Jabra bringt mit dem Evolve2 65 ein Business-Headset für Profis heraus. Wir haben es unter die Lupe genommen und wollten herausfinden, ob auch Normalanwender vom umfangreichen Feature-Set des Jabra profitieren.
Design, Verarbeitung & Bedienung
Business-like. Damit beschreibt man das Design des Evolve2 wohl am ehesten. Denn auf große Schnörkel wird verzichtet, Minimalismus ist hingegen angesagt – und das ist gut so. Damit passen sich die Jabra Evolve2 vielen Umgebungen an und wirken nie fehl am Platz. Wäre das Mikrofon abnehmbar, könnte ich mir sogar einen Einsatz als dezente Lifestyle-Kopfhörer vorstellen.
Die Oberfläche des Kopfbügels fasst sich sehr weich an und erinnert mit ihrem Soft-Touch-Äußeren an die Surface-Headphones von Microsoft. Haptisch machen die Evolve2 65 damit auf die erste Berührung vieles richtig. Die Ohrmuscheln sind beweglich und sitzen in schwenkbaren Haltern. Somit findet ihr selbst mit ausgefalleneren Kopfformen den richtigen Sitz.
An der Verarbeitung gibt es sonst wenig auszusetzen: Die Jabra Evolve2 65 wirken insgesamt sehr solide und sollten auch einige Stürze überstehen. Spaltmaße gibt es kaum und die Aufhängungen der Ohrmuscheln sind mit Metall verstärkt. Auch die Tragetasche fügt sich ins hochwertige Gesamtbild ein. Sie ist aus weichem Kunstleder gefertigt und schützt die Evolve2 65 unterwegs. Dank ihrer geringen Breite lässt sie sich gut zwischen anderen Dingen im Rucksack verstauen und nimmt nur wenig Platz ein.
Bei der Bedienung des Evolve2 setzt Jabra voll auf physische Elemente. Touchpads sucht ihr somit vergebens. Eine verständliche Entscheidung, da diese im Stress des Arbeitsalltags und – dementsprechend schwitzigen Fingern – auch eher mal den Dienst versagen.
Am rechten Ohrhörer des Evolve2 65 befinden sich insgesamt sechs physische Regler. Die dedizierten Lautstärketasten fungieren auch als Track-Wechsler. Dazu müsst ihr sie einfach gedrückt halten.
Wichtiger für Office-Aufgaben ist natürlich die Mute-Funktion des Mikrofons. Diese könnt ihr durch ein Hochklappen des Boom-Mics aktivieren. Daneben gibt es aber auch noch einen dedizierten Mute-Knopf. Ein Multi-Funktions-Knopf wird zum Annehmen, Abweisen und dem Beenden von Anrufen genutzt.
Ein nettes Feature ist auch die „Busy-Funktion“ des Evolve2 65. Drückt ihr beide Lautstärketasten gleichzeitig, dann leuchtet das Jabra-Headset auf beiden Ohrmuscheln rot. Somit sollt ihr eure Kollegen visuell „warnen“ können, dass ihr gerade nicht gestört werden wollt. Wie effektiv das in der Praxis ist, kann ich – dank Home-Office – nicht wirklich beurteilen. Eine gewiefte Lösung für die Post-Corona-Zeit.
Mir persönlich gefällt das Bedienungskonzept des Jabra Evolve2 65 Wireless gut. Es ist relativ simpel gehalten und dürfte auch Anfänger nicht überfordern. Für die einfachere Navigation in der Songauswahl, hätte ich mir aber ein Steuerkreuz gewünscht. Die doppelte Funktion von Auswahl- und Lautstärketasten hat mich am Anfang öfters irritiert. Nach kurzer Zeit habt ihr das Bedienschema aber verinnerlicht. Dann schaltet und waltet ihr bequem durch Playlisten und Anrufe.
