Der Sennheiser Momentum 3 Wireless kombiniert starken Klang bei Musik und Telefonaten mit ordentlichem ANC. Das schicke Retro-Design, 17 Stunden Laufzeit und ein bequemer Sitz platzieren die Over-Ears mit Noise-Cancelling knapp hinter der Konkurrenz von Sony und Bose. Der bassstarke Sound und klare Telefonate können die Kaufentscheidung vielleicht zugunsten Sennheiser lenken.
Das gefällt uns
- Neutraler, warmer, detaillierter Sound
- Retro-Design mit hochwertiger Verarbeitung
- Komfortables Handling
- Gutes Noise-Cancelling
Das gefällt uns nicht
- Hohes Gewicht, wuchtige Abmessungen
Der Momentum 3 Wireless ist wie die meisten Produkte von Sennheiser: Ein edler Kopfhörer, der klanglich sehr gut performt und darüber hinaus im Alltag ein paar Komfort-Features unterbringt, dank derer man ihn zunehmend gerne nutzt. Die Anschaltautomatik, die wir vom PCX 550 kennen, ist da ein gutes Beispiel. Eine Transparenz-Funktion, die Bedienung mit traditionellen Knöpfen, der geringe Platzbedarf im zusammengeklappten Zustand und ein bassbetonter Sound mit Suchtpotential machen diesen Kopfhörer aus.
Schnell zeigt der Momentum 3 Wireless aber auch seine Schwächen: Das Noise-Cancelling ist nicht ganz so gut wie beim Sony WH-1000MX3 (Test), die Akkulaufzeit steht auch hinter dem Go-To-ANC-Over-Ear der Japaner zurück. Dann ist da noch die gut gemeinte Trageerkennung, die bei Brillenträgern bis zur Firmware 3.0.4 gern die Musik anhielt, wenn diese nur mal den Kopf etwas zu weit drehten. Für Early Adopter fehlte hier ein Feature, was erst später den Komfort abrundete. Bei 305 Gramm Gewicht ist er auch deutlich wuchtiger als der PCX 550 (Test) aus gleichem Hause mit 222 Gramm. Auf den ersten Blick zusammengefasst bietet der Momentum 3:
- Erstklassigen Sound
- Premium-Materialien
- Sehr gute Verarbeitung
- Gutes Aktives Noise-Cancelling
- Gute Akkulaufzeit
- USB-C
- Funktionierende Knopf-Bedienung
- Schickes Case
- Anschaltautomatik und Trageerkennung
- Hohes Gewicht
Man muss leider wieder Kompromisse eingehen bei diesem Kopfhörer und mit dem Sony WH-1000MX3, dem Bose 700 oder dem Bowers & Wilkins PX7 ist die Konkurrenz sehr stark. Sonys ANC-Flaggschiff ist seit dem Marktstart erwartungsgemäß von der UVP abgerückt und mittlerweile auch für deutlich unter 300 Euro zu haben. Es gibt viele Argumente, warum ihr den Sennheiser Momentum Wireless 3 als Newcomer gegenüber den Platzhirschen trotzdem gerne kaufen könnt.
Technische Details
Produkteigenschaften Sennheiser Momentum 3 Wireless |
|
Bauform | Over-Ear (Geschlossen) |
Treiber | 42 mm |
Schalldruckpegel | 113 dB |
Übertragungstechnik | Bluetooth 5.0 |
Audiocodec | aptX, aptX LL, AAC, SBC |
Besonderheiten | Faltbares Design ANC Unterstützung von Google Assistant, Siri oder Amazon Alexa Mikrofon Trageerkennung, NFC, Tile Transparenz |
Akkulaufzeit | 17 Stunden Ladezeit 3,5 Stunden über USB-C |
Abmessungen | 6,3 x 4,3 x 2,90 cm |
Gewicht | 305 Gramm |
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Sound mit Suchtpotential
Spielt man zum ersten Mal Musik auf den Sennheiser Momentum 3 Wireless, ist der Klang schon ein wenig überwältigend. Das liegt am präzise kontrollierten, leicht angehobenen Bass, der in den Höhen keine Klarheit kostet. Der Momentum schichtet die Musik sehr akkurat und presst sie dem Hörer in den Kopf. Ist man offene Kopfhörer mit breiter Bühne gewöhnt oder auch nur eher neutrale, flache Klangbilder, stresst der Momentum erstmal etwas mit seiner gefühlten Enge. Der Sound macht gleichzeitig so viel Spaß, dass sich meine Beyerdynamic DT 1770 Pro Studiokopfhörer nach ein paar Tagen mit dem Sennheiser etwas langweilig anhören.
