Alles neu mit der Foscam R4? Die IP-Kamera löst mit bis zu vier Megapixel auf und verspricht damit eine sehr gute Darstellung von Details. Ebenfalls an Bord sind WLAN, Pan- und Tilt-Funktion, Videoaufzeichnung lokal sowie im Netzwerk, Zwei-Wege-Audio-Übertragung sowie die Steuerungsmöglichkeit per Smartphone-App und Webinterface. Wir haben die brandneue Foscam R4 getestet.
Die neue Foscam R4 für Innenräume sieht gefälliger aus als die meisten Foscam-Kameras. Der wuchtige Unterboden wie bei der Foscam FI9831P ist passé, das neue Kunststoffgehäuse wirkt wie aus einem Guss. Nur die abstehende WLAN-Antenne an der Rückseite der Kamera wirkt wie ein Anachronismus. Die externe Antenne dient aber dem stabileren Funkempfang und lässt sich abschrauben, falls man die Kamera über ein Patchkabel mit dem Netzwerk verbinden möchte. Mit 12 cm in der Höhe und 7,5 cm Durchmesser nimmt die Foscam R4 etwas weniger Raum ein als beispielsweise die Foscam FI9831P. Zur Montage an der Wand liegt ein Befestigungs-Kit mit Schrauben und Dübeln bei. Das nur knapp 1,5 m kurze Netzkabel kann bei der Standortwahl hinderlich sein. Im Bedarfsfall muss man mit einer Kabelverlängerung arbeiten. Ebenfalls zum Lieferumfang gehört ein Aufkleber, der mit großer schwarzer Schrift und knallgelbem Hintergrund auf die Videoüberwachung hinweist und Einbrecher abschrecken soll. Ob es empfehlenswert ist, durch Aufkleber auf Überwachungstechnik hinzuweisen, klären wir in einem eigenen Artikel: Alarmsysteme vor unbefugtem Zugriff absichern.
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Hat man ein Nutzerkonto bei Foscam angelegt, ist die Netzwerkeinbindung der Foscam R4 schnell und unkompliziert umgesetzt. Dafür stehen einem mehrere Optionen zur Verfügung. Empfehlenswert ist die Anbindung per Patchkabel am Router. Wer aufgrund der Standorte von Router und Kamera keine Kabelverbindung herstellen kann oder will, muss auf eine WLAN-Verbindung im 2,4-GHz-Band zurückgreifen. Über WPS ist die Kamera auf Knopfdruck mit einem kompatiblen WLAN-Router verbunden. Unterstützt der Router kein WPS, gelingt die Kopplung per Smartphone-App, die kostenfrei für Android und Apple iOS zur Verfügung steht. Mit der App scannt man den QR-Code, der sich an der Unterseite der Kamera befindet, und erhält dadurch Zugriff auf die Einstellungen der Kamera. Die Eingabe von WLAN und Passphrase ist schnell erledigt, die Sprachausgabe in englischer Sprache hilft bei der Einrichtung. Für den Zeitraum der Netzwerkeinbindung der Kamera muss der DHCP-Server im Router aktiviert sein. Man kann den DHCP-Server wieder deaktivieren, nachdem der Foscam R4 eine feste IP-Adresse über den Router zugewiesen wurde.
Ist die Kamera erfolgreich im Netzwerk eingebunden, erhält man über die Smartphone-App Zugriff auf das Live-Bild der Foscam R4. Dank der Cloud-Anbindung auch über das Internet von außen. Wer bereits eine oder mehrere Foscam-Kameras verwendet, kann die neue R4 ebenfalls über die „Foscam“-App ansprechen. Im Live-Bild-Modus kann man die Kamera schwenken und kippen, zwischen Tag- und Nachtmodus umschalten und die Bildqualität über einen Schieberegler verändern. Ist die Kamera an der Decke angeschraubt, lässt sich das Bild drehen, damit die Aufnahme nicht auf dem Kopf steht. Im Test funktionierte alles einwandfrei.
Außerdem kann man mit der Smartphone-App eine dauerhafte Video-Aufzeichnung starten sowie Snapshots erstellen. Diese lassen sich dann in der jeweiligen App betrachten, mit der die Aufnahmen erstellt wurden. Praktisch ist die Alarmfunktion: Sobald die Überwachungskamera eine Bewegung oder laute Töne registriert, sendet sie eine Push-Benachrichtigung auf das Smartphone. Die Empfindlichkeit lässt sich in der App justieren genauso wie ein Zeitintervall bis zum nächsten Auslösen. Bei vielen Überwachungskameras lassen sich bestimmte Bildbereiche zur Bewegungsüberwachung definieren. Nicht so bei der Foscam R4. Sie meldet alle Bewegungen, die sie im Bild registriert.
