OLED-Panels sind das neue Non-Plus-Ultra bei Gaming-Monitoren. Reaktionsschnelligkeit, sehr gute Farbdarstellung und hohe Kontraste sind aber nur ein paar der Vorteile, gleichzeitig ist (noch) nicht alles perfekt. Wir klären den aktuellen Stand und für wen sich ein OLED-Displayl lohnt.
Die meisten von euch werden die langjährigen Panel-Typen im Monitor-Markt kennen. TN-, VA- und IPS-Panel haben spezifische Vor- und Nachteile und sind im Gaming-Bereich für unterschiedliche Zielgruppen und Spiele-Genres empfehlenswert. Worin die Unterschiede und Gemeinsamkeiten bestehen, haben wir in diesem Artikel von einiger Zeit schon beleuchtet. Nun drängt aber eine „neue“ Panel-Technologie auf den Markt: OLED (organische LED). Bei TVs und Smartphones sind OLED-Panel schon länger anzutreffen, im Bereich der Gaming-Monitore stecken sie jedoch noch in den Kinderschuhen.
Mittlerweile bringen immer mehr Hersteller OLED-Monitore mit unterschiedlichen Eigenschaften auf den Markt. Nicht nur für professionelle Bildbearbeitung, auch zum Zocken sollen die Panel sehr gut geeignet sein. Geworben wird neben hohen Bildwiederholraten und niedriger Reaktionszeit auch oft mit HDR-Unterstützung, sehr hoher Farbtreue oder einer weiten Abdeckung des DCI-P3-Farbraums.
Wir haben uns beispielhaft die beiden neuen Acer Predator X27(Ubmiipruzx) und X45(bmiiphuzx) organisiert, um zu klären, warum OLED nicht nur eine weitere Display-Technologie ist, sondern den bestehenden in vielen Disziplinen überlegen ist. Der Acer X45 zeigt dafür gleich mal, was aktuell unter anderem schon möglich ist: Riesige 44,5″-Diagonale im 21:9-Format, 240 Hz, bis 0,01ms Reaktionszeit (0,03 ms GtG), HDR10 & AMD FreeSync Premium.
Doch was macht den Monitor und generell OLED-Panels nun besser als Monitore mit IPS-, VA- oder TN-Panel?
OLED-Display: Die Vorteile
Sehr hohe Reaktionsgeschwindigkeit
Wer schon mal an einem Monitor mit VA-Panel gespielt hat, dem sind vielleicht die Schlieren aufgefallen, die bei schnellen Bewegungen auftreten können. Dabei handelt es sich im Fachjargon um Ghosting, also die geisterhafte Darstellung von Bewegungen, die vor allem beim harten Übergang von hellen und dunklen Inhalten aufgrund einer ungleichmäßigen und groben Ausleuchtung des Panels auftritt.
OLED-Displays setzen auf selbstleuchtende Pixel, die eine extrem hohe Reaktionsgeschwindigkeit besitzen. Selbst schnelle IPS-Displays mit 1ms Reaktionszeit sind hier noch deutlich langsamer als bspw. das Panel des X45 mit 0,03 ms (GtG).
Gleichzeitig hat es bei TN-, VA- und IPS-Panels viele Jahre gedauert, bis Gaming-Monitore mit hohen Bildwiederholraten von 240 Hz und mehr auf dem Markt angekommen sind. Die meisten OLED-Gaming-Monitore gehen direkt mit 240 Hz an den Start, gleichzeitig wurden schon OLED-Displays mit 360 Hz angekündigt. Zwar gibt es TN-Panels mit bis zu 500 Hz, es dürfte jedoch nur eine Frage der Zeit sein, bis auch OLED-Panele in diese Region vorstoßen. Schon mit 240 Hz sind Tearing und Ghosting aber kaum noch ein Thema und höhere Bildwiederholraten nur für absolute Profis im eSport-Bereich relevant.
Sehr hoher Kontrast und kein Backlight-Bleeding
Die meisten wissen es vermutlich bereits: Durch die selbstleuchtenden organischen LEDs sind OLED-Monitore in der Lage, perfektes Schwarz darzustellen. Das sehr hohe Kontrastverhältnis klingt auf dem Papier schön und gut, was es aber wirklich bedeutet, wird bei Spielen wie Red Dead Redemption 2, Cyberpunk 2077 und Co. klar. Dunkle Szenen wirken extrem atmosphärisch und werden nicht von unnatürlichen Lichthöfen gestört.
