Sennheiser hat mit den Momentum True Wireless einen guten Start im Segment der True-Wireless-Kopfhörer hingelegt. Hochwertige Verarbeitung, ansprechendes Design, hervorragender Klang mit aptX-Unterstützung und IPX4-Zertifizierung sprechen unter anderem für die erste Generation. Schwachstellen wie die geringe Akkulaufzeit und fehlendes ANC soll die zweite Generation ausmerzen. Werden sie damit eine gefährliche Konkurrenz für die AirPods Pro?
Das gefällt uns
- sehr gute Verarbeitung
- ansprechendes Design
- hoher Tragekomfort
- sehr guter Klang
- aptX-Unterstützung
- umfangreiche App
- beidseitige Touch-Steuerung
- Smart Pause und Transparent Hearing
- Unterstützung des Google Assistant
- sehr gutes ANC
- IPX4-Zertifizierung
Das gefällt uns nicht
- durchschnittliche Akkulaufzeit
- Transparent Hearing mit leichtem Grundrauschen
- großes Case
- kein kabelloses Laden
- hoher Preis
Der Sommer kommt – und mit ihm zahlreiche neue kabellose In-Ear-Kopfhörer. Mit den Momentum True Wireless 2 schickt auch der deutsche Audio-Spezialist Sennheiser eine neue Generation kleiner Ohrhörer ins Rennen, die den AirPods Pro von Apple die Stirn bieten sollen. Damit das klappt, geht Sennheiser bei der zweiten Generation in die Vollen und stopft das volle Feature-Set in die kleinen In-Ears.
Neben dem sehr guten Klang, Google-Assistant-Unterstützung, Schweiß- und Spritzwasserschutz nach IPX4, Smart Pause, Transparent Hearing und der anpassbaren beidseitigen Touch-Control-Steuerung zieht nun Active Noise Cancelling ein. Zudem fallen die Bluetooth-Ohrhörer noch kleiner aus und man will die Akku-Laufzeit auf sieben bzw. insgesamt 28 Stunden ausgebaut haben. Die UVP bleibt bei 299 Euro.* Ambitioniert, wenn man sich ebenfalls gut aufgestellte Wettbewerber wie die Libratone Track Air+ (Test) anschaut, die für weniger als 200 Euro zu haben sind.
Hier noch kurz die technischen Daten:
Technische Details
Produkteigenschaften der Sennheiser Momentum True Wireless 2 |
|
Bauform | In-Ear (geschlossen) |
Wandler | 7mm |
Anschluss | USB-C |
Übertragungstechnik | Bluetooth 5.1 |
Audiocodec | aptX AAC SBC |
Besonderheiten | Schweiß- und Wasserresistent (IPX4) Unterstützung von Sprachassistenten (Google Assistant) Mikrofon Wear Detect Transparent Hearing beidseitiges Touch-Control ANC (Active Noise Cancelling) |
Akkulaufzeit | Kopfhörer: 7 Stunden Ladeschale: 21 Stunden Insgesamt: 28 Stunden |
Abmessungen | 7,7 x 4,4 x 3,5 cm |
Gewicht | Hörer: jeweils 6 Gramm Hörer und Ladeschale: 58 Gramm |
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Vier Silikon-Aufsätze, kein Ladegerät
Beim Lieferumfang ändert im Vergleich zur ersten Generation (Test) sich nichts, allerdings kommt weniger Plastik zum Einsatz. Neben dem kurzen USB-Typ-A- auf -Typ-C-Ladekabel gibt es Silikon-Aufsätze in den vier Größen XS, S, M und L sowie eine Menge Papierkram. Ein separates Netzteil befindet sich nicht in der Verpackung.
Wer die Sennheiser-App Smart-Control für die Ersteinrichtung installiert, erspart sich den Blick in die Zettelei. Mehr dazu im Kapitel Ersteinrichtung.
Gleiches Design, aber kompakter als die Vorgänger
Beim Design der Ohrhörer hat sich nicht viel verändert. Das ist nicht verkehrt, denn die Optik der ersten Generation war bereits sehr ansprechend. Die zylindrisch geformten und sich nach außen verjüngenden In-Ears sind insgesamt kompakter geworden. Der Unterschied fällt insbesondere dann auf, wenn man beide Generationen nebeneinander legt. Der Durchmesser der metallisch glänzenden und geriffelte Touch-Bedienflächen ist zudem etwas geschrumpft. Kleines Detail: Auf der Außenseite der mattschwarzen und unempfindlichen Oberfläche befinden sich neun kleine Löcher für das ANC.
