Oppo Watch im Test: groß, schick, aber auch etwas faul

      Oppo Watch im Test: groß, schick, aber auch etwas faul

      LTE, Always-On-Display, 46mm, sehr gute Verarbeitung – die Oppo Watch hat viele hervorragende Argumente für einen Kauf, aber auch ein paar Schwächen. Der Test zeigt, für wen sie geeignet ist und wer weitersuchen muss.

      Das gefällt uns

      • Design
      • Größe
      • LTE

      Das gefällt uns nicht

      • Preis
      • alte Hardware

      Oppo drückt weiter massiv auf den europäischen Markt. Diverse Smartphones, wie das Oppo A73 5G (Test), TWS-Kopfhörer (Test) und eben auch die Oppo Watch in zwei unterschiedlichen Größen. Die Verfügbarkeit der größeren 46mm-Version war lange kaum gegeben. Jetzt ist sie aber hier und nach zwei Wochen täglich am Arm ziehe ich Bilanz.

      Lieferumfang

      In einer länglichen weißen Box finden Käufer die Oppo Watch inklusive Armband, der proprietäre Ladeschale, etwas Papierkram und einem kleinem Silikon-Ersatzstück für das Armband. Ein Netzteil gehört derweil nicht zum Lieferumfang. In der Box findet ihr also genau das, was bei vielen modernen Geräten in 2020/21 Standard ist/ sein wird.

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      Verarbeitung und Design

      Die Oppo Watch hat sich beim Design klar beim größten Player auf dem Markt inspirieren lassen. Aber besser gut kopiert als schlecht selbst gemacht. Statt der Krone auf der rechten Seite gibt es hier eine Taste. Das große 1,91 Zoll Display ist jedenfalls ein echter Hingucker und zieht klar auf breite Handgelenke ab. Für zartere Arme hat Oppo noch eine 41mm-Version mit 1,6 Zoll Display.

      Das Glas der Oppo Watch ist links und rechts leicht über den Rand gebogen. Bei mir sind Smartphones mit diesen „Curved-Edges“ oder „Waterfall-Edges“ nicht sehr beliebt, weil sie hin und wieder für Fehleingaben beim Halten sorgen und an dieser Stelle nach einem Sturz zum brechen neigen. Bei einer Smartwatch ist das einfach nur stylisch, da die Gefahr durch Fehleingaben durch das Armband einfach nicht besteht. Ansonsten ist die Verarbeitung tadellos. Material-Übergänge sind weich und auch das mitgelieferte Silikonarmband fühlt sich sehr gut auf der Haut an – volle Punktzahl fürs Design der Oppo Watch.

      Die Armbänder selbst lassen sich durch zwei kleine Knöpfe auf der Unterseite des Oppo Watch dazu einfach wechseln. Online können Besitzer also entsprechende Leder- oder Metallarmbänder für weniger als 20€ kaufen und so die Smartwatch an sich anpassen.

      Wo wir schon auf der Unterseite sind – hier befindet sich ansonsten noch der Pulsmesser und die Ladekontakte. Angst vor Wasser müssen Träger der Oppo Watch derweil nicht haben. Den Wasserschutz für das Gehäuse gibt Oppo mit 5 ATM an.

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      Display

      Bei der großen 46mm-Version der Oppo Watch kommt ein 1,91″-AMOLED-Display zum Einsatz. Die meisten Smartwatches setzen auf kleinere Displays und Gehäuse. Zusammen mit 500nits maximaler Helligkeit und einer Auflösung von 476 x 402 Pixel (326ppi) ist es ohne Frage eines der schönsten Smartwatch-Displays bisher.

      Seit dem offiziellen Launch war Oppo auch fleißig und hat ein Always-On-Display via Software-Update für die Oppo Watch nachgereicht. Persönlich finde ich, dass jede Smartwatch ein Always-On-Display haben sollte, da sie sonst eher ein kleines Smartphone am Arm ist und eben keine Uhr.

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      Performance

      Prozessor Qualcomms Snapdragon Wear 3100-SoC (4 x – 1.2 GHz, ARM Cortex-A7)
      +
      ambiq micro Apollo3 SoC
      RAM 1024MB
      Akkukapazität 430mAh

      Angetrieben wird die Oppo Watch von einem Snapdragon Wear 3100-SoC. Den Chip präsentierte Qualcomm bereits im Herbst 2018 und hat inzwischen mit dem Snapdragon Wear 4100(+) schon einen Nachfolger auf dem Markt. Allerdings verwenden nur wenige Smartwatches den 4100er-SoC. Bei günstigen Smartwatches bis 200€ kann ich verstehen, warum Hersteller auf einen Vorgänger-Prozessor setzen, aber die Oppo Watch hat eine UVP von 400€ und sollte entsprechend hier auch mit dem schnellsten und effizientesten Prozessor bestückt sein, der verfügbar ist.

