Fragt man nach „dem“ High-End-Smartphone, dann bekommt man Samsung Galaxy S6 (Edge) für Android und Apple iPhone 6s Plus mit iOS-Betriebssystem zur Antwort. Beide spielen aber nicht nur leistungsmäßig in einer eigenen Liga, sondern auch beim Preis. Huaweis Mate 8 Phablet mit riesigem 6-Zoll-Display, aber trotzdem kompakten Abmessungen sowie Vollausstattung soll weniger als 600 Euro kosten. Ob der preisgünstige Riese aus dem fernen chinesischen ShenZhen den Top-Androiden zeigen kann, wo es lang geht, haben wir uns genau angesehen.
Verarbeitung auf Höchstniveau
Von Huawei hatten wir schon einige Smartphones im Test: das Mate S, das Honor 7 und G8 beispielsweise. Begeistert haben uns bei allen die Materialauswahl und die durchweg hervorragende Verarbeitung. Schon der Vorgänger des Mate 8, das Ascend Mate 7, überzeugte. Das Mate 8 legt jetzt noch einen drauf und kommt in Sachen Verarbeitung ganz dicht an den Branchenprimus Apple iPhone 6s Plus ran.
Der Metallrahmen des Mate 8 aus gebürstetem Metall ist makellos verarbeitet, die Kunststoff-Inlays, hinter denen sich die Antennen für Mobil- und Nahbereichsfunk verbergen, passen sich optimal in die Gehäuserückwand aus Aluminium ein. Die Haptik ist hervorragend. Als Farbvarianten bietet Huawei Moonlight Silver und Space Grey an. Für den Test haben wir die weltraumgraue Variante ausgewählt.
Durch den schmalen Display-Rahmen links und rechts ist das Mate 8 mit seinem 6-Zoll-Display nicht breiter als Apples iPhone 6s Plus, das ein kleineres 5,5-Zoll-Display besitzt. Mit seinen Abmessungen von 157,1 x 80,6 x 7,9 mm dürfte das Mate 8 zusammen mit dem Ascend Mate 7 das kompakteste 6 Zoll Phablet sein. Das Gewicht kann sich dabei „fühlen“ lassen: Mit 185 g gehört das Mate 8 zu den leichtesten Phablets.
Bedienelemente und Fingerabdruckscanner
Huawei macht den Platzhirschen vor, wie gut Bedienelemente sein können: Power-Button und Lautstärkewippe haben einen spürbaren Druckpunk und geben allesamt dem Benutzer das gleiche haptische und akustische Feedback.
Auch der Fingerabdruck-Scanner auf der Rückseite gibt keinen Anlass zur Kritik. Er arbeitet nach einer kurzen Anlernphase zuverlässig, selbst dann, wenn die Finger etwas feucht sein sollten. Im Vergleich zu dem im Vorgänger verbauten Sensor, arbeitet der im Mate 8 spürbar schneller. Huawei hat hier nochmal zugelegt, muss sich aber den extrem schnell arbeitenden Fingerprint-Sensoren eines iPhone 6s Plus trotzdem geschlagen geben. Dafür lässt er sich zweckentfremden. Er dient nicht nur zur Authentifizierung, sondern kann als Kameraauslöser, zur Annahme von Gesprächen oder zum Scrollen benutzt werden.
Spitzen-Display mit knackiger Farbwiedergabe
Das Display gehört zur absoluten Spitze. Punkt. Und das trotz der „geringen“ Auflösung von 1920 x 1080 Bildpunkte. Andere können mehr, aber Huawei setzt hier aus Performance- und Stromspargründen weiterhin auf eine geringere Auflösung als beispielsweise Samsung in seinem S6. Bei einem 6 Zoll Display wäre eine Quad-HD-Auflösung mit 2560 x 1440 Pixel zwar schön gewesen, aber die Full-HD-Auflösung reicht immer noch für eine Pixeldichte von 368 ppi. Einzelne Pixel lassen sich bei einem durchschnittlichen Betrachtungsabstand von etwa 40 cm nicht mehr erkennen.
Die restlichen Werte machen die Anzeige zu einem der besten IPS-Displays seiner Größe: Die Farbwiedergabe ist exzellent. Der RGB-Farbraum wird fast vollständig abgebildet. Die Farben wirken knackig, aber nicht übersaturiert. Eine Farbdarstellung wie man sie sich wünscht. Wer will, kann die Farbtemperatur anpassen. Der Kontrast ist mit 1:1496 sehr hoch, der Schwarzwert mit 0,28 cd/m2 sehr gut. Die Automatik regelt die Helligkeit auf augenfreundliche Werte, maximal sind es 419 cd/m2. Die Ausleuchtung des Displays ist gleichmäßig, die Abweichungen bewegen sich im Bereich von weniger als fünf Prozent.
Die Display-Abdeckung aus Corning Gorilla Glass ist nach außen hin leicht gewölbt und schützt die Anzeige wirkungsvoll vor Kratzern.
