Auch Samsung möchte in der Tablet 2-in-1 Klasse mitmischen und hat mit dem Galaxy Book ein Tablet im Sortiment, das im Inneren wie ein herkömmliches Notebook bestückt ist. Dazu gibt es ein Tastatur-Cover und einen Samsung S-Pen. Für einen Test habe ich mir das leistungsfähigste Modell mit Intel Core i5, großer SSD und LTE-Modul geschnappt.
Werfen wir erstmal einen Blick auf die vollständigen technischen Daten meines Testgerätes:
- 12 Zoll Super-AMOLED Display, 2160 x 1440 Pixe
- Intel® Core™ i5-7200U, 2 x 2,5 GHz, max 3.1 Ghz Turbo Boost 2.0
- Intel HD Graphics 620
- 8 GB RAM, 256 GB SSD
- WLAN 802.11 a/b/g/n/ac, WiFi Direct™, Bluetooth® 4.1 LE,
- Kameras: Front 5MP, Haupt 13MP
- Stereo-Lautsprecher
- 2x USB 3.1 Type C
- Akku: 5070mAh, Ladezeit 2,5 Stunden
- Windows 10 Home 64 Bit
- Inklusive Book Cover Keyboard mit Tastaturbeleuchtung und verbessertem S Pen
Diese Konfiguration schlägt derzeit* mit 1559 Euro zu buche. Das günstigste Modell mit kleinerem 10,6“ Full HD Display, Intel Core m3, 4 GB RAM und 64 GB Speicher ist mit derzeit 705 Euro deutlich günstiger. Etwas verwirrend finde ich die Namensgebung: Bislang ist die „Galaxy“ getaufte Geräte-Sparte bei Samsung stets mit Android als OS dahergekommen, auf dem Galaxy Book hingegen läuft Windows 10 bzw. Windows 10 Pro.
Angesehen hatten wir uns die beiden Modelle schon auf dem MWC in Barcelona – mein erstes Hands-On dazu daher noch einmal zur Einleitung:
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Der Formfaktor erinnert schon im ersten Moment an einen alten Bekannten – das Microsoft Surface Pro. Auch technisch sind sie sich sehr ähnlich, ein nahezu baugleiches Surface Pro (2017) liegt inklusive Stift und Type Cover auch preislich in einer ähnlichen Region. Schauen wir mal, ob Samsung es besser macht als Microsoft oder nicht.
Beim Lieferumfang gewinnt Samsung schon mal: Das Cover mit integrierter Tastatur und der S-Pen sind standardmäßig im Lieferumfang enthalten. Das Tastatur-Cover ist auch gleichzeitig der Standfuß für den Laptop-Modus. Ansonsten gibt es für den S-Pen noch eine kleine Zange zum Tauschen der Spitzen sowie vier weitere (Ersatz-) Spitzen. Auch ein Stifthalter zum an die Tastatur kleben ist mit dabei – in ähnlicher Weise wie beim Surface Pro. Optimal ist anders, das hatte mir auch schon beim Surface missfallen. Was Samsung wohl vergessen hat: Es liegt zumindest meinem Testgerät kein SIM-Tray-Tool bei, um den Kombi-Schacht für SIM und MicroSD zu öffnen. Was ebenso fehlt: Ein USB Type C auf Type A Adapter. Oder auf Micro USB. Oder überhaupt ein Adapter oder ähnliches, über den man seine vorhandene Peripherie nutzen kann. Immerhin: Samsung bietet das nötige Zubehör direkt mit an – der Type C auf Micro USB Adapter schlägt allerdings mit einer UVP von 19,99 Euro zu Buche. Alternativ findet ihr die Adapter aber natürlich auch bei uns.
Die Verabeitung ist ansonsten so, wie ich es von einem Gerät in dieser Preisklasse erwarten würde: Solide, ohne grobe Schnitzer und die Materialien fühlen sich gut an – wobei mir nicht ganz klar ist, aus was das Tablet denn nun besteht. Samsung schreibt lediglich von „Premium Glas und Metall“, aber nicht um was es sich genau handelt. Auch fühlt sich das Gehäuse nicht nach Aluminium an. Sei’s drum, der Haptik tut es keinen Abbruch. Alle Anschlüsse – also die zwei USB Type C Anschlüsse und der Headset-Anschluss – liegen auf der rechten Seite, dazu gibt es auf jeder Seite noch einen Lautsprecher für den Stereo-Ton. An der Unterkante liegt dann noch der magnetische Connector für das Keyboard-Cover. Oben gibt es noch einen Luftauslass für den Lüfter, zwei Mikrofone und die Bedienelemente in Form von Power, lauter und leiser Taste.
