Elektronische Heizkörperthermostate, welche die alten Drehregler ersetzen, sind erst einmal nichts Neues. Immerhin gibt es solche Geräte, die man einfach an die vorhandenen Wärmespender schraubt, bereits seit gut einem Jahrzehnt oder länger. Der aktuelle Siegeszug des Internet of Things jedoch hat uns nun eine neue Generation Thermostate beschert, die über Bluetooth, WLAN oder andere Schnittstellen am Internet hängen und sich mittels eigener App oder Smart Home Lösung von überall aus konfigurieren lassen. Eine solche smarte Heizungssteuerung kommt aus München von der Firma tado°, die verspricht, durch besonders ausgeklügelte Software bis zu 31% Energie (und Kosten) einzusparen. Ich hatte die smarten Heizkörper-Thermostate und den Raum-Thermostat bei mir im Einsatz und auch ihr könnt am Ende des Beitrags tado°-Tester werden.
Simple Einrichtung und Bedienung
Wer bereits schon einmal mit elektronischen Thermostaten zu tun hatte weiß, dass die Usability der Dinger, freundlich gesprochen, mit einer recht steilen Lernkurve verbunden sein kann. tado° geht da einen anderen Weg und punktet an dieser wichtigen Stelle mit großem Bedienkomfort. Unter tado.com/start finden sich detaillierte Setup-Anleitungen für alle Geräte, so dass die Installation locker flott von der Hand geht.
Zentrum des Systems bildet die Internet-Bridge, die sich leider nur per Kabel an euren Router anschließen lässt. Eine Verbindung via WiFi wäre schön gewesen. Sofern euer Router über einen freien USB-Port verfügt, benötigt ihr aber immerhin keinen Netzadapter. Alle anderen Geräte, z.B. Wand- oder Heizkörperthermostate werden drahtlos mit der Bridge verbunden.
In meinem Fall dauerte der komplette Setup-Prozess inkl. Montage der Heizkörper-Thermostate, anschließen der Internet-Bridge an den Router, Anlegen eines User Accounts, Erstellung eines detaillierten Heiz-Zeitplans sowie Integration aller Geräte in Apple Homekit keine 30 Minuten. Das war prima. Selbst das sonst häufig etwas hakelige Pairing der einzelnen Komponenten verlief so einfach, dass ich mich fragte, ob das schon alles war. Und ja: War es.
Einzig das Einbinden des Raumthermostats verlief nicht ganz so sorgenfrei. tado° geht wohl davon aus, dass dieses Gerät vor allem zum Einsatz kommt, wenn bereits fest verdrahtete Zimmerthermostate in Haus oder Wohnung vorhanden sind. Eine Anleitung wie das Ding anzuschließen ist, wenn man es, so wie ich, lediglich als externen Temperaturfühler benutzen will, welcher seinen an den Heizkörpern hängenden Cousins sagt, wann sie heizen sollen und wann nicht, war wohl nicht eingeplant. Allerdings, und das ist in der Service-Wüste Deutschland auch wichtig zu erwähnen, wurde mir vom tado°-Support innerhalb weniger Stunden kompetent und freundlich geholfen. Top! Kann man nicht anders sagen.
Technische Daten
- Funkfrequenz: 868 MHz
- Stromversorung: 2x AAA Batterie (Heizkörperthermostat), 3x AAA Batterie (Raumthermostat)
- Gerätesteuerung: Notebook, Smartphone, Tablet, PC
- Apps: iOS, Android, Windows Phone, PC
- Kompatibilität: Apple HomeKit, Google Home, Amazon Alexa
- Garantie: 2 Jahre Herstellergarantie
tado° Smartes Heizkörperthermostat
Die Montage der Heizkörperthermostate ist mit wenigen Handgriffen erledigt. Einfach den alten Thermostat abschrauben und durch das Pendant von tado° ersetzen. Wie bei solchen Setups üblich, liegen den tado°-Heizkorperthermostaten drei Adapterringe bei, mit deren Hilfe ihr die smarten Regler an so gut wie allen Heizkörpern befestigen können solltet. Betrieben werden die Thermostate von zwei Batterien der Größe AAA, die dem Starter-Set auch praktischerweise beiliegen. Auch praktisch: Sobald den Batterien der Saft ausgeht, erhaltet ihr eine E-Mail, mit einer Aufforderung, selbige zu wechseln.