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Tragekomfort
Gerade beim Tragekomfort muss ich Jabra ein Sonderlob aussprechen: Die Evolve2 65 sind so bequem, dass ich sie beim ersten Aufsetzen tatsächlich auf dem Kopf vergessen habe. Sie sind extrem leicht und die untere Seite des Kopfbügels ist angenehm dick gepolstert.
Auch die Ohrpolster sind – trotz On-Ear-Design – nie störend. Dank eines weichen, perforierten Kunstleders lassen sie die Ohren unter ihnen auch noch gut atmen. Nur an extrem heißen Sommertagen könnte es aufgrund des Formfaktor schwitzig werden. Das ist aber bei der Konkurrenz genau so, wenn nicht gar noch schlimmer.
Nur für sportliche Aktivitäten – oder aufgebrachte Telefonate – würde ich die Jabra nicht empfehlen, da sie heftigeres Kopfschütteln mit einem Sturz quittieren. Dafür stimmt die Gewichtsverteilung. Insgesamt gibt es kaum bequemere ohrenaufliegende Kopfhörer für den Büroalltag.
Passive Geräuschunterdrückung und Mikrofon
Über ein Active-Noise-Cancelling verfügen die Evolve2 65 leider nicht. Dafür sollen sie laut Jabra durch ihre speziellen Schaumpolster umso besser passiv isolieren. In der Praxis blocken die Jabra vor allem höhere Geräusche gut weg. Das Surren des Server-Raums vernimmt man mit ihnen nur noch sehr dezent. Laute Gespräche zwischen Kollegen sind dafür deutlich zu hören. Zaubern kann Jabra eben nicht.
Das vollwertige Boom-Mic der Evolve2 65 macht seine Sache hingegen sehr gut. Es ist den internen Lösungen vieler Konkurrenten deutlich überlegen und gibt eure Stimme klar und natürlich wieder. Während viele Headset-Mikrofone die Stimme eher in den Hochtonbereich drängen, bleibt das Jabra dabei erfreulich neutral. Zwischen 100 Hz und 7 KHz schafft das Mikrofon eine annähernd gerade Frequenzwiedergabe.
Nur höhere Stimmen klingen minimal zu tief. Eine kleine Schwäche ist zudem die Wiedergabe, bzw. mangelnde Unterdrückung von lauten Hintergrundgeräuschen. Hier ist das Jabra der ANC-Konkurrenz leicht unterlegen, da es die Stimme nicht so exponiert in den (klanglichen) Raum stellt. Dennoch bleibt eure Stimme dabei meist verständlich und klingt dazu besser als bei der Konkurrenz. Das dürfte an den insgesamt drei verbauten Mikrofonen des Jabra liegen, die sich gegenseitig bei der Aufnahme unterstützen.
Hier gibt es eine Hörprobe des Mikrofons für euch:
Insgesamt liefert das Mikrofon des Jabra Evolve2 65 also ein sehr gutes Ergebnis ab. Es eignet sich somit in den meisten Umgebungen auch für professionelle Einsätze.
Konnektivität, Ladestation & Akkulaufzeit
Dank Bluetooth 5.0 könnt ihr die Evolve2 65 in Windeseile mit eurem Smartphone und / oder Laptop verbinden. Eine gleichzeitige Verbindung ist dabei dank Multi-Pairing auch kein Problem. Für das Annehmen von Anrufen könnt ihr somit entspannt zwischen den Geräten wechseln.
Auf höherauflösende Audio-Codes müsst ihr dabei aber verzichten: Die Jabra haben nur den älteren SBC-Standard an Bord. Dafür könnt ihr euch erstaunlich frei bewegen. Selbst mit größerem Abstand – und durch mehrere Wände – bleibt die Verbindung stabil.
Gehört ihr eher zur kabelgebundenen Gemeinde, dann könnt ihr das Evolve2 65 auch via USB-C-Kabel mit eurem Computer verbinden. Neben der Ladefähigkeit überträgt es dann auch den Ton stabil und mit weniger Latenz als via Bluetooth. Wenn euer Computer nicht über ein Bluetooth-Modul verfügt, ist das eine durchaus praktische Option.
