Das Sennheiser MKE 600 bietet zu einer UVP von 300 Euro eine herausragende Audio-Qualität und ist dank sehr guter Verarbeitung und hoher Anwenderfreundlichkeit ein sehr empfehlenswertes Richtmikrofon für Video-Journalisten.
Das gefällt uns
- Klangqualität
- natürlicher Ton
- zugängliche Bedienelemente
Das gefällt uns nicht
- XLR-Kabel nicht im Lieferumfang
Der Sennheiser MKE 600 ist der große Bruder des MKE 400 und MKE 200. Es ist jedoch kein Gadget für Hobby-Filmer mehr, sondern richtet sich klar an Enthusiasten bzw. Professionals, die kurz davor sind, Filme für Hollywood zu produzieren.
Lieferumfang, Design & Verarbeitung – schlichte Eleganz
Neben dem Mikrofon befindet sich in der Verpackung des Sennheiser MKE 600 noch ein Windschutz, eine gefederte Halterung, eine Tasche und eine Info-Broschüre. Ein XLR-Kabel ist leider nicht dabei, das ist bei professionellem Audio-Equipment jedoch nicht ungewöhnlich. Kommen wir direkt zum Star der Show: Dem Mikrofon.
Bricht man es runter, ist das Sennheiser MKE 600 ein 20mm breiter Metallzylinder mit einer Länge von 256 mm. An einem Ende befindet sich ein Gitter, hinter dem die Mikrofonkapsel verbaut ist. Vertikale Perforationen gibt es zudem auf der linken und rechten Seite mit einer Länge von etwa 114 mm.
Dieses Design ist dafür verantwortlich, dass das Sennheiser MKE 600 als Richtmikrofon den Schall so gut aus einer Richtung einfängt.
Am anderen Ende des Zylinders hat Sennheiser den symmetrischen XLR-Ausgang positioniert. Damit offenbart das Sennheiser MKE 600 auch seinen Einsatzzweck: XLR bedeutet Pro-Audio-Level. Ein paar teure Filmkameras können zwar direkt via XLR Audio aufnehmen, aber an den meisten Kameras ist immer noch eine 3,5mm Klinkenanschluss der Standard.
Das weiß auch Sennheiser und bietet mit dem KA600 daher ein passendes separates Adapterkabel an. Das hat eine XLR-Buchse an einem Ende und einen 3,5-mm-Stecker am anderen Ende. Dazwischen befindet sich ein gewickeltes Kabel. Mit 19€* ist das Kabel etwas teurer als vergleichbare No-Name-Produkte, aber kostet auch kein Vermögen.
Insgesamt ist die Verarbeitung des MKE 600 hervorragend und entspricht genau dem, was ich von Profi-Equipment von Sennheiser erwarte.
Bedienung – sehr anwenderfreundlich
Sennheiser selbst macht nicht viele Angaben zur Mikrofonkapsel. Das MKE 600 wird entweder passiv über eine 48-Volt-Phantomspeisung oder mit einer einzelnen AA-Batterie betrieben. Beide Punkte sprechen für eine Kondensator-Kapsel.
Mit eingesetzter Batterie soll das Sennheiser MK 600 etwa 150 Stunden durchhalten. Über einen kleinen Schalter am Mikrofon kann die Stromversorgung geregelt werden. Den Akkustand können Nutzer daran erkennen, wie lange die kleine rote Status-LED am Gerät leuchtet, wenn es eingeschaltet wird.
Ein zweiter Schalter steuert den Hochpassfilter. Dadurch können Wind- / Umgebungsgeräusche reduziert werden. Bis zu 10db sind allein durch den Filter drin. Der zum Lieferumfang gehörende Windschutz bringt ebenfalls bis zu 25db Dämmung.
Das Mikrofon wird über einen einfachen Kamera-Schuh montiert. Über eine Schraube wird das Sennheiser MKE 600 dann fixiert. Durch das Gewicht von 128g (+ Batterie) und fast 26cm Länge sollte die Schraube auch festgezogen werden, da sonst Schwingungen entstehen können, wenn die Kamera bewegt wird.
Die zum Lieferumfang gehörende Aufnahme ist gefedert und kompensiert so kleine Bewegungen an der Kamera. Wackelig war es während des Tests zu keinem Zeitpunkt.
