Smartphone-Technik ist mittlerweile so stark, dass auch Mittelklasse-Handys viel Leistung haben. Da fällt es schwer, noch ein Alleinstellungsmerkmal zu entwickeln. Das Galaxy A71 hat eines: sein riesiges 6,7“ AMOLED-Display. Ich habe es mir geschnappt und ausprobiert, wie sich das Samsung-Smartphone im Alltag schlägt und ob man so ein großes Display überhaupt noch mit einer Hand bedienen kann.
Das Galaxy A71 gehört definitiv zu den großen Smartphones auf dem Markt. Trotzdem liegt es gut in der Hand und lässt sich in den allermeisten Fällen auch mit einer Hand bedienen. Und auch die inneren Werte können sich sehen lassen. 128 GB Speicher, 6 GB RAM und aktuelles Android 10 gehören mit dazu.
Schlichtes Design, gute Verarbeitung
In der Packung des Galaxy A71 befinden sich neben dem Smartphone das Ladegerät, ein USB-C-Kabel, ein paar Kopfhörer, der SIM-Pin und etwas Zettelkram. Wer gerne zwei SIM-Karten nutzt, darf sich freuen. Denn das ist hier möglich. Zudem gibt es zusätzlich noch einen freien Slot für eine microSD-Karte.
Ich bin geneigt, an dieser Stelle meinen Absatz über das Design des Galaxy A51 (unser Test) zu zitieren. Denn das A71 sieht wie das kleinere A51 aus. Es ist halt nur etwas größer. Es liegt trotz seines wirklich riesigen 6,7“ Displays richtig gut in der Hand. Das Gewicht hält sich ebenfalls in Grenzen, denn die Rückseite besteht nicht aus Glas, sondern aus Kunststoff. Der Preis dafür: es gibt kein kabelloses Laden. Die Rückseite hat unter ihrer glatten Oberfläche eine feine Struktur, die je nach Lichteinfall unterschiedlich stark zu sehen ist.
Die Hörmuschel ist ganz nach oben in den Rahmen gewandert. Dadurch wirkt der obere Rand sehr schmal. Auf der linken Seite findet ihr den SIM-Karten-Slot, auf der rechten Seite sitzen die Lautstärkewippe und der Powerbutton. Der ist leider primär mit Bixby belegt. Das lässt sich allerdings in den Einstellungen sehr schnell ändern. An der Unterseite findet ihr den 3,5mm- Klinkenanschluss, den USB-C-Port und den Lautsprecher.
Die Front wird vollständig durch das Display eingenommen. Die Ränder sind angenehm schmal und die Frontkamera sitzt in einer minimalen Punchhole-Notch. Die Verarbeitung ist einwandfrei. Alle Teile sitzen passgenau, es gibt keinerlei Grate oder scharfe Kanten.
Nach oben
Samsung Galaxy A71 bei uns im Shop
Ein richtig großes AMOLED-Display
Das 6,7“ AMOLED-Display ist hervorragend. Schwarz ist tiefschwarz, die Kontraste sind satt und die Farben lebendig. Die Helligkeit geht auch vollkommen in Ordnung. Selbst in der prallen Sonne lassen sich die Inhalte gut erkennen. An den Blickwinkeln gibt es nichts zu meckern. Die sind groß und es kommt auch nicht zu Farbverschiebungen.
Die Auflösung von 1080x2400px lässt sich nicht verändern. Aber das ist absolut kein Beinbruch. Die Bildwiederholrate liegt bei 60Hz. Das ist im Alltag vollkommen ausreichend. Die geringe Hz-Zahl fällt nur auf, wenn ihr vorher ein Display mit einer höheren Refresh-Rate genutzt habt, dass ein smootheres Erlebnis bietet.
Sehr angenehm finde ich, dass es hier keine runden Displaykanten gibt. So gibt es keine versehentlichen Aktionen, weil ihr mit dem Finger am Rand herumfuhrwerkt.
Nach oben
Samsung Galaxy A71 bei uns im Shop
Gute Leistung in fast allen Lagen
Hier gibt es rein gar nichts zu meckern. Das Galaxy A71 liefert das ab, was es soll. Selbst anspruchsvolle Tasks bringen es nicht aus der Ruhe.
