Microsofts Surface Book geht in die zweite Runde, gegenüber dem Vorgänger hat sich nicht viel geändert – doch ausprobieren musste ich es trotzdem.
Das gefällt uns
- Top Ausstattung
- Erstklassige Verarbeitung
- Hervorragendes Display
- Sehr hohe Leistung
Das gefällt uns nicht
- Hoher Preis
- Ungleichmäßig ausgeleuchtete Tastatur
- Lange Ladezeit
- Akku entlädt bei voller Last trotz Netzteil
Das Surface Book der ersten Generation hatte mich bis auf wenige Details schon überzeigt, sodass ich seit einiger Zeit das Surface Book als Arbeitsgerät nutze. In der zweiten Generation hat Microsoft einige Kleinigkeiten verbessert und dem System natürlich auch ein Hardware-Upgrade spendiert.
Vorweg: An der Haptik und Optik hat sich nichts geändert, das Gehäuse an sich wurde bis auf ein einzelnes Detail nicht verändert. Die Scharnier-Lücke gibt es also weiterhin, das Gehäuse ist weiterhin aus Magnesium und auch das Display, Tastatur (leider) und Touchpad blieben unangetastet. Die einzige sichtbare Änderung: Auf der rechten Seite der Tastatur findet man nun einen USB Type C Anschluss, statt des Mini-Displayports vom Vorgänger. Der Type C Anschluss ist nun auch verfügbar, wenn die Surface Dock verwendet wird – bei der ersten Generation überdeckt der Docking-Anschluss den Mini-Displayport.
Bei den technischen Daten gibt es keine direkte Änderung, allerdings wurde die Staffelung der Ausstattung neu gestaltet. Das günstigste Modell kommt mit einem Core i5 der 7. Generation und ohne nVidia GeForce Grafikkarte daher. Dazu gibt es 8GB RAM und eine 256GB SSD. Soweit ok für den Einstieg. Die Core i7 Modelle kommen hingegen mit einem neuen Core i7-8650U der 8. Generation daher. Dazu gibt es 8 oder 16GB RAM und bis zu 1TB SSD-Speicher. Als Grafikkarte kommt die GeForce GTX 1050 zum Einsatz.
Surface Book 2 bei notebooksbilliger.de
Haptisch hat sich soweit nichts verändert. Das bedeutet allerdings auch, dass das abnehmbare Tablet weiterhin – zumindest bei meiner Nutzung – mehr Nebensache bleibt. Ich hatte zumindest keinen Bedarf, das Tablet von der Tastatur zu lösen. Die Kanten können zudem bisweilen etwas scharf wirken, die Rundungskur wie beim Surface Pro (2017) hätte dem Surface Book daher auch gut gestanden.
Im Test hatte ich die Topausstattung mit Core i7-8650U, 16GB RAM, 1TB SSD und nVidia GeForce GTX 1050. Diese schlägt aktuell mit rund 3350 Euro zu Buche – ein teurer Spaß. Vor allem da Microsoft wie auch beim Surface Pro (2017) den Surface Pen aus dem Lieferumfang gestrichen hat.
Aber man muss auch loben: Microsoft hält beim Surface Book 2 sämtliches Zubehör kompatibel. Wer also nur ein Upgrade durchführt, kann seine bestehende Dock, Ladegeräte, usw. einfach weiter nutzen. Gerade im Umfeld von Unternehmen ein großer Pluspunkt. Aus genau diesem Grund bleibt Microsoft auch dem Surface Connector treu und fügt lediglich einen USB Type C Anschluss hinzu, anstatt den Connector komplett dadurch zu ersetzen. Wer bereits eine Performance Base nutzt kann diese beispielsweise auch mit dem neuen Core i5 Modell weiter nutzen.
Wo ich mir eine Änderung erhofft hätte, ist die Tastatur. Diese leidet auch beim neuen Modell unter einem – für mich – gravierenden Problem: Die Ausleuchtung der Tastaturbeleuchtung ist fleckig und ungleichmäßig. Manche Tasten sind gut ausgeleuchtet und damit gut zu finden, andere sind kaum beleuchtet oder nur halb. Gerade bei einem Premium Produkt in dieser Preisklasse sollte es solche Fehler nicht geben.