Falls aus eurem Evolve2 via USB-C kein Ton kommen mag, dann hängt ihn an die App „Jabra Sound+“. Diese findet ihr in einschlägigen Android-Play- und iOS-App-Stores. In der App lässt sich die Firmware des Evolve2 65 auf den neuesten Stand bringen. Anschließend sollte alles laufen. Die App ist übersichtlich und bietet zudem einen Equalizer. Der ist eher rudimentär gehalten, kann den Sound des Jabra aber durchaus beträchtlich verändern und an eure Klangvorlieben anpassen.
Für Desktop-Nutzer hat Jabra aber auch noch einen USB-Dongle beigelegt. Somit könnt ihr das Headset auch problemlos an Geräten ohne eigenen Bluetooth-Sender nutzen.
Eine weitere coole Dreingabe ist zudem die Ladestation Link 380. Zu Beginn war ich etwas skeptisch, ob sich die zusätzliche Station überhaupt noch lohnen könnte. Schließlich könnt ihr das Evolve2 auch einfach via USB-C aufladen.
Doch für die vollen 37 Stunden Laufzeit benötigt das Jabra mit ihr lediglich 90 Minuten. Schnellladen ist hier das Stichwort. In gerade einmal 15 Minuten liefert euch die Link 380 sogar schon acht Stunden Lebensdauer. Damit genügt ein kurzes Intermezzo an der Ladestation bereits für einen vollen Arbeitstag.
Das Jabra ist somit für die wichtigsten Einsatzbereiche gut ausgestattet. Im Office bietet es einen Haufen Bewegungsfreiheit dank seiner stabilen Verbindung. Kabelgebunden liefert es via USB-C Ton und lädt nebenbei auch auf. Dank Multi-Pairing könnt ihr es entspannt mit mehreren Geräten verbinden und werdet dank Schnellladefunktion zudem nicht plötzlich im Stich gelassen.
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Klang
Als alter Audiofanatiker ist der Klang von Kopfhörern immer noch ihre wichtigste Eigenschaft. Bei Business-Headsets mag das ein wenig anders sein, doch auch im Büro möchte man mal Musik hören – und ganz nebenbei natürlich seinen Gegenüber auch im Telefonat gut verstehen.
Die Jabra Evolve2 65 bieten im Großen und Ganzen ein eher neutrales Klangbild, wobei der Hochbass leicht akzentuiert daherkommt. Im Bereich um 500 Hz sind die Frequenzen stärker angehoben, was gerade Bassgitarren einen boomigen Charakter verleiht. Sie füllen den musikalischen Raum somit und wabern über andere Instrumente hinweg. Oftmals verwechselt man diese Art der Basswiedergabe mit qualitativem Tiefbass. Dennoch empfinden gerade diese Charakteristik viele Hörer als angenehm, da sie der Musik einen weicheren Klang gibt.
Während der Bass keinen audiophilen Ambitionen hinterherjagt, kann die Mitten- und Höhenwiedergabe der Evolve2 65 (fast) vollends überzeugen. Stimmen kommen zwar etwas zu tief daher, werden aber ansonsten akkurat wiedergegeben. Schön ist zudem, dass die Höhen ohne unnötige Spitzen reproduziert werden. Violinen, Snares und Hi-Hats kommen allesamt klar und deutlich.
Abgerundet wird das gelungene Klangbild durch die sehr gute Instrumentenseparierung. Diese ist auf das passgenaue Selektieren der Kopfhörer-Lautsprecher zurückzuführen. Die beiden verwendeten Exemplare scheinen einen annähernd gleichen Frequenzgang zu haben. Somit lassen sich Instrumente sehr gut im Stereobild orten. Trotz ihres geschlossenen On-Ear-Charakters überraschen die Evolve2 65 auch mit einer verhältnismäßig großen Klangbühne. Gerade die Breite ist hier sehr beachtlich. Ihr habt das Gefühl, dass sich die Musik seitlich und leicht frontal vor euch aufbaut. Dafür bleibt die Bühne in der Höhe eher dünn. Sie breitet sich somit auf einer Linie aus und gibt ein leicht zweidimensionales Klangbild wieder. Für einen geschlossenen On-Ear-Kopfhörer ist das dennoch eine beachtliche Leistung.