Während meines Tests war es dem A71 ziemlich egal, ob ich leichten Videoschnitt, Bildbearbeitung oder grafisch anspruchsvolle Games gezockt habe. Man hat zwar beim Laden der Apps gemerkt, dass im Inneren ein Mittelklasse-Prozessor am Werk ist. Aber die Ladezeit war noch in einem ordentlichen Rahmen. Bei kleineren Apps (Browser, Mail, Shopping) gibt es nichts zu meckern. Die öffnen flüssig und fix.
Nach dem Einrichten stehen euch noch knapp 105 GB von den ursprünglich 128 GB Speicher zur Verfügung. Damit solltet ihr eine Weile hinkommen. Und falls nicht, könnt ihr den Speicher ja noch erweitern.
Die Bedienung lässt sich in den allermeisten Fällen problemlos mit einer Hand erledigen. Ich habe mir gleich die Gestensteuerung eingerichtet und bin damit ganz gut gefahren. Auch beim Fingerprintreader gibt es nichts zu meckern. Er ist schnell, präzise und präsentiert nur selten Fehlermeldungen, dass der Finger nicht erkannt wurde.
Ich hatte das Galaxy A71 knapp zwei Wochen als Alltagsgerät am Start. In der Zeit hatte ich nicht einmal Probleme, dass mir für meine Zwecke nicht genügend Leistung zur Verfügung stand.
Der Akku ist ebenfalls groß. Mit einer Ladung kommt ihr mehr als problemlos über den Tag. Bei normaler Nutzung sind mit einiger Sicherheit auch zwei Tage drin. Ich bin mit einem Mix aus Surfen, Filme schauen, Fotografieren, Mailen, Fotos und Videos bearbeiten 1,5 Tage hingekommen. Mit dem mitgelieferten Schnellladegerät benötigt ihr für eine vollständige Ladung knapp unter 90 Minuten.
Nach oben
Vielseitige Kamera mit 64 MP
Das Kamera-Setup umfasst hier vier Linsen. Neben einer 64 MP-Linse, gibt es noch eine 12-MP-Weitwinkel-, eine Makro- und eine Bokeh-Kamera mit jeweils 5 MP. Das Zusammenspiel der Linsen funktioniert auch ziemlich gut. Im Standard werden eure Fotos mit 16 MP im 4:3-Format ausgegeben. Dabei werden von der 64 MP-Linse die Pixel per Binning zusammengefasst. Das soll schärfere und dynamischere Bilder erzeugen.
Das klappt auch ganz gut. Die Fotos des Galaxy A71 sind scharf, haben gute Farben und wirken lebendig. Dankenswerter Weise hat sich Samsung davon verabschiedet, jedes seiner Fotos als knallbuntes Bonbonpapier zu kolorieren. Wie immer gilt für die Beispielfotos in diesem Abschnitt: Sofern nicht anders angegeben, sind die Fotos im Automatikmodus aufgenommen und nicht bearbeitet.
Der Autofokus leistet im Wesentlichen gute Arbeit. Bei schlechtem Licht merkt man allerdings seine Limitierungen. Je ungünstiger das Licht ist, desto länger braucht er und greift auch schon einmal daneben. Der Nachtmodus leistet ebenfalls in den meisten Fällen gute Arbeit. Allerdings neigt er, wie auch schon beim Galaxy A51, zum Rauschen. Ich würde ihn daher nicht in wirklich dunklen Umgebungen einsetzen.
Hatte das A51 bei Selfies im Innenbereich noch seine Schwierigkeiten, punktet das A71 hier voll. Die Selfies sind rauscharm und scharf. Auch den Galaxy S20-Bug, mit dem teils extrem weichgezeichneten Gesicht, habe ich nicht feststellen können. Dabei macht es überraschender Weise kaum einen Unterschied, ob ihr draußen oder drinnen ein Selfie macht. Während gerade bei niedrigpreisigen Smartphones die Performance bei Kunstlicht oft mies ist, macht das A71 hier eine gute Figur.
