Mit dem Nokia 8 Sirocco wollen die Finnen von HMD Global auch bei den Oberklasse-Smartphones den etablierten Herstellern das Leben schwer machen. Um herauszufinden, ob und wie gut ihnen das gelingt, habe ich das Smartphone eine Weile im Alltag genutzt.
Das gefällt uns
- tolles Display
- sehr gute Leistung
- Android One
Das gefällt uns nicht
- minimale Verarbeitungsmängel
Das Nokia 8 Sirocco ist das aktuelle Flaggschiff von Nokia, setzt aber beim Prozessor nicht auf den aktuellen Snapdragon 845, sondern auf das Vorjahresmodell, den Snapdragon 835.
Als Betriebssystem kommt hier Android One zum Einsatz. Dabei handelt es sich um eine reine Android Version, bei der die Smartphone-Hersteller keinerlei Änderungen vornehmen dürfen. Dadurch werden sehr schnelle Updates möglich. Das klappt auch gut. Gleich nach dem ersten Einschalten kam die Nachricht, dass das Update auf Android 8.1 und die Sicherheitspatches zur Verfügung stehen. Nokia verspricht, dass Gerät zwei Jahre mit Updates für Android und den Patches zu versehen.
Produkteigenschaften des Nokia 8 Sirocco | |
Display | 5,5“ OLED-Display mit WQHD-Auflösung (2560x1440px) |
Prozessor | Snapdragon 835 |
RAM | 6 GB |
interner Speicher | 128 GB |
Kamera | 12/13 Megapixel Dual-Kamera (Weitwinkel- (Blende f/1.7) und Teleobjektiv mit Blende f/2.6) Dual-Tone Blitz, 5 MP Frontkamera, f/1.7, Videos in Full HD |
Anschlüsse | USB Typ-C |
Software | Android 8.0 in der Version Android One |
Akku | 3260 mAh |
IP-Schutzklasse | IP 67 |
Maße, Gewicht | 73x141x7,5mm, 189g |
Besonderheiten | Bluetooth 5, kabelloses Laden |
Lieferumfang und Haptik
Im Lieferumfang ist alles enthalten, was ihr braucht. Neben dem Telefon bekommt ihr das Ladegerät, ein USB-A auf USB-C Kabel, Kopfhörer mit vier Ersatzstöpseln aus Silikon, einen Adapter USB-C auf 3,5mm, eine Hülle aus durchsichtigem Hartplastik und natürlich den Öffner für den SIM-Kartenslot. Dazu gibt es den üblichen Zettelkram mit Schnellstartanleitung und Garantie in diversen Sprachen.
Gleich beim Auspacken fällt auf, dass das Nokia 8 Sirocco einen sehr kompakten und wertigen Eindruck macht. Die Kante des Edelstahlrahmens ist zwar deutlich spürbar, aber in keiner Weise störend. Lautstärkewippe und Powerbutton sitzen auf der rechten Seite und lassen sich durch ihren guten Druckpunkt problemlos bedienen. Sie ragen gewollt minimal aus dem Rahmen heraus und lassen sich so auch blind ohne Probleme finden und bedienen.
Die Glasrückseite ist schwarz und zieht Fingerabdrücke wie ein Magnet an. Dadurch wirkt sie dann schnell unansehnlich. Da solltet ihr also entweder fleißig abwischen (einmal über einen Ärmel ziehen reicht aus, um die Abdrücke verschwinden zu lassen) oder die mitgelieferte Hülle verwenden.
Im Wesentlichen gibt es an der Verarbeitung nichts zu meckern. Alles sitzt fest und es gibt keine Grate, die sich negativ auswirken. Wie im Hands-On beschrieben, sitzt bei meinem Testgerät der SIM-Kartenslot nicht 100%, sondern ist leicht zum Edelstahlrahmen versetzt. Das schmälert den optischen Eindruck minimal, ist im Alltag aber nicht auffällig. Die leichte Kante stört die Bedienung nicht und unter der Hülle ist der ohnehin nicht mehr zu sehen. Aber ich gehe davon aus, dass kein generelles Problem des Telefons ist, sondern nur bei meinem Gerät auftritt. Die Tasten auf der rechten Seite sitzen ebenfalls leicht (wir reden hier von deutlich weniger als einem Millimeter) zum Edelstahlrahmen verschoben. Das merkt man aber nur, wenn man mit dem Finger über die Kante streicht.
