Microsofts neue Kleider: der Surface Laptop mit Snapdragon-SoC

      Microsofts neue Kleider: der Surface Laptop mit Snapdragon-SoC

      Unser erster Eindruck der neuen Surface-Geräte war positiv. Grund genug also, dass ich mir den Surface Laptop Copilot+ geschnappt und ihn eine Weile im Alltag genutzt habe.

      Kleiner Spoiler: Er ist ziemlich gut, bietet viel Potential und macht richtig Spaß.

      Der Surface Laptop Copilot+ ist wirklich beeindruckend. Haptik und Co. lasse ich hier mal beiseite. Die sind toll und begeistern uns schon seit Jahren. Mich hat bei diesem Test etwas anderes interessiert. Wie gut klappt die Emulation der Programme. Schließlich gibt es im Moment nur wenige Programme, die nativ auf der neuen Architektur des Laptops laufen.

      Das Design des Surface Laptop mit Copilot+ ist gewohnt dezent

      Das Design des Surface Laptop mit Copilot+ ist gewohnt dezent

      Mein Testgerät ist das 13,8‘‘-Modell mit einer 512 GB großen SSD. Die Helligkeit habe ich im Test in der Automatik belassen. Das dürfte auch das Szenario sein, das bei den meisten Nutzern im Alltag genutzt wird. Da das Touchpad hervorragend ist, habe ich auf eine Bluetooth-Maus verzichtet. Gleiches gilt für eine externe Tastatur. Die verbaute ist einwandfrei.

      Die Auflösung blieb ebenfalls in den Voreinstellungen (2304x1536px). Das reicht für eine absolut scharfe Darstellung aller Inhalte bei dieser Größe aus. Die SSD bricht im CrystalDisk-Benchmark keine Rekorde (3615 MB/s Lesen, 2443 MB/s Schreiben), ist aber schnell genug für den Alltag. Abgesehen von extrem großen Dateien wirst du hier keinen Flaschenhals vorfinden.

      Die SSD ist für den Alltag schnell genug

      Die SSD ist für den Alltag schnell genug

      Helles Display und lange Akkulaufzeit

      Und was habe ich gemacht? Alles. Ich habe getippt, in Excel herumgespielt, bin gesurft, habe gestreamt und mich über den Browser mit Benachrichtigungen diverser Websites berieseln lassen. Dazu kamen noch Bildbearbeitung in Photoshop und ein wenig Videoschnitt mit CapCut.

      Falls du keine Zeit hast und unbedingt das Fazit brauchst, hier die kurze Zusammenfassung: Der Surface Laptop Copilot+ enttäuscht nicht. Alle Apps sind schnell geladen und arbeiten reibungslos. Die Lüfter habe ich im Alltag nicht bewusst gehört. Es kann sein, dass sie angesprungen sind, aber ich muss ehrlich sagen, dass ich sie nicht gehört habe. Außer beim Export eines Videos aus CapCut.

      Die Akkulaufzeit ist gut. Die von Microsoft für das kleine Modell angegebenen 20 Stunden Akkulaufzeit wirst du im Alltag nicht erreichen. Das ist keine Überraschung und bei allen Geräten so. Der Wert wurde bei der lokalen Wiedergabe einer Videodatei erreicht. Der Alltag ist für den Akku aber anspruchsvoller.

      Dank der langen Akkulaufzeit und des geringen Gewichts ist der Surface Laptop wirklich mobil

      Dank der langen Akkulaufzeit und des geringen Gewichts ist der Surface Laptop Copilot+ wirklich mobil

      Ich habe mich mit Word, Excel, ein wenig Photoshop, etwas Copilot, vielen Tabs und ein wenig Streaming beschäftigt. Die automatische Helligkeit pendelte sich bei 85-90% ein. Damit verlor der Akku rund 10-12% Ladung pro Stunde. Je nach genutzter Displayhelligkeit ist natürlich auch eine längere Akkulaufzeit möglich. Kommt es hart auf hart, dann kannst du die Helligkeit auf 50% herunterdrehen. Da kann man noch gut arbeiten. Du brauchst dir also in aller Regel keine Sorgen zu machen, wenn du das kleine Ladegerät daheim liegen lässt.

      Das Touchdisplay wird in der Spitze übrigens bis zu 600 nits hell. Damit kannst du auch in hellen Umgebungen gut arbeiten. Dank der 2304x1536px Auflösung sind alle Inhalte knackscharf.

      Emulation der Programme läuft gut

      Vor einigen Jahren gab es schon einmal einen Versuch von Microsoft, Windows on Arm voranzubringen. Das Surface Pro X war damals ein tolles Gerät. Hatte aber ein Problem: Es gab nicht wirklich viel Software, die darauf gut lief. Microsoft will sich jetzt nicht mehr auf die Anbieter der Software verlassen, sondern geht den Weg, den Apple auch mit seinen M-Chips geht. Die Software kann bleiben wie sie ist und wird intern an die Erfordernisse angepasst.

