Beamer sind nett, aber viele Geräte benötigen nach einer Weile zwingend eine neue Lampe. Nicht so der ViewSonic X1: Er ist der erste LED-Beamer der Firma für das Heimkino. Mit 3.100 Lumen wird er ordentlich hell, bietet darüber hinaus eine weite Farbraumabdeckung, Harman/Kardon-Lautsprecher und Smart-Funktionen.
Das gefällt uns
- Hoher Kontrast
- Satte Farben
- Gute Helligkeit
- Übersichtliches Menü
- Anschlussvielfalt
- Smart-Funktionen
- Solide Lautsprecher
Das gefällt uns nicht
- Derzeit wenige Apps zur Auswahl
- Im Test fehlerhafter Ton an Windows 11-Laptops, mutm. aufgrund eines Microsoft Treiberproblems (mittlerweile laut ViewSonic behoben)
Für 1.239* Euro entspricht er der gehobenen Heimkino-Konkurrenz, bietet aber auf dem Papier „nur“ eine 1080p-Auflösung. Wie sich der „ewige“ Beamer im Alltag schlägt, zeigt unser Test.
Bevor wir loslegen, könnt ihr euch das Datenblatt des ViewSonic X1 noch in der ausklappbaren Tabelle ansehen.
Normalerweise gibt es zur Optik eines Beamers nicht viel zu sagen: Hier reichen ebenfalls zwei Worte: Professionell & hochwertig. Zwar erfindet der ViewSonic X1 das Rad nicht neu, die hochwertige weiße Kunststoffoberfläche und das modern zerklüftete Design gefallen aber.
Trotz kleiner Extravaganzen wie dem asymmetrischen Vorderaufbau sollte er sich optisch also bestens in viele Wohnzimmerstile einfügen.
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Anschlüsse & Lieferumfang
Anschlussseitig bringt der X1 alles mit, was man sich von einem Beamer im Jahr 2022 wünscht. Es werden euch zwei HDMI-2.0-Anschlüsse für die Verbindung mit Laptops, AV-Receivern, Grafikkarten oder Spielekonsolen geboten. Diese erreichen eine maximale Auflösung von 4K bei einer Bildwiederholrate von 60 Hz. In Full-HD-Auflösung sind theoretisch auch höhere Bildraten bis 240 Hz drin, wobei der X1 maximal 120Hz schafft.
Eine RS232-Schnittstelle kann zur Steuerung des Beamers sowie für die Verbindung mit einigen AV-Receivern genutzt werden. Mit dem USB-A 2.0-Anschluss könnt ihr eure Smartphones anschließen und Medien abspielen.
Zwei 3,5-mm-Klinkenanschlüsse dienen als analoger Ton-Ein- wie Ausgang. Das Besondere im Vergleich zu fast allen anderen Beamern ist der USB-C-Anschluss. Er kann eine einfache Verbindung mit Laptops, Grafikkarten oder Apple MacBooks ermöglichen.
Beim Lieferumfang gibt es dann auch eine kleine Überraschung, denn es liegt lediglich ein USB-C-Kabel bei. Das ist zwar anschlussmäßig State-of-the-Art, aber ich würde bezweifeln, dass alle ViewSonic-Fans bereits einen USB-C-Anschluss an ihrem Zuspielgerät haben. Ein HDMI-Kabel wäre dementsprechend praktischer gewesen. Behaltet also am besten im Hinterkopf, dass ihr euch ein solches dazukauft, falls ihr keines mehr Zuhause habt.
Ebenfalls mit dabei: Das Kaltgerätekabel, Papierkram und natürlich die Fernbedienung. Sie ist schön kompakt gehalten und vor allem: beleuchtet. Damit behaltet ihr also auch in dunkler Kino-Atmosphäre den Überblick.
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Tagestaugliche Lampe mit LED-Technik
Der ViewSonic X1 erreicht maximal 3.100 ANSI-Lumen. Das ist ein ordentlicher, wenn auch kein Spitzenwert. Ich muss aber sagen, dass die Lampe gefühlt heller wird als ein Großteil der klassischen Halogen-Konkurrenz. Die technische Basis bildet im X1 nämlich eine LED-Konstruktion.
