Phablets sind groß und bei guter Ausstattung und Verarbeitung auch nicht gerade billig zu haben. Huawei beweist mit dem Mate S, dass es auch anders geht, denn in dem Phablet mit edlem Aluminium-Gehäuse steckt ein 5,5 Zoll großes AMOLED-Display, ein ordentlicher SoC und ein hervorragender Fingerabdruckscanner für den Preis eines Smartphones der oberen Mittelklasse.
Verarbeitungsqualität auf hohem Niveau
Die Zeiten, in denen Huawei für billige Smartphones im Plastik-Look stand, sind längst vorbei. In der Mittel- und Oberklasse dominieren sehr gut verarbeitete, schlichte Aluminium-Gehäuse in einem zeitlosen Design. Das Huawei Mate S Phablet fügt sich nahtlos in diese Reihe ein: vom Material und der Verarbeitung kann es mit den beiden Musterschülern Apple iPhone 6s und 6s Plus problemlos mithalten. Das Aluminium ist zwar etwas weicher als bei den Apple Modellen, aber die Verarbeitung ist genauso makellos. Passungenauigkeiten wie noch beim letztjährigen Schwesternmodell Huawei Mate 7 sind passé.
Die Power-Taste und die Lautstärkewippe des Mate S passen sich nahtlos in das Gehäuse ein, verfügen über einen spürbaren Druckpunkt und geben mit einem dezenten Knacken auch akustisch ein angenehmes Feedback. Huawei hat einen guten Job gemacht und liefert optisch und haptisch ein hervorragendes Phablet ab.
AMOLED-Display mit Farbstich
Die Vorderseite dominiert ein 5,5 Zoll großes Display, das links und rechts nur je 3 mm vom Rand entfernt ist. Damit ist das Mate S mit einer Gesamtbreite von 75,3 mm äußerst kompakt und lässt sich auch in einer kleineren Hand noch gut halten. Zum Vergleich: Das Apple iPhone 6s Plus ist bei gleicher Displaygröße immerhin 2,6 mm breiter. Die Einhandbedienung fällt beim Mate S ebenfalls nicht schwer: Ein Wisch über die untere Navigationsleiste genügt, um eine kleinere Version des Display-Inhaltes in der linken oder rechten unteren Ecke darzustellen, was eine bequeme Bedienung mit dem Daumen ermöglicht.
Das Display mit einer Auflösung von 1920 x 1080 Bildpunkten bietet mit 401 ppi eine hohe Pixeldichte, sodass einzelne Bildpunkte bei einem üblichen Betrachtungsabstand von etwa 40 cm nicht auszumachen sind. Inhalte werden knackscharf dargestellt. Huawei verwendet beim Mate S ein AMOLED-Panel. Der Schwarzwert und der Kontrast sind entsprechend hoch, die Farben sind sehr knackig. Für unseren Geschmack etwas zu knackig, denn dadurch wirkt die Farbdarstellung unnatürlich, was auch an der Überbetonung von Rot- und Grünwerten liegt. Die Farbtemperatur des Displays lässt sich zwar einstellen, den Rot-Grünstich kann man damit aber nicht wegzaubern. Die Blickwinkel sind AMOLED-typisch sehr groß, leichte Helligkeitsveränderungen ergeben sich nur aus praxisfernen Blickwinkeln. Die maximale Displayhelligkeit beträgt 348 cd/m2. Bei Tageslicht lässt sich das Display gut ablesen, bei direkter Sonneneinstrahlung oder spotartiger Beleuchtung mit kleineren Einbußen, was am spiegelnden Displayglas liegt. Das Display gehört trotz der Schwächen bei der Farbdarstellung zu den besseren Phablet-Displays.
Über ein druckempfindliches Display mit Force Touch, wie es Huawei auf der Präsentation angekündigt hatte, verfügt das Mate S im Übrigen noch nicht. Die entsprechend aufgebohrte Mate-S-Version soll erst später nach Deutschland kommen.
