Microma? Nie gehört. Selbst die Wikipedia kennt sie nicht. Dabei war die Frucht des millionenschweren Projektes von Intel die erste Uhr mit LC-Display und System-on-a-Chip. Sie erschien 1974 und sollte nicht nur rechnen können, sondern auch weitere Funktionen ermöglichen. Gordon Moore trug die Uhr etliche Jahre, angeblich, um sich an die Millionen-Pleite zu erinnern.
Gordon Moore, da dürfte es bei einigen klingeln: Richtig. Der Mitbegründer von Intel formulierte das bekannte Mooresche Gesetz, nachdem sich die Komplexität von integrierten Schaltkreisen alle 12 Monate verdopple. Allerdings korrigierte er den Zeitraum einige Jahre später auf 24 Monate.
Weniger bekannt als Moore’s Law ist die wohl erste Computeruhr: Nach der Übernahme des Uhrenherstellers Microma 1972 entwickelte Intel ein Wearable mit dem gleichen Namen. Es sollte die erste Uhr mit LC-Display sowie einem SoC (System-on-a-Chip) sein und Moore hoffte, dass die Microma mehr könne, als bloß die Zeit anzuzeigen: „Man kann sie um Funktionen erweitern“. Als Beispiel nannte er eine Kalenderfunktion. Die Funktionen ließen allerdings auf sich warten.
Von Anfang an war wohl der Wurm drin, denn der Geschäftsbericht von 1974 liest sich ernüchternd: Die Ergebnisse der Microma seien enttäuschend.
1975 berichtet Intel, dass Microma zwar einer der führenden Hersteller von elektronischen Uhren sei. Die schwachen Verkäufe bedingten aber, dass man die Uhr komplett selbst herstellen müsse, um im Markt mitzuspielen.
1976 erschien ein flacheres Modell, das dann tatsächlich eine neue Funktion mitbrachte: Ein Stoppuhr-Modul.
Ende 1977 gab Intel die Uhr auf (nicht 1975, wie Moore in einem Interview sich glaubte zu erinnern), die zwar 1976 immerhin knapp über ein Zehntel von Intels Umsatz erwirtschaftete, aber massiv Verluste einfuhr. Ein Jahr später, 1978, verkaufte Intel den Namen an einen Schweizer Hersteller, das Design ging an Timex.
Etwas unklar bleibt, wie viel Verlust die Uhr denn nun verursachte. Eine russische Intel-Seite spricht von 35 Millionen US-Dollar, Moore selbst gibt 15 Millionen an.
In einem Interview aus dem Jahr 2000 wurde Moore gefragt, ob er der einzige Mann im Silicon Valley sei, der eine 15-Millionen-Dollar-Uhr trage. Moore: „Nein, ich bin nicht der einzige. Der frühere Chef von Microma, Dick Boucher, hat auch eine. Ich denke also, wir sollten die Summe durch zwei teilen.“
Für das Scheitern der ersten SmartWatch gibt Moore an, dass man nicht verstanden habe, was die Leute wollten. Sie wollen eine Uhr, die vielleicht auch Tag und Datum anzeigt, aber nicht viel mehr.
Zudem trage er die Uhr immer noch, obwohl er sie gerade nicht umhabe. Sie solle ihn daran erinnern, dass sich Intel aus Geschäften heraushält, von denen der Hersteller keine Ahnung hat.
Inzwischen scheint Moore die Microma abgelegt zu haben. Denn nach der Übernahme von Basis mischt Intel wieder im SmartWatch-Markt mit.
Bilder: Intel
Quellen: Diverse Geschäftsberichte von Intel, Interview (im Text verlinkt)