Test: Intel NUC 9 Extreme – Kompakter Leisetreter mit viel Power

      Test: Intel NUC 9 Extreme – Kompakter Leisetreter mit viel Power

      Intels Gaming-NUCs gehen mit Ghost Canyon in die nächste Runde – und sie sind stärker denn je. Wir haben uns den NUC 9 Extreme genauer angesehen.

      Intels „Next Unit(s) of Computing“ bringen seit nunmehr zehn Generationen viel Power in kleine Formfaktoren. Mit der neuen „Ghost Canyon“-Reihe schrumpft Intel nun einen waschechten Gaming-PC. Wir finden in unserem Test heraus, ob ihr euren Big-Tower nun direkt wegwerfen könnt – oder vielleicht doch noch mit einigen NUC-Einschränkungen leben müsst.

      Technische Daten Intel NUC 9 Extreme Kit
      Betriebssystem Windows 10 kompatibel
      Sockel BGA 1440, verlötet
      Fertigungsprozess 14nm
      Board-Form-Faktor Compute-Element
      Laufwerkunterstützung 3x PCIe-NVMe-SSD-Steckplatz
      TDP 45W
      Prozessoren Intel® Core™ i9-9980HK Processor (8 Kerne 16 Threads, 16M Cache, bis zu 5.0 GHz, 45W TDP)
      Maximale RAM-Größe 64 GB ( 2 Steckplätze verfügbar)
      RAM-Typ Kingston 16 GB DDR4-2666 1.2V SO-DIMM
      Grafik Intel UHD 630 (integriert)

      Nvidia GeForce RTX 2070 8GB GDDR6 VRAM

      Videoausgänge 1x HDMI 2.0a, 2x USB-C (Thunderbolt 3) – max. 3 Monitore parallel (ohne Grafikkarte)

      GPU-Anschlüsse: 1x HDMI 2.0a, 1x DisplayPort 1.4, 1x DVI-D

      Erweiterungsmöglichkeiten 2x PCI-Express Gen.3 mit PCIe 16x Lanes, 1x PCIe 3.0 4x Lanes
      1x SDXC-Memory-Card-Steckplatz mit UHS-II-Unterstützung
      Anschlüsse 7x USB (2x an der Vorderseite (Type-A) und 6x an der Rückseite 3.1 Gen2 (4x Type-A, 2x Type-C); 2x USB 2.0 mit internen Anschlüssen möglich, Klinkenanschluss, Digitalaudio
      Abmessungen 117 x 112 x 38mm/51mm (BxTxH)
      Weitere Features/Anschlüsse Ethernet-LAN, WIFI-6-Modul, 7.1 Digitalaudio und Mikrofonanschluss über 3,5mm-Klinke und HDMI mDP, Vierfache Fernfeldmikrofone an der Vorderseite (Kompatibel zu Sprachassistenten), Infrarotempfänger an der Front
      Preis ca. 1300€* (Kit ohne GPU, RAM, SSD)

      Lieferumfang und Montage

      Ein Barebone ist meist nichts für unbedarfte PC-Nutzer, doch die Intel-NUCs erhaltet ihr auch vollständig ausgerüstet. Im Falle unseres Test-Gerätes trifft dies auch zu. RAM und NVMe-SSD stecken bereits im schlanken Gehäuse des Mini-Gamers. Ebenfalls mit an Bord: Eine kompakte Nvidia RTX 2070. Damit lassen bereits viele Titel in 1440p auf maximalen Details zocken. Mehr dazu unter Leistung.

      Ghost Canyon Intel NUC 9 Extreme auseinandergebaut

      Für die Stromversorgung ist ein gut dimensioniertes 500-Watt-Netzteil von FSP bereits verbaut. Dieses verfügt sogar über eine 80-Plus-Platinum-Zertifizierung und ist damit besonders effizient. So ausgestattet müsst ihr im Vergleich zu einem normalgroßen Gaming-PC wirklich keinerlei Abstriche machen.

      Ghost Canyon Intel NUC 9 Extreme Netzteil FSP 500 Platinum

      In unserem Fall ist der Aufbau also schnell erledigt. Lediglich das Netzteilkabel dranhängen, Tastatur und Maus anschließen und einen Bildschirm verbinden. Fertig ist der Mini-Gaming-PC. Normalanwender müssen allerdings noch SSD, RAM, Grafikkarte und Betriebssystem hinzufügen.

