Das OnePlus 8 Pro ist ein Top-Smartphone erster Güte. Den Bonus des Underdogs hat es aber nicht mehr. Ob der neueste „Flagship-Killer“ immer noch meine Empfehlung für ein Android-Smartphone ist, zeigt der Test.
Als OnePlus 2014 sein erstes Smartphone vorstellte, waren sie jung, frech, mutig und haben bestehende Regeln der Smartphone-Branche hinterfragt. Inzwischen sind sie erwachsen geworden und das merkt man auch bei ihrem neuesten Flaggschiff-Smartphone – dem OnePlus 8 Pro.
Immer Top-Ausstattung zu einem Preis, der die Konkurrenz unter Druck setzt. Das war im Grunde das Motto von OnePlus – wenn auch nicht offiziell.
Auch beim 8 Pro gilt diese Philosophie weiterhin, doch mit einem Preis, der so nah an der Konkurrenz ist, werden kleine Schwächen nicht mehr so leicht verziehen.
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Design: OnePlus wird erwachsen
Beim Design macht OnePlus keine Experimente. So setzt das aktuelle Spitzenmodell auf eine Barrenform, mit Glas auf der Front- und Rückseite. Die Ränder gehen abgerundet über die Seiten und sind Geschmacksache. Ich sehe wenig Mehrwert darin, aber es ist stylischer.
Auf der Unterseite findet sich der USB-C-Anschluss und der erste von zwei Lautsprechern. Direkt daneben befindet sich noch ein Mikrofon und der Schlitten für zwei Nano-SIM-Karten. Wie schon die vorherigen Modelle kann der Speicher des OnePlus 8 Pro nicht erweitert werden.
Auf der linken Seite ist die Lautstärkewippe und auf der rechten Seite der Ein-/Aus-Schalter und eines meiner Lieblingsfeatures – der Silent Switch. Außer Apple verbaut leider kein anderer Hersteller sowas. Wie schon bei den Vorgängern kann über drei Stufen die Töne ein und ausgeschaltet werden. Die mittlere Position versetzt das OnePlus 8 Pro in den Vibrationsmodus.
Die ausfahrbare Kamera des Vorgängers gibt es nicht mehr. Stattdessen setzt man beim OnePlus 8 Pro auf ein kleines Loch im Display (Hole-Punch-Notch). In den meisten Fällen ist die Kamera-Aussparung soweit am Rand sehr unauffällig. Ein weiteres Zeichen, dass OnePlus nicht mehr versucht etwas bahnbrechendes/ auffälliges zu schaffen, wenn eine simple Lösung so einfach umzusetzen ist.
Das Kameramodul auf der Rückseite steht dagegen deutlich raus. Liegt das OnePlus 8 Pro flach auf dem Tisch wackelt es entsprechend etwas. Ein breiterer „Kamerabuckel“ wäre hier funktionaler. Viele andere Hersteller setzen bereits auf diese Lösung.
Die Verarbeitung im Allgemeinen ist auf absolutem Spitzen-Niveau. Jeder Übergang ist butterweich, die Tasten klappern nicht und nichts biegt sich. Das Glas-Sandwich macht das OnePlus 8 Pro allerdings etwas rutschig. Ein Case ist also angebracht – zum Glück gehört eine einfache Silikon-Hülle zum Lieferumfang.
Schnell, scharf und tolle Farben: Top-Display
Das Display des OnePlus 8 Pro kommt von Samsung und macht richtig Spaß. Es ist hell, sehr scharf und hat dazu noch eine hohe Farbtreue.
Der große Vorteil von AMOLED-Displays von Samsung ist die Tatsache, dass Schwarz wirklich Schwarz ist. Ab Werk wirken die Farben des OnePlus 8 Pro kräftig, aber natürlich. Auf Wunsch können in den Einstellungen aber die Farben noch mehr nach Bonbon aussehen.
Das beste Feature bisher ist aber ganz klar die 120Hz. Ähnlich wie beim Oppo Find X2 Pro (Test) beherrscht auch das OnePlus 8 Pro beides – 120Hz und 1440p-Auflösung. Alternativ kann auch eine Auflösung von FullHD+ gewählt werden oder das Display auf 60Hz reduziert werden. Alle vier Einstellungen sind dabei frei kombinierbar.