Die jeweils eingestellte Temperatur wird auf einer schicken LED-Anzeige dargestellt. Diese befindet sich auf der Geräteoberseite. In meinem Fall ist das etwas suboptimal, da sich direkt über meinen Heizkörpern ein breites Fensterbrett befindet. Da die Temperatur aber auch jederzeit über die App ablesbar ist, oder sich via Siri, Alexa oder Google Home erfragen lässt, hat das in der Praxis aber kaum Bewandnis.
tado° Heizkörperthermostat Starter Kit bei notebooksbilliger.de
tado° Smartes Thermostat
Das Gegenstück zum Heizkörperthermostat bildet der Raumthermostat von Tado. Jener ist eigentlich dafür gedacht, eventuell in eurer Heimstatt vorhandene Raumthermostate zu ersetzen und bringt die die notwendigen Verdrahtungsmöglichkeiten zur Steuerung von Heizrelais und dergleichen mit. Auf der Website von tado° findet ihr Anschluss-Anleitungen für eine Vielzahl verschiedener Heizsysteme.
Da in meiner Berliner Altbauwohnung aber keine fest verdrahteten Raumthermostate hängen, habe ich den smarten Thermostat von tado° schlicht als externen Temperaturfühler benutzt. Das hat den Vorteil, dass die Temperatur in meinem Wohnzimmer nun in der Mitte des Raums abgegriffen wird und nicht mehr direkt am Heizkörper, wo es ja durchaus einige Grad wärmer sein kann. Zur Befestigung könnt ihr den Thermostat entweder anschrauben oder ankleben, sowohl Dübel und Schrauben als auch doppelseitige Klebestreifen liegen den Artikeln bei. Außerdem werden drei AAA-Batterien mitgeliefert, über die das Gerät mit Strom versorgt wird.
Auch der Raumthermostat verfügt über ein LED-Display auf dem ihr die entsprechenden Temperaturwerte ablesen und einstellen könnt.
Außerdem mit im „Smartes Thermostat“-Starter Kit enthalten ist das Extension Kit, das bei einigen Heizungsanlagen ebenfalls zum Einsatz kommen muss, um z.B. als Empfänger für den Raumthermostat zu dienen.
tado° Raumthermostat Starter Kit bei notebooksbilliger.de
Die tado°-App
Ist dann alles eingerichtet und konfiguriert, nimmt die Smartphone-App von tado° eine zentrale Rolle ein. Für eine reibungslose Benutzung ist es daher wichtig, dass die App gut designt ist und sich einfach bedienen lässt. Und hier hat tado° einen sehr guten Job gemacht. Die App bietet euch eine Menge Möglichkeiten, die Temperatur bei euch zuhause so zu regeln, wie ihr es gerne hättet, wirkt dabei aber stets aufgeräumt und intuitiv. Außerdem ist die App, finde ich, schick anzusehen, was für etliche Leute ja auch wichtig ist.
Der Home-Screen der tado°-App zeigt euch bereits alle wichtigen Infos, ohne dass ihr euch durch Dutzende Menüpunkte oder dergleichen wühlen müsstet. Auf einen Blick erfahrt ihr so, wie warm es aktuell in eurer Wohnung ist und wie hoch die relative Luftfeuchte, ihr seht ob und wie stark aktuell geheizt wird und einiges mehr. Alle wichtigen Einstellungen lassen sich aus der App heraus vornehmen. Ihr könnt Heizpläne (bei tado° Smart Schedules genannt) erstellen und bearbeiten, manuell Temperaturen vorgeben, weitere Geräte hinzufügen, Reports anzeigen usw.
Viel Platz wird dem User-Radar eingeräumt. Tado° möchte nämlich gern wissen wo ihr euch (und alle anderen in eurem Haushalt wohnenden Leute) gerade befindet, um abschätzen zu können, wann genau geheizt werden soll oder besser: Wann nicht. Denn verlasst ihr die Wohnung, schaltet die App automatisch in den sogenannten Away-Modus und schaltet die Heizung ab.