Das Ladecase ist jetzt mit dunkelgrauem Stoff überzogen und hat ein weißes Sennheiser-Logo auf der Oberseite. Es ist ebenfalls geringfügig geschrumpft, aber im Vergleich zu anderen True Wireless Ohrhörern immer noch ziemlich groß. Für Rucksack, Handtasche, Jacke oder Baggy Pants kein Problem, bei heißen Temperaturen und engen Klamotten allerdings schon. Der Deckel schließt magnetisch und ist stabiler als beim Vorgänger, da das Scharnier in die Breite gewachsen ist. Den Einrastmechanismus der ersten Generation gibt es nicht mehr.
Auf der Rückseite befinden sich ein Knopf und eine LED. Letztere leuchtet beim Drücken des Knopfes entweder rot, gelb oder grün und zeigt damit den aktuellen Stand des Akkus an. Außerdem befindet sich auf der Rückseite der USB-C-Anschluss. Die Kopfhörer werden magnetisch in der Schale gehalten und fallen nicht heraus, wenn man die offene Ladeschale umdreht. Neu: Die MTW 2 sind auch in Weiß erhältlich.
Wieder sehr gut verarbeitet und IPX4-zertifiziert
Die Verarbeitung von der Ladeschale und den Ohrhörern ist hervorragend. Die wenigen Spaltmaße sind einwandfrei gearbeitet und sowohl die Hörer als auch das Case wirken sehr stabil und dank der mattschwarzen Oberfläche und den silbernen Außenflächen hochwertig. Einen minimalen Makel gibt es allerdings doch, denn auf der Außenseite guckt etwas zwischen der Metallfläche und der Verkleidung hervor. Es ist nicht genau ersichtlich, ob es sich bspw. um Kleber oder Folie handelt und nur bei sehr genauem Hinschauen sichtbar. Bei der ersten Generation war es jedoch nicht vorhanden.
Trotz der vielen Löcher sind die Momentum True Wireless 2 nach IPX4 gegen Spritzwasser und Schweiß geschützt. Der Nutzung beim Joggen oder Kraftsport steht also nichts im Weg.
Sehr guter Tragekomfort und fester Sitz
Im Gegensatz zu den AirPods (Pro) sehen die MTW 2 im Ohr nicht nach Zahnbürste, sondern sehr stylisch und trotzdem unauffällig aus. Der Sitz ist bombenfest und trotzdem angenehm. Auch durch kräftige Kopfbewegungen lassen sich die Ohrhörer nicht abschütteln. Je nach Ohrgröße solltet ihr alle Silikon-Aufsätze durchprobieren, bis die Momentum True Wireless 2 perfekt sitzen. Wie schon beim Vorgänger hilft es, sie beim Aufsetzen leicht in den Gehörgang zu drehen.
Ersteinrichtung klappt am besten via App Smart Control
Falls ihr euch die mitgelieferte Lektüre sparen wollt, ist die Sennheiser-App Smart Control aus dem Google Play Store oder Apple AppStore empfehlenswert. Die Ersteinrichtung wird schrittweise und verständlich durchgeführt. Zum Koppeln müsst ihr die Ohrhörer tragen und beide Touch-Seiten gleichzeitig mehrere Sekunden lang gedrückt halten.
In der App könnt ihr die komplexe Bedienung anpassen, euch mit dem umständlich gestalteten Equalizer anfreunden, den Akkustand kontrollieren und Transparent Hearing aktivieren. Zudem lassen sich Einstellungen für Smart Pause, ANC, Auto-Anrufannahme und Co. vornehmen. Etwas schade ist, dass sich ANC und Transparent Hearing nicht in der Intensität verändern lassen. Wer geduldig ist, kann ein Firmware-Update durchführen. Das dauert knapp eine Stunde, in der sich die Kopfhörer jedoch weiterhin nutzen lassen.
Die schlechten Bewertungen der App kann ich übrigens nicht nachvollziehen, denn bei mir funktionierte im Test alles ohne Probleme. Schön: Mit der App könnt ihr alle Audio-Geräte von Sennheiser verwalten. Einmal eingerichtet, klappt die Koppelung zwischen Smartphone und Co. automatisch und schnell. Nicht so schön: Die App verbindet sich immer neu mit den Hörern, wenn diese aus der Ladeschale herausgenommen werden. Das dauert ein paar Sekunden und nervt am Anfang ein bisschen. Es verläuft sich aber, wenn alle Einstellungen vorgenommen wurden und ihr die App sowieso nur noch selten benötigt.
Komplexe Bedienung setzt Fingerspitzengefühl voraus
Bei der Bedienung hat sich auf den ersten Blick nicht so viel im Vergleich zur ersten Generation geändert. Alle Features lassen sich mit den beiden Außenflächen steuern, die Touch-Eingaben nun allerdings gefühlt präziser erkennen, zudem geben unterschiedliche Töne genauer Feedback, ob die Eingabe erkannt wurde. Mit ANC ist neben Wiedergabe pausieren, Titel vor und zurück, lauter, leiser, Anrufe annehmen und ablehnen sowie Sprach-Assistent starten und Transparent Hearing aktivieren noch eine weitere Funktion dazugekommen. Das macht die Einarbeitung in die Befehle nicht einfacher.
