Präsident Trump verhängte am Donnerstag umfassende Sanktionen gegen TikTok. So soll wohl der Verkauf der App an ein amerikanisches Unternehmen vorangetrieben werden.
Die Sanktionen sollen innerhalb von 45 Tagen wirksam werden. Dadurch würden alle Transaktionen zwischen dem Mutterkonzern von TikTok (ByteDance) und US-Bürgern wegen nationaler Sicherheitsbedenken verboten werden.
In der Praxis würde das bedeuten, dass der Videodienst kein Geld mehr mit der Werbung von amerikanischen Unternehmen machen darf. Gleichzeitig könnte es auch bedeuten, dass die TikTok-App aus dem App Store von Apple und dem Play Store von Google entfernt werden würde.
Insgesamt wurde die TikTok-App in den USA bereits mehr als 100 Millionen Mal heruntergeladen. Für diese Nutzer würden die Sanktionen wiederum bedeuten, dass sie keine Software-Updates mehr für die App erhalten würden und die App so mit der Zeit nicht mehr funktionsfähig wäre.
Laut dem weißen Haus sammelt die App große Mengen an Daten ihrer Nutzer – inklusive Standort und Browser-Verlauf. TikTok selbst ist ziemlich offen darüber, welche Daten es sammelt. Es handelt sich im Grund um die gleichen Informationen die auch Google, Apple und Facebook über ihre Nutzer erheben.
Was Präsident Trump und das Weiße Haus wirklich stören dürfte, sind die möglichen Verbindungen des Unternehmens zu chinesischen Behörden, mit denen die Trump-Regierung derzeit einen Handelskrieg führt.
„Diese Datenerfassung droht der Kommunistischen Partei Chinas den Zugang zu persönlichen und geschützten Informationen der Amerikaner zu ermöglichen. Möglicherweise kann China die Standorte von Bundesangestellten und Auftragnehmern verfolgen, Dossiers mit persönlichen Informationen zur Erpressung erstellen und Unternehmensspionage betreiben“
Und darauf haben die amerikanischen Behörden ja bereits das Patent. In einer Sammelklage haben dutzende amerikanische Familien nach einer unabhängige Sicherheitsüberprüfung behauptet, dass TikTok Daten an chinesische Server sende – inklusive der Gesichtsprofile von Kindern. Beweise hat man bisher nicht präsentiert.
Am Donnerstag verabschiedete der US-Senat einstimmig ein Gesetz zum Verbot von TikTok auf Geräten, die von der Regierung gestellt werden. Als Grund nannte man die Möglichkeit der TikTok-App eine nationale Sicherheitsbedrohung für die USA zu sein. Republikaner und Demokraten stimmten dem Gesetz zu.
TikTok bestreitet die Vorwürfe und erklärt, dass die erhobenen Daten größtenteils in Virginia gespeichert werden und keine Daten an die chinesischen Behörden weitergegeben werden.
Microsoft will/ soll TikTok kaufen
Laut Microsoft-Vertretern wird derzeit eine Übernahme von TikTok geprüft, durch die möglicherweise die amerikanischen, kanadischen, australischen und neuseeländischen Anteile gekauft werden könnten. Damit würde Microsoft sein Portfolio aus Windows, Office, Cloud und Server-Diensten, Xbox, LinkedIn und Skype um eine weitere Plattform – speziell für junge Nutzer erweitern. Das hat ja schon bei Mixer so gut funktioniert.
Die Sanktionen von Präsident Trump wurden am selben Tag angekündigt, an dem Facebook Instagram Reels auf den Markt bringt. Ein neue Funktion die TikTok als „Copycat“ ihres eigenen Dienstes beschrieben hat.
Auch WeChat ist betroffen
Zusammen mit den Sanktionen gegen TikTok wurde am Donnerstag auch eine zweite Verordnung unterschrieben. Diese schränkt die Geschäfte zwischen amerikanischen Bürgern und der Tencent Holding mit Sitz in China ein.
Damit greift die US-Regierung gezielt WeChat an. Die beliebte All-In-One-App wird allein in China von einer Milliarde Menschen genutzt und erlaubt neben Nachrichten auch die Profile als Login-Daten auf Webseiten zu verwenden und mobile Zahlungen vorzunehmen. Die App wird auch von in den USA lebenden chinesischen Bürgern genutzt.
„Wie TikTok erfasst WeChat automatisch riesige Informationsmengen von seinen Benutzern. Darüber hinaus erfasst die App die persönlichen und geschützten Informationen chinesischer Staatsangehöriger, die die Vereinigten Staaten besuchen, und ermöglicht der Kommunistischen Partei Chinas einen Mechanismus, um chinesische Bürger im Auge zu behalten, die möglicherweise zum ersten Mal in ihrem Leben die Vorteile einer freien Gesellschaft genießen lebt.“
Fast wie bei Huawei
Die Sanktionen gegen WeChat und TikTok haben eine bizarre Ähnlichkeit zur aktuellen Situation von Huawei. Im Mai 2019 setzte die US-Regierung das chinesische Unternehmen auf die Blacklist. Auch damals wurden Sicherheitsbedenken als Grund angekündigt. Und genauso wie heute wurden keine Beweise vorgelegt, welche die Anschuldigungen gegen Huawei/ TikTok/ WeChat belegen.
Wirklich clever wäre es, wenn Huawei Smartphones ab jetzt mit der vorinstallierten TikTok-App ausgeliefert würden. Der Huawei App Store ist ja nicht an amerikanische Sanktionen gebunden – dafür hat die US-Regierung selbst gesorgt. Die Ironie ist schwer zu übersehen.