Unverändert bliebt das Display. Das ist auch nicht weiter wild, denn schon im ersten Modell war das Display eines der absoluten Highlights. Es bietet weiterhin eine sehr hohe Farbgenauigkeit und schon ab Werk eine sehr gute Kalibrierung. Es waren letztlich nur wenige kleine Korrekturen nötig.
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So. Schauen wir uns aber die Leistung an. Gerade die Modelle mit Intels 8. Generation Core i7 profitieren von der neuesten Architektur und vor allem den vier physischen Kernen und dem deutlich angehobenen Boost. Auch die GeForce GTX 1050 spielt deutlich stärker auf, als die modifizierte GT 940MX (GTX 965M in der Performance Base) im Vorgänger. Microsoft hat der GPU allerdings lediglich 2GB Grafikspeicher spendiert – bei der nativen Auflösung von 3000×2000 Pixeln ist an Zocken eh nur in reduzierter Auflösung zu denken, mehr Grafikspeicher würde da auch kaum noch helfen. Wichtiger ist hier die Eignung als Hardware-Beschleuniger für rechenintensive Anwendungen. Gerade Videoschnitt und Fotobearbeitung profitieren von der GPU, ebenso CAD Anwendungen oder andere Anwendungen, die die hohe Rechenleistung der GPU nutzen können.
Das schlägt sich auch in den Benchmarks nieder:
Als SSD setzt Microsoft, wie im Surface Pro (2017) auf die Samsung PM971 – eine BGA SSD, anstelle der bisherigen PCIe SSD. Die Übertragungsraten sind dadurch sehr hoch, die Zugriffszeiten gering und gegenüber der bisherigen PCIe SSD spart die PM971 auch noch deutlich an Platz.
Zocken ist mit der GTX 1050 möglich, allerdings muss hierfür die Auflösung im Spiel auf FullHD reduziert werden. Nutzt man die native Auflösung von 3000×2000 Pixeln, kommen selbst recht anspruchslose Titel wie Diablo 3 an ihre Grenzen.
Insgesamt ist die Performance deutlich gestiegen – was nicht zuletzt am bereits erwähnten Quad-Core mit Hyperthreading liegt. Er bietet also nicht nur vier Kerne, sondern insgesamt acht Threads. Bislang war der Intel Core i7-6600U mit zwei Kernen und vier Threads das leistungsstärkste Modell. Gerade in den Multi Core Benchmarks wie Cinebench R15 macht sich das bemerkbar. Aber auch beim Multitasking und Programmen die stark auf Multithreading optimiert sind, ist die Performance deutlich gestiegen.
Insgesamt liegt die Leistung des Surface Book 2 damit auf dem Niveau des größeren Bruders: dem Surface Studio. Die Leistung ist zudem in etwa vergleichbar mit einem Desktop Core i7 der 4. oder 5. Generation oder eines Desktop Core i5 der 7. Generation.
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Die gesteigerte Leistung hat allerdings einen Haken: Die Akkulaufzeit. Aber dazu später mehr.
Erstmal schauen wir uns die Abwärme an. Mehr Leistung will ja letztlich auch gekühlt werden. Hier hat Microsoft ebenfalls nachgebessert. Im Standardbetrieb ist der Lüfter nur selten bis nie zu hören, erst wenn hohe Leistung gefordert wird, springt der Lüfter öfter mal an und ist dann auch hörbar. Das leichte hochfrequente Pfeifen des Vorgängers ist komplett verschwunden und einem nicht weiter störenden Rauschen gewichen. Legt man wirklich die Daumenschrauben mit einem Stresstest an, ist das Surface Book 2 zwar deutlich hörbar, dennoch nicht störend. Der Vorgänger zeigte sich hier deutlich auffälliger durch das genannte Pfeifen.
Allerdings gibt es, gerade für diejenigen, die die Leistung wirklich auskosten wollen, einen großen Haken: Das Netzteil und die daraus resultierende Akkulaufzeit. Microsoft hat es leider nicht geschafft, das Netzteil an die maximal mögliche Leistung anzupassen.