      Microsoft sagt selbstbewusst, dass die emulierten Versionen genauso laufen wie auf einem herkömmlichen x86-System. Und sie sind in der Tat ziemlich gut darin. Photoshop läuft so, wie ich es von meinem Arbeitsgerät mit Intel Core Ultra 7 kenne. Word, Excel – genau das Gleiche. Gimp läuft ebenfalls einwandfrei. CapCut, Steam, Ubisoft Connect und damit verbunden auch Spiele – läuft alles so, wie ich es mir gewünscht habe. Auch das beliebte LibreOffice funktioniert einwandfrei.

      Eine offizielle Liste mit kompatiblen Programmen gibt es leider nicht. Wie so vieles ist auch das im Netz von Usern organisiert. Auf Windows 11 on ARM findest du eine Übersicht über den Stand der Software. Die Seite listet auf, welche Programme nativ laufen, welche emuliert und welche nicht unterstützt werden und bietet damit zumindest einen guten Überblick.

      Gleichzeitig ist der neue Surface Laptop Copilot+ deutlich ruhiger als x86-Notebooks. Er hat einen Kühler. Aber so selten wie der anspringt, habe ich fast den Eindruck, ein lüfterloses Notebook zu nutzen.

      Der Surface Laptop lässt sich einfach öffnen. Lediglich vier Schrauben müssen gelöst werden. Die M.2 2230 NVMe-SSD lässt sich leicht wechseln

      Der Surface Laptop Copilot+ lässt sich einfach öffnen. Lediglich vier Schrauben müssen gelöst werden. Die M.2 2230 NVMe-SSD kann leicht getauscht werden

      Licht und Schatten bei der NPU

      Eines der Kern-Features der neuen Surface-Geräte ist die verbaute NPU, die KI-Aufgaben lokal durchführt. Das soll alles noch schneller machen.

      Ist der Surface Laptop Copilot+ schneller als x86-Rechner? Kommt drauf an. Denn leider sind im Moment noch nicht viele Programme in der Lage, die NPU zu nutzen. Photoshop bspw. läuft mit seinem Generative Fill noch online. Die Ausführung eines Prompts dauert auf Geräten mit unterschiedlicher Hardware nahezu gleich lang.

      CapCut hingegen hat eine Funktion auf die NPU optimiert. Es geht hier um das automatische Entfernen des Hintergrunds in der Desktop-App. Ich habe mir ein gut zweiminütiges 720p-Video geschnappt und dann CapCut machen lassen. Ein Notebook mit Core i5 13. Gen. benötigte rund zwei Minuten, eines mit Ryzen 7 8840HS knapp 50 Sekunden für diese Aufgabe. Der Surface Laptop Copilot+ entfernte den Hintergrund in 19 Sekunden.

      Größtenteils sinnvolle KI-Funktionen

      Und wo ich gerade beim Thema KI bin. Die neuen Features hinterlassen bei mir (noch) einen zwiegespaltenen Eindruck. Sie laufen flüssig und fix. Das ist toll. Die neuen Studio Effects für die Webcam finde ich sinnvoll und praktisch. Auch die Live Translations machen einen wirklich guten Eindruck und es bleibt zu hoffen, dass sie bald auch außerhalb von Teams nutzbar sind.

      Cocreator in Paint ist witzig. Und auch nützlich. Es braucht wie bei allem ein wenig Übung, um gute Ergebnisse zu erzielen. Aber es ist definitiv ein Gewinn für Paint. Genauso wie die schon länger vorhandene Integration des Bing Image Creators.

      Cocreator verlangt etwas Übung, um genaue Prompts zu verfassen. Die Lernkurve ist aber steil

      Cocreator verlangt etwas Übung, um genaue Prompts zu verfassen. Die Lernkurve ist aber steil

      Auch das Restyle-Feature in der Fotos-App hat seinen Charme, obwohl es meinen persönlichen Geschmack ehrlicherweise nicht trifft.

      Recall klingt spannend, ist aber tatsächlich auch ein wenig spooky. Bleiben die Daten wirklich sicher? Es ist zumindest ein gutes Zeichen, dass Microsoft auf das Feedback aus der IT-Welt eingegangen ist und vor dem Launch noch einmal nachbessert.

      Copilot-Integration mit Luft nach oben

      Warum also zwiegespalten, wenn doch alles im Grunde positiv ist? Der Grund ist Copilot. Die Integration finde ich, Stand Mitte Juli 2024, nur mittelmäßig gelungen.

      Die Taste an sich finde ich gut. Ein Klick und ich habe KI-Hilfe. Allerdings bekomme ich hier nur den allgemeinen KI-Bot. Wenn ich Copilot sage, dass es mein System möglichst energieeffizient einstellen soll, bekomme ich Tipps, was ich machen soll.

      Die Copilot-Taste ist nett, wurde aber im Alltag so gut wie nicht benutzt

      Die Copilot-Taste ist nett, wurde aber im Alltag so gut wie nicht benutzt

      Copilot wird nicht kontextbezogen geöffnet. Habe ich Photoshop offen, bekomme ich den allgemeinen Chatbot. Bei Word? Bekomme ich den allgemeinen Chatbot. In Excel.. du kannst es dir denken. Will ich Systemeinstellungen ändern, muss ich mich selber auf die Suche machen.