Android 6.0 Marshmallow
Huawei setzt beim Mate 8 auf das aktuelle Android 6.0 Marshmallow Betriebssystem. Darüber ist die hauseigene Bedienoberfläche Emotion UI 4.0 (EMUI) gestülpt, die eine Anpassung der Oberfläche erlaubt und im Vergleich zum reinen Android einige Zusatzfunktionen mitbringt. Auf einen App Drawer verzichtet Huawei traditionell. Dafür gibt es mehrere Homescreens, auf denen sich die Apps anordnen und in Ordnern sortiert anzeigen lassen. Auffällig ist, dass sich die Homescreens im Landscape-Modus mitdrehen. Was beim iPhone 6(s) Plus Gang und Gebe ist, hat Huawei nun auch auf ein Android Smartphone gebracht.
Auf Bloatware verzichtet Huawei. Die vorinstallierten Spiele sind allesamt Vollversionen, darunter auch Gamelofts Spider-Man: Ultimate Power. Ebenfalls vorinstalliert sind Apps für Facebook und Twitter sowie die Aufgabenverwaltung ToDoist und eine Vollversion von WPS Office zum Anzeigen und Bearbeiten von Office-Dokumenten. Ergänzt werden sie durch ein paar Huawei Apps wie beispielsweise einen Datei-Explorer, ein FM-Radio, eine Taschenlampe oder eine App, die einen virtuellen Spiegel emuliert. Wer die Apps oder Spiele nicht mag, kann sie entfernen und Speicherplatz freigeben. Das ist auch notwendig, denn in Deutschland gibt es das Mate 8 nur mit mageren 32 GB Flash-Speicher. Die 64-GB-Version ist derzeit nur in Asien erhältlich. Die bringt dann auch gleich 4 GB Arbeitsspeicher mit. Unser Testgerät besitzt 32 GB, von denen rund 24,6 GB für den Anwender zur Verfügung stehen, und 3 GB Arbeitsspeicher. Wie bei den Top-Androiden von Huawei üblich, lässt sich wahlweise der Speicher mit einer microSD-Karte um bis zu 200 GB erweitern oder man verzichtet darauf zugunsten einer zweiten SIM-Karte.
Leistungsstarker Kirin
Kein Ruckeln, kein Hakeln. Apps starten schnell und Webseiten bauen die vorinstallierten Browser sehr schnell auf. Dank großem Arbeitsspeicher klappt auch der Tab-Wechsel flott, ohne dass Webinhalte neu geladen werden müssen. Möglich macht es Huaweis hauseigener HiSilicon Kirin 950 64 Bit SoC in 16-nm-Bauweise, der sich mit seinem Octa-Core-Prozessor in den Benchmark-Olymp katapultiert. Standardaufgaben erledigen in der Regel bis zu vier ARM-Cortex-A53-Kerne, die mit maximal 1,8 GHz takten. Wird mehr Leistung benötigt, schalten sich bis zu vier A72-Kerne mit 2,3 GHz nach dem Big-Little-Prinzip hinzu.
Für eine gute Grafik-Performance sorgt eine Mali-T880 Grafik, die wir mit verschiedenen grafiklastigen Spielen gefordert haben. Auch hier fallen die Ergebnisse Spitze aus: Autorennspiele wie Real Racing 3 erledigt das Mate 8 mit Leichtigkeit. Das ruckelfreie Spieleerlebnis wird durch den hervorragenden Bildschirm noch unterstrichen. Die Rückseite wird bei derartigem Leistungsabruf sehr warm. In der Spitze ergaben sich Hotspots bis zu 55,9 °C. Der überwiegende Teil der Rückwand lag unter 50 °C. So oder so: Das ist zu heiß! Selbst bei Standardbenutzung erreichte das Gehäuse nach kurzer Zeit schon Temperaturen jenseits der 42 °C.
Sound
Über den Sound verliert man bei einem Smartphone kaum noch Worte, denn der interne Lautsprecher ist bestenfalls für die Ton-Wiedergabe von YouTube-Videos geeignet. Um Musik zu hören, empfehlen sich externe, per Kabel oder Bluetooth angebundene Aktiv-Lautsprecher. Der Sound über den internen Lautsprecher des Huawei Mate 8 ist zwar druckvoller als der anderer Smartphones, besonders sauber ist der Sound aber auch nicht. Es fehlt an Bässen und Mitten. Der Klang über das beiliegende Headset ist hingegen gut.
Hauptkamera mit Schwächen
Die Hauptkamera auf der Rückseite mit einer Blende von f/2.0 löst mit maximal 16 Megapixeln auf, was einer Bildauflösung von 4608 x 3456 Pixeln bei einem 4:3-Format entspricht. Den Bildsensor IMX298 liefert Sony. Der Fokus des Huawei Mate 8 arbeitet rasend schnell. Ein Schnappschuss ist mit der Schnellschussfunktion durch doppeltes Drücken der Leiser-Taste in weniger als einer Sekunde im Kasten.