Optisch wirkt es auf mich etwas altbacken – es sieht halt aus wie so ziemlich jedes andere Samsung Tablet oder teilweise auch Smartphone. Die Kamera beispielsweise scheint optisch direkt aus dem Galaxy S5 zu stammen. Wie immer Geschmackssache, mein Fall ist es nicht so.
Ihr seht: welches der beiden ihr nun auswählt ist euch überlassen, allzu riesig sind die Unterschiede jedenfalls nicht. Es sei denn ihr braucht LTE – das gibt es nur im Galaxy Book. Oder einen Core i7 Prozessor samt 16 GB RAM. Das gibt’s dann wiederum nur im Surface Pro.
Schauen wir uns das Display an. Verbaut ist hier ein AMOLED Panel mit 2160×1440 Pixel und damit im 3:2 Format. Das Display bietet natürlich Multitouch und ist mit bis zu 360 cd/m² angenehm hell. Schwarz ist wie bei AMOLED Displays hervorragend und die Farben wirken sehr kräftig, der Kontrast ist angenehm hoch. Auch die Blickwinkel sind großzügig, bei sehr steilen Blickwinkeln stellt sich allerdings ein Regenbogeneffekt ein und das Display dunkelt deutlich sichtbar ab. Dafür muss man allerdings schon in Winkeln größer 160° auf das Display blicken – wer macht das schon? Insgesamt gibt es am Display aber nichts auszusetzen.
Das AMOLED Panel bringt allerdings auch ein paar Nachteile mit sich. Allen voran das Risiko, dass sich statische Inhalte „einbrennen“, also dauerhaft im Display zu sehen bleiben. Der Hintergrund ist, dass sich AMOLED Zellen, die ein statisches Bild zeigen, schneller abnutzen und dunkler werden, als nicht-statische Zellen. Um dem vorzubeugen hat Samsung diverse Technik verbaut, unter anderem rotiert das Bild unmerklich die ganze Zeit um wenige Pixel. Das gleiche Prinzip wurde bereits in Plasma-Fernsehern genutzt. Außerdem dimmt sich das Display automatisch bei Nichtnutzung, unabhängig davon, welche Einstellungen ihr trefft. Das kann in der Praxis schon mal stören, so ist es mir im Testzeitraum mehrmals passiert, dass das Display bei der Wiedergabe von Videos dimmt – was natürlich nicht gewollt ist. Generell hat AMOLED von Haus aus eine begrenzte Lebensdauer, wer nicht gerade Hardcore-User ist wird damit in der Lebenszeit des Galaxy Books aber wohl keine Probleme bekommen.
Der beiliegende S-Pen richtet sich vor allem an Künstler oder alle, die gerne handschriftlich Notizen vornehmen wollen. Bei Notizen gibt es auch kein Problem, inwiefern er sich für Künstler zum Zeichnen eignet kann, ich mangels Talent allerdings nicht wirklich beurteilen. Wer an dieser Stelle aushelfen will – am Ende des Artikels findet ihr die Möglichkeit dazu.
Dann ist da das Keyboard-Cover samt Falt-Standfuß. Nutzt man das Galaxy Book nicht, dient das Cover als schützende Hülle für die Front und die Rückseite, gleichzeitig dient das Cover als Tastatur und Ständer für das Tablet. Das Konzept ist nicht neu, ähnliche Falt-Hüllen die als Standfuß dienen gibt es schon länger, auch für Samsung ist das nicht das erste Mal.
Neben der Tastatur ist zudem ein Touchpad verbaut und ein NFC-Chip wurde ebenfalls integriert. Dieser dient zur Kopplung mit dem Smartphone mittels der Samsung Flow App. Die Tastatur ist überraschend gut und arbeitet präzise, das haptische Feedback ist gut spürbar. Die Tastaturbeleuchtung ist, wenn man einmal eine hatte, fast schon notwendig und gerade im Dunkeln hilfreich. Das Touchpad allerdings ist nur Mittelmaß. Es reicht zwischendurch zum Arbeiten, Eingaben werden gut erkannt und nach ein wenig Eingewöhnung kommt man damit zurecht. Allerdings sorgt irgendeine Energiespar-Einstellung dafür, dass das Touchpad nach kurzer Nichtnutzung abschaltet und dann eine Gedenksekunde braucht, bis es wieder auf Eingaben reagiert.