Wie weit die Wohnung in eurer Abwesenheit auskühlen darf, könnt ihr entweder manuell festlegen und einen fixen Wert vorgeben, oder ihr überlasst tado° die Berechnung der Away-Temperatur. Dazu stehen euch drei automatische Modi (Eco, Balance und Comfort) zur Verfügung bei denen tado° automatisch ausrechnet, welche Abwesenheitstemperatur gerade sinnvoll ist. In diese Berechnung fließt z.B. auch die jeweils aktuelle Wettervorhersage mit ein.
Auf dem großen Feld rund um das Haus-Piktogramm wird die Position aller in eurem Account angemeldeten Geräte visualisiert. Tado° verspricht, zu erkennen, wenn ihr auf dem Heimweg seid, damit in eurem Domizil bereits wieder Wohlfühltemperaturen herrschen, sobald ihr zur Tür reinkommt.
Positiv: Alle eingestellten Temperaturwerte und Schedules können jederzeit überstimmt werden, indem ihr z.B. direkt am Thermostat dreht. Angesichts der Tatsache, dass auch im Jahr 2017 immer noch etliche IoT-Geräte stante pede ihren Dienst verweigern, sobald mal das Internet ausfällt, ist dies durchaus eine Erwähnung wert.
Apple HomeKit und Google Home
Als echtes Smart-Home System, bietet die tado° Heizkörpersteuerung natürlich Unterstützung für Apple HomeKit, Google Home, Amazon Alexa usw.
Das Einhängen eures Setups in Apple HomeKit ist dabei denkbar einfach: Ihr öffnet die HomeKit App und scannt den Zahlencode auf der Internet Bridge. Das wars. Ab sofort könnt Ihr eure Heizung z.B. auch über Siri steuern.
Die Steuerung eurer Heizung mit Amazon Echo/Alexa oder Google Home ist in der Theorie auch nicht schwierig, da mir die betreffenden Geräte jedoch nicht vorlagen und die jeweiligen Smartphone Apps ohne Device nicht funktionieren, konnte ich diese Funktion nicht testen.
Betrieb: Unauffällig und leise
Im laufenden Betrieb arbeiten die tado° Heizkörperthermostate unauffällig und zuverlässig. Besonders gut gefällt mir, wie leise die Mechanik arbeitet. Klar, wenn man genau hinhört, bekommt man schon mit, wenn gerade nachreguliert wird. In meinem Wohnzimmer ist das Wasserrauschen in den alten Graugussheizkörpern jedoch deutlich lauter als die Betriebsgeräusche der Thermostate. Thermostate anderer Hersteller sind hier stellenweise deutlich lauter am Ackern.
Die eingestellten Zeitpläne werden meist zuverlässig eingehalten und das System erkennt recht zuverlässig, wenn ich meine Wohnung verlasse und wenn ich mich auf den Heimweg mache Ein paar systembedingte Hick-ups gibt es allerdings auch.
Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels beispielsweise, befindet sich ein Smartphone seit rund 16 Stunden ausgeschaltet in meinem Wohnzimmer, während ich im Büro am Tippen bin. Dennoch nimmt tado° an, ich sei gerade zuhause – vermutlich, weil es sich den letzten Standort des Gerätes gemerkt hat. Im Grunde ist das sogar sinnvoll, damit die Heizung nicht in den Away-Modus schaltet, sobald der Akku vom Smartphone mal leer ist. Solltet ihr aber mehrere Smartgeräte besitzen und nicht ständig mit euch herumtragen, könnte das für euch wichtig sein. Einen Workaround habe ich während meiner Testphase dazu nicht finden können. Vermutlich ist es also sinnvoll, die tado°-App nur auf den Devices zu installieren, die ihr tagtäglich mit euch herumtragt und z.B. das immer auf dem Couchtisch liegende Tablet tado°-frei zu halten.
Ein, wie ich finde, sinnvolles Feature, fehlt leider bisher: Der Verkalkungsschutz. Thermostate anderer Hersteller öffnen und schließen das Heizungsventil in regelmäßigen Abständen (z.B. wöchentlich) einmal komplett. Dadurch wird verhindert, dass sich Kalk im Ventil festsetzt und den Betrieb beeinträchtigt. Lt. tado°-Support wird aber daran gearbeitet, diese Funktion bis zum Sommer 2018 nachzureichen.
