Du willst dir einen neuen Komplett-PC zum Zocken kaufen, weißt aber nicht genau, worauf du achten sollst? Das Budget spielt zwar eine große Rolle, viele Fehler lassen sich mit der richtigen Vorbereitung aber trotzdem vermeiden.
Dein alter PC ist gerade abgeraucht oder du hast dich beim Gedanken an den Bastelaufwand schnell von einem Selbstbau-PC verabschiedet? Auch wenn ein Komplett-PC dir eine Menge Zeit und Recherchearbeit erspart, solltest du nicht komplett planlos den erstbesten Fertig-PC kaufen. Ich spreche aus Erfahrung, immerhin war mein erster Gaming-PC auch ein Fertig-PC. Eine gute Wahl war er allerdings nicht.
Komplett-PC: Auf diese Eigenschaften solltest du achten
Um die Auswahl der vielen Gaming-PCs sinnvoll auszudünnen, solltest du dir vorab mehrere Fragen stellen: Welche Spiele willst du in welcher Auflösung spielen? Wie häufig musst du das Gerät von A nach B schleppen? Zockst du lieber mit Headset oder Lautsprechern? Wie viele Jahre willst du das Gerät nutzen? Wo wird der Gaming-PC stehen? Letztendlich bleibt der entscheidende Faktor zwar das vorhandene Budget. Mit der Beantwortung der Fragen kannst du aber abwägen, auf welchen Eigenschaften (Leistung, Design, Lautstärke etc.) der Fokus liegen sollte.
Wie viel Leistung kann ich mir leisten?
Beginnen wir mit dem wichtigsten Punkt: Der Leistung. Ein schneller Prozessor ist zwar wichtig für Titel, bei denen viele Objekte berechnet werden müssen (Strategiespiele, Shooter und Wirtschaftssimulationen), wirklich entscheidend für die meisten Spiele ist aber die Grafikkarte. Generell lassen sich drei Leistungsklassen festhalten und nach Auflösung und Detaillevel einteilen:
- Full HD / hohe Details: Wer auf das Geld achten muss, greift zum AMD Ryzen 5 8500G (AM5) / Ryzen 5 5600 (AM4) oder zum Intel Core i5-14400(F) / i5-13400(F). Als Grafikkarte sind die GeForce RTX 4050 / RTX 3050 oder eine AMD Radeon RX 6500 (XT) / RX 7500 (XT) empfehlenswert. Mehr Zukunftssicherheit und höhere Detailstufen in Spielen bieten allerdings ein AMD Ryzen 5 7600X oder Intel Core i5-14600(K/KF) und die RTX 4060 bzw. die Radeon RX 7600 (XT). 8 GB RAM sollten es mindestens sein.
- (U)WQHD / hohe Details: Für flüssiges Gaming in 1440p in aktuellen Triple-A-Titeln solltest du gut gerüstet sein. Als Prozessor sind Intel Core i7-14700(K/KF) / i7-13700(K/KF) oder AMD Ryzen 7 7800X3D eine sichere Bank. Bei den Grafikkarten ist mehr immer besser, mindestens sollte eine GeForce RTX 4060 / RTX 3060 oder eine Radeon RX 7700 XT / RX 6700 XT zum Einsatz kommen. Wer nicht gleich wieder aufrüsten möchte, greift zur RX 7800 XT / RX 6800 XT oder RTX 4070 Ti (Super) bzw. RTX 3070 (Ti). Beim Arbeitsspeicher solltest du auf 16 GB setzen.
- 4K-UHD / mittlere bis hohe Details: Diese Grafikeinstellungen verlangen Gaming-PCs ordentlich was ab. Als CPU ist Intel Core i7-14700(K/KF) / i7-13700(K/KF) für die Auflösung jedoch immer noch mehr als ausreichend, da die Grafikkarte die meiste Arbeit übernimmt. AMD Ryzen 7 7800X3D oder 7 9800X3D sind ebenfalls eine sehr gute Wahl. Bei den Grafikkarten kommen Radeon RX 7800 XT / RX 7900 XT(X) oder Nvida RTX 4080 (Super) bzw. RTX 4090 in Frage.
Alles in allem muss das Gesamtsystem stimmen. Die Leistung von Prozessor und Grafikkarte sollten zueinander passen, damit kein Flaschenhals entsteht. Einen Core i3 mit einer RTX 4080 zu paaren, ist nicht unbedingt sinnvoll, einen Ryzen 5 mit einer RX 7600 XT hingegen schon. Obwohl man meinen sollte, dass diese Probleme bei vorkonfigurierten PCs nicht auftreten sollten, ist das nicht immer auszuschließen.
Wie lange möchte ich den PC nutzen?
Es mag für viele Gamer eher nebensächlich erscheinen, aber beim Kauf von Fertig-PCs misst sich das Preis-Leistungs-Verhältnis vor allem daran, wie lange du den Gaming-PC nutzen wirst. Kleines Gehäuse, OEM-PC, wenig Schnittstellen? Damit verabschieden sich meistens auch die Aufrüstoptionen. Generell bieten Fertig-PCs von OEMs wie Acer, MSI, HP und Co. kaum Individualisierungsmöglichkeiten und Komponenten sind häufig nur schwer austausch- oder nachrüstbar. Das liegt daran, dass die Bauteile aufeinander zugeschnitten sind und somit nur wenig Platz für größere Komponenten vorhanden ist.
