Mittlerweile bieten die meisten Hersteller von IP-Kameras ein Komplettpaket bestehend aus Kamera und einer Videoaufzeichnungsmöglichkeit in der Cloud an. Diese Lösungen sind auch für Laien einfach zu installieren und zu betreiben. So muss man nicht mehr am Router rumfummeln und für die IP-Cam beispielsweise durch Port-Freigaben manuell Löcher in die Firewall bohren. Humax verspricht eine funktionierende Installation seiner Humax Eye in wenigen Minuten. Wir haben ausprobiert, ob das stimmt und die HD-Kamera wirklich so gute (Video-)Bilder aufzeichnet.
Indoor-Auge
Die Humax Eye IP-Kamera ist mit Abmessungen von 52 x 52 x 28 mm (52 x 70 x 28 mm mit Standfuß) recht klein und mit 49 g (96 g mit Standfuß) auch leichtgewichtig, sodass man sie problemlos an Wände andübeln oder an glatten Flächen mit doppelseitigen Klebeband befestigen kann. Praktischerweise besitzt die Kamera eine ¼-Zoll-Gewindebuchse, an die man den mitgelieferten Standfuß oder beliebige Halterungen und Stative aus dem Fotobedarf anschraubt.
Der im Lieferumfang enthaltene Halter verfügt über einen Magneten im Sockel. Eine Metallplatte als passendes Gegenstück sowie Schrauben und Dübel sind ebenfalls enthalten. Die Platte schraubt man an eine Wand und dockt die Kamerahalterung dann einfach an. Benötigt man die Kamera an einem anderen Ort, dann lässt sie sich einfach abnehmen und dort aufstellen. Zur optimalen Einstellung des Bildausschnitts schwenkt oder dreht man die Halterung.
Das Gehäuse der Humax Eye besteht aus schwarzem Kunststoff und ist nicht wetterfest. Die IP-Cam ist deshalb ausschließlich für den Indoor-Einsatz geeignet. Möchte man Außenbereiche überwachen, dann klappt das trotzdem durch ein Fenster. Bei geschickter Kamerainstallation treten keine Spiegelungen durch die Fensterscheibe auf. Wir haben die Kamera im Test mit einer Kfz-Saugnapfhalterung an einer Fensterscheibe befestigt und damit einwandfreie Bilder erzielen können. Bei Aufnahmen in Dunkelheit muss man allerdings die Infrarot-Beleuchtung der Kamera deaktivieren, denn dann reflektiert das IR-Licht so stark, dass kaum mehr etwas zu erkennen ist. Doch zur Videoqualität später mehr.
Die Humax Eye besitzt keinen Speicherkarten-Slot, sodass keine Aufzeichnung auf microSD-Karte möglich ist, sondern ausschließlich auf dem Cloud-Speicher des Anbieters. Ins Internet gelangt die Kamera drahtlos per WLAN im 2,4-GHz-Band (IEEE 802.11 b/g/n). Einen Ethernet-Anschluss besitzt die Netzwerkkamera nicht. Die Stromversorgung erfolgt über ein mitgeliefertes USB-Netzteil und ein drei Meter langes Kabel Micro-USB-Kabel.
Komfortabel und schnell eingerichtet
Die Einrichtung von IP-Kameras war in der Vergangenheit etwas umständlich. Bei der Humax Eye muss man sich dagegen keine Gedanken darüber machen. Um sie einzurichten, benötigt man lediglich ein Android Smartphone oder ein Apple iPhone, auf denen man die kostenfreie Y-Cam App installiert. Humax bedient sich software-mäßig bei Y-Cam. Dieser Hersteller bietet mit der Y-Cam Evo eine baugleiche Kamera an. Die Humax Eye ist also eine umgelabelte Y-Cam Evo.
Bei der Ersteinrichtung stellt man eine Bluetooth-Verbindung zwischen dem mobilen Device und der Kamera her. Die App führt dann schrittweise durch den Installationsprozess. Man muss dabei einen Account erstellen, um später Videoaufzeichnungen in der Cloud vornehmen und abrufen zu können. Beim Erstellen eines neuen Logins muss zwingend auf die Verwendung von Umlauten im Benutzernamen und Passwort verzichtet werden, denn sonst bricht der Installationsprozess am Ende mit einem Fehler ab und die App muss neu gestartet werden. Alle bisherigen Eingaben sind dann futsch und man muss wieder von vorne anfangen. Im optimalen Fall ist die Kamera aber innerhalb von zwei Minuten betriebsbereit und sowohl aus dem heimischen Netzwerk als auch über das Internet erreichbar. Das klappt am einfachsten über die Y-Cam App auf einem Mobiltelefon. Wer will, benutzt stattdessen einen Windows PC oder Mac und loggt sich mit seinen Zugangsdaten auf dem Humax Portal im Webbrowser ein. Eine spezielle Software muss also nicht installiert werden. Das Überwachungssystem lässt sich bei Bedarf mit weiteren Humax Eye Cams problemlos erweitern.
