Das Nokia 2720 Flip hat mir diverse Retro-Momente beschert: herausnehmbarer Akku, physische Tasten mit Mehrfachbelegung, Klappdisplay. Zugeständnisse an die Neuzeit sind Apps der sozialen Netzwerke und ein Browser. Und das Ganze für knapp unter 100 Euro. Klingt alles in allem interessant genug, um es sich näher anzusehen.
Wie bei den meisten Feature-Phones kommt auch hier KaiOS als Betriebssystem zum Einsatz. Das auf Firefox OS basierende System erlaubt die Nutzung moderner Webbdienste und ist gleichzeitig sehr ressourcensparend. Nokia setzt es in einigen seiner Feature-Phones ein, etwa dem Nokia 800 Tough oder dem Nokia 110.
Lieferumfang und Design
Ganz kurz zu Beginn ein paar Worte zum Lieferumfang. Neben dem 2720 Flip findet ihr ein Ladegerät, ein Ladekabel, eine Kurzanleitung und einen Akku in der Verpackung. Das sorgte für einen intensiven Retro-Moment. Ist ja nicht mehr oft so, dass man vor dem Einschalten erst einmal den Akku einbauen muss.
Das Nokia 2720 Flip ist ein Klapphandy und fällt dadurch optisch eindeutig auf. Im geschlossenen Zustand seht ihr auf der Front lediglich das Display und einen glänzenden Nokia-Schriftzug. Während der untere Teil der Front aus mattem Kunststoff besteht, ist der Rahmen um das Frontdisplay und die Rückseite aus glänzendem Kunststoff. Und wie das dabei so ist, seht ihr dort jeden Fingerabdruck. Ein Putztuch sollte also immer griffbereit sein, wenn ihr ein ansehnliches Telefon haben wollt.
Im aufgeklappten Zustand fallen die großen Tasten direkt ins Auge. Damit sollte wirklich jeder in der Lage sein, problemlos zu tippen. Mit ihrer Mehrfachbelegung sind sie am Anfang reichlich ungewohnt. Allerdings kommt man schnell wieder rein und das Tippen geht flott von der Hand. Einen Touch-Screen hat das 2720 Flip nicht.
Auf der linken Seite ist die Taste für den Google Assistant und auf der rechten Seite die Lautstärkewippe. Auf der linken Seite befindet sich kurz vor dem Scharnier der 3,5mm-Klinkenanschluss für euer Headset.
Das Nokia 2720 Flip liegt gut in der Hand und lässt sich problemlos bedienen. Die Verarbeitung ist sauber, es gibt keine Grate oder Kanten und alle Tasten haben einen guten Druckpunkt.
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Display
Das Frontdisplay bietet euch in schwarz-weiß einen Überblick über die Zeit und Benachrichtigungen. Dafür reicht es auch vollkommen aus.
Das Hauptdisplay löst mit 320x240px (QVGA) auf. Damit werden Inhalte bei der Displaydiagonale von 3,3 Zentimeter scharf dargestellt. Farben und Helligkeit gehen auch in Ordnung. Bei direkter Sonneneinstrahlung sind Inhalte allerdings nur schwer abzulesen, weil das Display dafür zum einen nicht hell genug ist und zum anderen ordentlich spiegelt.
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Performance
Aufgrund der verbauten Hardware sind Höchstleistungen nicht zu erwarten. Aber für den gedachten Zweck ist sie mehr als ausreichend. Das System läuft flüssig und lässt sich über die Tasten über dem Ziffernblock einfach und intuitiv steuern.
Natürlich gibt es einige vorinstallierte Apps. Die sind im Gegensatz zu anderen Telefonen sogar weitestgehend nützlich. Ihr habt einen vorinstallierten Mailclient, wo ihr euch nur noch mit euren Daten anmelden braucht. Daneben gibt es WhatsApp, Facebook, Twitter, einen Browser, die Google-App und Google Maps.
Da das Tippen im Browser mit der Tastatur mühselig ist, gibt es eine Spracheingabe über den Google Assistant. Einfach die Taste in der Mitte gedrückt halten und losquatschen. Und schon öffnet Google die gewünschte Seite. Das funktioniert größtenteils auch ganz ordentlich. Ob es an mir, an Google oder am Telefon lag, wenn es teilweise nicht funktionierte, weiß ich leider nicht genau.
