Roku bietet mit dem Express, Express 4K, Streaming Stick 4K und der Streambar gute Produkte für das heimische Streaming an. Du musst aber aufpassen, dass du auch den richtigen kaufst.
Viele (besonders ältere) Fernseher haben ein Software-Problem. Wenn wir mal LG mit webOS und Android TV/ Google TV außen vor lassen, ist die Software bei TVs oft ein nachträglicher Gedanke. Wenn die Software nicht gepflegt wird, bedeutet das auch, dass integrierte Apps (Netflix, YouTube usw.) ab einem bestimmten Punkt nicht mehr funktionieren.
Bisher war die beste Lösung für dieses Problem ein Fire TV-Stick oder ein ähnliches Produkt mit Android TV. Oft haben sie ihre eigenen Vor- und Nachteile. Auch andere Anbieter von Streaming-Services sind inzwischen im Hardware-Markt vertreten. Der WaipuTV-Stick (Test) ist da wohl der bekannteste Vertreter in Deutschland.
Allerdings gibt es da auch noch den Großvater des Streamings, der aber lange nur in den USA aktiv war und erst spät auf den europäischen Markt gekommen ist – Roku. Dessen Hardware bietet nicht nur die üblichen Streamingdienste wie Netflix, Disney+, Prime Video und Apple TV+, sondern will besonders mit seiner Software punkten, die nicht so erschlagend aufgebaut ist wie beispielsweise beim Fire TV-Stick oder Android TV.
Software – Einfache Kacheln & eine sehr gute App
Auf den ersten Blick ist die Oberfläche von Rokus Software ein Traum. Links sind die Menüpunkte: Startseite, Suchen, Streaming-Channels und Einstellungen und rechts sind die großen Kacheln mit den Streaming-Anbietern. Alles ist selbsterklärend, was besonders dann hilfreich ist, wenn ihr so einen Stick für Leute kauft, die nicht ganz so technikaffin sind.
Sobald ihr aber nach rechts klickt, um einen Streamingdienst auszuwählen, verschiebt sich die ganze Oberfläche. Die Kacheln für Netflix, Prime Video und Co. rücken an den linken Rand des Bildschirms und auf der rechten Seiten offenbart sich die Werbung. Dabei handelt es sich um „Poster“ für aktuelle Serien auf diversen Streaming-Plattformen. Stranger Things auf Netflix, Herr der Ringe auf Prime Video, She-Hulk auf Disney+ usw. Je nachdem, welcher Streamingdienst gerade einen Serie bewerben möchte. Die Werbung ist unabhängig davon, ob ihr den Streamingdienst auch abonniert habt. Die Positionierung ist nicht gerade dezent, aber als Ganzes immer noch besser als die überladene Oberfläche des FireTV-Sticks.
Ein wahres Highlight ist aber die Roku-App für iOS und Android. Die macht im ersten Moment genau das, was ihr erwartet – sie kann als zweite Fernbedienung genutzt werden. Damit geht die Suche nach Inhalten auch wesentlich schneller von der Hand als mit der virtuellen Tastatur am TV und dem Steuerkreuz der Fernbedienung. Ihr könnt auch schneller durch die App wischen und von dort Inhalte (und eigene Fotos, Videos und Co.) aussuchen, die dann auf dem TV abgespielt werden. Alles normale Funktionen, wie man sie heute erwartet, aber es gibt noch mehr.
Via Roku-App bekommt ihr auch noch eine zweite Option für die Audio-Ausgabe eurer Serien und Filme – euer Smartphone und die damit verbundenen Bluetooth-Kopfhörer. Via App könnt ihr also sagen, dass das Bildsignal auf dem TV ausgegeben werden soll, während Audio via Kopfhörer ausgegeben wird – großes Bild, privater Sound. Wer schon mal nachts einen Actionfilm sehen wollte, während das ganze Haus schon schläft, wird verstehen, was für eine großartiges Feature das ist.
Fernbedienung – simpel aufgebut, gut (genug) verarbeitet
Alle Streaming-Player von Roku haben grundlegend die gleiche Fernbedienung. Allerdings haben nur die beiden teuersten auch eine Fernbedienung zur Bedienung via Sprache und Tasten zur Steuerung eures TVs. Die Sprachsuche funktioniert so gut wie bei anderen Streaming-Sticks – also gut genug, um es zu nutzen.
Für die Lautstärke-Wippe und Mute-Tasten gibt es sogar Pluspunkte, da diese an der Seite der Fernbedienung positioniert sind. Gerade in einem dunklen Raum ist es ein gigantischer Vorteil, diese Tasten blind erfühlen zu können. Das ist funktionales Design.