Sie sitzt hinter einem DLP-Rad, welches das Licht in rot, grün oder blau einfärbt. So wird es weitergeleitet und auf der Leinwand ausgegeben. Das Licht trifft also in Schichten auf die Projektionsfläche. Davon merkt ihr aber im normalen Betrieb nichts, sondern nehmt nur das komplett farbige Bild wahr.
Quelle: Texas Instruments/YouTube
Die Helligkeit reicht aus, um auch am Tag ein ordentliches Bild an die Wand zu werfen. In der prallen Mittagssonne solltet ihr allerdings keine Zauberei erwarten. Dann ist das Bildergebnis meist ausgeblichen. Wer also draußen Fußball schauen möchte, sollte bis zum Abendspiel warten.
Sehr positiv ist anzumerken, dass die Ausleuchtung absolut gleichmäßig ist. Hier scheint die LED-Technik bereits klare Vorteile im Vergleich zu anderen Beamer-Systemen zu bieten. Auch der berüchtigte Regenbogeneffekt (RBE) ließ sich im Test nicht feststellen. Auch bei schnellen Kopfbewegungen oder beim Blinzeln bleiben die Farben stabil.
Bedienung: Übersichtliches und umfangreiches Menü
Das smarte Menü des X1 ist gut gelungen. Es basiert auf einer Beamer-Variante von Android und hat dementsprechend einige Ähnlichkeiten zum Smartphone-OS. Ihr erreicht es, indem ihr den Home-Button auf der Fernbedienung drückt.
In ihm könnt ihr Apps herunterladen, einen Browser (Chrome) nutzen oder Medien von USB-Sticks abspielen. Leider ist die App-Auswahl bislang sehr eingeschränkt. Lediglich 47 Apps* stehen im hauseigenen Store zur Verfügung. Es fehlen dabei Amazon Prime Video, YouTube (die russische Variante RuTube, die zu Gazprom-Media gehört, ist hingegen vorhanden -.- ) oder auch Sport-Apps wie DAZN. Disney+ und Netflix gibt es aber immerhin.
Und die anderen könnt ihr meist über den Browser nutzen oder euer Smartphone via Screen-Mirroring verbinden. Wobei die Auflösung hier etwas höher hätte sein dürfen. Neben diesem smarten Menü gibt es natürlich auch noch eine Hardware-Einstellung. Sie öffnet sich, sobald ihr das Zahnrad auf der Fernbedienung oder direkt auf dem X1 antippt.
In sieben Menüs könnt ihr wirklich fast alles am ViewSonic-Beamer einstellen. Von der Farbtemperatur über Stand-By-Modi bis hin zu Präsentationsmodi oder der sehr genauen manuellen Trapezkorrektur wird euch viel Freiraum gelassen.
Die automatische Trapezkorrektur macht aber auch einen guten Job, der in den allermeisten Fällen für eine akkurate Ausrichtung des Bildes sorgt. Zudem kann der Beamer auch um die Ecke noch Bilder projizieren. Er muss also nicht gerade auf eine Leinwand ausgerichtet sein. Zweifach einstellbare Vorderbeine sorgen parallel für weitere Möglichkeiten, den X1 an eure Projektionssituation anzupassen.
Für den normalen Film-/Serienkonsum bin ich mit dem Modus „Film“ sehr gut gefahren. Der Kontrast ist gelungen und die Farben machen gerade in abgedunkelten Räumen viel Spaß. Falls ihr einen genaueren Überblick über alle Möglichkeiten haben wollt, empfehle ich den Blick in die Bedienungsanleitung.
Ausgesprochen helles und farbenfrohes Bild
Filme machen mit den satten, fast schon OLED-haften-Farben des Viewsonic richtig Spaß. Wie bereits erwähnt, habe ich hierfür den Modus „Film“ genutzt und die Farbtemperatur auf 6500K gestellt. Auf den Sportmodus habe ich hingegen eher verzichtet. Die Latenz war zwar sehr gering und es gab kaum Schlieren bei schnellen Bewegungen, aber die Farben waren arg verfälscht.
In den Modi Gaming und TV waren die Farben insgesamt akkurater und das Bild dennoch sehr hell. Dafür wanderte der Weißpunkt stark ins Bläuliche. Wollt ihr also die natürlichste Farbwiedergabe, dann setzt am besten auf „Film“. Lasst euch von den leichten Farbverschiebungen auf den Bildern übrigens nicht täuschen: Diese haben mit dem schnellen Verschluss der Kamera in Kombination mit dem DLP-Farbrad des Beamers zu tun. In Natura wirkt das Bild absolut homogen.