Das sogenannte Backlight-Bleeding tritt in unterschiedlichen Formen bei den meisten LC-Displays auf und ist unter anderem auch als IPS-Glow oder Clouding bekannt. Das ist der Fall, weil LEDs hinter den Pixeln sitzen und für die Ausleuchtung größerer Bereiche zuständig sind. Mit Hilfe von MiniLED versucht man, dieses Problem mittels besonders kleiner LEDs in der Hintergrundbeleuchtung zu umgehen. Diese lassen sich in Zonen dimmen oder komplett ausschalten, um zusätzlich den Kontrast zu erhöhen.
Eine gänzlich andere Technik ist MicroLED: Hier werden – wie bei OLED-Panelen – selbstleuchtende Pixel eingesetzt. Mit dem Unterschied, dass sie nicht aus organischem Material bestehen. Die (Massen-)Fertigung steht allerdings noch am Anfang und ist daher sehr teuer. Bevor MicroLED in unsere Wohn- und Arbeitszimmer kommt, dürften also noch einige Jahre vergehen.
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Maximale Helligkeit und HDR
Für das hohe Kontrastverhältnis von OLED-Panelen sorgt – neben dem satten Schwarz – auch oft eine sehr hohe maximale Helligkeit. Der Predator X45 leuchtet maximal mit 1000 nits und ist mit HDR10 zertifiziert. Die Sache hat jedoch einen Haken. Das OLED-Panel kann die 1000 nits Helligkeit nur auf 3% der Bildschirmfläche anzeigen. Je höher der Weißanteil der gesamten Bildschirmfläche, desto geringer fällt die Helligkeit aus. Nichtsdestotrotz kann der HDR-Modus vor allem in Spielen, Filmen und Serien punkten, da hier oft nur kleine Flächen mit hoher Helligkeit dargestellt werden.
Ein Vorteil ist dafür zumindest bei Serien und Zwischensequenzen in Spielen aktuell das 21:9-Format. Da diese oft noch im 16:9-Format vorliegen oder gerendert sind, bleiben an den Rändern schwarze Flächen. Die verringern den prozentualen Anteil heller Flächen und lassen diese somit heller strahlen.
Sehr gleichmäßige Ausleuchtung
Ein weiterer Vorteil der selbstleuchtenden Pixel ist die gleichmäßige Ausleuchtung, die dadurch ermöglicht wird. Selbst das riesige 44,5″-Panel des Predator X45 hat nur eine maximale Abweichung von 3% bei einer Helligkeitsmessung von ca. 400 nits im jeweiligen Abschnitt. Die maximale Abweichung beträgt weniger als 14 nits.
Sehr gute Farbdarstellung
Da wir schon viele OLED-Displays (vor allem in Notebooks) gemessen und kalibriert haben, kennen wir die oft extrem akkurate Farbdarstellung. So kommen die meisten OLED-Displays ab Werk schon mit einer hohen Farbtreue (Delta E<1) daher. Gleichzeitig ist auch die Farbabdeckung der anspruchsvollen Farbräume Adobe RGB und DCI-P3 oft sehr gut und liegt fast immer im Bereich von 90-100%. Die beiden Acer-Monitore haben native 10bit Farbtiefe, der gemessene X45 kommt auf 97% DCI-P3. Das erreichen nur sehr teure IPS- und VA-Panels.
Ähnlich wie der sehr gute Schwarzwert sorgt auch die akkurate Farbdarstellung für ein visuelles Plus und lässt vor allem bunte Welten deutlich lebendiger erscheinen.
Flexible Einsatzmöglichkeiten
Lässt sich ein TN-Panel mit 300 Hz auch für farbkritische Arbeiten nutzen? Nein, da weder die Farbtreue noch die Farbraumabdeckung dafür ausreichend sind. Schwarz wirkt oft eher wie dunkles Grau und Farben werden teilweise blass dargestellt. Das gilt aber nicht nur für Bild- und Videobearbeitung, sondern auch für den generellen Medienkonsum. Einen Horrorfilm in einem abgedunkelten Raum an einem Monitor mit IPS- oder TN-Panel zu schauen, macht einfach nicht so viel Spaß wie an einem OLED-Monitor.
Damit ist ein OLED-Gaming-Monitor deutlich flexibler einsetzbar und auch dazu in der Lage, einen dedizierten Zweitmonitor für die Bild- und Videobearbeitung zu ersetzen. Man sollte allerdings auf die Krümmung achten. Der Acer Predator X45 ist mit seiner 800R-Krümmung z.B. nur bedingt für Grafikdesign und Co. zu empfehlen, der X27U ohne Krümmung ist dafür hingegen ein einwandfreier Kandidat.