DATENSCHUTZHINWEIS: Dieses Video ist im erweiterten Datenschutzmodus von YouTube eingebunden. Durch den Klick auf das Wiedergabesymbol willige ich darin ein, dass eine Verbindung zu Google hergestellt wird und personenbezogene Daten an Google übertragen werden, die dieser Anbieter zur Analyse des Nutzerverhaltens oder zu Marketing-Zwecken nutzt. Weitere Infos hier.
Fazit
Das Testen des smarten Heizungssystems von tado° hat mir Spaß gemacht. Das schlichte, weiße Design der einzelnen Geräte finde ich ansprechend und auch haptisch machen die Komponenten eine gute Figur. Solltet ihr bisher noch keine elektronischen Thermostate einsetzen, werdet ihr auch höchstwahrscheinlich spürbar Heizkosten einsparen. Ob es sich dabei um die von tado° erwähnten 31% Ersparnis handeln wird, hängt natürlich von eurem Heizverhalten ab.
Habt ihr allerdings bereits smarte oder elektronische Thermostate in euren Zimmern oder an euren Heizkörpern, halte ich es für zweifelhaft, ob noch signifikante, weitere Einsparungen drin wären. Klar arbeitet ein System, das euren Standort erkennt, nochmal etwas exakter als eines, das nach einem fest definierten Zeitplan regelt, ob es die erneute Ausgabe jedoch rechtfertigen würde glaube ich nicht.
tado° bei notebooksbilliger.de
Und apropos Ausgabe: Das tado°-System ist eines der teureren auf dem Markt. Aktuell (Stand: 24.10.2017) schlägt das Heizkörper Starter Kit mit rund 200 Euro zu Buche, während das Raumthermostat Starter Kit eine Delle von ca. 340 Euro in eurer Brieftasche hinterlässt. Allerdings ist die Nutzung der App und der Cloud-Infrastruktur dort bereits mit inkludiert. Das muss man dazusagen, denn es gibt etliche Internet of Things – Anwendungen, bei denen ihr nicht nur die Hardware anschaffen sondern auch ein Software-Abo abschließen müsst, das weitere Kosten verursacht. Das ist hier nicht so. Außerdem, und das finde ich interessant, bietet euch tado° eine, wie sie es nennen, Energiespargarantie: Seid ihr nach 6-12 Monaten Nutzungsdauer nicht zufrieden mit der Energieeinsparung, könnt ihr die Geräte ohne viel Bohei zurückgeben. Allerdings solltet ihr die Möglichkeit besitzen, die laufenden Heizkosten einzuschätzen. Den meisten von uns werden die diese ja sicher erst bekannt, sobald die Heizkostenabrechnung des Vermieters vorliegt.
Wie bei vernetzten Geräten üblich, solltet ihr euch außerdem darüber im Klaren sein, dass ihr einer Dritten Partei Zugriff auf recht sensible Daten gewährt. Das soll jetzt nicht alarmistisch klingen sondern ist ein schlichter Fakt: Um korrekt funktionieren zu können, muss tado° wissen, wo ihr wohnt und wo ihr euch in jedem Moment aufhaltet. Natürlich könnt ihr die Ortung des Smartphones aber auch jederzeit ausschalten. Dann ist die Steuerung zwar nicht mehr so smart wie sie sein könnte, aber evtl. reicht euch ja auch der programmierte Zeitplan.
Sollte das für euch kein Problem darstellen, kann das Heizungssystem von tado° eine interessante Möglichkeit zur Kostenersparnis darstellen.
Tester gesucht
Nun kommt ihr dran, denn wir suchen insgesamt 6 Produkttester – 4 für das Starter Kit des smarten Heizkörperthermostats und 2 Tester für das Starter Kit des Wandthermostats.
Wenn ihr die tado° Heizungssteuerung testen möchtet, erklärt uns bis zum 14.11.2017 in den Kommentaren unter diesem Beitrag, weshalb ihr genau die Richtigen zum Testen der smarten Thermostate seid. Außerdem teilt uns bitte mit, ob ihr den Heizkörperthermostat oder den Wandthermostat testen möchtet.