Das Faltcover an sich ist eine nette Idee, in der Praxis allerdings birgt es auch gewisse Nachteile. Letztlich hat man maximal drei Neigungswinkel, vier wenn man auf die Tastatur verzichten kann. Um das Galaxy Book während der Nutzung zu bewegen braucht man immer zwei Hände, außerdem ist es mir mehrmals passiert, dass es nach dem aufstellen einfach wieder nach hinten klappte, weil ich den magnetischen Bereich auf der Rückseite nicht ganz erwischt habe. Die gummierte Oberfläche ist haptisch auch nicht mein Fall.
Die verfügbaren Aufstellwinkel sind soweit in Ordnung, aber auch nichts Besonderes. Einzig der flachste Winkel, der sich an diejenigen richtet die zeichnen oder handschriftliche Notizen erstellen wollen, ist etwas gewöhnungsbedürftig. Dafür wird die Tastatur nach hinten geklappt und die rückseitige Abdeckung wird nur umgeklappt und von einer Vertiefung an Ort und Stelle gehalten. Bewegt man sich falsch, war es das mit dem Winkel. Irgendwie nicht so ganz durchdacht.
Schauen wir uns aber mal die Leistung an. Verbaut ist wie eingangs erwähnt ein Core i5-7200U, dem 8GB RAM zur Seite stehen. Gekühlt wird der Core i5 aktiv, auf eine Passivkühlung wollte Samsung sich wohl nicht einlassen, auch wenn es bei der CPU prinzipiell möglich ist. Als SSD kommt eine per SATA angebundene Samsung MZNLN256 mit 256GB zum Einsatz. Rekorde dürfen wir von der SSD damit nicht erwarten, aber für den Office-Alltag sollte sie mehr als ausreichen.
Was schon kurz nach dem Einschalten auffällt: Der Lüfter arbeitet eigentlich immer. Nicht störend, kaum hörbar, aber er ist da und macht sich mit einem leichten Rauschen bemerkbar. Startet man die diversen synthetischen Benchmarks, wird er etwas lauter, stört aber weiterhin nicht. Der Vorteil allerdings: Während der Benchmarks trat kein Throttling auf und die meiste Zeit konnte die CPU ihren Turbo Takt aufrechterhalten. Das resultiert dann auch in minimal höheren Ergebnissen gegenüber der direkten Konkurrenz, namentlich die Surface Pro Reihe von Microsoft. Anmerken muss ich allerdings, dass wir bislang leider nur die 4GB Version des Surface Pro im Test hatten, auch dadurch ergeben sich natürlich kleinere Differenzen, gerade in Grafiktests die auf den RAM als Shared Memory zugreifen müssen.
Ansonsten gibt es bei den Benchmarks kaum Überraschungen. Die Leistung liegt dort, wo man sie erwarten würde. Spiele sind natürlich nicht das Kernland des Galaxy Books, einfache Titel wie Diablo 3 laufen allerdings in reduzierten Details und Auflösung. Das wars aber auch schon mit Gaming.
Die Office-Performance ist grundlegend gut, der RAM ausreichend für die meisten arbeiten – bei vielen parallelen Tasks kann es aber schon mal eng werden. Gerade wenn RAM-lastige Anwendungen wie Lightroom oder Photoshop dazu kommen kann es schwierig werden. Generell sind so anspruchsvolle Anwendungen nicht gerade die Komfortzone des Galaxy Books. Um auf die Schnelle Bilder zuzuschneiden oder ein paar kleinere Anpassungen bei einer Hand voll Bildern vorzunehmen reicht es aber.
