Im Rahmen der Computex hat Nvidia mit Avatar Cloud Engine einen Service für Games gezeigt, der NPCs in Spielen mittels KI viel intelligenter machen soll.
Wer kennt sie nicht, die langweiligen und gelangweilten NPCs, die selbst in Titel-Größen wie The Witcher 3 nicht mehr als die drei Standard-Floskeln über die Lippen bringen, wenn man sie anspricht. Wobei das immerhin schon ein Pluspunkt ist, denn in manch anderem Titel wird sich gar nicht erst die Mühe des aufwendigen Scriptens und der Vertonung gemacht. Der NPCs ist dann entweder gar nicht ansprechbar oder bleibt einfach stumm.
Avatar Cloud Engine vereint drei KI-Techniken
Nvidia ist sich der Problematik (als Anbieter der Rechenleistung für KI-Lösungen) bewusst und hat daher einen neuen Service namens Avatar Cloud Engine (ACE) entwickelt. Dieser setzt auf unterschiedliche KI-Technologien und lässt NPCs letztendlich intelligenter wirken. Mit dabei sind
- NVIDIA NeMo als Large Language Model
- NVIDIA Riva als Automatic-Speech-Recognition- (ASR) und Text-to-Speech- (TTS) Technik
- NVIDIA Omniverse Audio2Face
Die letzte Technologie sorgt dafür, dass die Tonspur automatisch auf die Mimik des NPC-Gesichts übertragen wird.
Beispiel-Video in einem Ramen-Imbiss
Insgesamt wirken NPCs also deutlich lebendiger und irgendwie auch intelligenter, da sie auf die Anmerkungen des Spielenden individuell reagieren können oder womöglich auch untereinander komplexe Gespräche führen können. Zudem fällt viel Arbeit für die Entwicklung weg, wenn einfach auf die KI zurückgegriffen werden kann. Wie das Ganze wirkt, hat Nvidia auf Basis der Unreal Engine 5 mit dem folgenden Video in einem besonders praktischen Breitbild-Format verdeutlicht:
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Viele Vorteile, aber auch Ungewissheit
Das sieht schon ziemlich cool aus, aber wie immer schwingt auch etwas Misstrauen mit. Denn je nach Titel und Setting müssen die Vorgaben bei der KI ziemlich strikt sein, damit Atmosphäre oder Immersion nicht verlorengehen. Stellt euch zum Beispiel vor, ihr seid in The Witcher 3 mit Geralt unterwegs und werdet in Novigrad von einem NPC wie folgt angesprochen:
„Ey Bro – wo ist Siri?“
„Von wem sprichst du?“
„Na Siri, Digger“
„Du meinst Ciri?“
„Ja, whatever. Wo steckt die Trulla?“
„Sie war hier, ist aber wieder weiter“
„Boah Alter, sabbel nicht rum. Wo isse hin?“
Das könnte also schnell nach hinten losgehen, zudem gelten natürlich hier genauso wie bei vielen anderen KI-bezogenen Services vor allem Gefahren, wenn es um Rassismus, Frauenfeindlichkeit oder andere No-Go’s geht, die nicht zur Welt passen. Wenn es angesichts individueller und automatisierter Inhalte keine Kontrollmöglichkeiten mehr gibt, können diese so auch schnell und unbemerkt ihren Weg in die Spiele finden.
Es besteht zudem die Gefahr, dass Entwickler*innen die Technologie auch für Hauptcharaktere oder die generelle Storyline nutzen. Geschichten oder Quests sind dann zwar schnell erstellt, aber womöglich genauso weichgespült und langweilig, wie wir es z.B. aus Ubisoft-Titeln mittlerweile gewohnt sind. Denkt man einen Schritt weiter, können sogar ganze Spielwelten via KI komplett generisch erzeugt und mit Inhalten gefüllt werden. Mir graut es, dass so nicht unbedingt die nächsten Meilensteine der Spieleindustrie das Licht der Welt erblicken werden.
B2T: Ob wir die Avatar Cloud Engine bald in Spielen sehen werden, dürfte wohl die Zeit zeigen. Bisher ist nur bekannt, dass S.T.A.L.K.E.R. 2 Heart of Chernobyl and Fort Solis Nvidia Omniverse Audio2Face nutzen.
Was haltet ihr von der Idee, Games via KI realisitscher zu machen?
NVIDIA Grafikkarten bei NBB
Quellen: TheVerge, Caschys Blog