Hier kann der Blick in die App zu Beginn hilfreich sein, um wirres und aufsehenerregendes Fingertippen im Alltag zu vermeiden. Irgendwann hat man die Steuerung aber verinnerlicht und genügend Fingerspitzengefühl für die Eingaben entwickelt. Ihr könnt die von euch am meisten genutzten Features mit der App auch einfach auf eure präferierten Eingaben legen.
Dank Smart Pause wird die Wiedergabe unterbrochen, wenn ihr die Ohrhörer aus den Ohren nehmt. Es ist etwas unverständlich, warum die Touch-Bedienung nicht parallel dazu deaktiviert wird. So kann es passieren, dass ihr die Lautstärke aus Versehen auf Null minimiert oder den Google Assistent startet, ohne dies zu wollen. Man sollte also darauf achten, die In-Ears nicht auf den Touchflächen zu berühren, wenn man sie auf- bzw. absetzt.
Sehr guter Sound, souveränes ANC
Der Klang ist mit den passenden Silikon-Aufsätzen wie schon bei der ersten Generation dank der großen Treiber mit 7 mm Durchmesser richtig gut. Mit dem Equalizer der Sennheiser-App kann er zusätzlich an die eigenen Vorlieben angepasst werden. Das magnetische Interface ist zwar fancy, könnte aber präzisere Einstellungsmöglichkeiten bieten. Leider sind keine Presets vorhanden. Die lassen sich aber immerhin manuell anlegen.
Das ANC erledigt seine Arbeit sehr souverän. Um die Performance auf die Probe zu stellen, habe ich das Kühlsystem des Gigabyte AORUS 17 (Test) auf maximale Leistung gestellt. Die sehr lauten Lüfter werden von den MTW 2 – sicherlich auch bedingt durch die Bauart – noch besser geschluckt als von den Sennheiser PXC 550 (Test) oder den Jabra Elite 85h.
Vergleichbare In-Ear-Ohrhörer hatte ich leider nicht zur Hand, mich überzeugt das ANC der Momentum True Wireless 2 allerdings auch so, denn selbst ungleichmäßige Geräusche wie Gespräche oder Musik werden auf ein Minimum reduziert. Damit sind sie für Bahnfahren prädestiniert, auf denen Mitfahrende meinen, die Nerven aller Passagiere mit stundenlangem Telefonieren strapazieren zu müssen.
Trotz des Entfalls von aptX Low Latency sind mit beim Schauen von Videos am Smartphone keine Verzögerungen aufgefallen. Bild und Ton waren stets synchron. Das Feature Transparent Hearing klappt ebenfalls einwandfrei und leitet Geräusche sehr gut weiter. Ein leichtes Rauschen ist allerdings stets wahrnehmbar. Durchsagen am Bahnhof oder Flughafen lassen sich jedoch ohne Probleme verstehen.
Saubere Sprachqualität, hohe Reichweite
Die Steuerung von Anrufen ist zum Glück auf beiden Seiten identisch, was potenziell entscheidende Denksekunden vermeidet. Der Gesprächspartner ist beim Telefonieren sehr klar verständlich und ihr werdet selbst dann gut verstanden, wenn das AORUS 17 neben euch mit voller Lautstärke rödelt. Damit dürften auch Telefonate neben Baustellen oder einfahrenden Zügen möglich sein. Die eigene Stimme klingt allerdings etwas blechern.
Bei Anrufen aktiviert sich Transparent Hearing automatisch, damit ihr eure eigene Sprachlautstärke besser einschätzen könnt und nicht anfangt, wild in der Gegend herumzubrüllen. Das wäre in Berlin zwar kein Grund zur Aufregung, die Lösung von Sennheiser ist jedoch deutlich angenehmer.
Die MTW 2 lassen sich auch problemlos via Bluetooth mit Notebooks koppeln. Die Reichweite der Bluetooth-5.1-Verbindung beträgt bei bestehender Sichtlinie bis zu 15 Meter. Bei zwei geschlossenen Türen dazwischen waren es noch ca. 7 Meter.
Akkulaufzeit bleibt ausbaufähig
Bei der ersten Generation war die magere Akkulaufzeit eines der größten Mankos. Mit vier (In-Ear) bzw. zusätzlich 8 Stunden (Ladecase) konnte schon 2019 keine Bestwerte im In-Ear-Segment erzielt werden. Das viel größere Problem bestand allerdings darin, dass sich die In-Ears sowie die Ladeschale mit der Zeit von selbst entladen haben. Vollständig aufgeladen und anschließend mehrere Tage im Rucksack nicht genutzt, waren die Kopfhörer bei „spontaner“ Nutzung nicht einsatzbereit.
