Beamer, die man auch mal spontan zum Grillabend oder mit in den nächsten Urlaub nehmen kann, sind zumindest mit nativer Full-HD-Auflösung, guten Lautsprechern und einer akzeptablen Helligkeit noch eher rar gesät. Der neue Xgimi MoGo 2 Pro will das alles mitbringen und garniert es sogar noch mit diversen smarten Features. Ich habe mir angeschaut, wo die Stärken und Grenzen des kleines Projektors liegen.
Kompakt, leicht, stabil und zylindrisch
Im Vergleich zu vielen Beamern fällt beim MoGo 2 Pro als erstes auf, dass er nicht auf das relativ verbreitete flache Format setzt, sondern zylindrisch konstruiert wurde. Er liegt damit nicht nur besser in der Hand, sondern benötigt auch weniger Platz zum Aufstellen.
Für den aufgerufenen Preis von aktuell 600 Euro* bekommt man zudem ein einwandfrei verarbeitetes Gehäuse mit perforierten Seiten, die sich stark nach Aluminium anfühlen und dementsprechend stabil sind. Generell ist das Design angenehm modern und minimalistisch. Zumindest mir gefällt der Beamer und trotz der guten Verarbeitung fühlt er sich sehr leicht an. Die Überprüfung auf der Waage bestätigt dieses Gefühl: 1066g wiegt der MoGo 2 Pro – und damit nur etwas mehr als die typischen Dinge, die einen Kilo wiegen. 5 Packungen Choco Crossies Crunchy Balls zum Beispiel.
Nutzung via Powerbank mit Schnellladefunktion
Im Rucksack lässt sich der DLP-Beamer also problemlos verstauen. Zum Gerät selbst kommen noch die Fernbedienung und ein Netzteil hinzu, mit dem das Ladekabel leider fest verbunden ist. Das ist schade, denn so lässt sich die Kabellänge nicht anpassen. Immerhin: Das Kabel ist relativ lang. Ebenfalls gut: Zwei AAA-Batterien für die Fernbedienung befinden sich im Lieferumfang.
Aber was ist nun, wenn die Kumpels anrufen und den neuesten Streifen von Uwe Boll zusammen auf der Terrasse sehen wollen? Dann gibt es drei Möglichkeiten. 1. Filmabend absagen. 2. Den MoGo 2 Pro und das Ladekabel einpacken oder 3. alternativ eine Powerbank, die wie das Netzteil über 65 Watt Ladeleistung verfügt. Der Beamer hat nämlich keinen internen Akku, was ihn aber auch deutlich schwerer machen würde. Was ihr nicht braucht: Separate Bluetooth-Speaker, denn der Sound des Beamers ist überraschend gut. Klar kann man kein 5.1-System ersetzen, aber für die kleine Runde auf der Terrasse und Uwe Boll reicht es locker.
Ebenfalls positiv: Die Einrichtung von Android TV 11 lässt sich schnell und ohne Komplikationen abwickeln. Einfach den Beamer mit dem Smartphone koppeln und mit dem eigenen Google-Account verknüpfen. WiFi, Zugangsdaten und Co. sind damit automatisch hinterlegt. Ein Google-Account ist dafür natürlich Voraussetzung. Die Navigation durch die Menüs und Co. hätte ich mir jedoch auch angesichts des Preises flüssiger gewünscht. Kurze „Nachdenksekunden“ und Ruckler tauchten in unserem Testzeitraum öfter auf.
Netflix leider nur über Umwege abrufbar
Der größte Nachteil ploppt aber erst auf, weil ein gewisses Icon nicht aufploppt, wenn man mit der Einrichtung durch ist. Der Beamer unterstützt ab Werk nämlich kein Netflix. Zwar liegt ein Workaround im Lieferumfang über eine separate Drittanbieter-App bei, die habe ich in der Suche aber ebenfalls nicht angetroffen. Immerhin: Mit dem neuesten Update ist Disney+ im Play Store vertreten und Amazon Prime Video gibt es ebenfalls. Für Netflix bleibt aber nur der Umweg über einen eigenen TV-Stick oder das Smartphone und Google Chromecast. Letzteres ist im Beamer integriert. Grund für den fehlenden Dienst dürfte übrigens eine mangelnde offizielle Zertifizierung sein. Sehr schade und irgendwie auch unverständlich.
Helligkeit für die Dämmerung
Und wie hell darf es nun auf der Terrasse sein, damit man etwas erkennt? Schwierig einzuschätzen. Die 400 ISO Lumen sorgen für ein ausreichend helles Bild, die Dämmerung sollte aber zumindest fortgeschritten sein. Je dunkler, desto besser. Bei Tageslicht und auch Zimmerbeleuchtung ist hingegen kaum etwas zu erkennen. Natürlich spielt auch die Entfernung zur Leinwand eine Rolle. Bis zu 120“ sollen laut XGIMI gut darstellbar sein, maximal sind sogar 200“ möglich. Ich habe die wagemutige Aussage tatsächlich mal auf die Probe gestellt und das Bild an die Hauswand geworfen. Das Ergebnis seht ihr zu unterschiedlichen Tageszeiten unten im Bild.
