Fest eingebaute GPS-Navigationssysteme gehören noch nicht zur Standardausstattung eines jeden Autos. Diese Festeinbau-Systeme sind teuer, häufig kompliziert zu bedienen und das verwendete Kartenmaterial aktualisiert sich nicht selbstständig. Einfacher funktioniert die Kfz-Navigation mit einem Smartphone: Die Bedienung erfolgt sehr einfach über einen Touchscreen oder sogar per Sprachbefehl, die Navi-Software gibt es mitunter für lau und das Kartenmaterial ist immer auf dem neuesten Stand. Beherzigt man ein paar einfache Tipps, dann bringt einen das Smartphone schnell und sicher ans Ziel.
Das richtige Smartphone für die Auto-Navigation
Die meisten Smartphones verfügen über ein eingebautes GPS-System. Selbst aktuelle Smartphones der Einsteigerklasse reichen zur Navigation aus, denn sie unterstützen wie die teureren Modelle Assisted-GPS. Damit finden sie erreichbare GPS-Satelliten recht flott, sodass die Navigation ohne große Verzögerung startet. Unterschiede gibt es dennoch, denn die GPS-Systeme in High-End- und einigen Mittelklasse-Smartphones unterstützen nicht nur das US-amerikanische Global Positioning System, sondern auch das russische GLONASS, sodass je nach Empfangslage das eine oder das andere System verwendet wird. GPS-Empfänger der Top-Smartphones sind darüber hinaus häufig empfangsstärker als die der günstigen Smartphones.
Auch bei der Routenberechnung bei Onboard-Navis oder bei der Datenübertragung zum Server bei Offboard-Navigations-Systemen haben Smartphones der Oberklasse die Nase vorn, denn die Rechenleistung ist höher und die Datenübertragung erfolgt über leistungsfähigere Datenfunk-Modems schneller. Wer auf ein verzögerungsarmes Navigieren Wert legt, greift deshalb zu einem High-End-Smartphone wie beispielsweise einem Samsung Galaxy S6, Microsoft Lumia 930 oder einem Apple iPhone 6 oder 6 Plus. Diese haben auch mit 4,7 Zoll und mehr Diagonale ausreichend große Displays, um die Karten und Zusatzinformationen während der Fahrt gut einsehen und die Navi-Apps sicher bedienen zu können. Aber auch für diese Smartphones gilt das gleiche wie für preisgünstigere Geräte: Sie werden während der Navigation heiß und der Akku ist schnell leergelutscht.
Das verwendete Smartphone-Betriebssystem spielt im Gegensatz zur Hardware keine besonders große Rolle: Für Google Android, Apple iOS und Microsoft Windows Phone steht eine große Auswahl an kostenfreier und kostenpflichtiger Navigations-Software bereit.
Die beste Smartphone-Halterung für das Auto
Damit man das Smartphone-Navi während der Fahrt gut im Blick hat, sollte es in Fahrernähe seitlich vom Lenkrad positioniert sein, sodass der Blick nicht zu lange von der Fahrbahn genommen werden muss. Es gibt eine Vielzahl an Halterungen, die für einen sicheren Halt des Smartphones sorgen, damit es bei einer Bremsung nicht zum Geschoss wird. Wir raten dringend davon ab, auf eine Halterung zu verzichten und das Smartphone auf den Beifahrersitz zu legen, in der Mittelkonsole einzuklemmen oder während der Fahrt in die Hand zu nehmen. Letzteres ist ohnehin nicht erlaubt, aber dazu später mehr.
Saugnapf-Halterungen für die Frontscheibe mit einem biegbaren Schwanenhals sind als einfache Lösung sehr verbreitet. Sie haben aber zwei große Nachteile: Zum einen schränken sie die Sicht für den Fahrer ein, zum anderen fallen die Halterungen nach einiger Zeit ab, weil das Gummi durch ständige Temperaturschwankungen im Auto sehr schnell verhärtet und der Saugeffekt dadurch nicht mehr gegeben ist. Gut sind dagegen Smartphone-Halter, die in die Lüftungsschlitze gesteckt werden. Sie verdecken zwar ein Teil der Lüftung, halten dort aber sehr fest. Im Sommer wird das Smartphone beim Navigieren sogar etwas gekühlt. Für die Halterungen gibt es bewegliche Aufsätze mit einem Kugelkopf, sodass das Smartphone-Display optimal zum Fahrer ausgerichtet werden kann. Das Smartphone wird in spezielle Schalen eingeklickt und hält bombenfest. Aber auch einfache Klemmsysteme, die das Smartphone durch zwei seitliche Backen festhalten, garantieren, dass es bei einer Vollbremsung noch an seinem Platz bleibt.