Das ist zwar super, doch die Darstellungsqualität der Fotos ist nicht High-End-verdächtig. Größtes Manko ist das früh einsetzende Bildrauschen bereits bei leicht einsetzender Dunkelheit. Dazu kommt eine deutlich sichtbare Unschärfe, die sich nicht durch Verwackeln ergibt, denn der Bildsensor besitzt eine optische Bildstabilisierung. Mit den hervorragenden Kameras des Apple iPhone 6s Plus und dem Samsung Galaxy S6 kann die Kamera des Mate 8 nicht mithalten. Das gilt auch für die Farbdarstellung, die bei weniger Licht zu blass ausfällt und nur in etwa die natürliche Farbsituation bei der Aufnahme widerspiegelt. Die Hauptkamera des Mate 8 bewegt sich deshalb nur im Bereich einer Mittelklasse-Smartphone-Kamera.
Videos zeichnet die Kamera in Full HD (1080p) mit maximal 60 fps auf. 4K unterstützt das Huawei Mate 8 nicht. Der Bildsensor liefert lediglich eine befriedigende Darstellungsqualität.
Die Webcam auf der Vorderseite löst mit 8 Megapixeln (3264 x 2448 Bildpunkte) auf. Zur Verschönerung von Selfies bietet die Kamera-App einige Optionen, um das eigene Konterfei aufzuhübschen.
Prinzipiell werden im Modus „Verschönern“ lediglich Falten und Hautunreinheiten entfernt und das Gesicht weichgezeichnet. Das klappt gut. Insgesamt gelingen Aufnahmen mit ordentlicher Wiedergabe der Lichtsituation. Das gilt auch für die Benutzung als Webcam.
Weitere Ausstattung
Bei der weiteren Ausstattung hat Huawei nicht gespart: Das Mate 8 bietet alles, was man von einem High-End-Smartphone erwartet. Neben LTE mit einer Datenübertragungsrate von bis zu 150 Mbit/s geht es mit WLAN IEEE 802.11 a/b/g/n/ac im Internet sehr flott voran. Bluetooth ist in der Version 4.1 an Bord, NFC ebenfalls.
Das Huawei Mate 8 nimmt zwei SIM-Karten auf: primär eine Nano-SIM, sekundär eine Mini-SIM, die dann den Slot für die microSD-Speicherkarte blockiert.
Akkulaufzeit und Ladezeit
Im Mate 8 steckt ein Akku mit 3900 mAh. Viel Akku, der für eine lange Laufzeit verantwortlich ist. Im Test spielte unser Testvideo fast 16,5 Stunden in Dauerschleife. Die gigantische Akkulaufzeit findet sich im Praxisalltag bestätigt: Das Mate 8 hält rund zwei Tage bei einem Nutzungsmix aus Surfen, Mailen, Chatten, Musik hören und Videos anschauen durch. Das ist sehr gut und kommt damit an die Akkuleistung eines Apple iPhone 6s Plus heran. Das Laden des Akkus mit dem beiliegenden 2-Ah-Netzteils dauert lediglich 2:15 Stunden.
Technische Daten Huawei Mate 8
Betriebssystem | Android 6.0 Marshmallow |
Display | IPS, 6 Zoll (15,24 cm), 1920 x 1080, 368 ppi |
Prozessor | HiSilicon Kirin 950 (4 x 2,3 GHz, 4 x 1,8 GHz) |
Grafik | Mali-T880 |
Arbeitsspeicher/ Flash-Speicher / Speichererweiterung |
3 GB / 32 GB (24,6 GB frei) / microSD (max. 200 GB) |
WLAN | IEEE 802.11 a/b/g/n/ac |
Datenfunk | LTE (150 Mbit/s), HSPA (42,2 Mbit/s) |
Nahbereichsfunk | Bluetooth 4.1, NFC |
Frontkamera | 8 Megapixel (3264 x 2448 Pixel) |
Hauptkamera | 16 Megapixel (4608 x 3456 Pixel), Full HD (60 fps) |
Akku | Lithium-Polymer (3900 mAh) |
Abmessungen / Gewicht | 157,1 x 80,6 x 7,9 mm / 185 g |
Fazit
Das Huawei Mate 8 besitzt ein sehr gutes Display, eine überragende Prozessor- und Grafikleistung sowie eine insgesamt vollständigen Ausstattung. Materialauswahl und Verarbeitung sind Spitze. Trotzdem ist nicht alles gut: Die Hauptkamera ist lediglich Mittelmaß und erlaubt sich Schwächen, die man bei einem High-End-Androiden nicht erwartet. Sofern man keine besonderen Fotoambitionen hat, ist das Mate 8 derzeit ein empfehlenswertes preisgünstiges Phablet mit einer sehr langen Akkulaufzeit.
Das Huawei Mate 8 ist im Shop von notebooksbilliger.de in den Farbvarianten Moonlight Silver und Space Grey erhältlich.