Komplett-PCs von Medion oder Hyrican, die zum Großteil aus Retail-Hardware in größeren Midi-Towern zusammengebaut wurden, sind langfristig gesehen die bessere Wahl. Obwohl sie in der Anschaffung etwas teurer sind, kann das Nachrüsten einer Grafikkarte die Lebensdauer des Fertig-PCs um weitere Jahre verlängern. Das dürfte auch für die meisten Laien machbar sein. Da die Entwicklungssprünge bei Prozessoren nicht so stark wie bei Grafikkarten sind, ist eine schnelle CPU gut und gerne bis zu fünf Jahre nutzbar.
Das Nachrüsten von schnelleren Grafikkarten klappt allerdings nur, wenn das Netzteil noch genügend „Puffer-Leistung“ für leistungshungrigere Grafikkarten zur Verfügung stellt. Netzteile mit weniger als 500 Watt können dann schnell einen Flaschenhals darstellen. Achte hier genau auf die Shop-Beschreibung mit dem Chipsatz, der sonstigen Ausstattung und der jeweiligen Anzahl von Steckplätzen. Wenn du die Anschlüsse der vorhandenen Komponenten abziehst, kannst du ungefähr abschätzen, welche Erweiterungsmöglichkeiten noch vorhanden sind. Zugegeben: Oft ist das Nachrüsten einer Grafikkarte aus Platzgründen in Fertig-PCs nicht möglich und die Steckplätze auf dem Mainboard oder die Stromanschlüsse des Netzteils sind abgespeckt.
Welche Ausstattung benötige ich?
7.1-Soundchip, Bluetooth oder WLAN sind Features, die nicht jeder Fertig-PC bietet und auch nicht jeder Zockende benötigt. Viele sind im Zweifel aber Nice2Have oder lassen sich zumindest später nur unschön extern durch USB-WLAN-Sticks oder -Bluetooth-Empfänger lösen. Das Nachrüsten von internen Karten ist bei Komplett-PCs kaum möglich, daher solltest du abwägen, was du vielleicht auch in absehbarer Zukunft nutzen wirst.
Abgesehen davon spielen aber noch andere Features eine Rolle. Schnelle USB-3.X-Anschlüsse sollten zumindest als Typ-A an der Vorderseite vorhanden sein. Bei der SSD solltest du mindestens auf 512 GB Speicher setzen. Falls du viele aktuelle AAA-Titel parallel installiert haben willst, sind 1 oder 2 TB die langfristig gesehen bessere Wahl. Eine dedizierte Soundkarte ist hingegen häufig nur sinnvoll, wenn du Studiokopfhörer mit mehr als 32 Ohm als Headset am PC nutzen willst.
Komplett-PC mit Lüftkühler oder doch besser AiO?
Das gilt ebenfalls für das Kühlkonzept. Achte beim Kauf besonders auf die vorhandenen Kühler. Ein CPU-Kühler mit einem kleinen 90mm-Lüfter oder mickrige 80mm-Lüfter auf der Rückseite des Gehäuses lassen unter Last häufig eine höhere Lautstärke und höhere Temperaturen erwarten. Das Gleiche gilt für OEM-Grafikkarten mit einem kleinen Radiallüfter. Besser sind Retail-GPUs mit zwei oder mehr Lüftern, da sie beim Zocken nicht so laut werden.
Bei leistungsstärkeren Systemen sind verbaute All-in-One-Wasserkühlungen (AiO-WaKüs) mit mindestens 240mm eine sinnvolle Option, da sie die Hardware effizienter kühlen und im Betrieb nicht so laut werden. Setzen diese nur auf einen kleinen 120er oder 140er Radiator, sind sie großen CPU-Kühlern aus Eigenbau-PCs trotzdem unterlegen. AiOs haben im Vergleich zu Luftkühlern zudem immer den Nachteil, dass wie gewartet werden müssen und anfälliger für Ausfälle sind. Geht bspw. die Pumpe kaputt, musst du die gesamte AiO austauschen. Bei einem normalen CPU-Kühler lassen sich einzelne ausgefallene Lüfter hingegen oft noch schnell und günstig auswechseln.
Die ist das alles zu unsicher oder du findest nicht den richtigen Fertig-PC für dein Budget? In unseren Augen bist du mit einem Selbstbau-PC immer besser beraten. Trotz oftmals mehr Aufwand und vielleicht auch höheren Anschaffungskosten fährst du angesichts besserer Qualität und höherer Wartungsfreundlichkeit auf lange Sicht fast immer besser. Wir können aber auch die Bequemlichkeit und Zeitersparnis verstehen, die einen Komplett-PC für viele Gamer zur naheliegenderen Wahl machen.
Es lohnt sich daher auch immer wieder nach B-Ware in unserem Shop Ausschau zu halten. Hier kannst du mitunter schnelle Gaming-PCs mit einem willkommenen Rabatt ergattern, und das nur wegen eines Kratzers oder eines beschädigten Kartons.
Worauf Vor- und Nachteile es bei Komplett-PCs im Vergleich zu Selbstbau-PCs gibt, haben wir in diesem Beitrag für dich zusammengefasst. In unserer Bestenliste für Fertig-PCs findest du zudem unterschiedliche Kaufempfehlungen aus den relevanten Preisbereichen.