Der Bass der Sennheiser ist nicht ganz so punchy wie beim Beyerdynamic Amiron Wireless (Test folgt demnächst), die Höhen sind weniger aufgelöst und auch das Imaging ist fernab von analytisch. Aber das ist eine audiophile Beurteilung von Nuancen. „Normale“ Menschen bekommen mit dem Sennheiser Momentum 3 Wireless einen neutralen, etwas wärmeren Kopfhörer, der mobil ist und sich auch für kritischen Musikgenuss eignet.
Ich habe mir beim ersten Ausprobieren den Abstract-Orchestra-Remix von „Air“ (Darbrye feat. MF Doom) angehört und es hat mich aus den Socken gehauen, als das Saxophon-Solo zusammen mit der Baseline bei Minute 1:43 einsetzt. Ich habe „Bubbles“ von Yosi Horikawa gespielt und mich daran gewöhnt, wie sehr der Momentum akustisch eher in meinem Kopf sitzt. Bei „Stolpersteine“ von Trettmann in Master Qualität von Tidal zeigt der Sennheiser seine präzise Schichtung. Nie habe ich Klangmatsch zu hören bekommen. Selbst in die sehr hohe Lautstärke hinein, die der Momentum liefern kann, bleibt der erstklassige Sound erhalten. Bravo!
Damit Bluetooth möglichst wenig vom Sound wegkomprimiert, bringt der Sennheiser Momentum 3 Wireless aptX als Codec mit hoher Bandbreite und aptX Low Latency für die Synchronizität von Video-Content mit. Auch für Gamer ist dieser Punkt wichtig. Hört ihr mit einem iPhone, so versteht er AAC, was nicht erst umgewandelt werden muss.
Ich persönlich höre wie viele Experten keinen großen Unterschied zwischen SBC und AptX. Wer aus dem Codec-Portfolio emotionale Rendite ziehen kann, wird hier von Sennheiser bedient.
Der Sound zählt auf jeden Fall zu den Stärken des Sennheiser Momentum 3 Wireless. Nur ein bisschen basslastig, immer noch neutral und balanciert genug. Ein starker Kopfhörer, um durch die Genres zu hüpfen von Philip Glass bis Twentyone Pilots.
ANC – Nicht das beste, aber richtig gut
Das aktive Noise-Cancelling des Sennheiser Momentum 3 Wireless kann sich noch nicht ganz mit der Konkurrenz von Sony oder Bose messen. Ich erwische mich oft mit höherer Lautstärke beim Hören, um die Umwelt auszublenden. Sonys WH-1000XM3 kann das klar besser, sowohl für einfache, monotone und damit für den DSP einfach zu errechnende Geräusche als auch für Sprache oder andere unerwarteten Geräusche. Deswegen ist Sennheiser da trotzdem nicht schlecht. Schon passiv ist die Isolation sehr gut, mit dem ANC blockt der Momentum 3 auch viel vom Rest aus der Welt.
Sprachqualität bei Anrufen ist genauso gut
Sennheiser ist auch ein klangvoller Name im Mikrofongeschäft, das hört man bei Telefonaten. Wie jeder Over-Ear nehmen die Mikrofone die Umwelt mit auf, Sennheiser verleiht der Stimme allerdings etwas mehr Gewicht als viele Konkurrenten.
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Guter Komfort und Luxus-Design
Für mich zählt der Tragekomfort bei einem mobilen Kopfhörer mehr als der Sound. In der Klasse über 300 Euro sind klangliche Unterschiede recht gering während es für jeden schnell spürbar wird, wie lange man einen Over-Ear auf dem Kopf behalten kann.
Unter diesem Aspekt ist der Sennheiser Momentum Wireless 3 im Großen und Ganzen sehr komfortabel, zeigt aber auch ein paar Details der Kategorie Geschmackssache. Einerseits hat er einen angenehmen Anpressdruck, die Echtlederkissen sind schnell weichgetragen und sehr ergonomisch geformt. Andererseits wiegt er 305 Gramm, was sich merklich wuchtig anfühlt im Vergleich zu den Bose QC35 II, die ich davor trug. Aber auch da gewöhnt man sich dran.
Die Lagerung der Ohrmuscheln am Bügel deckt relativ viele Kopfformen ab. Die Konstruktion ist für einen mobilen Kopfhörer ganz schön ausladend, dafür liegen die Pads in den meisten Fällen plan auf und das Gewicht verteilt sich gleichmäßig. Man kann sich an zwei Sachen stören: Die Ohrmuscheln rutschen vertikal sehr leicht hin und her und die zuführenden Kabel liegen frei. Ich persönlich finde letzteres optisch wirklich schick und kann ersteres für ein schnelles Einstellen nachvollziehen – habe das aber von anderen auch schon kritischer gehört.