Für ein zukünftiges Update würde ich mir noch eine 90Hz-Option wünschen, aber auch so wie es ist, hat das OnePlus 8 Pro eines der schönsten Displays am Markt.
Performance: schnell, schneller, OnePlus 8 Pro
Hier gibt es nicht viel zu sagen. Snapdragon 865, GDDR5 Arbeitsspeicher und blitzschneller UFS3.0-Speicher – ich hatte noch kein Smartphone, dass so schnell war und sich auch so anfühlt wie das OnePlus 8 Pro.
Dabei spielt es auch keine Rolle, ob Office-Apps, Gaming oder einfach nur abends nochmal durch Twitter scrollen – alles läuft so schnell und dank dem großartigen 120Hz-Display macht die gesamte Nutzung des OnePlus 8 Pro einfach nur Spaß.
Die Akkulaufzeit ist etwas schwieriger zu beurteilen. In der aktuellen Situation rund um COVID-19 ist ein „normaler“ Arbeitstag schwer zu simulieren. Dazu verfügt das OnePlus 8 Pro über 5G – mein Mobilfunkvertrag nicht. Im LTE-Betrieb hat mich das Gerät allerdings gut über den Tag gebracht und am Abend waren noch etwa 20-25% Akku übrig. Welche Belastung der neue 5G-Standard für den Akku darstellt, kann ich allerdings nicht sagen.
Allgemein ist von einer eintägigen Akkulaufzeit auszugehen. Geht man derweil von 1440p auf Full-HD und von 120Hz runter auf 60Hz kann die Akkulaufzeit nochmals verlängert werden.
Im Alltag: Viele kleine gute Dinge
OxygenOS ist einer der Gründe, warum bisherige OnePlus-Smartphones meine Empfehlung für Android sind. Es ist meiner Meinung nach die beste Version von Android am Markt. Es ist fast Stock und wird nur um die Funktionen erweitert, die wirklich sinnvoll sind.
OnePlus gehört zu den ersten Herstellern die einen Dark-Mode und Gestensteuerung eingeführt hatten – lange bevor Google die Funktionen in Android integriert hat. Der Darkmode 2.0 ermöglicht nun auch dunkle Designs in Apps, die eigentlich dafür keine Unterstützung haben.
Ein anderes neues Softwarefeature des OnePlus 8 Pro ist eine Zwischenbildberechnung. Nein nicht wie bei eurem Fernseher, wodurch dann alles aussieht, wie eine spanische Seifenopfer aus den 80ern. Das Feature ist gelungen und steht im Moment für Netflix und YouTube bereit. Zusammen mit dem 120Hz-Display sorgt es für eine minimal smoothere Erfahrung, ohne aber das Grundbild zu verändern. Auf Wunsch kann es in den Einstellungen auch deaktiviert werden.
Neu ist ebenfalls die Möglichkeit des drahtlosen Ladens. Während das Apple iPhone mit maximal 7,5 Watt und selbst das aktuelle Galaxy S20 (unser Test) nur mit maximal 20 Watt drahtlos geladen werden kann, setzt das OnePlus 8 Pro gleich auf 30 Watt. Das ist genauso stark wie das kabelgebundene Laden. Kabellos lädt das Gerät innerhalb von 30 Minuten von 1% bis 50%. Mit dem im Lieferumfang enthaltenen Ladegerät braucht es für die gleiche Ladung 23 Minuten.
Zusätzlich können auch andere QI-fähige Geräte auf der Rückseite des OnePlus 8 Pro geladen werden. Egal ob ihr also eure drahtlosen Kopfhörer oder das Telefon eures Freundes laden wollt, mit dem aktuellen Flagship von OnePlus braucht ihr dafür nicht mal mehr ein Kabel.
Natürlich kann nicht jedes Qi-Ladepad so viel Leistung bereitstellen. OnePlus bietet ein passendes (separates) Ladegerät mit genug Leistung. Der Nachteil daran ist ein aktiver Lüfter. Der ist zwar in einer Büroumgebung nicht hörbar ist, aber in einem ruhigen Schlafzimmer kurz vorm Einschlafen schon.
