Knapp 350 Euro verlangt HMD Global für das Nokia G60 und verspricht dabei eine ganze Menge Nachhaltigkeit. Auf dem Papier klingt das Konzept nicht schlecht. Seit dem Comeback habe ich eine Menge Nokia-Smartphones auf dem Schreibtisch gehabt. Sie waren nicht perfekt, boten aber immer eine Menge Leistung für ihr Geld. Bevor es zum Thema Nachhaltigkeit geht, noch fix meine Eindrücke zum Android-Smartphone.
Robuster Alltagsbegleiter
Das Nokia G60 liegt gut in der Hand. Das 6,58‘‘-Display hat flache Kanten. Dadurch kommt es auch bei der Einhandbedienung nur sehr selten zu Fehleingaben. Die Rückseite aus recyceltem Kunststoff bietet guten Halt und minimiert die Gefahr, dass sich das G60 unfreiwillig aus der Hand verabschiedet.
Das Display verfügt über eine gute Helligkeit, so dass auch unterwegs Inhalte gut abzulesen sind. Wie es sich mittlerweile gehört, stehen verschiedene Bildwiederholraten zur Verfügung. Der Standard mit 60 Hz und eine adaptive Einstellung mit bis zu 120 Hz. Beim Scrollen bspw. werden die 120 Hz genutzt. Das sorgt für ein geschmeidiges Benutzererlebnis. Bei Bildern ist die Bildwiederholrate dann niedriger und spart so Akku. Die Auflösung liegt bei FHD+ mit 1080x2400px. Corning Gorilla Glass 5 schützt es vor kleineren Kratzern.
Als SoC setzen die Finnen hier auf den Snapdragon 695 5G, der Ende 2021 vorgestellt wurde. Dazu gibt es 4 oder 6 GB RAM und 128 GB internen Speicher. Das Betriebssystem ist Android One und damit ein nahezu reines Android. Leider gibt es auch ein paar vorinstallierte Apps. Die kannst du aber ohne Probleme allesamt deinstallieren. Von den 128 GB Speicher sind im Auslieferungszustand 14 GB belegt.
Die Leistung des Snapdragon 695 5G reicht im Alltag vollkommen aus. Apps starten zügig und Gaming mit hohen Grafikeinstellungen ist auch kein Problem. Das Nokia G60 wird dabei auch nicht übermäßig warm und du kannst es problemlos in der Hand halten.
Die Akku-Laufzeit bietet keine Überraschungen. Sofern du nicht stundenlang zockst, kommst du ohne Probleme über den Tag. Bei mir war aber nach spätestens 1,5 Tagen Schluss und das G60 verlangte nach einer Steckdose. Der 4500 mAh-Akku wird mit maximal 20 Watt geladen.
Ordentliche Triple-Kamera
Das Kamera-Setup entspricht auch dem, was man 2022 in dieser Preisklasse erwarten darf. Es gibt einen 50 Megapixel (MP) Weitwinkel, einen 5 MP Ultraweitwinkel und eine 2 MP-Linse für Tiefeninformationen. Die Frontkamera löst mit 8 MP auf.
Die Leistung entspricht auch dem, was zu erwarten ist. Der Ultraweitwinkel ist nett, aber so richtig überzeugen können die Fotos nicht. Bei Tageslicht bieten sie akkurate Farben, bei widrigen Lichtbedingungen fangen sie schnell an zu rauschen. Bei den Zoomstufen stehen 0,6 (Ultraweitwinkel), Weitwinkel und zweifach Zoom in der App direkt zur Verfügung. Maximal ist ein achtfacher Zoom möglich. Aber der taugt nur als Lupe auf dem Display. Fotos damit sind vieles. Aber nicht ansehnlich. Die drei eben genannten Zoomstufen siehst du in der folgenden Slideshow.
Der 50 MP Weitwinkel liefert hingegen gut ab. Bei Tageslicht sind die Fotos einwandfrei. Persönlich finde ich die Farben etwas zu knallig. Aber das ist eine Geschmacksfrage. Mach dir einfach selbst ein Bild. Die Beispielbilder sind so, wie sie aus der Kamera kommen und wurden nicht bearbeitet.