Edelste Materialwahl und Verarbeitung
Optisch und haptisch hat Sennheiser hier äußerst hochwertig abgeliefert. Mattierter Stahl trifft auf echtes Leder. Selbst die Kunststoffe am Sennheiser Momentum Wireless 3 zeigen eine hervorragende Verarbeitung. Dagegen wirken die meisten Noise-Cancelling-Kopfhörer eher billig. Die Ohrpolster aus Schafsleder sind zudem austauschbar, für einen Akkuwechsel muss man sich kostenpflichtig an den Sennheiser-Support wenden.
Gleichmäßige Nähte und Spaltmaße, wenige versteckte Schrauben und solide Mechanismen zum Zusammenklappen oder Sliden der Ohrmuscheln unterstreichen den langlebigen und durchdachten Eindruck. Viel besser kann man es nicht machen.
Dazu gefällt mir das Design auch noch ausgesprochen gut. Eine Grund, sich gegen das Sennheiser-Design zu entscheiden, könnten seine Abmessungen sein. Bose hat mit dem QC35 II einen „minimal invasiven“ Over-Ear, der deutlich dezenter auf dem Kopf oder in der Jackentasche sitzt. Aber das ist Jammern auf höchstem Niveau, es sei nur erwähnt, falls jemand kompromisslose Mobilität bevorzugt.
Das beiliegende Softcase ist oben und unten verstärkt, spritzwassergeschützt und mit einem schicken Stoffüberzug versehen. Es braucht wenig Platz und sieht in meinen Augen besser aus als der schwarze Einheitsbrei der Konkurrenz. Kommen wir mal kurz auf den Lieferumfang: Ihr findet ein 3,5-auf-2,5-mm-Klinkekabel und USB-C-auf-USB-C im Softcase. Dass ihr bei Sennheiser nicht noch ein Netzteil bekommt, dürft ihr monieren. Ich persönlich bin froh darüber, nicht noch mehr davon in der Schublade verstauben zu lassen.
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Handling – Bedienkomfort erster Klasse
Bei der Bedienung verwöhnt Sennheiser die Hörer regelrecht. Ihr klappt den Momentum 3 auf und er schaltet sich gleichzeitig an und ist in der nächsten Sekunde mit dem Telefon verbunden. Die durchaus nützlichen Sprachmeldungen zum Akku- oder Verbindungsstand musste ich auf Englisch umstellen, die deutsche Stimme klingt mir zu hölzern. Für die Wiedergabesteuerung müsst ihr an die rechte Ohrmuschel greifen, der mittlere der drei Buttons Leiser-Wiedergabe/Anrufe-Lauter ist mit einem kleinen Punkt markiert. Darunter sitzt der Button für Sprachassistenten oder Bluetooth-Pairing (Long Press) und darüber gibt es einen kleinen dreistufigen Slider für das ANC (Transparency, An, Aus).
Sitzt der Momentum 3 korrekt, so funktioniert auch die Trageerkennung, mit der die Wiedergabe beim Absetzen gestoppt wird. Für kurze Durchsagen in Bus und Bahn reicht der Transparency Mode, der die Wiedergabe ebenfalls stoppt und die Umgebung akustisch durchreicht. Für Gespräche nimmt man den Kopfhörer der Höflichkeit halber aber lieber ab.
Zu Anfang habe ich oft danebengegriffen, mittlerweile treffe ich die Buttons. Gegenüber der Touchsteuerung bei der Konkurrenz sind echte Knöpfe failsafe, die Lernkurve fällt bei den Bose QC35II aufgrund deutlicher haptischer Unterschiede der Buttons aber auch entspannter aus. Der Google Assistant hilft im Zweifel auch bequem weiter: „Rufe XY an“, „Nächstes Lied“, „Weiter“ sind so Befehle, die man für sich zuhause oder unterwegs mit etwas Abstand zu seinen Mitmenschen ohne Peinlichkeiten rufen kann.
Insgesamt kann man sich gut mit dem Bedienkonzept des Sennheiser Momentum 3 Wireless anfreunden, die vielen passenden Lösungen lassen keine Schwachstelle übrig und unter Wireless-ANC-Kopfhörern reicht eine frustfreie Bedienung schon fürs Siegertreppchen.