Große Modellvielfalt absehbar
Ebenfalls nicht ganz unwichtig: Die Modellvielfalt. Es ist schon jetzt absehbar, dass Hersteller mit OLED-Panels als Premium-Feature in neue Gaming-Monitor-Sphären vorstoßen werden. Das zeigt bereits der Predator X45 mit seinen einzigartigen Ausmaßen. Andere Hersteller gehen mit 49″-Geräten im 32:9-Format sogar noch einen Schritt weiter ins Extreme.
Parallel dazu gibt es nicht nur mit dem X27U auch normale 27″-Monitore im 16:9-Format mit 1440p-Auflösung. Allen gemein sind Highend-Eigenschaften wie hohe Hz-Zahlen und eine niedrige Reaktionszeit.
Die ersten OLED-Monitore für den Mainstream kamen sogar als TV-Ersatz mit über 40″, 16:9-Format, UHD-Auflösung und 120 Hz daher. Mittlerweile unterstützen OLED-TVs aber auch schon 120 Hz, weshalb die Grenzen zumindest in diesem „Wohnzimmer-Segment“ mehr und mehr verschwimmen.
Soweit zu den Vorteilen von OLED-Displays mit aktuellem Stand Ende 2023. OLED-Panels sind aber nicht frei von Makeln, die je nach Gerät, Panel und Erscheinungsjahr mehr oder weniger ausgeprägt sein können.
Wir haben die wichtigsten Nachteile zusammengefasst:
OLED-Display: Die Nachteile
Temporary Image Retention & Burn-In
Das größte Problem, dass viele aktuell noch von der Anschaffung eines OLED-Monitors abhalten dürfte, ist Permanent Image Retention (PIR) bzw. Burn-In. Burn-In bedeutet, dass sich statische Elemente, die sehr lange angezeigt wurden, in das Panel „einbrennen“. Sie scheinen dann noch „geisterhaft“ durch, obwohl bereits ein anderer Inhalt angezeigt wird – und zwar dauerhaft.
Davon abzugrenzen ist Temporary Image Retention (TIR), bei dem die geisterhaften Inhalte temporär angezeigt werden. Viele OLED-TVs verfügen daher über sogenannte „compensation cycles“ (von Herstellern mit Pixel Refresher, Bildoptimierung etc. unterschiedlich benannt), die im ausgeschalteten Zustand durchlaufen und die Pixel „erneuern“, damit die geisterhaften Inhalte verschwinden.
Bei Gaming-Monitoren ist das Thema natürlich noch deutlich relevanter, da es in vielen Spielen mit HUDs, Minimaps, aber auch der Taskleiste in Windows wesentlich mehr statische Inhalte gibt. Aus diesem Grund setzen OLED-Monitore ebenfalls auf diverse Refresh-Funktionen. Bei Acer gibt es bspw. im Menü eine Funktion namens „Image Retention Refresh“, die sich manuell starten lässt. Da die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Burn-In erst nach längerem Gebrauch steigt, sind gesicherte Aussagen dazu aktuell kaum möglich.
Wer das Thema weiter verfolgen möchte, dem empfehlen wir den aktuellen Langzeittest von Rtings.com (EN). Dort werden neben 100 TVs auch einige Gaming-Monitore im Hinblick auf Burn-In einem mehrjährigen Test unterzogen. Die aktuellen Ergebnisse zu den Monitoren findet ihr hier. Die Kurzversion: Nach bisher 6 Monaten im dauerhaften Stresstest zeigen die drei OLED-Monitore nur minimale Burn-In-Erscheinungen. Burn-In ist also weiterhin ein Thema, der Stresstest bleibt jedoch ein Ausnahmefall und im Alltag dürften nur wenige Nutzer PIR tatsächlich bemerken.
Wichtig: Da die Pixel Refresher im ausgeschalteten Zustand der TVs und Monitore durchgeführt werden, solltet ihr euren OLED-TV und OLED-Gaming-Monitor über Nacht an einer eingeschalteten Stromquelle lassen, damit der Pixel-Refresher seine Arbeit verrichten kann. Das passiert nämlich im ausgeschalteten Zustand und funktioniert nur, wenn die Steckleiste nicht ausgeschaltet ist.
Durchschnittliche Helligkeit und ABL
Wer sich die Specs von vielen OLED-Monitoren anschaut, dem ist vielleicht etwas aufgefallen: Es wird zwar oft eine hohe maximale Helligkeit angegeben, die Durchschnittswerte fallen jedoch meistens deutlich geringer aus. So wird der Predator X45 bspw. mit bis zu 1000 nits sehr hell, die durchschnittliche Helligkeit liegt jedoch nur bei 150 nits. Das liegt daran, dass die maximale Helligkeit vom Anteil der angezeigten hellen Inhalte abhängig ist. Bei großflächigen hellen Inhalten regelt das Display also automatisch ab.