Nach unserer ersten Konfiguration gab die Kamera nur selten Alarm. Erst nach einem Reset klappte die Erkennung von Bewegungen einwandfrei. Unpraktisch: Bei den Benachrichtigungen waren außer der Uhrzeit und dem Alarmtyp keine weiteren Infos vorhanden. Besser wäre ein Snapshot vom Zeitpunkt der Alarmauslösung, durch den ersichtlich wäre, ob beispielsweise ein Einbrecher oder doch nur ein Haustier den Alarm ausgelöst hat.
Dabei kann die Foscam R4 Videos oder Snapshots während einer Alarmierung aufzeichnen. Die Aufnahmen speichert sie entweder auf einem FTP-Server oder einer micro-SD-Karte, die in der Kamera eingesteckt sein muss. Den Speicherort definiert man im Web-Interface der Foscam-Kamera über einen Internetbrowser. Wählt man einen externen FTP-Server als Speicherort, erhält man von unterwegs Zugriff auf die Aufnahmen, wenn eine FTP-App mit passenden Zugangsdaten auf dem Smartphone installiert ist. Legt die Kamera die Aufnahmen auf der eingesteckten microSD-Speicherkarte ab, besteht keine Möglichkeit, die Aufnahmen von unterwegs zu betrachten. Dafür muss man vor Ort sein und die Speicherkarte aus der Kamera entfernen, um sie über einen PC oder ein Notebook auslesen zu können. Blöd, wenn in der Zwischenzeit ein Einbrecher die Kamera erspäht und sie oder nur die Speicherkarte entwendet hat.
Als Alternative bietet Foscam ein Cloud-Abonnement für mindestens fünf Euro pro Monat an. Darüber werden die bei Alarm erstellten Videos und Fotos in der Cloud gespeichert und stehen für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung. Dieser Service ist jedoch aktuell nicht für die Foscam R4 verfügbar. Laut Hersteller sollen später Software-Updates folgen, mit denen die gröbsten Fehler behoben werden sollen.
Bildqualität
Maximal zeichnet die Foscam R4 Videos in der Auflösung 2560 x 1440 Pixel auf und löst damit knapp doppelt so fein auf wie Full-HD-Kameras. In der Praxis sorgt aber weniger die hohe Auflösung für den positiven Bildeindruck und den hohen Erkennungsgrad von Details, sondern vielmehr das geringe Bildrauschen, was wir bei der Foscam FI9831P noch bemängeln mussten. Die hohe Auflösung der Foscam R4 bietet zusätzlich den Vorteil, dass durch Zoomen in Videos und Fotos auch weiter entfernte Details noch gut zu erkennen sind. Doch Videos mit der hohen Auflösung zeichnet die Kamera nur mit 15 Bildern pro Sekunde auf. Durch die niedrige Bildwiederholrate laufen die Videos nicht ruckelfrei. Bei Full-HD-Auflösung schafft die Foscam R4 die Videoaufzeichnung mit 25 Bildern pro Sekunde. Soll die Kamera einen nicht ganz so großen Raum überwachen, reicht Full HD vollkommen aus. Außerdem spart man damit Speicherplatz.
Fazit
Hatten wir im Test zur Foscam FI9831P noch die mäßige Bildqualität bekrittelt, kann die neue Überwachungskamera Foscam R4 in diesem Punkt deutlich verwertbarere Ergebnisse liefern. Das Bildrauschen fällt geringer aus, wodurch sich die Indoor-Kamera auch zur Überwachung von sehr großen Räumen eignet. Denn selbst kleine, weit entfernte Gegenstände zeigt sie detailliert an. Die gesteigerte Auflösung mit fast vier Megapixeln muss man dafür nicht zwingend aktivieren. Der Bildsensor selbst leistet viel bessere Arbeit. Full HD reicht für die meisten Anwendungszwecke vollkommen aus und spart Speicherplatz. Gut gefällt auch die unkomplizierte Einbindung der Kamera in ein bestehendes Netzwerk. Ebenso wirkt das neue Gehäuse-Design viel gefälliger. Alarmmeldungen bei Bewegungen und Tönen gab sie in der Testphase nach anfänglichen Problemen zuverlässig aus und meldete sie an die Smartphone-App, allerdings ohne Video oder Fotos vom Geschehen zu übermitteln. Das ließe sich mit Hilfe anderer Dienste einrichten, setzt aber Netzwerkkenntnisse voraus. In nächster Zeit soll ein Cloud-Abonnement viele Dienste und Features der Foscam R4 vereinfachen, allerdings sind die aktuell aufgerufenen Abo-Preise alles andere als Schnäppchen. Vor allem, wenn man den hohen Preis für die Kamera berücksichtigt.
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Update 13.07.2016
Im Frühjahr 2016 informierte das IT-Magazin heise.de über unzulängliche Sicherheit und mangelhaften Datenschutz bei Foscam-Kameras und nannte gleich ein paar Tipps, wie man die Lücken schließen kann. Auf Nachfrage teilte uns der Hersteller mit, dass die Sicherheitsprobleme durch ein Firmware-Update behoben sein sollen.
Fotos: Foscam