      Beim Arbeitsspeicher stehen Käufern der Oppo Watch 1GB zur Seite. Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass diese Menge an RAM für eine performante Nutzung von Wear OS ausreichend ist. Mehr Speicher ist aber natürlich immer besser. Es fühlt sich so an, dass die Ingenieure der Oppo Watch bei der Hardware eher das Nötigste gemacht haben. Fairerweise muss ich aber auch festhalten, dass die Performance bei der täglichen Nutzung gut ist. Das swipen durch die Kacheln funktioniert sogar ein wenig besser und flüssiger als bei anderen Smartwatches mit ähnlicher Ausstattung und Wear OS.

      Der zusätzliche „Apollo3-SoC“ sorgt derweil in einem Ultra-Stromspar-Modus der Oppo Watch für eine Laufzeit von bis zu 21 Tagen. Auch in diesem Modus wird die Herzfrequenz gemessen. Inwiefern ein Ultra-Strom-Spar-Modus für mehrere Tage sinnvoll ist, muss jeder für sich entscheiden. Um zur Not noch bis zum Ende des Tages zu kommen, war es ausreichend.

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      Software – Einrichtung

      Da bei der Oppo Watch als Betriebssystem Wear OS zum Einsatz kommt, erfolgt auch die Einrichtung über die App von Google. Die ist sowohl für iOS, als auch Android in den jeweiligen Stores zu finden. Nur für Android gibt es hingegen zusätzlich die entsprechende Begleit-App „HeyTap“. Diese bietet mehr Zifferblätter und eine bessere Verwaltung der Gesundheitsdaten. Für die tägliche Bedienung der Oppo Watch ist sie aber nicht zwingend nötig.

      Ansonsten läuft der Einrichtungsprozess größtenteils automatisch ab – mit gelegentlichen Bestätigungen auf dem Smartphone. Im Anschluss muss der Oppo Watch noch separat das WLAN-Passwort mitgeteilt werden, damit sie sich das neueste Software-Update ziehen kann. Rechnet mit maximal 15 Minuten für die komplette Einrichtung.
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      Software – tägliche Nutzung

      Wer schon einmal eine Smartwatch mit Wear OS gesehen hat, weiß was ihn mit der Oppo Watch erwartet – im positiven und negativen Sinne. Wisch nach links – Aktivitätsanzeige, Wisch nach rechts – Google Assistant, Wisch nach unten – Schnelleinstellungen und ein Wisch nach oben offenbart die Benachrichtigungen.

      Neben dem Touchscreen befinden sich auf der rechten Seite der Oppo Watch noch zwei Tasten. Die untere Taste aktiviert den „Trainings-Modus“ mit genau fünf Programmen. Da sind andere Hersteller von Smartwatches auch schon weiter und bieten teilweise mehr als 20 verschiedene Trainingsmethoden. Die obere Taste schickt den Nutzer dann direkt ins Menü bzw. zurück auf den Startbildschirm.

      Bei den vorinstallierten Apps der Oppo Watch sind einige Doppelungen dazwischen. So gibt es „Heart Rate“ von Oppo und „Fit Heart Rate“ von Google – genauso sind die Apps „Fit Workout“ und „Workouts“ vorinstalliert. Da es die Begleit-App derzeit nicht fürs iPhone gibt, bleiben Nutzern von Apple Smartphones also die Google Apps und Android-User können sich entscheiden, ob sie bei Google oder Oppo ihre Daten parken wollen

      Eine der wichtigsten Funktionen einer Smartwatch ist ohne Frage das Schlaftracking. Auf der Oppo Watch werden dabei eher simple Daten gesammelt – wie viel wurde geschlafen, wie viel war der Träger in der Nacht wach, leichter Schlaf und Tiefschlaf. Da sind dedizierte Schlaf-Apps auch schon weiter, aber für eine erste Einschätzung ist es ausreichend.

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      Akkulaufzeit

      Genau hier entscheidet sich für die meisten Käufer, ob sie eine bestimmte Smartwatch kaufen werden oder nicht. Für viele sind Akkulaufzeiten von nur einem Tag nicht akzeptabel und anderen ist es egal, ob sie neben ihrem Telefon abends auch noch ihre Smartwach aufladen müssen. Die gute Nachricht: Die Oppo Watch schafft mehr als einen Tag – inklusive aller smarten Funktionen und Always-On-Display. Die schlechte Nachricht lautet dagegen, dass sie keinen kompletten zweiten Tag durchhält.

      Ohne hinterlegter eSIM und größtenteils im WLAN musste die Oppo Watch nach etwa 30 Stunden wieder in ihre Ladeschale, um innerhalb von knapp einer Stunde den Akku wieder vollständig zu laden. Mit einer eSIM (die von Vodafone sein muss) und ganz auf sich alleine gestellt (ohne Smartphone oder WLAN), waren es noch etwa 24 Stunden. Wie immer ist die Akkulaufzeit auch von der individuellen Nutzung abhängig. Wer täglich Sport treibt, viele Nachrichten bekommt und mit der Oppo Watch noch telefoniert, wird entsprechend eher an die Ladeschale müssen, als jemand der größtenteils auf der Couch liegt und am Tag drei Pushbenachrichtigungen erhält.