Das Nokia 8 Sirocco ist nur unwesentlich leichter als das Samsung Galaxy S9 Plus und liegt durch die kompakten Maße sehr gut in der Hand. Es lässt sich ohne Probleme mit einer Hand bedienen. Das finde ich sehr angenehm.
Der Fingerprintreader arbeitet ziemlich fix und ist gut zu erreichen. Er sitzt relativ nah an der Kamera. Aber trotzdem ist die Gefahr, dass ihr auf der Kamera herumtatscht ziemlich gering. Selbst mit meinen langen Fingern ist mir das nur einmal passiert.
Display
Beim Display hat Nokia ganze Arbeit geleistet. Es ist hell, Farben werden kräftig dargestellt und wirken natürlich. Schwarz ist dabei auch schwarz und durch die WQHD-Auflösung sind alle Inhalte gestochen scharf.
Wie bei allen OLED-Displays mit gebogenem Rand gibt es an den Kanten einen leichten blauen Schimmer, wenn ihr senkrecht drauf blickt. In der Regel fällt es aber nicht weiter auf.
Das Display selber ist hell genug, dass ihr auch dann alles gut erkennt, wenn die Mittagssonne direkt drauf scheint.
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Kamera
Die für die meisten von euch wichtigste Nachricht vorweg: Die Kamera macht im Automatik-Modus richtig gute Fotos. Die Fotos sind gestochen scharf und haben viele Details, so dass ihr auch problemlos Ausschnitte vergrößern könnt. Die Bilder in diesem Abschnitt sind allesamt unbearbeitet.
Wenn ihr euer Telefon gesperrt habt, könnt ihr die Kamera auch durch ein zweimaliges Drücken der Powertaste starten. Auch das geht ziemlich fix.
Im Automatikmodus ist HDR standardmäßig aktiviert. Die Ergebnisse sind in den meisten Fällen auch ganz gut. Bei etwas schlechteren Lichtverhältnissen kommt es allerdings zu leichten Verfälschungen der Farben. So wird der Himmel in der Abendstimmung türkis dargestellt, obwohl er ein sattes Blau hatte. Unten seht ihr einen Vergleich zwischen dem Automatikmodus mit HDR und dem Pro-Modus ohne HDR.
Das Bildrauschen bei schlechtem Licht hält sich in vernünftigen Grenzen. In der normalen Ansicht ist es auf dem Display so gut wie gar nicht zu erkennen. Zoomt ihr in das Bild herein, wird es im Automatikmodus deutlich sichtbar. Im Pro-Modus ist es hingegen deutlich geringer ausgeprägt.
Der Modus Live-Bokeh liefert in den meisten Fälle brauchbare Ergebnisse. Bei schwierigen Kanten hat die Software aber hin und wieder Probleme, Vorder- und Hintergrund richtig zuzuordnen. Da kann es passieren, dass einige Stellen im Hintergrund knackscharf und nicht weichgezeichnet sind.
Natürlich sind auch Zeitraffer und Zeitlupe mit an Bord. Leider gibt Nokia nicht an, mit wie viel fps die jeweiligen Videos dann aufgenommen werden. Im Video seht ihr von links nach rechts: Zeitlupe, normale Geschwindigkeit und Zeitraffer.
DATENSCHUTZHINWEIS: Dieses Video ist im erweiterten Datenschutzmodus von YouTube eingebunden. Durch den Klick auf das Wiedergabesymbol willige ich darin ein, dass eine Verbindung zu Google hergestellt wird und personenbezogene Daten an Google übertragen werden, die dieser Anbieter zur Analyse des Nutzerverhaltens oder zu Marketing-Zwecken nutzt. Weitere Infos hier.
Der Pro-Modus der Kamera ist gelungen. Haltet ihr das Nokia hochkant, lässt er sich einhändig bedienen, im Querformat ist das nicht möglich. Ihr könnt dort Belichtungsausgleich, Belichtungszeit, ISO, Fokus, und Weißabgleich einstellen. Dazu müsst ihr lediglich die Regler auf die gewünschte Position ziehen. In Sachen Belichtungszeit sind max. 4 Sekunden möglich.