Die passende Stromversorgung für das Smartphone im Auto
GPS-Navigation benötigt eine Menge Strom. Neben dem GPS-Empfänger ist ständig das Display des Smartphones aktiv, der Stromverbrauch entsprechend hoch. Der Akku kann in ungünstigen Fällen schon nach drei Stunden leer sein. Ohne eine externe Stromversorgung ergibt es daher keinen Sinn, das Smartphone im Auto als Navi einzusetzen. Ein passendes USB-Ladegerät für die 12- oder 24-V-Bordspannungssteckdose muss also her. Davon gibt es viele, aber nur wenig gute, die auch einen konstant hohen Strom für energiehungrigere Smartphones und größere Phablets liefern. Der Ladeadapter sollte einen Ausgangsstrom von etwa 2 A liefern.
Als Verbindungskabel reicht normalerweise das Ladekabel des Smartphones aus. Ist es zu kurz, weil Bordspannungssteckdose und Smartphone zu weit voneinander entfernt sind, dann muss ein längeres Kabel her. Das sollte man nicht ganz so wahllos rumhängen lassen, denn es könnte die Bedienung des Autos beeinträchtigen, etwa wenn es sich um den Schaltknüppel wickelt.
Die optimale Navigations-Software zur Smartphone-Navigation im Auto
Bei der Navigations-Software lautet die erste Frage: Onboard- oder Offboard-Navigation? Bei der Offboard-Navigation schickt die App eine Navigationsanfrage per Mobilfunk an einen Server, der die Route berechnet und das Ergebnis inklusive benötigter Kartenausschnitte an das Mobiltelefon ausliefert. Da die Kartenausschnitte nur klein sind und temporär auf dem Smartphone abgelegt werden, spart man Speicherplatz. Das Smartphone muss über eine schnelle Internetverbindung verfügen, ansonsten aber nicht besonders leistungsfähig sein, denn die Routenberechnung erfolgt auf dem Server. Die Nachteile der Offboard-Navigation: Es fließen größere Datenmengen, sodass eine Daten-Flatrate benötigt wird. Im Ausland kann das aufgrund der Roaming-Gebühren sehr schnell sehr teuer werden. Steht mal keine mobile Internet-Verbindung zur Verfügung, ist erst gar keine Navigationsabfrage möglich. Das ist auch dann schlecht, wenn man sich bereits in einem Navigationsvorgang befindet, sich verfahren hat und eine neue Route berechnet werden muss. Ohne Verbindung bleibt die Kurskorrektur aus und man irrt umher.
Besser eignen sich Onboard-Navigationssysteme. Sie haben grundsätzlich weniger Nachteile. Dabei lädt man das benötigte Kartenmaterial für einzelne Länder über die Navi-App einmalig auf das Smartphone herunter. Das erfordert ausreichend Speicher, denn einzelne Länderkarten können auch mal ein 1 GB groß sein. Die Karten müssen aber nicht zwangsläufig im internen Speicher des Smartphones abgelegt werden, sondern man kann sie bei entsprechend ausgerüsteten Smartphones auch auf einer microSD speichern. Die Routenberechnung erfolgt ausschließlich auf dem Smartphone. Eine Internet-Verbindung wird nicht benötigt. Es fallen weder im In- noch im Ausland unkalkulierbare Kosten für die Navigation an. Je höher die Prozessorpower des Mobiltelefons ist, desto schneller berechnet es die Route.
Auf Android Smartphones ist Google Maps als Offboard-Navigations-System bereits vorinstalliert. Google plant, Maps noch in diesem Jahr offline-fähig zu machen, sodass eine Navigation auch ohne Internet-Verbindung erfolgen kann. Bis dahin benötigt man für die Auto-Navigation mit Maps eine mobile Daten-Flatrate. Im Ausland sollte man Maps ohne einen lokalen Datentarif nicht einsetzen. Das gleiche gilt für Apples Karten App, die auf jedem iPhone unter iOS vorhanden ist. Karten funktioniert besser als ihr Ruf. Apple hat nach anfänglichen Startschwierigkeiten deutlich nachgelegt und Ungenauigkeiten und Darstellungsfehler weitestgehend ausgemerzt.
Auf vielen Smartphones mit Windows Phone ist Nokia HERE als Offline-Navigations-System bereits vorinstalliert. Länderkarten können vorab zur Offline-Nutzung kostenfrei geladen werden. Wer kein Geld für eine Kfz-Navigation ausgeben möchte, ist mit Nokia HERE sehr gut bedient. Android- und iOS-Anwender müssen aber nicht traurig sein, denn sie erhalten Nokia HERE aus dem Google Play Store oder im Apple App Store ebenfalls kostenfrei und können sich dann über ein Onboard-Navi freuen.
Obwohl Nokia HERE schon eine recht gute Navigations-Lösung ist, geht es mit kostenpflichtigen Apps doch noch ein bisschen besser. Sie verfügen über Funktionen wie beispielsweise Traffic-Vorhersagen auf der geplanten Route, Blitzerwarner, Panorama View und weisen wie ein Stadtführer auf Sehenswürdigkeiten hin. Im Vergleich zu Google Maps, Apple Karten oder Nokia HERE ist die Darstellung für Abbiegevorgänge oder zur Spureinordnung etwas ausgefeilter. Auch die Stimmen sind angenehmer und nicht ganz so emotionslos wie bei den kostenfreien Varianten. Eine Empfehlung ist beispielsweise die App NAVIGON Europe von Garmin, die es für Android, iOS und Windows Phone gibt und als Onboard-Navigation sehr gute Navigations-Ergebnisse erzielt.