Leistung und Akkulaufzeit
Huawei setzt beim Mate S einen 64 Bit HiSilicon Kirin 935 SoC aus eigener Entwicklung ein. Der Octa-Core-Prozessor besteht aus 2 x 4 Kernen, die nach dem Big-Little-Prinzip je nach Leistungsbedarf tätig sind und mit maximal 2,2 und 1,5 GHz takten, um ein ausgewogenes Verhältnis aus Leistung und Stromverbrauch zu erzielen. Huawei bedient sich aber noch eines weiteren Tricks: Statt wie üblich vier leistungsfähige Cortex A57 und vier weniger leistungsfähige A 53 Kerne einzusetzen, sind im Kirin 935 ausschließlich A53-Kerne zu finden. Vier davon takten zwar höher, leisten aber etwa 30 bis 40 Prozent weniger als A57 Kerne bei gleichem Takt. Zwar fällt so der Stromverbrauch insgesamt niedriger aus, aber die Maximalleistung fällt dadurch hinter der von High-End-Phablets und -Smartphones zurück. Bei vielen Standardanwendungen fällt das nicht auf, bei aufwendigen Webseiten beispielsweise dauert es etwas länger, bis sie fertig gerendert sind. Manchmal ruckelt es beim Scrollen. Der üppige Arbeitsspeicher von 3 GB kann hier nicht helfen.
Grafiklastige Spiele wie Real Racing 3 stellt das Mate S ruckelfrei dar, auch wenn die Frame-Raten nicht besonders hoch ausfallen. Der Kirin 935 SoC mit seiner Mittelklasse-Grafik Mali-T628 MP4 spielt eben nicht in der Oberliga mit, wie es beim HiSilicon Kirin 950 SoC mit vier A72 und vier A53 Kernen der Fall ist, in dem auch eine äußerst flotte Mali-T880 Grafik arbeitet. Insgesamt reicht die Leistung des Mate S für alle aktuellen Anwendungen und Spiele aus. Dabei hält sich die Temperaturentwicklung bei maximaler Auslastung in Grenzen: Die Rückseite wird in etwa handwarm und erreicht nur punktuell bis zu 42,7 °C.
Die Stromersparnis durch die Leistungsbeschränkung macht sich mit einer ordentlichen Akkulaufzeit bemerkbar. Unser Testvideo spielte das Mate S mehr als 9 Stunden in Dauerschleife. Beim praxisnahen Mix aus Surfen, Mailen, Videos anschauen, Musik hören und Chatten kommt man in etwa auf eineinhalb Tage Laufzeit, was bei einem 2700 mAh starken Akku in Ordnung ist. In knapp zwei Stunden ist der Akku sehr schnell wieder vollständig aufgeladen.
Android 5.1.1 Lollipop und Bedienhilfen
Wer ein Huawei Smartphone oder Phablet kauft, weiß, dass es um die Update-Politik des Betriebssystems nicht sonderlich gut bestellt ist. Over-the-Air (OTA) sind neue Android-Updates eher Mangelware. Man findet aber manchmal passende Updates über die Support-Webseite des Herstellers. Das kann mitunter allerdings erst mehrere Monate nach der Veröffentlichung eines Updates durch Google der Fall sein. Umso wichtiger ist es, dass auf einem neuen Huawei Gerät gleich ein aktuelles Betriebssystem aufgespielt ist. Beim Mate S muss man mit Lollipop 5.1.1 und der Bedienoberfläche EMUI 3.1 von Huawei Vorlieb nehmen. Der Nachfolger Android Marshmallow sollte daher bestenfalls im nächsten Jahr auf das Mate S gelangen.
Zumindest versüßt Huawei die Wartezeit mit einer durchdachten EMUI-Bedienoberfläche, die im Aufbau stark an Apples iOS erinnert, denn den klassischen Android App Drawer gibt es nicht. Stattdessen werden Apps auf verschiedenen Homescreens abgelegt, um sie von dort direkt aufzurufen. Auch beim Öffnen der Suchfunktion mit einem Wisch von oben nach unten hat man bei Huawei Anleihen bei Apples mobilen Betriebssystem genommen.