Den Pro-Modus öffnet ihr mit einem Wisch auf den Auslöser nach oben. Dann öffnen sich auch gleich die Einstellungen. Einmal über den Auslöser nach unten wischen minimiert sie, ein zweites Mal nach unten wischen bringt euch wieder in den Automatikmodus. Sehr simpel, sehr intuitiv.
Wer will, kann in der Kamera-App auch direkt sein Youtube oder Facebook-Konto verknüpfen und einen Livestream starten. Das habe ich allerdings mangels interessanter Gelegenheit nicht getestet.
Bei der Kamera hat Nokia vieles richtig gemacht. Nur die angesprochenen Probleme beim HDR-Modus und beim Live-Bokeh trüben den guten Gesamteindruck ein wenig. Da wäre es schön, wenn Nokia bei der Software nachbessern würde. Persönlich würde ich mir auch noch eine etwas längere Belichtungszeit für Nachtaufnahmen wünschen.
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Performance
Läuft! Läuft richtig gut und flüssig. Anders ist die Performance des Nokia 8 Sirocco nicht zu beschreiben. Alle Apps öffnen schnell, Wechsel zwischen verschiedenen Apps geschehen flüssig und ohne Denkpausen. Selbst gleichzeitige Videobearbeitung und Youtube bringen es nicht aus der Ruhe. Man merkt es im Alltag in keiner Weise, dass hier nicht das aktuelle Snapdragon-Topmodell, sondern der Snapdragon 835 von 2017 verbaut ist.
Der Akku ist mit seinen 3260 mAh so dimensioniert, dass ihr auch mit einer ausgiebigen Nutzung locker über den Tag kommt. Falls ihr zwischendurch Strom braucht, ist die Schnelladefunktion euer Freund. Knapp 50% gibt es in einer halben Stunde, für eine volle Ladung braucht ihr etwas über 90 Minuten.
Im Alltag hat mich nur eine Sache etwas gestört. Die hat aber nichts mit der technischen Ausstattung, sondern mit dem Design zu tun. Durch das abgerundete Display liegen bei einigen Apps Icons genau auf der Kante. Da kam es des Öfteren vor, dass ich mehrfach tippen musste, um sie zu erwischen.
Sound
Die beiliegenden In-Ear-Kopfhörer liefern einen guten und ausgewogenen Sound. Die Höhen klingen nicht blechern und die Tiefen sind gut zu erkennen. Auch die Mitten kommen gut rüber. Bei mir haben sie auch die Umgebungsgeräusche ziemlich gut ferngehalten. Selbst als der Staubsauger beim Wohnungsputz lief, musste ich die Lautstärke nicht übermäßig hochdrehen, um noch vernünftig Musik zu hören.
Die Speaker des Nokia 8 selber bieten ebenfalls einen ordentlichen Sound. Die Höhen sind klar, die Mitten ausgewogen. Einzig der Bass ist ein wenig mau. Aber da habe ich noch kein Smartphone erlebt, wo der wirklich gut ist. Alles in allem gibt es aber keinen Grund zur Klage über das, was das Telefon produziert.
Fazit
Das Nokia 8 Sirocco macht Spaß. Es macht richtig viel Spaß. Die Verarbeitung ist gut und das Design einfach gelungen. Es macht einen rundum soliden und hochwertigen Eindruck. Schnelle Android-Updates sind nicht jedes Herstellers Sache, bei Nokia klappten sie dank Android One sehr gut.
Im Alltag läuft alles flüssig und problemlos, so wie es eben sein soll. Apps starten schnell und die Kamera liefert gute Bilder.
Mit 750 Euro liegt es preislich unter dem Einstieg der 2018er Top-Modelle, in deren Liga es mitspielen soll. Wer eine solche Summe investieren möchte und auf der Suche nach einem fixen Smartphone mit reichlich Speicher ist, kann hier bedenkenlos zugreifen.
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Tester gesucht
Meine Meinung kennt ihr jetzt. Wir wollen aber auch eure Meinung hören. Und deshalb sucht mein Testgerät ein neues Zuhause. Damit ihr Tester werden könnt, müsst ihr uns nur bis zum 15. Mai 2018, 23.59 Uhr hier einen Kommentar hinterlassen und erklären, was euch am Nokia 8 Sirocco am meisten interessiert.
Die Aktion ist beendet. Herzlichen Dank an alle, die mitgemacht haben. Vanessa freut sich über das Nokia 8 Sirocco und wir sind gespannt auf ihre Produktbewertung.