Der Nachtmodus war bisher nicht die ganz große Stärke von Nokia. Hier haben sie aber gut nachgebessert. Ich war überrascht, wie gut das G60 sich in den dunklen Straßen Berlins schlägt.
Die Hauptkamera nimmt Videos in Full HD wahlweise mit 30 oder 60 fps auf. Sie sind – der Preisklasse entsprechend – etwas verwaschen und der Detailgrad könnte höher sein. Das gilt allerdings auch für alle Wettbewerber.
Für Fotos stehen dir in der App Standard-Modi, wie „Portrait“ oder eben „Nacht“, zur Verfügung. Ein Pro-Modus mit mehr Einstellmöglichkeiten ist aber auch noch an Bord.
HMD Global setzt beim Nokia G60 zum größten Teil auf Kunststoff. Trotzdem fühlt sich das G60 nicht klapperig oder instabil an. Ganz im Gegenteil. Es macht einen ausgesprochen robusten Eindruck. Es ist nach IP52 zertifiziert. Das bedeutet im Klartext, dass es gegen STaub in schädigender Menge und gegen Tropfwasser geschützt ist. Allzu sehr sollte man das Nokia G60 aber nicht Staub und Wasser aussetzen.
Der Lieferumfang ist überschaubar. Auch Nokia lässt mittlerweile das Ladegerät weg. SIM-Piekser und ein USB-C-Kabel liegen neben dem obligatorischen Zettelkram in der Verpackung. Der SIM-Kartenschacht bietet Platz für eine Nano-SIM und eine microSD-Karte. Eine zweite SIM-Karte lässt sich mittels eSIM nutzen.
Nachhaltig für 350 Euro?
Nokia verkauft kein eigenes Ökosystem, in das sich die Smartphones einfügen. Nokia setzt auf Nachhaltigkeit. Sie waren die ersten, die in den unteren Preisklassen mit drei Jahren Updates warben. In dieser Preisklasse sind sie nicht mehr alleine, aber immer noch weit vorne mit dabei. Nur Samsung bietet hier längeren Software-Support. Der verwendete Kunststoff ist auf der Rückseite zu 100% recycelt und beim Rahmen immerhin noch zu 60%. Auch das kann sich sehen lassen.
Der eigentliche Nachhaltigkeitspunkt ist aber das sogenannte Circular Abo. Hierbei zahlst du monatlich eine bestimmte Summe, im Falle des G60 sind es 15 Euro. Nach drei Monaten kannst du das Abo kündigen oder dir ein neues Gerät schicken lassen. HMD Global verspricht, dass bei Beschädigungen deines Smartphones schneller Ersatz beschafft wird. Ein neues Gerät nach drei Monaten klingt erst einmal nicht nach viel Nachhaltigkeit. Es gibt allerdings eine Art Treuepunkte, die du bekommst, wenn du das Smartphone länger nutzt. Diese Punkte kannst du dann einsetzen, um an Umweltorganisationen zu spenden.
Schickst du dein Gerät zurück, dann werden sämtliche Daten auf dem Gerät gelöscht und es an einen weiteren Nutzer geschickt. Nach drei Jahren soll es an eine Wohltätigkeitsorganisation gehen. Von dort soll es dann an Bedürftige gehen. Falls es dich interessiert, kannst du dir hier alle Details in Ruhe ansehen. https://www.nokia.com/phones/de_de/subscription
Klingt auf dem Papier nicht schlecht. Ob es funktioniert, bleibt abzuwarten.
Fazit Nokia G60: Gute Mittelklasse mit einem interessanten Ansatz
Nokia gehört zu den wenigen Herstellern, die kein komplettes Ökosystem mitliefern. Das macht es den Finnen etwas schwerer, sich auf dem Markt zu behaupten. Schließlich kann man nicht mit tollen Features von anderen Geräten protzen. Wem allerdings die nahtlose Integration in das Ökosystem eines Herstellers egal ist, der sollte sich das Nokia G60 genauer ansehen. Es bietet ziemlich viel für das Geld.
Ich habe keine grundlegende Schwäche gefunden, die gegen das Gerät spricht. Es ist solide verarbeitet, bietet alle wichtigen Funktionen und auch für einen langen Zeitraum Updates.