HDR ist ebenfalls gelungen. Die Farben sind intensiv, ohne dass sie übertrieben und unrealistisch wirken. Außerdem könnt ihr das Bild auch in 4K-Auflösung wiedergeben. Der X1 rechnet dann die 1080p-Darstellung für euch hoch. Schnelle Bildwiederholraten waren mit dem USB-C-Kabel aber nicht wirklich drin. Zwar können 120Hz in 1080p erreicht werden, was in CS:GO und Co. einen Vorteil bringen kann, doch dafür benötigt ihr ein zusätzliches HDMI-Kabel.
Die maximale Bildgröße beträgt knapp 3,80 Meter. Bei knapp drei Metern Abstand bekommt ihr schon ein Bild mit ca 100 Zoll Diagonale. Dieser Abstand sollte sich in den meisten Zimmern einrichten lassen. Als minimaler Abstand sind 1,53m drin, dann erwarten euch knappe 60 Zoll Bildgröße. Für sehr enge Räume ist der X1 damit nur bedingt geeignet. ViewSonic hat für derartige Aufstellsituationen aber auch noch den X2 im Angebot. Er verfügt über dieselbe Lampe und teilt sich fast den gesamten Aufbau mit unserem Testmodell X1 – nur dass er explizit für die Kurzdistanz gebaut wurde. Im umfangreichen Distanzrechner könnt ihr das Bild für euren Raum genau ausrechnen.
Wer über eine glatte Tapete verfügt, kann die Bilder direkt an die Wand werfen. Natürlich sind Unebenheiten aus der Nähe aber dann deutlich zu sehen. Mit meiner Raufasertapete konnte ich die Wandprojektion also nicht bewerkstelligen. Falls das bei euch ähnlich ist, rate ich zu einer vernünftigen Leinwand.
Ich habe eine Celexon Stativ-Leinwand genutzt. Sie lässt sich schnell und einfach aufbauen, ermöglicht ein helles, homogenes Bild – und kann bei Bedarf wieder kompakt verstaut werden.
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Der Klang ist besser als erwartet
Interne Lautsprechern sind bei Beamern selten der Hit: Klar, denn die meisten schließen ihren Projektor an ihren AV-Receiver mit externen Speakern an. Doch für die abendliche Gartenparty müssen auch mal die internen Lautsprecher herhalten. Und die sind – Überrraschung – gar nicht mal so schlecht. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenzmodellen hat ViewSonic gleich zwei verbaut. Diese liefern jeweils 6W Leistung und sollen von der Audioschmiede Harma/Kardon abgestimmt worden sein.
Auf solche Labels gebe ich selten etwas, hier ist das Resultat aber wirklich brauchbar. Eine leichte Stereobühne baut sich vor euch auf und ist sogar etwas breiter als der X1 selbst. Sitzt ihr beim Zocken direkt hinter dem Beamer, dann sind Stimmen gut verständlich, Höhen nicht zu schrill und selbst ein Hauch von Hochbass deutet sich an.
Der Klang reicht somit also zum Zocken oder gelegentlichem TV-Schauen. Für echtes Kino-Gefühl müsst ihr allerdings eine vernünftige Anlage anschließen.
Leider gibt es jedoch noch einen Haken: Beim Anschluss über USB-C knacken die Lautsprecher mit mehreren Windows-11-Zuspielgeräten gleichermaßen. Hier scheint es einen Bug zu geben, der nur mit Windows 11 auftritt – und auf Dauer wirklich nervt. Via anderer Anschlüsse und mit Windows-10-Laptops besteht diese Problematik zum Glück nicht. Auch MacOS-Geräte funktionieren anstandslos. Hoffen wir also, dass sich Microsoft dem Tonfehler bald annehmen wird.
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Hörbar, aber nicht nervig
Die Lampen von Beamern produzieren Hitze und müssen daher gekühlt werden – logisch. Doch die hier genutzte LED-Technik ist deutlich sparsamer und produziert damit auch weniger Abwärme. Dazu gilt: Ein Beamer ist meist umso lauter ist, je heller ihr das Bild einstellt. Mehr Licht bedeutet nämlich mehr Energie und mehr Wärme.
