Dass ein neuer Name bei High End-SSDs auftaucht, passiert nicht jeden Tag. Mit Solidigm ist aber ein Name relativ neu, der direkt mit einem breiten Portfolio und auch High End-Modellen einsteigt. Zum Start habe ich mir daher die Solidigm P44 Pro SSD angesehen.
Wer sich jetzt erstmal die Frage stellt wer Solidigm denn ist und woher die so plötzlich kommen: Hinter Solidigm steht ein Name, den ihr bestimmt schon gehört habt: SK Hynix. Als einer der größten Hersteller für Speichermodule, egal ob SSD oder RAM, hat man schon einen gewissen Namen. Das ist aber nicht alles, denn um in den SSD Markt einzusteigen hat man kurzerhand den SSD-Bereich von Intel übernommen. Hinter Solidigm steckt also jede Menge Know-How.
Dadurch hat Solidigm auch schon einige High End-SSDs auf dem Markt, die sich an Enterprise-Kunden richten. Mit der P44 Pro richtet man sich eher an Enthusiasten und Gamer, die maximale Performance wollen. Bis zu 7000MB/s verspricht Solidigm bei der P44 Pro, außerdem soll ein eigens entwickelter Treiber samt Solidigm Synergy Software für bessere Kommunikation zwischen Hard- und Software sorgen. Dabei soll die SSD lediglich 5,3 Watt im Betrieb benötigen. Verfügbar ist die P44 Pro in 512GB, 1TB und 2TB Kapazität.
Der Lieferumfang ist wie immer schnell abgehakt: Die SSD selbst ist enthalten und das war es dann auch. Ein kleines Heftchen mit Hinweisen und Garantieinformationen ist dann noch dabei, aber die meisten werden das wohl eh nicht lesen. Eine Schraube zur Montage ist nicht dabei, aber die meisten Boards bringen die eh mit. Auch die oft übliche Lizenz für ein SSD/HDD Clone-Tool ist nicht dabei, aber wie bei den letzten Tests schon angemerkt, gibt es mit Macrium Reflect eine kostenlose Software, die sich bestens dafür eignet.
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Äußerlich gibt es dann auch wenig zu schreiben. Auf der Front sitzt der Graphen-Heatspreader, um die Abwärme abzuführen. Auch wenn es nicht wie eine richtige Heatsink aussieht, funktioniert diese Art von Heatspreader in der Regel ziemlich gut, wie schon mein Test zur Kingston FURY Renegade gezeigt hat. Laut Solidigm ist die P44 Pro damit auch für den Einsatz in einer PS5 geeignet.
Unter dem Heatspreader können wir dann einen Blick auf die verbauten Module werfen. Wie erwartet kommen ausschließlich hauseigene Bauteile zum Einsatz, selbst der Controller stammt von SK Hynix. Der Aries ACNS075 Controller setzt auf 8 Kanäle und unterstützt NVMe 1.4. Als Speicher kommt SK Hynix H25T2TC88C 176-Layer TLC 3D NAND zum Einsatz, unterstützt von 2GB SK Hynix H54G36AYRB DRAM Cache. Damit dürfte sie technisch baugleich zur SK Hynix P41 Platinum sein, die hierzulande nicht erhältlich war/ist.
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Leistung
Auf zum wichtigsten Teil, der Leistung. Für eine PCIe 4.0 NVMe SSD gab es keine Überraschungen. Die Leistung liegt im erwarteten Rahmen mit, je nach Test, über 7000MB/s lesend und über 6000MB/s schreibend. In Benchmarks, die näher an der Praxis sind, sind es noch 5800 bzw. 5200MB/s. Wie immer hängt es also vom jeweiligen Test ab, ob die angegebenen Werte erreicht werden. So oder so sind die Übertragungsraten aber sehr hoch.