➦ Humax Eye IP-Kamera bei notebooksbilliger.de
Bild- und Tonqualität
Die Kamera besitzt einen Bildsensor mit einer HD-Auflösung von 1280 x 720 Bildpunkten. Das Objektiv mit einer Brennweite von f/2,78 ist sehr weitwinklig ausgelegt und deckt etwa einen Blickwinkel von 100 Grad ab. Das führt zu deutlich sichtbaren Verzerrungen an den seitlichen Rändern. Die Abbildungsqualität ist bei Tageslicht und bei Dunkelheit gut. Videos und Fotos wirken sowohl von den Farben als auch der Helligkeit natürlich. Gut gefällt, dass die Kamera sogar in Dunkelheit und ohne die eingebaute Infrarotbeleuchtung zu benutzen, ansehnliche Bilder mit akzeptablen Bildrauschen liefert. Das Infrarotlicht hellt bei Dunkelheit eine Szene bis zu einer Entfernung von etwa fünf Metern auf. Dabei ist das Bild wie bei Infrarot-aufgehellten Szenerien eher gräulich. Erfolgt die Überwachung durch eine Fensterscheibe, dann reflektiert das IR-Licht im Fenster, sodass auf den Videoaufzeichnungen kaum etwas zu erkennen ist. Deutliche Ruckler traten bei den Streams und den aufgezeichneten Videos nicht auf. Die Kamera verwendet die effektive H.264-Codierung bei maximal 15 Bildern pro Sekunde.
Die Humax Eye besitzt ein eingebautes Mikrofon, sodass man im Live-Stream gleichzeitig den Ton abhören und bei Bedarf zusammen mit dem Videobild aufzeichnen kann. Die Soundqualität erinnert an ein altes Transistorradio. Für Überwachungszwecke reicht der Sound allerdings völlig aus.
Bewegungsaufzeichnung
Videos und Fotos speichert die Humax Eye ausschließlich auf dem herstellereigenen Cloud-Speicher auf. Die Verwendung eines eigenen (FTP-)Servers ist nicht möglich. Man muss also grundsätzlich Humax bzw. Y-Cam vertrauen, auf deren Servern die Videoaufzeichnungen verschlüsselt abgelegt werden. Eine Videoaufzeichnung lässt sich manuell per Knopfdruck beim Betrachten des Videostreams auslösen oder automatisch, wenn eine Bewegung im Bild auftritt. Dazu definiert man einen rechteckigen Bereich im Videobild. Registriert die Humax Eye in diesem Bereich eine Bewegung, dann erfolgt eine Aufzeichnung von etwa 45 Sekunden oder länger, sofern weitere Bewegungen auftreten. Damit die Kamera nicht bei jeder Kleinigkeit auslöst, lässt sich die Empfindlichkeit über einen Slider einstellen. Im Test klappte das gut, aber nicht immer perfekt. Man muss schon etwas rumprobieren, um die optimale Empfindlichkeit für den gewünschten Einsatzzweck zu finden.
Die aufgezeichneten Videos werden nach Datum tageweise sortiert auf dem Server abgelegt. In der kostenfreien Variante sind sie sieben Tage lang abrufbar. Danach werden sie gelöscht. Die Videos lassen sich aber vorher über die mobile App oder über einen Browser an einem Rechner herunterladen. Humax bietet mit Plus Standard und Plus Premium zwei kostenpflichtige Abos an, die eine längere Vorhaltezeit bis zu 30 Tagen ermöglichen.
Wer beim Anschlagen der Überwachungskamera sofort informiert werden und nach dem Rechten sehen möchte, lässt sich eine E-Mail zuschicken und/oder aktiviert die Push-Nachricht-Funktion der App. Im Test funktionierte das ohne Beanstandung wenige Sekunden, nachdem die Kamera eine Bewegung erfasst hatte. Geht die Kamera offline, erhält man ebenfalls eine Benachrichtigung.
Fazit
Die Humax Eye IP-Kamera ist sehr einfach zu installieren und bietet eine gute Bild- und eine ordentliche Soundqualität. Die Aufzeichnung von Bild und Ton funktioniert zuverlässig, ist aber auf den herstellereigenen Cloud-Speicher beschränkt. Man muss also Vertrauen zu dem Anbieter haben.
In der kostenlosen Variante beträgt die Vorhaltezeit der Videos sieben Tage. Danach werden sie gelöscht. Für die meisten Anwender dürfte diese Zeitspanne ausreichen, um die Videos manuell herunterzuladen und zu sichern. Insgesamt ist die Humax Eye IP-Kamera eine gute Wahl, wenn man in kurzer Zeit und ohne großen Aufwand eine funktionierende Videoüberwachung aufbauen möchte.