Realme bringt mit dem TechLife Vacuum Robot eine echte Konkurrenz zu Roborock & Roomba heraus. Wir haben den smarten Roboter getestet.
Das gefällt uns
- Starke Reinigungsleistung
- Genaue Navigation
- Verhältnismäßig leise
- Gute Verarbeitung
- Solide App-Steuerung
Das gefällt uns nicht
- Wischfunktion nicht im Lieferumfang (kostet 40€)
- Umständliches Kartenmanagement
- Probleme mit Stufen
Schon der griechische Gelehrte Aristoteles hat vor knapp 2300 Jahren von Automaten gesprochen, die uns nervige, unliebsame Arbeit abnehmen. Die letzten Jahre hat es dann endlich mal das Staubsaugen erwischt. Während wir auf Arbeit sind oder auf der Couch entspannen, verrichtet ein kleiner, meist runder Roboter die Saugarbeit in unserem Zuhause.
Das spart Zeit und Nerven – wenn es denn perfekt funktioniert. Mittlerweile gibt es unzählige Geräte, die anpreisen, ein sauberes Zuhause ohne Stress zu ermöglichen. Darunter etwa die beliebte RoboRock-Reihe von Xiaomi, das Original von iRobot oder auch teure Vorwerk-Kobolde.
Die chinesische Firma Realme möchte nun ein Stück von diesem großen Kuchen abhaben und greift mit dem Realme TechLife Robot Vacuum gleich mal die gehobene Preisklasse bis 400€ an. Für Kennerinnen und Kenner der Marke kommt das nicht überraschend, denn Realme gehört zum gigantischen BBK-Konzern.
In diesem sind Marken wie OPPO, OnePlus, Vivo und eben Realme vereinigt. Zusammen stellt man immerhin den größten Smartphone-Produzenten des Planeten, ist aber zunehmend auch in anderen Bereichen aktiv, wie wir zuletzt mit dem guten Realme Book erleben durften. Eine ganze Menge an erprobtem App- und Technik-Know-How kann deswegen im Realme TechLife Robot zum Einsatz kommen – und ihn gleich gegen die etablierte Konkurrenz antreten lassen.
Mit einem Preis ca. 300€ und Lidar-Erkennung liegt der TechLife so ziemlich genau in der goldenen Mitte des Marktes. Hier bekommt ihr bereits alle wichtigen Features für eine smarte Navigation, wie eine Kartenerstellung eures Zuhauses, umfassende App-Steuerung und Bodentyp-Erkennung. Auch eine Wischfunktion kann man dem Vacuum Robot geben, diese ist allerdings optional erhältlich und kostet knapp 40€.
Lieferumfang, Design & Verarbeitung – Überraschende Materialwahl und bekanntes Design
In der schlichten Verpackung findet ihr neben dem Saugroboter noch eine Dockingstation samt Stromkabel, den Staubbehälter, die beiden Vorderbürsten sowie eine Ersatz-Bürste, einen Ersatz-Staubfilter und ein kleines Büchlein mit der Bedienungsanleitung in acht Sprachen.
Der Lieferumfang geht in Ordnung, sticht aber nicht aus der Masse heraus. Positiv anzumerken ist hingegen, dass großteils auf Plastik verzichtet wird und bei der Verpackung vermehrt Pappe zum Einsatz kommt.
Designmäßig wagt Realme keine Extravaganzen. Der schwarzglänzende Puck fügt sich somit gut zwischen (oder auch unter) allen Einrichtungsstilen ein – solange ihr nicht alles in Weiß oder einen goldkitschigen Geschmack wie Donald Trump habt. Aufgrund der glänzenden Oberfläche sieht man Staub- und Fingerabdrücke aber ziemlich schnell. Zum Glück lässt sie sich mit einem feuchten Tuch gut reinigen.
Denn haptisch hebt sich Realme von der teils teureren Konkurrenz ab: Die glänzend schwarze Oberseite des TechLife besteht nämlich tatsächlich aus Glas. Ein Material, das man eher aus hochwertigen Smartphones kennt. Somit macht der Realme TechLife einen soliden, wenn auch nicht ganz leichten Eindruck. Schwächere Semester sollten ihn mit seinen 3,3 kg aber gerade noch anheben können.
In der Mitte der Glasoberseite prangt das Prunkstück des TechLife – der LiDAR-Sensor, in seinem schwarz-gelben Turm. Ansonsten findet ihr hier auch noch zwei gummierte Tasten, die den Roboter an die Station schicken können oder einen Reinigungsvorgang starten.