Wer das Mate S per Sprache steuern will, kann das tun und den Assistenten mit „OK Emy“ nach einer Anlernphase aktivieren. Die Steuerung funktioniert ausschließlich in englischer Sprache, deutsche Befehle kann das Mate S (noch) nicht interpretieren.
Ebenfalls mit von der Partie ist Huaweis Fingerknöchel-Steuerung, die vormals „Knuckle Sense“ hieß. Sie erlaubt unter anderem den schnellen Aufruf einzelner Apps. Wer mit dem Fingerknöchel beispielsweise ein „C“ auf das Display zeichnet, öffnet die Kamera App. Genauso lassen sich mit einem doppelten Klopfen mit dem Fingerknöchel auf das Display Screenshots erstellen. Wer will, malt mit dem Fingerknöchel einfach einen Ausschnitt auf das Display, der dann ebenfalls als Screenshot abgelegt wird. Die Fingerknöchel-Gesten müssen erst in den „Einstellungen“ im Bereich „Intelligente Unterstützung“ unter „Bewegungssteuerung“ aktiviert werden.
Einen hervorragenden Eindruck hinterlässt nach dem Anlernen der Fingerabdrucksensor des Mate S, der auf der Rückseite direkt unter dem Kameraobjektiv angebracht ist. Die dortige Position ist gut, wenn man das Mate S in die Hand nimmt und durch einfaches Auflegen des Zeigefingers das Telefon entsperren will. Das funktioniert zuverlässig und sehr schnell. Ungünstig ist diese Sensorposition, wenn man auf einem Mate S, das auf dem Tisch liegt, nur mal schnell den Nachrichteneingang checken will, ohne es dafür in die Hand zu nehmen. Dann muss man umständlich den Entsperr-Code eingeben, weil der Fingerabdrucksensor auf der Rückseite nicht erreichbar ist. Das gilt auch bei der Verwendung im Auto, wenn das Mate S in einer Halterung steckt. Hält man das Mate S dagegen in der Hand, dann kann man den Fingerabdrucksensor auch zum Scrollen von Webseiten oder zum Öffnen der Benachrichtigungsleiste benutzen. Das funktioniert zwar recht ordentlich, für unseren Geschmack ist der Sensor aber doch etwas zu klein, um beispielsweise feinfühlig Scrollen zu können.
Schnappschusskamera
Im Mate S steckt eine 13-Megapixel-Kamera, die Fotos mit maximal 4160 x 3120 Bildpunkten aufnimmt. Der Autofokus arbeitet rasend schnell, sodass Fotos mit der Ultra-Schnappschuss-Funktion in weniger als 1,5 Sekunden im Kasten sind. Ausgelöst wird die Funktion aus dem Standby mit schnellem zweifachen Druck auf die Leiser-Taste. Für Freunde des gepflegten Schnappschusses eine tolle Funktion. Aber auch etwas engagiertere Smartphone-Fotografen kommen auf ihre Kosten, denn die Foto App birgt mehr Potenzial als es auf den ersten Blick scheint. So lassen sich in der Einstellung „Pro Kamera“ beispielsweise Verschlusszeit, ISO-Werte und Fokus einstellen.
Wer das nicht möchte, kann sich getrost auf die Automatik verlassen. Viel falsch machen kann man damit nicht, denn die Ergebnisse können sich sehen lassen: Die Aufnahmen gelingen mit hoher Bildschärfe und durch die hohe Auflösung detailgetreu, sodass man auch gute Reserven für Bildausschnitte erhält. Die Kontraste sind hoch, in hellen und dunklen Flächen saufen Details allerdings mitunter ab. Helle Flächen sind überstrahlt. Die Farben wirken bei Darstellung auf einem Monitor weitgehend naturgetreu. Bei wenig Licht tritt moderates Bildrauschen auf. Fotos gelingen aufgrund des optischen Bildstabilisators in der Regel verwackelungsfrei. Wenig erbaulich ist der spezielle Nachtmodus, der den ISO-Wert automatisch schrittweise erhöht. Man betätigt den Auslöser dann, wenn das Bildrauschen noch einigermaßen erträglich ist.