Die sichere Bedienung von Smartphone-Navis im Auto
Die Bedienung von Smartphones im Auto ist vom Gesetzgeber klar geregelt: Laut §23 Abs. 1 a der Straßenverkehrsverordnung (StVO) ist es dem Fahrer eines Fahrzeugs untersagt, während der Fahrt ein Mobiltelefon zu bedienen, wenn er es in der Hand hält. Zur Fahrt zählt für den Gesetzgeber auch der Haltevorgang eines Kfzs an einer roten Ampel, an einem Bahnübergang oder am Straßenrand, solange der Motor des Fahrzeuges noch läuft. Ist der Motor an der Ampel aus, weil er händisch oder durch eine Start-Stop-Automatik abgeschaltet wurde, gehört das nicht zur Fahrt und die Bedienung des Smartphones in der Hand ist möglich (Entscheidung v. OLG Hamm im September 2014 (1 RBs 1/14)). Ist das Mobiltelefon fest mit dem Auto über eine Halterung verbunden, ist die Bedienung grundsätzlich erlaubt. Allerdings darf dadurch die Fahrsicherheit nicht eingeschränkt werden. Die Verkehrslage muss eine Bedienung erlauben und der Fahrer darf dadurch nicht so abgelenkt sein, dass er das Fahrzeug nicht mehr sicher fahren kann. Alle Angaben sind ohne Gewähr.
Auf der sicheren Seite ist man, wenn man das Smartphone-Navi im Auto nur in einer Halterung bedient. Aus unserer Sicht ist es aber auch dann nicht möglich, eine Zieladresse über den Touchscreen einzugeben, ohne davon unangemessen vom Verkehr abgelenkt zu werden. Deshalb unsere Empfehlung: die Zieleingabe vor Fahrtantritt vornehmen und das Smartphone bis zur Zielankunft den Rest erledigen lassen. Die Bedienung sollte sich bestenfalls darauf beschränken, den „Nach Hause“-Button zu drücken oder andere gespeicherte Ziele per einfachem Finger-Tap abzurufen.
Eine Alternative zur Zieleingabe über den Touchscreen stellt die Spracheingabe dar. Android, iOS und Windows Phone bringen mit Google Now, Siri und Cortana ordentlich arbeitende Sprachassistenzsysteme mit, über die man Befehle einsprechen kann und die recht zügig ausgeführt werden. Jedes System hat jedoch so seine Eigenheiten. Damit sie im Auto problemlos handsfree arbeiten, müssen sie dauerhaft lauschen, um jederzeit Befehle interpretieren zu können. Microsofts Cortana funktioniert nur auf Lumia Smartphones mit Windows Phone 8.1 Betriebssystem und Qualcomm Snapdragon 80x Prozessor. Damit Siri dauerhaft zuhört, muss das iPhone ständig am Stromnetz hängen und unter Android muss je nach Smartphone-Modell der Launcher eventuell gegen den Google-Launcher getauscht werden. Hat man diese Hürde überwunden, kann man die Navigation mit einem Sprachbefehl anstoßen. Das funktioniert aber nur mit den systemeigenen Navi-Apps gut. Dann reicht ein einzelner Sprachbefehl aus, wie beispielsweise „Zeige mir den Weg zur nächsten Tankstelle!“. Die Erkennungsleistung hängt dabei stark vom verwendeten Smartphone und den Störgeräuschen im Auto durch Motor und Wind ab. Navi-Apps von Drittanbietern lassen sich nur per Sprache starten.
Fazit
Zur Smartphone-Navigation im Auto muss es nicht immer das teuerste Smartphone sein. Unter- und Mittelklassegeräte sind ebenfalls geeignet, sollten jedoch zumindest ein Display mit mehr als 4,7 Zoll Diagonale besitzen.
Eine vernünftige Halterung, die das Smartphone im Auto sicher hält, ist Pflicht. Nur dann darf man das Mobiltelefon unter Berücksichtigung der Fahrsicherheit im Auto überhaupt als Navi unterwegs einsetzen. Niemals ohne heißt es auch bei der Stromversorgung über die Kfz-Bordspannungssteckdose. Hier wird ein leistungsfähiger Ladeadapter zur Stromversorgung des Smartphones benötigt, ansonsten kann der Akku schon leer sein, bevor man überhaupt das Ziel erreicht hat.
Wer das Navi nur selten im Auto einsetzen will, der greift auf kostenfreie Navi-Apps zurück, die es für Android, iOS und Windows Phone Betriebssysteme gibt. Onboard-Navigations-Apps eignen sich besser als Offboard-Systeme, denn dann wird keine Internetverbindung benötigt, was besonders im Ausland vorteilhaft ist.
Bei der Bedienung heißt es zurückhaltend agieren und die Navigation starten, bevor man mit dem Auto losfährt. Die Software erledigt dann den Rest und man kommt heil an sein Ziel, ohne andere zu gefährden.