Auf der Rückseite könnt ihr den Staubbehälter seitlich entnehmen. Das funktioniert einfach und dank einer Verschlussklappe ohne Sauerei. Er fasst gute 600 ml – ist allerdings nicht fürs Wischen geeignet. Hierfür benötigt ihr ein zusätzliches Wisch-Kit. Dieses schlägt derzeit* mit 40€ zu Buche, kann aber teilweise auch im Lieferumfang enthalten sein. Dann habt ihr einen Kombibehälter für Wasser und Staub. Etwas schade, da einige Konkurrenten in der Preisklasse bis 400€ bereits beide Funktionen serienmäßig anbieten.
Vorne sitzt erwartungsgemäß ein Stoßfänger, damit der kleine Roboter bei Zusammenstößen keinen unnötigen Schaden nimmt. Die Unterseite kommt ohne größere Materialüberraschungen aus. Hier dominiert solider Kunststoff. Die seitlichen Antriebsräder verfügen über einen Gummiüberzug und sollen Hindernisse bis 1,5cm Höhe bewältigen können. Als Hauptreinigungsmechanismus besitzt der Realme TechLife eine herausnehmbare Bürste. Die einfache Zugänglichkeit erleichtert die Reinigung deutlich.
Zwei Vorderbürsten müsst ihr vor der ersten Inbetriebnahme aufstecken. Sie wirken etwas fragil und könnten mit der Zeit Abnutzungserscheinungen zeigen. Ein Shop für Ersatzteile soll wohl über Realmes Webseite aufgezogen werden, ist derzeit aber noch nicht gelauncht.
Insgesamt bietet der Realme TechLife ein gewohntes Paket in seiner Preisklasse. Die Glasoberseite und die gute Verarbeitung setzen sich hingegen ab. Die aufpreispflichtige Wischfunktion ist dafür etwas schade und gibt Abzüge in der B-Note.
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Bedienung & Funktionen – Gute App, aber umständliche Kartenspeicherung
Die Steuerung des TechLife erfolgt über die beiden Tasten an der Oberseite und über die App Realme Link. Sie ist eine All-Around Smart Home-Lösung von Realme, bietet aber dennoch umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten speziell für den TechLife.
Für eine erstmalige App-Verbindung müsst ihr nur beide oberen Tasten des TechLife gleichzeitig gedrückt halten, bis sie orange leuchten. Dann verbindet sich der Saugroboter via der App mit eurem WLAN. Vor der ersten Inbetriebnahme müsst ihr den kleinen Reinigungskumpanen auf die Ladestation stellen. Diese hält praktischerweise einen Stauraum für das Stromkabel bereit. Das ist insofern wichtig, da zum einen eine nahe Montage zur Wand für den Roboter essenziell ist, zum anderen aber auch Kabel einer der natürlichen Feinde des TechLifes sind.
In der App wird es euch dann ermöglicht, besondere Speerzonen einzurichten, damit der Realme-Roboter nicht aus Versehen eure Kabel frisst oder sich diese in seinen Bürsten verhaken. Falls ihr über das Mopkit verfügt, könnt ihr auch Zonen einrichten, in denen der TechLife nicht wischen soll.
Der Realme TechLife geht systematisch vor: Bei der ersten Reinigung kartografiert er erstmal euer Zuhause. Dazu fährt er langsam die Ecken ab, scannt hierbei durchgehend mit seinem LiDAR und 38 zusätzlichen Sensoren. Anschließend fährt er den inneren Bereich des Zimmers ab. So geht er Raum für Raum durch.
Etwas ärgerlich ist lediglich die Kartenspeicherung der App. Denn ihr müsst jede Karte aktiv selbst speichern. Als ich den Realme einmal in einen Raum mit hoher Türschwelle trug, „dachte“ er in einer neuen Umgebung zu sein und begann das Kartografieren komplett von vorne. Die zuvor angelegte Karte war in diesem Moment schon gelöscht. Ansonsten findet der kleine Saugroboter seinen Weg aber zügig und erkennt auch gut einzelne Räume. Falls er bei der Zimmerzuweisung doch mal falsch liegen sollte, dann könnt ihr diese aber auch manuell bearbeiten.
Ansonsten bietet euch Realme Link natürlich noch die Möglichkeit feste Reinigungszeiten einzustellen, den kleinen Roboter per Fernbedienung zu steuern oder eine etwas gruselige englische Kinderstimme als Sprachausgabe zu wählen. Außerdem könnt ihr die Reinigungsart von S-Förmig auf Y-Förmig ändern. Letztere soll wohl gründlicher sein, da der Realme TechLife dann öfter über eine Stelle fährt. Wie er sich in der Praxis, schlägt erfahrt ihr als nächstes.