Videos nimmt die Kamera in Full HD bei 60 Bildern pro Sekunde auf. Die Clips geben die Lichtsituation bei der Aufnahme und die Farben sehr gut wieder. Das Bildrauschen in dunkler Umgebung hält sich in Grenzen. Mit der Kamera im Mate S wird man als Laie und ambitionierter Hobby-Fotograf viel Freude haben.
Die Frontkamera liefert mit 8 Megapixeln gute Ergebnisse für das eine oder das andere Selfie, kommt aber längst nicht an die tolle Qualität der Hauptkamera auf der Rückseite heran. Für Videochats reicht die Kamera aber allemal.
Weitere Ausstattung
WLAN-technisch unterstützt das Mate S die Standards IEEE 802.11 b/g/n. Auf flottes WLAN-ac muss man also verzichten. Mit 300 Mbit/s im Download und 50 Mbit/s im Upload geht es mit dem Mate S recht flott in LTE-Netzen voran. Zum Einsatz kommt eine Nano-SIM. SIM-Karte und microSD-Speicherkarte sind in einer Lade untergebracht, sodass man lediglich einen Einschub von außen zu bestücken hat. Der Speicher-Slot schluckt Karten bis zu 200 GB und erweitert den 32 GB großen internen Flash-Speicher. Größere Speicherversionen gibt es vom Mate S nicht. Vom Start weg stehen von den 32 GB nur knapp 24,7 GB zur Verfügung, den Rest nehmen das Betriebssystem und die vorinstallierten Apps ein.
Technische Daten Huawei Mate S
Betriebssystem | Android 5.5.1 Lollipop, EMUI 3.1 |
Display | AMOLED, 5,5 Zoll (1920 x 1080, 401 ppi) |
Prozessor | HiSilicon Kirin 935 (4 x 2,2 GHz, 4 x 1,5 GHz) |
Grafik | Mali-T628 MP4 |
Arbeitsspeicher/ Flash-Speicher / Speichererweiterung |
3 GB / 32 GB (24,7 GB frei) / microSD (max. 200 GB) |
WLAN | IEEE 802.11 b/g/n |
Datenfunk | LTE (300 Mbit/s), HSPA (42,2 Mbit/s) |
Nahbereichsfunk | Bluetooth 4.0, NFC |
Frontkamera | 8 Megapixel (3264 x 2488) |
Hauptkamera | 13 Megapixel (4160 x 3120), Full HD (60 fps) |
Akku | Lithium-Polymer (2700 mAh) |
Abmessungen / Gewicht | 149,8 x 75,3 x 7,2 mm / 156 g |
Fazit
Das Huawei Mate S ist ein optisch und haptisch hervorragendes Phablet. Zwei Komponenten trüben jedoch den so guten Eindruck: Das AMOLED-Display hat einen Farbstich, der keine natürliche Farbdarstellung zulässt. Der SoC ist zwar den meisten Aufgaben gewachsen, schwächelt aber beim Surfen und macht nicht den Eindruck, größere Reserven zu besitzen. Auf der Haben-Seite stehen dagegen die sehr gute Hauptkamera und der sehr schnell arbeitende Fingerabdrucksensor. In den High-End-Bereich dringt das Mate S wegen der kleinen Mängel nicht vor, ist dafür aber auch rund ein Viertel günstiger wie beispielsweise das Samsung Galaxy Note 5. Das spielt allerdings auch in einer ganz anderen Leistungsliga.
Das Huawei Mate S Phablet ist im Shop von notebooksbilliger.de in den beiden Farbvarianten Mystic Champagne und Titanium Grey erhältlich.