Die Bildqualität selbst ist bei ausreichend schlechten Lichtverhältnissen gut. Ich konnte zwar keine genauen Messungen anstellen, aber laut Xgimi wird der DCI-P3-Farbraum zu 90% abgedeckt und HDR 10 unterstützt. Die Farben kommen augenscheinlich jedenfalls angenehm kräftig herüber und bei entsprechendem Sitzabstand ist die Full-HD-Auflösung vollkommen in Ordnung. Ab einer gewissen Diagonale reicht sie je nach Sehvermögen allerdings nicht mehr für ein komplett scharfes Bild aus.
Leiser Lüfter
Neben den guten Speakern ist mir beim Betrieb auch die geringe Geräuschkulisse des Lüfters im Film-Modus sehr positiv aufgefallen. Ich erinnere mich hier ungerne an DVD-Abende vor 15 Jahren bei einem Kumpel im Keller zurück, bei denen jeder Film von einem notorischen Rauschen des Lüfters begleitet wurde. Die LED besitzt übrigens eine Lebensdauer von ca. 25.000 Stunden, die habe ich im Test jedoch knapp nicht erreicht.
Smarte Features funktionieren zuverlässig
Im Wohnzimmer habe ich mir dann nochmal die smarten Features etwas genauer angeschaut. Unfreiwillig hat sich mein Hund für das Testen des intelligenten Augenschutzes zur Verfügung gestellt. Und tatsächlich hat sich der Beamer direkt mit einer entsprechenden Warnmeldung abgeschaltet, bis mein Hund wieder aus dem Bild gelaufen ist.
Das ist aber nicht das einzige Feature, das dank ISA 2.0 (Intelligent Screen Adaption) dabei ist. So erleichtert die integrierte Trapezkorrektur den Alltag ebenfalls stark und das Bild wird in 95% der Fälle auch bei ziemlich großen Winkeln automatisch genau rechteckig an die Wand geworfen. Nur in seltenen Fällen ist ein Umstellen mit erneuten Trapezkorrektur notwendig. Die automatische Schärfejustierung funktionierte im gesamten Testverlauf einwandfrei.
Singleplayer-Gaming gut möglich
Abseits von Serien und Filmen hat mich aber auch interessiert, ob der Beamer zum Zocken etwas taugt. Aus diesem Grund habe ich natürlich keine Mühen gescheut und meinen Gaming-PC zu einem günstigen Zeitpunkt der Abwesenheit meiner besseren Hälfte auf dem Couchtisch platziert. Via HDMI 2.0 habe ich eine Runde Cyberpunk 2077 gestartet und schnell festgestellt, dass das im normalen Bild-Modus nicht allzu viel Spaß macht. Der Gaming-Modus schafft aber schnell Abhilfe, denn mit ihm lässt es sich ohne gravierenden Input-Lag überraschend angenehm zocken. Auch dann macht der Sound der beiden 8W-Speaker eine gute Figur. Für das nächste CS:GO-Turnier würde ich dann aber doch lieber zum 240Hz-Monitor greifen.
Noch ein paar Rahmendaten: Der Beamer verfügt über 16 GB interner Speicher, auf dem sich auch Android-Games installieren lassen. Dank Bluetooth 5.0 sowie dem USB-A-Port auf der Rückseite kann man zudem diverse Peripheriegeräte zur Steuerung anschließen. Ein 3,5mm-Klinkenanschluss ist neben dem HDMI-Port ebenfalls vorhanden. Auf der Unterseite hat Xgimi ein Stativgewinde platziert.
Kompakter Beamer mit vielen Stärken und unnötigen Schwächen
Fassen wir zusammen: Der Xgimi MoGo 2 Pro ist ein ziemlich praktischer und kompakter Beamer, der sich dank leichtem Gewicht und der Stromzufuhr via Powerbank z.B. auch gut mal mit in den Urlaub oder zur Homeparty mitnehmen lässt. Bildqualität und Sound überzeugen für den Preisbereich, die Nutzung bei Tageslicht ist aber nicht wirklich empfehlenswert.
Verarbeitung und Feature-Set inkl. Trapezkorrektur und Augenschutz stimmen ebenso, ich vermisse allerdings Netflix, denn die Lösungen via zusätzlichem TV-Stick oder integriertem Chromecast sind nur so halb akzeptabel. Amazon Prime Video und Disney+ sind seit dem aktuellsten Update immerhin ohne Umwege mit von der Partie, hier hat Xgimi also sogar noch nachgeliefert. Das dürfte bei der Performance nicht möglich sein, denn etwas flüssiger hätte Android TV 11 insgesamt schon laufen können.
Der MoGo 2 Pro ist aktuell für ca. 600 Euro* erhältlich. Die Non-Pro-Variante ist für 400 Euro* zu haben, bietet allerdings nur eine 720p-Auflösung und kein ISA 2.0. Mit 720p hatten wir übrigens noch einen anderen portablen Beamer im Test, der sogar einen integrierten Akku hat: den ViewSonic M1 Pro.
Beamer bei NBB
Stand: Mai 2023