Die Verarbeitungsqualität der Fernbedienung ist hingegen nur „okay“. Nichts knarzt oder klappert, aber der Kunststoff fühlt sich bei der Konkurrenz einfach etwas hochwertiger an. Kommen wir aber nun zu den eigentlich Streaming-Sticks und wagen auch einen Vergleich zur Konkurrenz von Amazon.
Roku Express – Full HD-Einstieg
Als günstigster Einstieg positioniert sich der Roku Express gegen den FireTV-Stick Lite. Beide Sticks haben mit knapp 30€ den gleichen Preis. Beide peilen im Grunde die gleiche Zielgruppe an. Damit sind Menschen gemeint, die zum ersten Mal einen Streaming-Stick kaufen oder die für ihren zweiten TV ein kleines Software-Update wollen.
Der Hauptunterschied liegt in der Fernbedienung. Der einfache Fire TV-Stick kommt mit einer Alexa Sprachfernbedienung, während der Roku Express ohne Mikrofon ausgeliefert wird. Amazon hat aber auch ein persönliches Interesse daran, dass ihr Alexa nutzt. Das ist also kein Geschenk. Welche Lösung euch besser gefällt, müsst ihr dabei selbst entscheiden. Persönlich bevorzuge ich es, kein Mikrofon im Schlafzimmer zu haben.
Ihr müsst mit ein paar Einschränkungen leben, wenn ihr euch für den günstigsten Streaming-Player von Roku entscheidet. Die Nutzungserfahrung ist nicht ganz so flüssig wie bei den teureren Streaming-Playern und die maximale Auflösung liegt bei Full HD (1080p), wobei die durch eine Hochskalierung von 720p erreicht wird. Außerdem kommt eine Infrarot-Fernbedienung zum Einsatz. Die kleine Box könnt ihr also nicht versteckt installieren.
Bei beiden Sticks fehlt die Unterstützung von HDR. Dazu funkt der kleine Stick von Roku auch nur im 2,4GHz-Netzwerk. Das ist für die maximale Auflösung aber auch ausreichend und hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Die Software-Erfahrung ist derweil auch beim kleinen Stick identisch zu den teureren Brüdern – abgesehen von der Performance.
Roku Express 4K – mehr Pixel, gleiche Erfahrung
Wie der Name schon vermuten lässt, kann der Roku Express 4K nun auch 4K-TVs in der nativen Auflösung ansteuern. Dazu kommt die Unterstützung für HDR-Inhalte (HDR10/10+, HLG, aber kein Doly Vision). Dank dem verbauten Dual-Band-WLAN (2,4 und 5GHz) passt die WiFi-Geschwindigkeit auch zur geplanten Auflösung.
Jenseits davon peilt der Roku Express 4K die gleiche Zielgruppen wie sein kleiner Bruder an. Statt euren alten 1080p-TV im Gästezimmer/ Schlafzimmer wieder fit für den modernen Streaming-Alltag zu machen, ist es aber jetzt der alte 4K-TV, der nun versorgt ist.
Die eigentliche Performance ist dabei vergleichbar mit dem normalen Roku Express. Es kommt immer noch zu einer minimalen Verzögerung bei der Eingabe, aber es ist für ein Zweit-TV, der nur gelegentlich benutzt wird, absolut ausreichend. Auch hier gibt es keine Sprachfernbedienung im Lieferumfang und auch hier finde ich das sehr gut.
Mit gerade mal 40€ bzw. 10€ Aufpreis ist er definitiv dem normalen Roku Express vorzuziehen – und sei es nur der Zukunftssicherheit wegen. Werfen wir einen Blick zu den Fire TV Sticks, wird dann auch klar, dass der Roku Express 4K die Nase vorne hat. Der normale Fire TV Stick (40€) unterstützt keine 4K-Auflösung und der Fire TV Stick 4K schlägt direkt mit 60€ zu Buche. Beiden haben aber den Vorteil, dass sie auch euren TV direkt steuern könne, was wiederum eine Fernbedienung überflüssig macht. Bei Roku gibt es das erst mit dem Nächst-teureren Stick.
Streaming Player bei uns im Shop
Roku Streaming Stick 4K – Der Stick, den du kaufen solltest
Damit sind wir auch bei dem Streaming Stick angekommen, den ihr wahrscheinlich kaufen solltet. Neben der 4K-Auflösung beherrscht der Streaming Stick 4K einen weiteren HDR-Standard – Dolby Vision. Unter den HDR-Standards ist der im Moment am weitesten verbreitet.
Zusätzlich sprechen wir jetzt auch von einem richtigen Stick mit einem schlanken Design, der eben auch problemlos hinter eurem Fernseher verschwinden kann. Das ist besonders dann wichtig, wenn der beispielsweise an der Wand montiert ist.