Aufgrund der LED-Technik nutzt der X1 aber nur eine Lüfterstufe – und die kann man als erträglich bezeichnen. In leisen Film- oder Spielszenen werdet ihr ein leichtes Rauschen vernehmen, das aber nie nervig hochfrequent wird. Aus etwa 1,5 Metern Entfernung verliert sich die Beamer-eigene Geräuschkulisse zum Beispiel schon etwas.
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Lampentausch nicht nötig
Die Lampe hat im Normalmodus eine Lebenserwartung von bis zu 30.000 Stunden. Damit liegt sie etwa sechs Mal so hoch wie bei Konkurrenzprodukten mit klassischer Halogenlampe. Anders ausgedrückt: Ihr könnt dreieinhalb Jahre im Dauerbetrieb oder über 20 Jahre mit vier Stunden Betrieb am Tag auskommen. Damit sollte sich ein Lampentausch für fast alle Anwender*innen beim X1 erledigt haben.
Zum Vergleich: Selbst in Ultra-Sparmodi kommen andere Beamer selten über 10.000 Betriebsstunden. Im hellen Modus ist dort meist gar schon nach 2.000 Stunden ein Lampenwechsel nötig.
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Fazit ViewSonic X1: Der Beamer mit der „ewigen Lampe“
ViewSonics X1 ist der perfekte Beamer für alle, die ihren Projektor täglich und auch für längere Zeit nutzen. So bietet er sich etwa als TV-Ersatz gut an. Dank smarter Features habt ihr einige Apps zur Auswahl, die euch den Griff zum Dongle ersparen. Der Star im Ensemble ist aber die Lampe: Denn sie liefert nicht nur sehr gute, kontrastreiche Bilder und satte Farben, sondern hält auch noch eine gefühlte Ewigkeit durch. Knapp 20 Jahre könntet ihr im Normalbetrieb von vier Stunden am Tag mit dem X1 auskommen.
Dabei wird der Lüfter nie zu laut, die Aufstellmöglichkeiten passen und die Bedienung liegt mit der beleuchteten Fernbedienung auf einem guten Niveau. Zwar bietet der ViewSonic-Beamer „nur“ eine 1080p-Auflösung, kann allerdings auch 4K-Bilmaterial mit HDR wiedergeben. Im Vergleich zu den vielen Fake-4K-Beamern in der Preisklasse des ViewSonics muss er sich damit vor keinem Konkurrenten verstecken – und bietet aufgrund der LED-Lampe mit Abstand die schönsten Farben.
Für Gaming-Fans, die unbedingt schnellste Reaktionszeiten benötigen, um maximal smooth durch CS:GO und Co. zu flitzen, ist der ViewSonic allerdings nur eingeschränkt zu empfehlen. Hier lohnt sich dann eher ein Blick zum Gaming-Beamer ViewSonic X10-4K. Interessierte mit kleinen Räumen und Projektionsabständen sollten zudem einen Blick auf die Kurzdistanzversion ViewSonic X2 werfen. Sie bietet dieselbe herausragende LED-Lampe, bringt aber bereits ab 90cm Abstand ein 60‘‘-Bild zustande.
Darüber hinaus wäre die Beilage eines HDMI-Kabels noch schön gewesen. Zwar ist das USB-C-Kabel eine nette Dreingabe, doch im Zusammenspiel der Schnittstelle mit zwei Windows 11-Notebooks offenbarten sich bei der Übertragung in unserem Test Sound-Aussetzer. Auf Windows 10 oder MacOS bestand das Problem dafür nicht – es scheint also an Microsofts neuestem Betriebssystem zu liegen. Laut ViewSonic soll Microsoft hier wohl mittlerweile auch nachgebessert haben. Zumindest berichten andere User nicht von dieser Problematik. Auf Windows-11-Geräten solltet ihr also aktuell ebenfalls einen sauberen Ton bekommen.
Alles in allem ist der ViewSonic-Beamer ein sehr gutes Gesamtpaket. Gerade Cineast*innen dürfen sich über herausragende Farben, einen sehr guten Kontrast und viele Einstellmöglichkeiten freuen.
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*Alle Preise: Stand 07/2022