Die Equalizer-App, Jabra Sound+, kann den Klang des Evolve 2 65 deutlich verändern. Schraubt ihr den Bass herunter, um eine neutralere Wiedergabe zu erzeugen, dann spitzen sich allerdings auch die Höhen und Mitten zu. Bei aufgedrehtem Bass verzehrt dieser auch deutlich schneller. Ich würde euch von der Nutzung des Equalizers eher abraten. Dafür bringen die Jabra bereits von Haus aus einen runden Klang mit.
Obwohl sie ein Office-Headset sind, kann man die Jabra Evolve2 65 also auch für angenehmes Musikhören nutzen. Gerade Pop, elektronische Musik und Hip-Hop kommen auf ihnen schön zur Geltung. Besonders gelungen sind die Höhen ohne jegliche Spitzen. Musik klingt damit selten hart oder beißend in den Ohren – was viele Hörer sicherlich goutieren. Für klassische Musik, Jazz oder High-Res-Aufnahmen kann man das Evolve2 65 natürlich auch verwenden, sollte sich aber immer seiner Herkunft als Business-Headset bewusst sein.
Fazit Jabra Evolve2 65
Die Jabra Evolve2 65 machen als Business-Headset fast alles richtig. Sie bieten einen sehr angenehmen Tragekomfort, sodass man sie zuweilen sogar auf dem Kopf vergessen kann. Ihre Bluetooth-Verbindung ist selbst durch mehrere Bürowände stabil. Dank des umfangreichen Lieferumfangs sollten selbst die größten Technikmuffel die Jabra Evolve2 mit ihrem Arbeits- bzw. Wiedergabegerät verbinden können. Nur, wenn ihr noch auf einen 3,5mm-Klinkenanschluss gesetzt habt, schaut ihr in die Röhre – den haben die Evolve2 seltsamerweise nicht mehr.
Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit lässt sich das Jabra-Headset dafür sehr gut bedienen und bietet alle Funktionen über physische Knöpfe an. Ganz wichtig fürs Büro – und das Prunkstück des Jabra – ist sein Mikrofon. Es gehört zum Besten was derzeit in Headsets zu haben ist. Stimmen klingen voll, natürlich und größtenteils neutral. Angereichert nur mit einer leichten „Wärme“, da die Tiefen minimal überakzentuiert aufgenommen werden. In der Praxis stört das aber nie und liegt meilenweit vor Konkurrenzprodukten.
Minimale Kritik gibt es lediglich an der passiven Isolierung. Wenn Gespräche zwischen Kollegen einmal lauter werden sollten, dann hört ihr das. Euer Gesprächspartner wird ebenfalls mitbekommen, was im Hintergrund bei euch passiert. Eure Stimme bleibt dabei aber verständlich.
Wirklich gelungen ist auch die musikalische Abstimmung des Office-Headsets. Das ist zwar nicht ihr primärer Einsatzbereich, aber dennoch schön, dass Jabra hier nicht die Schere angesetzt hat. Musik klingt in den Mitten und Höhen größtenteils sehr neutral, wobei der hohe Bassbereich einen deutlichen Schub bekommen hat. Damit klingt Musik voll und warm, ohne zu sehr in schwammige Bereiche abzudriften.
Insgesamt leisten sich die Jabra Evolve2 65 also kaum Schwächen und sind für den Einsatz in leiseren Büroräumen vollends zu empfehlen. Noch mehr Audio-Tests & News findet ihr an dieser Stelle.
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*Stand: Oktober 2020