Schaltet man für einen Stresstest in das Energieprofil „Höchstleistung“, entleert sich der Akku trotz angestecktem Netzteil um bis zu 30% pro Stunde. Zugegeben: Kaum eine Anwendung im Alltag erfordert kontinuierlich 100% Leistung über einen so langen Zeitraum, dennoch spricht das Verhalten nicht für die Wahl des Netzteils.
Auch im Profil „erhöhte Leistung“ entleert sich der Akku, sobald hohe Leistung abgefragt wird. Zwar nicht mehr so schnell, aber 15% Akku pro Stunde schluckt es dennoch.
Daraus resultiert auch, dass die Ladezeiten des Akkus weiterhin viel zu lang sind. Ist der Akku komplett entladen, dauert es bei normaler Nutzung bis zu fünf Stunden, bis beide Akkus wieder voll sind. Lässt man das Gerät ausgeschaltet, geht es zumindest etwas schneller.
Immerhin: Die Akkulaufzeit bei einer ausgewogenen Energieeinstellung mit aktiviertem WLAN und mittlerer Displayhelligkeit liegt bei knapp über sechs Stunden. Hier war allerdings auch regelmäßig die nVidia Grafik aktiv. Legt man es drauf an, kann man sicher noch mehr Laufzeit herausholen, gerade wenn die Grafikkarte nicht zum Einsatz kommt.
Was allerdings auch schade ist: Beide Akkus, also im Tastatur-Dock und im Tablet selbst, werden parallel entladen. Hier würde ich mir wünschen, dass zuerst die Tastatur und erst dann das Tablet selbst entladen wird.
Ansonsten hat sich am Surface Book 2 tatsächlich nichts geändert. Oh halt, doch. Die Software. Bei der ersten Generation gab es hier noch reihenweise Probleme. Ein nicht funktionierender Standby, plötzlicher Akku-Drain, Abstürze, Probleme beim An- und Abdocken, und so weiter waren an der Tagesordnung. Mit dem Surface Book 2 hatte ich nun keinerlei Probleme in diese Richtung. Alles lief smooth und ohne erkennbare Fehler.
Fazit
Zusammengefasst ist das Surface Book 2 mehr ein Refresh, denn eine neue Generation. Im Inneren hat sich die Plattform einmal runderneuert und arbeitet jetzt effektiver und bietet mehr Leistung. Optisch hat sich abgesehen von einem Anschluss nichts getan, gleiches gilt bei den Eingabegeräten und dem Display. Wirklich Anlass zur Kritik gab es aber zumindest beim Display definitiv nicht.
Seitens der Leistung stellt das Surface Book 2 die erste Generation jetzt deutlich in den Schatten – und das bei ruhigerem Lüfter und geringeren Temperaturen. Allein die Verdoppelung der physischen und logischen Prozessorkerne bringt ein deutlich spürbares Leistungsplus bei anspruchsvollen Anwendungen. Auch gefällt mir die neue Platzierung des Surface Book 2: Statt zu versuchen alle Ansprüche zu bedienen, orientiert man sich nun an den anspruchsvollen High-End-Nutzern, die eigentlich von Anfang an die Zielgruppe waren. Unnötige Zwischenschritte bei den Ausstatungsvarianten sind daher entfallen und abgesehen vom Core i5 Modell startet man direkt mit einem Quad Core und nVidia Grafik.
Was allerdings schade ist: Manche Punkte, wie die fleckig und ungleichmäßig ausgeleuchtete Tastatur, wurden nicht behoben. Zwar schreibt sich die Tastatur auch weiterhin sehr angenehm, die Ausleuchtung darf so aber eigentlich nicht sein bei einem Gerät in dieser Preisklasse. Auch am Scharnier hat Microsoft nichts geändert – was letztlich Geschmackssache ist. Mich stört es nicht wirklich, während andere die Lücke nervt.
Insgesamt ist das Surface Book 2 ein gutes Refresh, das gerade für anspruchsvolle Nutzer konzipiert ist.