Die Nachfolger haben dieses Problem zum Glück nicht mehr. Auch nach einer mehrtägigen Pause leuchtet die LED auf der Rückseite der Ladeschale grün und zeigt damit an, dass die MTW 2 geladen sind. Die vorgegebene Akkulaufzeit von sieben Stunden erreichen die In-Ears jedoch nicht ganz. Je nach Nutzung, Laustärke und aktiviertem ANC liegt die Laufzeit irgendwo zwischen vier und sechs Stunden. Nach einer Stunde Musikwiedergabe bei mittlerer Lautstärke und aktiviertem ANC lag der Akkustand im Test bei 80%. Damit dürften die meisten Nutzer locker über den Tag kommen, zumal die Hörer in dem Case wieder automatisch aufgeladen werden und sich die Laufzeit ungefähr auf das Vierfache verlängert.
Im Vergleich zum Vorgänger verbessert sich die gefühlte Laufzeit durch die beseitigte Entladung und die verbesserte Laufzeit trotz der leichten Schrumpfkur insgesamt also deutlich. Schade ist weiterhin, dass das Ladecase immer noch kein kabelloses Laden unterstützt. So könnte man das Case einfach neben dem Smartphone über Nacht auf dem Schreib-, Flur- oder Nachttisch aufladen, für die tägliche Kabelei benötigt es in meinem Fall jedoch etwas mehr Disziplin.
Fazit: Sennheiser Momentum True Wireless 2
Sennheiser hat mit den Momentum True Wireless 2 erneut sehr hochwertig verarbeitete In-Ears mit einem fabelhaften und verzögerungsfreien Klang auf den Markt gebracht. Die Schwachstellen der Vorgänger wurde beseitigt oder verbessert: So fällt die Akkulaufzeit besser aus. Im Vergleich mit Wettbewerbern ist sie allerdings immer noch ausbaufähig. Wichtig: Die In-Ears entladen sich nicht mehr, wenn sie einige Tage unbenutzt im Case liegen. Mit der sehr guten Integration des Google Assistant steht der permanenten und nahtlosen Nutzung im Alltag so nichts mehr im Weg.
Der hohe Tragekomfort, feste Sitz, Schweiß- und Spritzwasserschutz und das ansprechende Design bleiben bestehen. Die Hörer und das Case sind zudem etwas kleiner geworden. War das bei den Ohrhörern nie ein Problem, könnte die Ladeschale noch deutlich kleiner sein. Ladecases von Wettbewerbern wie den Airpods Pro oder Libratone Track Air+ sind deutlich kompakter, wirken aber nicht so hochwertig. Das neue ANC funktioniert sehr gut und blendet sowohl monotone Frequenzen als auch die meisten Umgebungsgeräusche sehr gut aus. Transparent Hearing ist ebenfalls ein sinnvolles Feature und aktiviert sich bei Telefonaten automatisch. Es tritt allerdings ein leichtes Grundrauschen auf. Ansagen und Gesprächspartner lassen sich trotzdem jederzeit gut verstehen.
Die Ersteinrichtung klappt mit der praktischen App ohne Probleme und die komplexe Steuerung kann individuell festgelegt werden. Letztere ist dank präziserem Feedback verbessert worden, aber immer noch sehr komplex und mit Eingewöhnungszeit verbunden. Die Deaktivierung der Touch-Steuerung wünsche ich mir für die nächste Generation, da so Fehleingaben beim Ab- oder Aufsetzen vermieden werden können.
Bleiben noch zwei Punkte, die es den Sennheiser Momentum True Wireless 2 auf dem Markt trotz der sehr guten Performance schwer machen dürften. Da wäre das weiterhin mit Abwesenheit glänzende kabellose Laden, das die Nutzung im Alltag noch bequemer gestalten könnte und der hohe Preis. Mit 300 Euro UVP befinden sich die MTW 2 am oberen Ende des True-Wireless-Segments und die Konkurrenz schläft nicht.
Sind die Momentum True Wireless 2 also die neue Referenz unter den True-Wireless-Ohrhörern? Wenn man über den Preis hinwegsehen und sich mit der großen Ladeschale anfreunden kann, dann auf jeden Fall. Käufer bekommen mit den neuen MTW 2 sehr empfehlenswerte In-Ears mit einer sehr hohen Klangqualität und nützlichen Features wie Transparent Hearing, Smart Pause, IPX4-Zertifizierung und ANC für fast alle Lebenslagen.
Sennheiser Momentum True Wireless bei uns im Shop
*Stand: 04/2020