Bei der Akkulaufzeit und der Optimierung derer hat sich Samsung nicht mit Ruhm bekleckert. Während die Konkurrenz meist eine ganze Reihe von Energie-Settings anbietet, gibt es bei Samsung lediglich das Standard Profil „Ausgeglichen“. In dieser Voreinstellung und auf 50% Display-Helligkeit (~200nit) eingestellt hält der Akku im Benchmark lediglich 3 Stunden und 39 Minuten. Ein Surface pro kommt im gleichen Modus auf knapp eine Stunde mehr, im optimierten Energiemodus sind es dann über 10 Stunden. Im Falle des Galaxy Books müsste man sich diesen optimierten Modus erst selbst erstellen – und genau wissen, was der „Sweet Spot“ zwischen Leistung und Energiesparen ist. Hier sollte Samsung definitiv nachbessern, per Software-Update ließen sich beispielsweise die Profile nachliefern.
Emissionen
Wie schon zuvor angeschnitten: Der Lüfter läuft eigentlich immer im Hintergrund mit. Wirklich laut wird er generell nicht, nur sehr geräuschempfindliche Nutzer dürften sich am Lüfter stören – wenn überhaupt. Im Stresstest dreht er dann zwar auf, bleibt aber im niederfrequenten Bereich und damit unaufdringlich. In sehr ruhigen Umgebungen kann das eventuell schon stören, in einer normalen Büro-Umgebung geht das Rauschen allerdings im allgemeinen Trubel unter.
Kritischer als die Lautstärke ist die Wärmeentwicklung. Unter hoher Last wird die Rückseite regelrecht heiß und erreicht punktuell Temperaturen von fast 60°C. Auch die CPU-Temperaturen steigen deutlich – bis zu 91°C erreicht das Galaxy Book unter hoher Last, bevor der integrierte Schutz der CPU greift und den Takt reduziert. Allerdings: Unter den Standardtakt von 2,5GHz sinkt die CPU erst nach längerer Dauerbelastung. Der Worst Case waren hier allerdings auch lediglich 2,3Ghz, also eigentlich nicht der Rede wert.
Auch hier schlägt es sich also gut, auch wenn es bereits komplett passiv gekühlte Alternativen gibt.
Der Energieverbrauch ist, wie bei so einem Gerät zu erwarten, recht gering. Bei voller Last und maximaler Display-Helligkeit zieht das System im Schnitt 28W aus dem Netz, ebenso wenn der Akku im Idle geladen wird. Das Netzteil selbst genehmigt sich 0,3W im Leerlauf.
Fazit
Das Fazit ist nicht ganz einfach. Die Verarbeitung, Leistung und der Lieferumfang sind definitiv top und der Preisklasse angemessen. Große Schwächen leistet es sich nicht und gerade für alle, die viel unterwegs sind ist es eine sehr gute Mischung aus geringem Gewicht und Leistung.
Allerdings: Die Akkulaufzeit bzw. die Optimierung des Energieverbrauchst ist noch nicht optimal. Auch die Blickwinkel des Displays und die Gefahr des Einbrennens sind Punkte, die man sich vor dem Kauf bewusstmachen sollte.
Das Tastaturcover ist sicherlich Geschmackssache, für mich ist es aber noch einer der größten Negativpunkte des Galaxy Books.
Ansonsten stimmt das Gesamtpaket und Samsung hat damit einen ernsthaften Konkurrenten zum Surface pro im Rennen – wenn man davon absieht, dass es vom Surface Pro noch deutlich leistungsfähigere Modelle gibt.
Künstler gesucht!
Wie schon angemerkt bin ich, bzw. sind wir hier in der Redaktion, alle nicht sonderlich künstlerisch begabt. Daher brauchen wir eure Hilfe. Wir suchen eine/n Künstler/in, die das Samsung Galaxy Book für uns testet und ein ganz besonderes Augenmerk auf den S-Pen legt. Was ihr dafür tun müsst?
Überzeugt uns! Postet uns ein Bild, Comic, eine Animation oder was auch immer euer Schwerpunkt ist in die Kommentare oder unter den Facebook Post. Unter allen Teilnehmern suchen wir einen Gewinner aus. Bitte beachtet, dass wir natürlich ausschließlich eigene Arbeiten berücksichtigen können.
Im Gegenzug hätten wir dann gerne einen Testbericht vom Gewinner, wie sich das Galaxy Book im Alltag geschlagen hat. Ob als Text, Video oder in anderer Form bleibt dem Gewinner überlassen. Danach darf das Samsung Galaxy Book natürlich behalten werden.