      Nach oben

      Intel Ghost Canyon bei uns im Shop

      Design und Innenleben

      NUC-typisch ist das Gehäuse wieder schön schmal und kompakt gehalten. Dennoch passt es im Vergleich zu seinen kleinen Brüdern nicht auf eine Handfläche. Die ganze Technik hat eben doch einen Platzanspruch – wenngleich einen geringen.

      Ghost Canyon Intel NUC 9 Extreme neben Frost Canyon NUC

      Geschmackssache ist das martialische Design des kleinen Kraftpakets. Auf beiden Seiten prangen Totenköpfe, die im Betrieb auch noch eine Status-LED im Innenraum des NUC hervorhebt. Im Gegensatz zu vielen anderen Gaming-PCs, setzt Intel bei Ghost Canyon auf ein wortwörtliches runderes Design. Denn zerklüftete Elemente findet ihr – der Namensgebung zum Trotz – fast keine. An der Verarbeitung gibt es ebenfalls nichts auszusetzen. Der äußere Teil des Gehäuses besteht aus mattem Kunststoff, der von einem unterliegenden Metallrahmen verstärkt wird. Die Seitenteile bestehen aus Stahl und fassen sich sehr wertig an. Selbst beim Herumtragen gibt das Gaming-NUC keine Geräusche von sich und bleibt verwindungssteif und still.

      Ghost Canyon Intel NUC 9 Extreme Aufmacher Seitenteile

      Nehmt ihr die sympathisch dekorierte Seitenplatte ab, schaut euch erstmal der Grafikkartenlüfter entgegen. Die verbaute RTX 2070 Mini ist in unserem Fall von ASUS und passt gerade so ins Gehäuse. Sollte es in Zukunft noch stärkere Karten unter 20cm-Länge geben, könnt ihr diese auch im Ghost-Canyon NUC unterbringen.

      Ghost Canyon Intel NUC 9 Extreme ASUS RTX 2070 mini OC

      Upgrade-Potential des Intel NUC 9 Extreme

      Spannend ist aber, was unter der GPU steckt. Denn hier erwartet uns eine weitere PCIe-Steckkarte. Bei dieser handelt es sich um ein Compute-Element, welches das eigentliche Motherboard und den i9-9980HK des Ghost Canyon NUCs beherbergt. So könnt ihr theoretisch Motherboard, Prozessor und Grafikkarte via Plug&Play austauschen.

      Ghost Canyon Intel NUC 9 Extreme Compute Element ohne GPU

      Vergesst vor einem potenziellen Austausch aber nicht, Arbeitsspeicher und PCIe-SSD auszubauen. Diese befinden sich unter dem massiven Lüfter/Kühler des Compute-Elements und sind freundlicherweise nicht verlötet.

      Ghost Canyon Compute Element

      So sieht das Compute Element ohne Lüfterabdeckung aus. Hier befinden sich auch – ganz NUC-typisch – die Steckplätze für den RAM und zwei PCIe-3.0-SSDs

      Ein wirklich cooles Konzept, von dem sich allerdings erst in der Zukunft zeigen wird, wie gut hier der langfristige Hardware-Support von Intel ist.

      Ghost Canyon Intel NUC 9 Extreme Lüfter Oberseite

      Die Lüfter im Deckel des Ghost Canyon sind zusätzlich entkoppelt und somit besonders leise

      Beeindruckt hat mich vor allem die sehr gute Kühlleistung – bei gleichzeitig leiser Geräuschkulisse. Selbst im absoluten Stresstest wird Ghost Canyon nie mehr als ein niederfrequentes Rauschen von sich geben. Einziger Störenfried im besinnlichen Windesrauschen ist die Grafikkarte. Die RTX 2070 steuert in einigen In-Game-Situationen ein regelrechtes Feuerwerk an Spulenfiepen bei. Das erinnert zuweilen an ein Grillenkonzert biblischen Ausmaßes. Befindet ihr euch aber zwei bis drei Meter entfernt, so vernehmt ihr zum Glück nichts mehr aus der geisterhaften Schlucht.

      Nach oben

      Anschlüsse

      Auf der Anschluss-Seite bleiben keinerlei Wünsche offen: Durch das neue WiFi-6-Modul surft ihr in Zukunft noch schneller im Internet. Dazu gibt es auf der Rückseite zwei USB-C-Anschlüsse, die sogar beide (!) auf Thunderbolt 3 setzen. Damit könnt ihr in der Praxis gleich zwei eGPUs am Intel NUC 9 Extreme betreiben.