      Oder anders gesagt: Copilot bleibt als Helfer auf dem Surface Laptop Copilot+ hinter meinen Erwartungen zurück. Ich möchte kontextbezogene Hilfe. Und ich hoffe, dass Microsoft das genauso sieht und dementsprechend nachbessert.

      Gaming ist mit Einschränkungen möglich

      Ein Notebook ohne dedizierte Grafikkarte ist nicht die optimale Plattform, um Games zu zocken. Auf dem Surface Laptop Copilot+ geht es zumindest auf Konsolenniveau. Shadow of the Tomb Raider bspw. läuft in den vom System vorgeschlagenen Einstellungen mit 35 fps im Benchmark. Anno 1800 erreicht im Benchmark ähnliche Ergebnisse. Es geht also.

      Aber es geht im Moment noch nicht reibungslos. Die Zahl der Spiele, die nicht oder nur mit Problemen läuft, dürfte ziemlich hoch sein. Die Kollegen von PCWorld haben sich daher verschiedene Spiele genauer angesehen.

      Die Probleme des Snapdragon-SoC auf diesem Gebiet sind nicht ganz unerwartet. Schließlich werden Spiele in vielen Fällen für bestimmte Plattformen optimiert. Und die Copilot-Geräte sind eine neue Plattform. Die Spieleleistung dürfte sich in der kommenden Zeit aber durch Treiberupdates verbessern. Aber jenseits davon: Wer Gaming als Priorität hat, ist mit einem lupenreinen Gaming-Notebook ohnehin besser bedient als mit einem Ultrabook.

      Solltest du den Surface Laptop Copilot+ kaufen?

      Der Surface Laptop Copilot+ ist ein tolles Gerät. Keine Frage. Haptik, Eingabegeräte und das Touchdisplay machen richtig Spaß. Erfreulich ist auch, dass du den Laptop einfach öffnen und warten kannst. Das war in der Vergangenheit leider nicht der Fall. Auch in Bezug auf die Anschlüsse bist du hier auf der sicheren Seite. USB-A und USB 4 (USB-C) lassen kaum Wünsche offen. Dazu gibt es noch den Surface Connector und bei den 15‘‘-Modellen einen microSD-Kartenleser.

      Die meisten Anschlüsse des Surface Laptop sitzen auf der linken Seite: 2x USB-C (40 GBit/s), 1x USB-A 3.2 Gen1, 1x 3,5mm Klinke. Auf der rechten Seite sitzt der Surface Connect-Port. Bei den 15''-Versionen gibt es dort auch noch einen microSD-Kartenleser

      Die meisten Anschlüsse des Surface Laptop Copilot+ sitzen auf der linken Seite: 2x USB-C (40 GBit/s), 1x USB-A 3.2 Gen1, 1x 3,5mm Klinke. Auf der rechten Seite sitzt der Surface Connect-Port. Bei den 15“-Versionen gibt es dort auch noch einen microSD-Kartenleser

      Im Alltag ändert sich durch die neue Architektur bei der Benutzung für dich nichts. Die Benutzeroberfläche sieht genauso aus wie bisher. Alle Einstellungen findest du an den gewohnten Stellen.

      Auch die Emulation der Programme läuft gut. Ich habe im Test kein Programm gefunden, das nicht lief. Auch in Sachen Performance habe ich keine Unterschiede zu den Versionen auf einem x86-Rechner feststellen können. Microsoft liefert richtig ab.

      Die Akkulaufzeit ist ebenfalls gut. Hier macht der neue Surface Laptop Copilot+ mit dem Snapdragon SoC einen großen Schritt nach vorne.

      Es ist noch nicht alles Gold, was glänzt. Auch das ist klar. Aber wenn man sich die Entwicklung bei Apple anschaut, die mit Apple Silicon einen ähnlichen Weg gehen und Programme emulieren, dann liegt es nahe, dass auch die Windows-Geräte mit ARM-SoC viel Potential bieten und in Zukunft noch deutlich performanter werden als sie es jetzt schon sind.

      Der Surface Laptop ist insgesamt ein beeindruckendes Gerät mit viel Potential

      Der Surface Laptop Copilot+ ist insgesamt ein beeindruckendes Gerät mit viel Potential

      In der kleinsten Version mit 13,8“-Display und 256 GB SSD starten die Preise derzeit* bei 1199 Euro. Die Variante mit 512 GB liegt bei 1449 Euro. Das 15“-Modell mit 1 TB kostet dann stattliche 2049 Euro. Das ist viel Geld. Aber du bekommst dafür ein robustes und kompaktes Notebook mit viel Leistung und einer Menge Potential.

      Surface Laptop Copilot+ im Shop

      *Stand: 23.07.2024

      Veröffentlicht von Eike

      Hat seine ersten Gehversuche auf dem Amiga 500 und aus Guybrush Threepwood einen mächtigen Piraten gemacht. Mittlerweile ein Fan von richtig guter Smartphone-Fotografie und demensprechend viel auf Instagram unterwegs.

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