Einen optischen Zoom gibt es hier nicht. Wenn ihr also zoomen wollt, müsst ihr das mit den Füßen tun. Es gibt zwar digitalen Zoom. Aber der ist wie alle digitalen Zooms nichts, was man nutzen sollte. Es sei denn ihr steht auf Pixelmatsch, der an die ersten Handy-Kameras erinnert.
Der Umfang des Kamera-Menüs ist gegenüber den Oberklasse-Modellen begrenzt. Die für die meisten User wichtigen Modi sind am Start. Neben den schon erwähnten Modi gibt es einen expliziten Makro-Modus, Super Slow-Mo, Zeitraffer, Panorama und natürlich Essen.
Der Pro-Modus ist wie bei den günstigeren Modellen eingeschränkt. Ihr bekommt Zugriff auf den ISO-Wert, den Weißabgleich und die Belichtungskorrektur. Die Belichtungszeit könnt ihr hingegen nicht einstellen. Das finde ich schade. Denn die Erfahrung zeigt, dass Fotos aus dem Pro-Modus mit ein wenig Bearbeitung einfach besser aussehen als Fotos aus dem Automatikmodus.
Als Fazit der Kamera lässt sich aber ohne Weiteres sagen, dass ihr hier für den aufgerufenen Preis eine ziemlich gute Kamera bekommt.
Nach oben
Sound: Leise ganz ordentlich, laut eine Qual
Dieser Teil der Tests macht mir in aller Regel am wenigsten Spaß. Warum dürfte auf der Hand liegen. Angesichts ihres Formfaktors können Smartphones kein wirklich überzeugendes Klangerlebnis bieten. Zumindest dann nicht, wenn ihr die Lautstärke voll aufdreht.
Das ist beim Galaxy A71 nicht anders. Es wird zwar laut, aber die Töne, die es von sich gibt, verdienen dann den Begriff „Sound“ nicht mehr. Es ist ein schriller Klang aus Höhen. Mitten und Tiefen sind fast komplett verschwunden und nur mit viel Mühe zu erahnen. Volle Lautstärke solltet ihr also nicht nutzen.
Bei halber Lautstärke bietet sich, Überraschung, ein anderes Bild. Hier sind die Tiefen zwar auch nur schwach ausgeprägt. Aber Mitten und Höhen stehen in einem Verhältnis zueinander, das den gelegentlichen Film- und Musikgenuss akzeptabel macht. Von wirklich gut ist Smartphone-Klang in dieser Preisklasse allerdings noch weit entfernt.
Den Speaker an der Unterseite solltet ihr tunlichst nicht verdecken. Über den läuft nämlich der gesamte Sound. Demzufolge müsst ihr hier auf Stereo-Klang verzichten.
Die mitgelieferten In-Ear-Kopfhörer bieten euch demgegenüber einen echten Vorteil. Da sie mit Silikon-Aufsätzen kommen, sitzen sie auch einigermaßen bequem. Über die Kopfhörer könnt ihr Dolby Atmos zuschalten. Das gibt dem Klang mehr Dynamik und Bühne. Wunder dürft ihr nicht erwarten, wohl aber eine deutliche Verbesserung.
Zudem könnt ihr den Klang an euer Gehör anpassen. Dabei werden euch Töne unterschiedliche Frequenzen vorgespielt und ihr müsst angeben, ob ihr sie gehört habt. Dann wird der Klang entsprechend eurer Vorgaben eingestellt.
Nach oben
Fazit Samsung Galaxy A71
370 bis 390 Euro verlangt Samsung derzeit* für seine aktuelle Mittelklasse. Das ist ein absolut fairer Preis, für den ihr wirklich viel geboten bekommt. Aktuelles Android mit regelmäßigen Updates, eine gute Kamera, viel Speicher, der sich erweitern lässt, ein fantastisches Display und ein richtig großer Akku. Es ist ein Gesamtpaket, dass die Bedürfnisse der allermeisten User abdecken dürfte.
Den abgespeckten Pro-Modus der Kamera und den fehlenden Stereo-Klang kann man für den aufgerufenen Preis verschmerzen. Auch der Verzicht auf kabelloses Laden ist kein Beinbruch.
Seht es euch an. Vom Preis- Leistungsverhältnis her ist es jedenfalls ein sehr interessantes Gerät.
Samsung Galaxy A71 bei uns im Shop
Stand: April 2020