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Im Alltag – Präzision ist erforderlich
Richtmikrofone wie das Sennheiser MKE 600 funktionieren am besten mit Platz. Entweder draußen oder in großen Räumen, in denen Reflexionen von Wänden verzögert werden. In kleineren Räumen können sie sinnvoll sein, wenn viele Nebengeräusche vorhanden sind und der Klang aus einer bestimmten Richtung eingefangen werden soll.
Der Sennheiser MKE 600 verwendet ein „Super-Cardioid“ – oder „Lobar“ -Aufnahmemuster. Entsprechend ist es für Geräusche direkt von vorne gedacht – besonders für höhere Frequenzen.
So werden auch Geräusche aus der Entfernung sehr gut eingefangen und störende Geräusche von den Seiten fast komplett ignoriert. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass das Sennheiser MKE 600 sehr genau ausgerichtet werden muss, um die Audioquelle sauber aufzunehmen.
Gehe ich drei Meter weg und habe das Mikrofon präzise ausgerichtet, ist meine Stimme klar verständlich, auch wenn der Hochpassfilter ausgeschaltet ist. Bei Außen-Aufnahmen erledigt der Windschutz einen sehr guten Job. So wurde der Wind auf ein Flüstern reduziert und hat meine Stimme in der Aufnahme nur minimal Fülle gekostet.
Die präzise Ausrichtung des Sennheiser MKE 600 ist so wichtig, weil es viel Power einbüßt, wenn das Audio-Signal nicht frontal auf das Mikrofon trifft. Wenn ich zum Beispiel aus einem 45 Grad Winkel zum Sennheiser MKE 600 gesprochen habe, war mein Stimmpegel bereits deutlich reduziert. Bei 90 Grad war der Effekt noch stärker. Beispiele dafür gibt es im nächsten Kapitel.
Audio-Sample
Um zu zeigen, was das Sennheiser MKE 600 auf verschiedene Distanzen leisten kann, habe ich es mit meinem Kollegen Daniel im Park in verschiedenen Distanzen mit idealer Ausrichtung ausprobiert. Den Anfang macht ein Meter Abstand zum Mikrofon:
Das war keine Herausforderung für das Mikrofon, auch wenn es jedes Geräusch aus der Richtung eingefangen hat – inklusive Vögeln und dem Brummen der weit entfernen Straße. Im zweiten Test habe ich Daniel in drei Metern Abstand zum Mikrofon positioniert:
Auch hier ist er noch sehr gut verständlich. Im dritten Test hatte Daniel einen Abstand von fünf Metern zum Mikrofon:
Als letztes noch einen Test mit sieben Metern Abstand zum Sennheiser MKE 600:
Wie wichtig die korrekte Ausrichtung ist, zeigt ein Test mit verschiedenen Winkeln zum Mikrofon. Hier ein Beispiel, wie sich die Sprachqualität verändert, wenn ihr aus unterschiedlichen Winkeln in das Sennheiser MKE 600 sprecht:
In einem 90 Grad Winkel wertet das Sennheiser MKE 600 eine Stimme eher als Nebengeräusch statt Haupt-Audio-Quelle, die aufgezeichnet werden soll. Diese Beispiele zeigen sehr gut, warum die genaue Positionierung des Mikrofons so wichtig ist.
Fazit zum Sennheiser MKE 600 – Enthusiasten aufgepasst
Trotz ähnlicher Modellnamen ist das Sennheiser MKE 600 mehr als nur eine größere Version des MKE 400 oder eine XXL-Version des MKE 200 (Test), sondern ein waschechtes Richtmikrofon für den (semi-)professionellen Einsatz. Trotz der Länge und dem Gewicht kann es immer noch gut auf einer Vollformat-Kamera balanciert und bedient werden.
Dazu bietet das Sennheiser MKE 600 Audio-Qualität auf fast Profi-Level. Der XLR-Anschluss macht das nochmal deutlich. Entsprechend richtet es sich auch mehr an Enthusiasten als an Hobby-Filmer.
Der Preis von knapp 300€ unterstreicht die Positionierung zusätzlich. Für das Geld bekommen Käufer mit dem Sennheiser MKE 600 ein sehr gutes Richtmikrofon, das deutlich über seiner Preisklasse boxt und absolut empfehlenswert ist.
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*Stand Mai 2021