      Auch Displays und sehr schnelle SSDs können über die Schnittstellen angesteuert werden. Das Ghost-Canyon-NUC ist somit schnell in eine kompakte Workstation zu verwandeln. Auch Racing- oder Shooter-Fans können einfacher von einem Multi-Monitor profitieren.

      Ghost Canyon Intel NUC 9 Extreme SSD Rückseite geschlossen

      Wenn ihr (noch) nicht zur Thunderbolt-3-Fraktion gehört, müsst ihr aber nicht verzagen: Auf dem Mainboard des NUC steht ein HDMI-Anschluss für die integrierte Grafikeinheit des Prozessors zur Verfügung. In unserem Fall hat aber auch die verbaute Grafikkarte jeweils einen DisplayPort- und einen HDMI-Port im Angebot. Selbst ein veralteter DVI-Anschluss wird euch von der ASUS RTX 2070 Mini OC geboten.

      Ghost Canyon Intel NUC 9 Anschlüsse Compute Element

      An USB-Anschlüssen steht der NUC 9 Extreme einem großen Gaming-PC kaum nach: Insgesamt bringt er sechs vollwertige USB 3.1-Anschlüsse mit. Zwei davon findet ihr vorne, vier auf der Rückseite. Dank zwei LAN-Buchsen bringt euch das NUC zudem auch kabelgebunden fix ins Internet.

      Ghost Canyon Intel NUC 9 Extreme SSD Front Anschlüsse

      Abgerundet wird das Ganze von einem vollwertigen SD-Kartenleser. Der ist für mich eine echte Wohltat, nachdem viele Notebooks heutzutage auf Micro-SD-Kartenleser setzen und ihr damit für fast alles einen Adapter benötigt. So könnt ihr eure Fotos und Videos schnell auf euer Intel NUC 9 Extreme bringen.

      Nach oben

      Intel Ghost Canyon bei uns im Shop

      Performance

      Nun kommen wir zum spannendsten Punkt des NUC 9 Extreme – seiner Leistung. Und hier schafft es Intel richtig zu liefern. Der Achtkerner i9-9980HK fährt seine Leistung in unseren Benchmarks voll aus. Gegen einen „normalen“ Desktop-Chip kommt das 45W-Notebook-Modell aber nicht an.

      Eine spannende Lösung für Bastler kann hier das manuelle Erhöhen der Leistungsaufnahme im Tool Intel® Extreme Tuning Utility sein. Wenn ihr diese auf 125W (Boost) festlegt, so bekommt ihr fast die Leistung eines 9900K, bzw. seines Nachfolgers 10700K, geboten.

      Intel XTU Intel Ghost Canyon

      Hier solltet ihr aber auch an eine größere Kühllösung denken, denn mit der doppelten Leistungsaufnahme kommen selbst die sehr guten Lüfter innerhalb des NUC 9 Extreme ins Schwitzen. Probiert das also nur auf eigene Verantwortung.

      Ghost Canyon Intel NUC 9 Extreme Lüfter Compute Element

      Unser NUC kommt bereits mit 16GB Arbeitsspeicher daher. Im Zusammenspiel mit seinem performanten Achtkern-Prozessor sind somit selbst anspruchsvollere Aufgaben kein Problem. Adobe Photoshop und Lightroom laufen ebenso problemlos, wie das Videoschnitt-Programm Adobe Premiere. Dank der RTX 2070 und der dazugehörigen Studio-Treiber, könnt ihr insgesamt also mit einer sehr guten Leistung in kreativen Anwendungen rechnen.

      Im CPU-Benchmark von Cinebench R15 erreicht das NUC eine sehr gute Leistung von 205 Punkten im Single-Core und 1640 Punkten im Multi-Core-Benchmark. Dabei schlägt das kleine Gaming-NUC sogar ehemalige Creator-CPUs, wie den Intel Xeon X5650. Im moderneren Cinebench R20 erreicht der Core i9-9980HK sogar annähernd die Single-Core-Performance des derzeitigen Topmodells 10900K.

      Ghost Canyon Intel NUC 9 Extreme Compute Element Gaming

      Spannender dürfte für Käufer von Ghost Canyon aber die Gaming-Leistung sein: Bis zu einer Auflösung von 1440p dürft ihr die Details in allen modernen Titeln aufs Maximum stellen – zumindest so lange Raytracing-Effekte ausbleiben. Mit einer noch schnelleren Grafikkarte ausgestattet, könnte das NUC 9 Extreme auch für 4K gewappnet werden. Shadow of the Tomb Raider ist zum Beispiel selbst mit Raytracing-Effekten noch in 1440p spielbar. Auch einfaches 4K-Gaming geht, wenn ihr die Grafikoptionen auf mittlere Details herunterdreht.