Grund dafür ist unter anderem ein Automatic Brightness Limiter (ABL) als Schutzmechanismus, der die organischen Pixel vor einer Überhitzung schützt. Gerade bei großflächigen hellen Inhalten entwickeln OLED-Panel mehr Wärme, die belastend für die Pixel ist. Bei TVs ist der Vorgang vor allem bei TV-Spots sichtbar, wenn auf einen dunklen Display-Inhalt eine großflächige weiße Anzeige wie bei der Darstellung eines Logos folgt. Dann wird die weiße Fläche sichtbar abgedunkelt. Bei Filmen oder Spielen ist das jedoch sehr selten der Fall.
Farbsäume bei kontrastreichen Übergängen
Uns ist im Praxisalltag mit den Acer-Monitoren noch eine weitere kleine Unstimmigkeit bei der Darstellung aufgefallen. Aufgrund der ungewöhnlichen dreieckigen Anordnung der roten, grünen und blauen Subpixel haben kontrastreiche Kanten einen wahrnehmbaren Farbsaum. Im Alltag ist das besonders bei Text sichtbar. Je weiter man vom Monitor entfernt ist, desto weniger fällt es auf.
Das gilt auch für die Punktdichte. Je größer die Pixel, desto größer und stärker wahrnehmbar sind auch die Farbsäume. Da der X45 mit 84 PPI eher eine durchschnittliche Punktdichte aufweist, sind die Farbsäume klar sichtbar. Beim X27(Ubmiipruzx) sind die Pixel angesichts von 111 PPI deutlich kleiner und die Farbsäume fallen weniger auf. Wir haben es zwar versucht, aber auf einem Foto lässt es sich nur schwer einfangen.
Auch andere Portale sowie Nutzer im Internet berichteten schon darüber. Das Phänomen tritt unabhängig vom Hersteller ausschließlich bei OLED-Panels auf. Inwieweit die Farbsäume störend sind, wird subjektiv unterschiedlich bewertet. Einige Nutzer scheinen sich schnell an die Darstellung zu gewöhnen, für andere ist es beim Zocken gar nicht wahrnehmbar. Zumindest beim Arbeiten mit Text fällt es uns jedoch unangenehm auf. Microsoft könnte hier softwareseitig mit der ClearType-Textoptimierung und Subpixel-Rendering gegensteuern. Bei der zweiten Generation von OLED-Panels wurden die Säume zudem schon deutlich reduziert.
Hohe Anschaffungskosten
Nicht überraschend: Als relativ neue Technologie im Monitor-Segment sind Gaming-Monitore mit OLED-Panel noch teuer. Selbst der Acer X27U mit gängigen 27″ im 16:9-Format kostet Stand November 2023 ca. 1100 Euro. Vergleichbare Gaming-Monitore mit IPS-Panel gibt es hingegen schon für die Hälfte und weniger.
Zwar dürften OLED-Displays auch auf Dauer dem Highend-Segment vorbehalten bleiben, mit steigender Ausbeute bei der Produktion und einem größeren Angebot sollten jedoch auch die Preise auf absehbare Zeit fallen.
Wer wie ich einen OLED-TV besitzt, dürfte die Vorteile von OLED-Displays zu schätzen wissen. Im TV-Markt begonnen, bringen sie jetzt auch frischen Wind in den Monitor-Markt und sorgen endlich dafür, dass wir Abschied von nervigen Dingen wie Backlight-Bleeding, Ghosting und Co. nehmen können. Für mich war das Zocken am Acer Predator X45 allein durch das riesige Display mit der starken Krümmung eine beeindruckende Erfahrung. Zusammen mit dem tiefen Schwarz und den satten Farben werden aber nicht nur Singleplayer-RPGs eine besonders atmosphärische Erfahrung, auch Counter-Strike 2 läuft butterweich.
OLED-Monitore sind also echte Gaming-Allrounder und ungekrümmte Displays sogar dazu in der Lage, dedizierte Grafik-Monitore abzulösen. Einziger Wermutstropfen bleibt der Preis, der sich aber relativiert, wenn einem dafür die Anschaffung separater Monitore erspart wird.
Zugegeben: Es bleibt auch spannend, wie sich MicroLED-Panels entwickeln. Sie könnten einen ähnlich hohen Kontrast wie OLED-Displays erreichen, gleichzeitig aber heller werden und die Burn-In-Problematik umgehen. Auch hier dürfen OLED-Panels aber mit der Zeit durch technische Kniffe immer resistenter werden.
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*Stand: 08.11.2023