Zum Glück kann in OxygenOS eine Funktion aktiviert werden, die den Lüfter zu definierten Zeiten runterregelt. Ist dieses Feature aktiviert wird das Ladepad lautlos – sehr gut mitgedacht. Natürlich lernt das OnePlus 8 Pro auch von eurer Nutzung und wird den Ladezyklus mit der Zeit so angleichen, dass euer Telefon erst kurz vorm Aufstehen fertig geladen ist. Das schont den Akku und macht das Gerät langlebiger.
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Kamera
Wie immer gilt es die Kamerafähigkeiten des Gerätes in drei bestimmten Situationen zu bewerten: draußen bei gutem Licht, draußen bei wenig Licht/ Nacht und drinnen bei künstlichem Licht.
Bei Tageslicht machen die Bilder des OnePlus 8 Pro einen hervorragenden Eindruck. Die Schärfe sitzt und auch viele kleine Details werden sehr gut eingefangen. Neben der Standard (Weitwinkel)-Linse gibt es noch einen ultra-Weitwinkel und eine Tele-Linse.
Alle drei spielen sehr gut zusammen und schießen Bilder, wie sie von einem Top-Smartphone zu erwarten sind. Ebenfalls wissen Panorama-Aufnahmen zu überzeugen.
Bilder, die bei künstlichem Licht geschossen sind, sehen auch sehr gut aus, neigen aber minimal zum Rauschen. Die Farbdarstellung ist gut, aber es ist klar, dass sich das OnePlus 8 Pro draußen wohler fühlt.
Bei Nachtaufnahmen neigt das OnePlus 8 Pro etwas zur Überbelichtung. Jederart von Licht wird so extrem verstärkt, dass Details zwar zu erkennen sind, aber das Bildrauschen an die Grenze von störend kommt.
Fans von Selbstportraits können mit dem 16 Megapixel-Shooter auf der Front gute Bilder machen. Dank eines Porträt-Modus gibt es auch einen schönen unscharfen Hintergrund.
Da aber nur eine Kamera auf der Front sitzt, wird die Unschärfe des Hintergrundes nur durch Software erreicht. Ein paar kleine Unebenheiten an den Rändern sind also vorhanden.
Mittelmäßiger Ton
Beim Ton fühlt sich das OnePlus 8 Pro nicht nach Flagship an. Die beiden Lautsprecher sind gut, aber eben nicht auf dem Level von anderen Top-Smartphones. Etwa 60% des Tons kommt vom Speaker auf der Unterseite und 40% aus der Ohrmuschel. Dazu lässt alles oberhalb halber Lautstärke das Gehäuse leicht vibrieren. Das gib Abzüge in der B-Note.
Bauartbedingt sind Bässe im Klangbild des OnePlus 8 Pro nicht wirklich vorhanden und auch Mitten lassen sich mehr erahnen als hören. Höhen kommen dafür klar rüber und davon profitieren Stimmen in Videos sehr. Wenn das alles auch kein Weltuntergang ist, erwarte ich von einem Top-Smartphone in 2020 einfach etwas mehr.
Fazit
Das OnePlus 8 Pro ist ein sehr gutes Smartphone. Seine Verarbeitung ist tadellos und sein Display gehört zu den besten am Markt. Dazu hat es mehr Power als die meisten Nutzer brauchen, was aber für Zukunftssicherheit sorgt.
Zusammen mit gelungenen Neuerungen, wie dem drahtlosen Laden und der verbesserten Kamera ist das OnePlus 8 Pro ein Top-Smartphone, dass sich nicht vor einem Galaxy S20 oder anderen Mitbewerbern verstecken braucht.
Mit einem Preis von 900€, bzw. 1000€ für die große Version hat es aber auch einen Preis erreicht, der kleine Fehler nicht mehr verzeiht. Die Speaker sind so eine Sache: sie klingen nicht gut genug für diesen Preisbereich und auch wenn die Kamera sehr gut ist, wird man damit nicht gegen ein iPhone 11 Pro ankommen.
Wer erwachsen wird, muss sich auch nach den Maßstäben der Erwachsenen messen lassen. Der kleine Bruder ist da sicherlich für viele Unentschlossene interessanter – startet der doch bei 700€. Die kleinen Abstriche zum „Pro“-Modell sind -zumindest auf dem Papier – zu verkraften.
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Stand: April 2020