Im direkten Vergleich mit der Konkurrenz kann die P44 Pro dann auch fast alle anderen hinter sich lassen. Nur bei kleinen 4K-Blöcken und generell bei schreibenden Vorgängen liegt die Kingston Fury Renegade noch vorne. Allerdings hat die auch den Vorteil von 2TB Kapazität, die höhere Speicherdichte bringt gerade schreibend einige Vorteile mit sich. Eine 2TB-Version der P44 Pro soll bald noch bei uns eintreffen, dann lässt sich ein besserer Vergleich anstellen.
In nahezu allen anderen Disziplinen stellt die Solidigm P44 Pro neue Bestwerte auf. Die anderen 1TB-Modelle bei uns im Test müssen sich in der Regel geschlagen geben. Die Solidigm P44 Pro hat dann, laut Solidigm, noch einen Trick auf Lager: Über einen eigenen Treiber soll die Kommunikation zwischen Controller und Betriebssystem verbessert werden. Die meisten SSDs, egal ob SATA oder NVMe setzen einfach auf den Windows 10/11-Basistreiber. Wer sich erinnert: In den Anfangszeiten von NVMe-SSDs war das noch anders und ohne den passenden Treiber waren die SSDs oft sehr langsam. Solidigm hat bei der Launch-Veranstaltung insbesondere die Ladezeiten hervorgehoben, die durch den Treiber verbessert werden sollen.
Um das zu testen, eignet sich der Final Fantasy XIV „Edgewalker“-Benchmark. Das Spiel ist zwar schon älter, aber der Benchmark misst die Ladezeiten jeder Szene automatisch und so lässt sich ein guter Ausgangspunkt für einen Vergleich herstellen. Im Falle der Solidigm P44 Pro ändert sich zwischen dem Durchlauf mit und ohne Treiber allerdings nicht allzu viel. Die Ladezeiten sind allgemein schon extrem kurz, die Verbesserungen sind daher gering, aber immerhin noch messbar. In den restlichen Synthetischen Benchmarks hat sich dann allerdings nicht viel getan.
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Für wirklich anspruchsvolle Nutzer, die auch regelmäßig große Datenmengen bewegen wollen dann noch eine Anmerkung: Ab etwas über 100GB am Stück geschriebener Daten gibt die P44 Pro dann nach und sinkt spürbar bei der Schreibperformance. Das dürfte für den allergrößten Teil aller Nutzer irrelevant sein, da äußerst selten bis nie so große Datenmengen sequentiell geschrieben werden.
Natürlich darf auch ein Blick auf die Temperaturen nicht fehlen. Die sind soweit in Ordnung, aber hier sollte man meinen Testaufbau im Hinterkopf behalten. Das Fractal Torrent bietet hervorragenden Airflow und damit bessere Bedingungen als zum Beispiel Notebooks oder Small Form Factor-Systeme. Im Stresstest lag der Controller bei maximal 72°C, die Speichermodule bei 66°C. Beides ist noch in Ordnung, aber zumindest der Controller könnte etwas mehr Kühlung vertragen. Ein extra Heatspreader kann also nicht schaden, gerade in engen Gehäusen. Die meisten modernen Notebooks und Desktop-Mainboards bringen entsprechende Heatspreader ja bereits mit, ebenso Small Form Factor-Systeme. Daher sollte das insgesamt kein Problem sein.
Fazit
Wie so oft bei SSDs gibt es nicht viel zu bemängeln. Mechanische Teile gibt es nicht, viel schief gehen kann daher auch nicht. Die Leistung der Solidigm P44 Pro ist insgesamt hervorragend und braucht sich nicht vor der Konkurrenz verstecken, ganz im Gegenteil.
Messbar schneller in manchen Disziplinen war lediglich die Kingston FURY Renegade, die dank 2TB Kapazität aber auch einen unfairen Vorteil hat.
Kritisieren kann man vielleicht noch das Fehlen einer M.2 Schraube und einer Software-Lizenz, um die vorhandene HDD oder SSD umzuziehen. Wirklich nötig ist beides aber nicht mehr, denn zum einen bringen nahezu alle Boards und Systeme die nötige Schraube mit und zum anderen gibt es jede Menge sehr gute kostenfreie Software, um ein Betriebssystem umzuziehen. Daher seht es mehr als Randnotiz denn echte Kritik.