Ansonsten bekommt ihr hier für knapp 60€ die ganzen kleinen Komfort-Funktionen, die auch schon der Express 4K geboten hat. Jetzt allerdings mit Hardware-Taste, um die Lautstärke an eurem TV zu steuern und ab jetzt auch mit Sprachfernbedienung.
Die Performance ist dazu deutlich besser, was die Nutzung angenehmer macht. Die Navigation zwischen den Kacheln fühlt sich einfach flüssiger an. Der Roku Streaming Stick 4K ist vergleichbar mit einem Fire TV Stick 4K Max, wobei letzterer 5€ teurer ist.
Roku Streambar – wenn es neben Bild auch Ton sein darf
Die Streambar ist eines dieser Produkte, bei deren Vorstellung ich mir gedacht habe: „TV-Speaker sind meist richtig mies, alte TVs haben keine Apps (mehr) – warum ist vorher noch keiner auf die Idee gekommen, eine Soundbar mit integriertem Streaming Stick zu bauen?“. Die Antwort mag für viele von euch auf der Hand liegen: Sehr wahrscheinlich wäre der Klang nicht gut genug oder der Preis würde explodieren.
Rokus Ziel musste es also sein, einen Mittelweg zu finden. Der Preis musste deutlich unter 200€ bleiben (ihr findet die Sonos Ray für 260€ online), aber sie musste deutlich besser klingen als die meisten Fernseher und dazu eine gute Streaming-Performance bieten. Keine leichte Aufgabe, aber nachdem ich die Roku Streambar nun seit drei Monaten an meinem Schlafzimmer-TV habe, kann ich sagen: Sie haben es geschafft.
Der Sound kommt nicht an eine Sonos Beam oder gar Sonos Ray ran. Dafür wurde es nicht entworfen. Die Speaker klingen trotzdem besser als die meisten TV-Lautsprecher und durch ihre Positionierung schaffen sie sogar etwas Breite im Klangbild. Dank Unterstützung von 4K-Auflösung und HDR (kein Dolby Vision) eignet sich die Roku Streambar auch dafür, älteren UHD-Fernsehern neues Leben einzuhauchen oder eben einfach den Klang im eigenen Wohnzimmer zu verbessern. Zur IFA 2022 hat Roku passend dazu einen kabellosen Subwoofer namens Wireless Bass vorgestellt, der aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht in Deutschland erschienen ist.
Die Roku Streambar kann entweder via HDMI-eARC oder via Optical Audio mit eurem TV verbunden werden. Für letzteres gehört ein passendes Kabel zum Lieferumfang. Ich mag es ja, wenn ein Hersteller mitdenkt und nicht einfach erwartet, dass du sowas schon daheim rumliegen hast. Für 150€ bekommt ihr mit der Roku Streambar viel geboten und unter all der Roku Hardware ist sie mit Abstand mein liebstes Produkt. Amazon hat kein vergleichbares Gerät im Sortiment.
Fazit – gute Alternative zu Fire TV
Viele von uns haben funktionierende Fernseher daheim und wollen/ brauchen aktuell einfach kein neues TV-Gerät. Die Display-Panels sind oft noch gut, auch wenn der Software-Support schon lange eingestellt wurde. Genau da kommen dann Streaming Sticks zum Einsatz.
Alle drei Streaming Sticks von Roku erfüllen grundlegend die gleiche Aufgabe, zielen aber auf unterschiedliche Zielgruppen ab. Besonders der Roku Express (4K) ist wirklich eher für die Geräte gedacht, die nicht regelmäßig genutzt werden. Die Performance-Einschnitte sind einfach nichts, womit man sich im Alltag herumärgern sollte.
Für den täglichen gebrauch würde ich zum Roku Streaming Stick 4K greifen. Er hat die modernste Technik aller drei Sticks und das beste Nutzungserlebnis. Damit wird der Stick eventuell länger im Einsatz sein als der TV, an dem er angeschlossen ist. Seid ihr gleichzeitig mit dem Sound eures Fernsehers unzufrieden und legt nicht den größten Wert auf HDR, empfehle ich die Roku Streambar sehr, da sie grundsätzlich die gleichen Funktionen wie beim Streaming Stick 4K erfüllt und parallel noch den Sound aufwertet.
Zur IFA 2022 hat Roku auch eine Partnerschaft mit TCL bekanntgegeben. Bald wird das hauseigene Betriebssystem also nicht nur über zusätzliche Hardware zum Einsatz kommen, sondern auch ab Werk bei TCL-Fernsehern. Damit positioniert sich Roku direkt gegen Alphabet/ Google und sein AndroidTV/ GoogleTV. Wir werden in Zukunft sehen, wohin die Reise mit Roku noch gehen wird, aber der erste Auftritt des US-Giganten in Europa ist gut durchdacht und dürfte so einige Kunden von ihren Fire TV-Sticks weglocken.