      Vergleicht man die Akkulaufzeit der Oppo Watch mit anderen Smartwatches, wird es schwierig. Es gibt Smartwatches, die selbst ohne große Last kaum einen Tag durchhalten und dann gibt es da Geräte ohne Wear OS (und ohne Google Pay), die zwei Wochen ohne eine Akkuladung hinkommen. Googles Betriebssystem hat keinen guten Ruf, wenn es um Durchhaltevermögen geht und auch die Oppo Watch wird daran nichts ändern.

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      Empfang und Konnektivität

      WLAN 2.4GHz WLAN 802.11b/g/n
      Bluetooth Bluetooth 4.2
      NFC ja
      Ortung GPS: A-GPS/GPS/GLONASS

      Punktabzüge gibt es definitiv für den alten Bluetooth-Standard der Oppo Watch. Die Version 4.2 ist weniger stabil und verbraucht mehr Energie als 5.0. Gleiches gilt für WiFi ohne 5GHz. Selbst deutlich günstigere Geräte verwenden bereits die neueren Standards.

      Außerdem verliert die Oppo Watch regelmäßig die Verbindung zum iPhone. Entsprechend oft wird bei einer Verbindung mit den Geräten von Apple am oberen Rand des Smartwatch-Displays das kleine Symbol angezeigt, dass gerade keine Verbindung besteht. Nervig, aber das liegt auch eher am iPhone und seinem Unwillen mit etwas anderem zu arbeiten als einer Apple Watch. Auf Android-Smartphones ist die Verbindung stabiler.

      Pluspunkte gibt es generell für das eSIM-Modul, da es nicht viele Wearables gibt, die tatsächlich alleine lauffähig sind. Durch das eSIM-Modul kann beim Jogging einfach das Smartphone zu Hause bleiben. Für Musik gibt es 8GB internen Speicher (Musikplayer muss aus dem PlayStore geladen werden) und selbst kabellose Kopfhörer können direkt mit der Oppo Watch gekoppelt werden. Nachteil an der ganzen Sache: Die eSIM muss von Vodafone kommen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich in 2020 nochmal ein (e)SIM-LOCK-Gerät erlebe.

      Ansonsten ist das GPS ausreichend präzise, wenn auch nicht auf den Meter genau und dank NFC und Google Pay kann auch unterwegs einfach mit der Oppo Watch bezahlt werden – kein Smartphone und keine Brieftasche nötig.
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      Fazit zur Oppo Watch 46mm LTE

      Ohne Frage ist die Oppo Watch eine der besten Smartwatches mit Wear OS, die ich bisher getestet habe. Ein tolles Design für große Arme, bildhübsches Display, gute Performance und ein Always-On-Display hinterlassen einen sehr guten Eindruck. Auch Nutzer von Google Pay / NFC brauchen mit der Oppo Watch für viele Aufgaben nur noch die Smartwatch und eben nicht mehr ihr Smartphone.

      Dagegen stehen veraltete Bluetooth- und WLAN-Standards, ein eSIM-Modul mit SIM-LOCK und eine Akkulaufzeit von weniger als zwei Tagen bei normaler Nutzung. Gerade letzteres dürfte die Oppo Watch für viele potentielle Käufer disqualifizieren. Was sehr schade ist, weil die Oppo Watch das Potential einer großartigen Lifestyle-Smartwatch hat, aber an vielen Stellen einfach nur das allernötigste getan hat – wie beispielsweise beim Arbeitsspeicher und dem Prozessor.

      Persönlich würde ich mir wünschen, dass Oppo hier in die Richtung von Huawei und Apple mit ihren Smartwatches geht und ihr eigenes Betriebssystem für den Nachfolger entwickelt. Dem würde dann vermutlich Google Pay zum Opfer fallen, aber die gewonnene Akkulaufzeit würde die Oppo Watch wahrscheinlich für mehr Nutzer interessant machen, als durch den Verlust von NFC verloren gehen würden.

      Die Oppo Watch ist – stand jetzt – für das was sie bietet, mit 400€ für die große und 250€ für die kleine Version, einfach zu teuer. Meine persönliche Suche nach einer Smartwatch geht jedenfalls weiter. Irgendwo da draußen wird sie sicherlich sein – vielleicht braucht es aber auch noch zwei oder drei Jahre.

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      Veröffentlicht von Sascha

      Gamer, Filmliebhaber & Hobby-Fotograf – also alles was eine gute Geschichte erzählt. Großer Fan von durchdachten Produkten und Privatsphäre. Nach zehn Jahren im Google-System derzeit im Apple-Kosmos unterwegs und soweit zufrieden.

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