können früh für einen Ausfall der LED-Lampe sorgen. Verlässlicher als die schwammigen Angaben zur Lebensdauer sind Garantieversprechen der Markenhersteller.

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Bild: © vladimirfloyd / Fotolia.com

 

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