Neben den sinnvollen Apps sind auch noch ein paar Spiele vorinstalliert: Siberian Strike, Real Football Runner, Danger Dash und STK.
Die Navigation in den Apps erfolgt ebenfalls über die Buttons unterhalb des Displays. Wenn es Optionen gibt, werden sie euch über der jeweiligen Taste direkt eingeblendet. Zu Beginn war es etwas gewöhnungsbedürftig. Allerdings kommt ihr schnell hinter das System und die Bedienung geht dann flüssig und unkompliziert.
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Google Assistant-Taste wird zum Notfall-Button
Das Nokia 2720 Flip verfügt auf der rechten Seite über eine dedizierte Taste für den Google Assistant. Die könnt ihr aber auch als Notfalltaste nutzen. Dazu müsst ihr das 2720 Flip über die Einstellungen in den Barrierefreiheitsmodus versetzen. Der bewirkt, dass die Schrift größer dargestellt wird und die Lautstärke für Benachrichtigungen lauter aufällt. Und die Assistant-Taste wird zur SOS-Taste.
Ihr könnt dann im Gerät bis zu fünf Notfallkontakte einstellen. Dazu müssen vorher die sogenannten ICE-Details (In Case of Emergency) eingegeben werden. Anschließend wählt ihr die Kontakte aus, die die Notrufe erhalten sollen. Die offiziellen Notrufnummern können nicht eingetragen werden. Um einen Notruf zu tätigen, müsst ihr entweder die Taste drei Sekunden gedrückt halten oder zwei Mal schnell hintereinander drücken.
Wenn das geschehen ist, wird der erste eingetragene Kontakt angerufen. Antwortet der nicht innerhalb von 25 Sekunden, dann wird der nächste Kontakt angerufen. Das Ganze wird insgesamt zehn Mal durchgeführt, bis ein Kontakt den Anruf annimmt oder ihr auf Beenden drückt. Kommt die Verbindung zustande, dann schaltet das 2720 Flip auf den Freisprechmodus um.
Durch die vergrößerte Schrift und die erhöhte Lautstärke dürfte klar sein, dass sich dieses Feature genauso wie das Telefon als Ganzes in erster Linie an ältere Personen richtet.
Für die Kamera haben wir normalerweise einen eigenen Programmpunkt. Den können wir hier aber getrost weglassen. Die verbaute 2-MP-Knipse reicht für gelegentliche Schnappschüsse, aber mehr auch nicht.
Akku: Läuft
Wer kennt die Geschichten nicht, die mit „Damals, als ich mein Nokia [hier beliebig großen Zeitraum einfügen] nicht laden musste“. Ganz so lange halten die neuen Nokia-Geräte nicht durch. Auf dem Papier knüpft das Nokia 2720 Flip aber an die alten Zeiten an. Knapp 21 Tage soll es mit einer SIM und 4G im Standby durchhalten.
Ganz so lange bin ich im Test natürlich nicht hingekommen. Aber knapp sechs Tage Nutzung waren drin. Meine Nutzung umfasste dabei kurze Telefonate, WhatsApp, ein wenig Surfen und die eine oder andere Runde Snake.
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Sound
Der Sprachklang über den Speaker ist für ein Telefon dieser Preisklasse vollkommen in Ordnung. Der Gegenüber klingt zwar leicht blechern, ist aber gut zu verstehen.
Alle anderen Töne klingen verdächtig nach dem guten alten 8-Bit-Sound. Ist bei Sachen wie Snake ganz nett, aber bei allem anderen nervig. Deshalb hatte ich Ton so gut wie nie aktiviert.
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Fazit Nokia 2720 Flip
Für die breite Masse ist das Nokia 2720 Flip sicherlich nicht interessant. Es richtet sich an User, die grundlegende moderne Dienste wie WhatsApp oder Facebook nutzen, aber nicht auf eine richtige Tastatur am Telefon verzichten wollen.
Besonders interessant ist natürlich der Barrierefreiheitsmodus und die Möglichkeit, Notfallkontakte zu hinterlegen und im Bedarfsfall ganz einfach zu alarmieren.
Mit dem Preis von unter 100 Euro bietet das Nokia 2720 Flip ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis für alle, die keine Poweruser sind und einfach ein günstiges Telefon mit modernen Features wollen.
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Stand: 11/2019