      Wärementwicklung des Intel NUC 9 Extreme ist minimal

      Während des Gamings bleibt das NUC 9 Extreme übrigens angenehm kühl. Ein Großteil der warmen Luft wird dabei über die beiden Lüfter in der Oberseite abgeführt. Erst im Stresstest steigen die Temperaturen auf annähernd 90 Grad. Übertaktet kommen sie dann auch der kritischen 105 Grad Marke deutlich näher. Insgesamt ist die Kühllösung des Ghost-Canyon-NUC aber sehr gut dimensioniert und sollte für die meisten Anwender ausreichen.

      Ghost Canyon Intel NUC 9 Extreme SSD

      Die Optane-SSD sitzt unter dem Compute Element

      Nicht nur ausreichend, sondern rasend schnell ist die verbaute Intel Optane 905p 380 GB SSD. Sie leistet sehr hohe Schreib- und Lesegeschwindigkeiten und lässt selbst bei wiederholten Tests nicht nach. Dazu verfügt sie über extrem niedrige Latenzen. Ganz günstig ist sie mit knapp 500€ (!) dabei allerdings auch nicht.

      Nach oben

      Fazit Intel Ghost Canyon NUC

      Erneut bringt Intel mit seinem NUC viel Leistung in einen kleinen Formfaktor. Obwohl Ghost Canyon nicht ganz so klein, wie seine Office-Geschwister ist, überzeugt das NUC mit einem sehr durchdachten Aufbau. Star ist hierbei das Compute Element, auf dem sich Mainboard & CPU vereinen. Es sorgt dafür, dass Ghost Canyon extrem viel Leistung in seine geringe Größe bekommt. Potenziell lässt es sich zu einem späteren Zeitpunkt auch einfach austauschen. Eine sehr interessante Lösung, die allerdings noch ihre Langzeitunterstützung beweisen muss.

      Leistungstechnisch gibt es dementsprechend absolut nichts zu Meckern. Aktuelle Spiele zockt ihr am besten in 1440p und mit den Grafikoptionen auf Maximum. Für 4K bei 60 Bildern (und maximalen Details) reicht die Leistung von Ghost Canyon allerdings noch nicht.

      Ghost Canyon Intel NUC 9 Extreme Zwischenbild

      Auch die Emissionen überzeugen: Leise und verhältnismäßig kühl bleibt Intels Mini-Gamer zu jeder Zeit. Das sorgt dafür, dass ihr sogar noch mehr Performance aus dem kleinen Gaming-NUC pressen könnt: Einfach die Leistungsaufnahme der CPU im Intel-eigenen XTU-Tool erhöhen und ihr bekommt noch mehr Power – auf Kosten der Lebensdauer.

      Erweiterungsmöglichkeiten sind – trotz des Formfaktors – ebenfalls genügend vorhanden. Nur das mangelnde Platzangebote dürfte zumindest GPU-Aufrüstern irgendwann den Spaß verderben. Denn Grafikkarten über 19,5cm passen leider nicht ins schicke Gehäuse des Ghost-Canyon-NUC. Dafür wird euch mit zwei Thunderbolt-3.0-Anschlüssen eine interessante Alternative für eGPUs geboten. Diese würden allerdings wieder die Platzvorteile des NUCs zunichtemachen.

      Insgesamt ist der Intel NUC 9 Extreme also vor allem eine spannende Machbarkeitsstudie, die sich Gaming-Enthusiasten mit Platzsparbedürfnis auf jeden Fall ansehen sollten.

      Intel Ghost Canyon bei uns im Shop

      *Oktober 2020
      Quelle: Intel.com

      Veröffentlicht von Clemens

      Großer Film- und Serien-Fan, der von Antonioni bis Tarkowski (fast) alles gesehen hat, was Kino und Fernsehen hergeben. Durch Super Nintendo und PS1 fand er Mitte der 90er seine Leidenschaft für PC- und Konsolenspiele. Zockt mittlerweile vornehmlich am selbstgebauten Gaming-PC und gelegentlich auch auf der PlayStation.

      Das könnte dich auch interessieren