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USB-C, Quickcharge und hohe Ausdauer
Ich komme mit dem Sennheiser Momentum 3 Wireless auf rund 17 Stunden Akkulaufzeit, das heißt, er muss nach einer intensiven Woche mal aufgeladen werden. Das kann man gut in den Alltag einpassen. Dank USB-C lässt der Sennheiser viel Freiheit und ich habe immer eine Power Bank bei mir. Entweder meine HP Spectre USB-C Power Pack, oder aber ich nutze das Reverse Charging des Huawei P30 Pro, dessen Batterie locker noch ein weiteres Gadget über den Tag bringt.
Dank Quickcharge nehmen die Momentum 3 innerhalb 10 Minuten genug Power auf, um 3 Stunden zu hören. Stark finde ich auch, dass man über USB-C hören kann, während man lädt – Mit den Sony WH-1000XM3 ist das nicht möglich. Mit all den Möglichkeiten räumt Sennheiser Akkusorgen effektiv aus der Welt.
Einrichtung, App und Steuerung
Sennheiser führt mit seinem neuen Kopfhörer-Line-Up auch gleich eine neue App ein: Smart Connect anstelle von Cap Tune. Ihr braucht die App für Firmware-Updates, die Feineinstellung des ANC und ihr bekommt einen brauchbaren Equalizer. Sennheiser hat seit Erscheinen des Momentum 3 schon einige Versionsnummern ausgeliefert, darunter auch mehrere „kritische“ Firmware-Updates für eine funktionierende Trageerkennung.
Die App begleitet euch auch in Quick-Guide-Manier durch die Ersteinrichtung und erklärt alle Buttons. Sie ist übersichtlich, aufgeräumt und eine passende Erweiterung zum Kopfhörer. Habt ihr einmal eine ANC-Stufe zwischen Maximal, Anti-Wind oder Anti-Druck (auf den Ohren) eingestellt und einen passenden Sound im Equalizer herausgesucht, müsst ihr die App eigentlich nicht mehr aufrufen. Ich hab den Equalizer auf Standard gelassen und schaue nur gelegentlich nach Firmware-Updates.
Mit Tile verbaut Sennheiser noch einen Tracking-Service, der bei Verlust oder Diebstahl hilft. Der kleine Bluetooth-Tracker zeigt den letzten bekannten Standort, kann euren Kopfhörer klingeln lassen (auch ausgeschaltet) und macht ihn dank der weltweiten Community mit Bluetooth-Nutzern auf Wunsch ausfindig. Eine tolle Sache auch für Autos, Schlüssel, Fahrräder, Hunde, Fernbedienungen oder Smartphones.
Fazit: Sennheiser Momentum 3 Wireless
Mit dem Momentum 3 Wireless hat Sennheiser einen richtig geilen Noise-Cancelling-Kopfhörer, das kann man nicht anders sagen. Klanglich und vom Design her spielt er in der Spitzenklasse. ANC, Akku und Komfort findet man bei Sony oder Bose vielleicht noch einen Tick besser, aber es sind keine großen Unterschiede oder Must Haves. Dafür vermeidet Sennheiser jegliche Enttäuschung wie zum Bespiel Unbedienbarkeit bei Kälte und liefert stattdessen ein Rundum-Sorglos-Gefühl dank vieler durchdachter Details.
Der hochwertige Materialmix mit Schafsleder und Stahl macht das vergleichsweise hohe Gewicht von 305 Gramm wieder wett. Der Momentum 3 lässt sich auf ein minimales Transportmaß zusammenklappen, er hat eine Trageerkennung und einen Bluetooth-Tracker. Er lässt sich über USB-C am PC nutzen und spielt auch noch Musik, wenn er geladen wird. Mit 10-Minuten-Burst bekommt man 3 Stunden Laufzeit.
Wenn man jetzt unbedingt etwas Schlechtes über den Momentum 3 sagen muss, dann kann man seine wuchtigen Abmessungen anführen. Sennheiser macht zudem keine große Bühne auf und es dringt viel Sound nach außen, was Mitmenschen nerven könnte. Trotzdem würde ich ihn derzeit allen anderen Noise-Cancelling-Over-Ears vorziehen. Klang, Design und Handling sind hier starke Argumente. Wer viel unterwegs ist, sollte für besseres ANC, mehr Akkulaufzeit und weniger Gewicht zu den Sony WH-1000XM3 greifen. Bei Sennheiser gibt es ein ausbalancierteres Klangbild, komfortablere Bedienung und ein Design, das Sonys Flaggschiff billig wirken lässt.
Momentan genießt Sony allerdings noch einen Preisvorteil, der die Entscheidung für Sennheiser schwer macht.
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*Stand: 01/2020