Putzleistung – Stark auf glatten Böden, gut auf Teppichen – aber kein Kletterer
Mit seinem LiDAR, 38 weiteren Sensoren und dem Bumper, schlägt sich der Saugroboter in der Praxis wirklich gut. Nur mit tiefhängenden Heizkörpern und höheren Türschwellen tut er sich schwer. Erstere bergen Kratzergefahr, wenn sie über dem Bumper des Roboters hängen, letztere sorgen für ein Feststecken. Immerhin ruft der Realme zu Hilfe, wenn er mit seinen Rädern in der Luft hängt – entweder via App oder per Sprachausgabe (die man auch deaktivieren kann).
Bei einer Türschwelle von über 1,5cm, kann das des Öfteren der Fall sein. In einer Berliner Altbauwohnung – die kein Paradebeispiel für rechte Winkel ist und über krumme Holzböden sowie hohe Türschwellen verfügt, hat es der Realme entsprechend schwer. Trotzdem schlägt er sich mehr als ordentlich. Die Wohnung wird gut gereinigt und kommt schon fast an die menschliche Alternative heran. Selbst die Ecken werden dank der zwei Seitenbürsten einigermaßen erreicht. Hiermit kämpfen viele Konkurrenten, die nur eine vordere Bürste besitzen.
Besonders hervorzuheben ist die angenehme Geräuschkulisse des TechLife. Denn im normalen Modus hört man ihn nur leise vor sich her surren. Hierbei wird immer noch mit guten 1200 Pa gesaugt. Im leisen Modus sind es noch solide 600 Pa – dann hört man den Realme TechLife kaum noch. Unterhaltungen oder paralleles Fernsehen sind kein Problem. Fährt der Roboter über einen Teppich, so wird der Untergrund automatisch festgestellt und die Saugleistung entsprechend angepasst. Das funktionierte im Test jedes Mal. In den dann genutzten Modi „Max“ & „Turbo“ sind jeweils 2500 Pa, bzw. 3000 Pa drin. Das liegt zum Teil deutlich über der Konkurrenz. Der in etwa gleich bepreiste Xiaomi RoboRock S5 Max kommt zum Beispiel nur auf 2000 Pa – kann dafür aber noch wischen.
Eine Akkuladung reicht für ca. 150 Minuten Putzzeit. Damit werden – je nach Menge der Teppiche und Stufen – bis zu 120 Quadratmeter gereinigt. Eine 80 Quadratmeter Altbauwohnung, mit vielen Möbeln, Teppichen und fiesen Stufen, bewältigte er in etwa 60 Minuten. Bei der ersten Reinigung dürft ihr aber gerne anderthalb Stunden einplanen, da er hierbei auch die Wohnung kartografiert. Das Aufladen an der Station benötigt bei komplett entladenem Akku ca. fünf bis sechs Stunden. Schnelle Zwischenladungen, also etwa von 20% auf 80%, gehen aber deutlich fixer.
Zwar liegt ein zusätzlicher Filter bei, doch die Versorgungssituation mit Nachschub ist derzeit noch etwas unklar. Ersatzteile sollen aber via des Realme-Shop angeboten werden. Ihr müsst die Bürste des Realme etwa alle anderthalb Reinigungsvorgänge von Haaren oder anderem Dreck befreien, sonst fängt er an per Sprachausgabe zu meckern. Dank einfacher Zugänglichkeit mit herausnehmbarer Bürste, ist das schnell und ohne große Sauerei zu erledigen. Ein Leeren des Staubbehälters ist ebenfalls schnell nach unten hin möglich. So lässt man den Dreck einfach in den Mülleimer fallen und macht sich hier auch nicht die Finger schmutzig. Aufgrund des großen Fassungsvermögens von 600ml, müsst ihr ihn – je nach Sauberkeit der Wohnung – etwa alle zwei Saugvorgänge leeren.
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Fazit zum Realme TechLife Vacuum Robot
In Summe ist der TechLife von Realme ein solider Saugroboter, der eine umfangreiche App-Steuerung und moderne LiDAR-Navigation mitbringt. Für ca. 300€ wildert er in einem vielumkämpften Preissegment, in dem er sich (ohne Wischfunktion) zumindest Feature-seitig dem RoboRock S5 Max geschlagen geben muss. Zwar saugt der Realme besser als das Xiaomi-Pendant, ist dabei leiser und läuft länger, doch die bislang unsichere Versorgung mit wichtigen Ersatzteilen sorgt noch für eine eingeschränkte Empfehlbarkeit. Als reiner Staubsauger ist er dem RoboRock hingegen überlegen und bietet eine vergleichbar gute App.
Mit Wischfunktion (die es für 40€-Aufpreis gibt) und bestehendem Ersatzteilangebot solltet ihr den Realme TechLife aber definitiv in eure Saugroboterauswahl mit aufnehmen. Denn dann bestehen die sehr gute Reinigungsleistung des Realme und die hochwertigere Haptik mit Glasoberseite gegenüber fast allen Konkurrenzprodukten.
Realme TechLife Saugroboter bei uns im Shop
*Stand Oktober 2021