Analoge Tonträger sind zwar vom Massenmarkt verschwunden, dennoch erfreut sich beispielsweise Vinyl wachsender Beliebtheit. Nach wie vor bleibt ein harter Kern von Liebhabern den alten Tonbandgeräten treu, was die teilweise gesalzenen Preise auf dem Gebrauchtmarkt beweisen. Dabei kann das Spulen-Gerät auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken und eroberte in den 1960ern Jahren sogar einen fetten Marktanteil, bevor es von der Musikkassette verdrängt wurde.
Meine erste Begegnung mit einem Revox-Bandgerät als kleiner Steppke war von Ehrfurcht erfüllt, die großen Spulen und das damals edel wirkende Design beeindruckten mich. Seitdem ich Anfang der 80er Jahre den Film Diva im Kino gesehen hatte, standen drei Dinge auf meiner Wunschliste: ein gigantisches Wellenpuzzle, eine gläserne Badewanne in einem Fabrik-Loft und ein Bandgerät. Die gläserne Badewanne und Wellenpuzzle sind von der Liste inzwischen verschwunden, das Tonbandgerät lungert aber dank meines großen Retro-Herzens immer noch darauf herum.
Tatsächlich ist das Tonbandgerät eine alte deutsche Erfindung, die auf Fritz Pfleumer zurückgeht, der das bis dahin übliche Stahlband oder den Stahldraht durch ein mit Stahl beschichtetes Band ersetzte. AEG entwickelte das Tonbandgerät, zusammen mit BASF gelang ein technischer Durchbruch und man stellte das Magnetophon K1 zur 12. Großen Deutschen Funkausstellung 1935 vor. Die Tonqualität war zwar anfangs bescheiden, allerdings erwies sich die Aufnahmemöglichkeit als großer Vorteil gegenüber anderen Abspielgeräten der damaligen Zeit. 1943 erschien das Magnetophon K7 mit deutlich verbesserter Tonqualität, das erste Stereoaufnahmen ermöglichte. Die Amerikaner entdeckten das Tonbandgerät nach Kriegsende und brachten es über den großen Teich. Die Neuentdeckung ersetzte schnell die dort noch üblichen Drahttongeräte. Die neuen Standards für Tonbandgeräte wurden fortan in Amerika gesetzt. Das Magnetophon wurde weiterhin von Firmen wie Telefunken gebaut und das Tonbandgerät wurde Standard in den deutschen Runfunkanstalten.
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Während die Tonbandgeräte mit Mehrspuraufnahmen als Aufnahmegeräte den professionellen Markt eroberten, setzte sich das Gerät mit der Transistortechnik auch im Heimbereich durch und konnte laut Wikipedia Anfang der 60er Jahre in Deutschland ein Viertel der Haushalte erobern. Zehn Jahre später sollte der Höhenflug vorbei sein und die schweren, großen, unhandlichen und teuren Tonbandgeräte von der Audiokassette verdrängt werden. In den 80er Jahren leisteten sich nur noch wenige Haushalte die Maschinen.
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Einige der großen Namen im Tonbandgerät-Bereich sind beispielsweise Akai, Revox, Sony, Studer, Teac und Uher. Das Schweizer Unternehmen Revox begann bereits 1948 mit der Produktion und lieferte an Rundfunk- und Tonstudios wie das Abbey-Road-Studio. Von Saba erschien noch 2004 eine Spulenmaschine, die 674. Teilweise sind neue professionelle Geräte im fünfstelligen Preisbereich erhältlich, ansonsten ist man auf den Gebrauchtmarkt angewiesen. Ein gut gefülltes Portemonnaie ist aber auch bei diesen Maschinen Voraussetzung, falls sie in einem guten, gewarteten Zustand angeboten werden. So bleiben sie für viele – und für mich – damals wie heute ein analoger Traum. Dass es einen Markt gibt, zeigt ein italienisches Platten-Label, das Masterbänder überspielen will. Man erhält somit praktisch ein Original-Master. Da kommt selbst die Schallplatte nicht mit.
Mit Material von Wikipedia.