AMD hat die Wünsche der Fans erhört und bringt endlich Desktop-APUs auf Zen-3-Basis heraus. Wir haben den Achtkerner AMD Ryzen 7 5700G und den Sechskerner Ryzen 5 5600G getestet, waren beeindruckt – und können beide trotzdem nur mit Einschränkungen empfehlen.
- AMD Ryzen 5000G-Serie schließt Lücken im Ryzen-Line-Up
- Zen 3 ist nicht gleich Zen 3
- Benchmarks von AMD Ryzen 5 5600G & Ryzen 7 5700G mit integrierter GPU
- Benchmarks von AMD Ryzen 5 5600G & Ryzen 7 5700G mit dedizierter GPU vs Ryzen 5 5600X
- AMD Ryzen 5000G-APUs sind also perfekt für..
- AMD Ryzen 5000X lohnt sich für euch eher, wenn ihr..
AMD 5000G-Serie schließt entscheidende Lücken
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AMD Ryzen 5 5600G und AMD Ryzen 7 5700G sind die beiden neuen Prozessoren mit integrierter Grafikeinheit, die endlich einige Lücken im Portfolio von AMD füllen. Bis jetzt stellte der überaus leistungsstarke Ryzen 5 5600X den Anfang des Zen-3-Spektrums. Preislich ließ er mit einer UVP von 299 Euro und einer satten Preisdifferenz von 150 Euro zum nächstgrößeren 5800X aber einiges an Platz.
Hier kommen nun die APUs (CPU+GPU-Kombinationen) für die AM4-Plattform ins Spiel. Diese wurden die letzten Jahre etwas stiefmütterlich behandelt. So basierten die Vorgänger im Desktop noch auf Zen+ – immerhin eine Architektur von 2018. Spitzfindige Lesende werden nun zurecht anmerken, dass es auch Ryzen 4000-APUs für den Desktop gab, doch diese kamen nur für OEM-Anbieter und Firmen. Frei verkäuflich waren sie nie. Anfangs hieß es auch von den nun erschienenen 5000G-Modellen, dass sie nicht in den freien Handel kommen, doch der folgende Aufschrei in der PC-Community war so groß, dass es sich AMD nun anders überlegt hat.
Zen 3 ist nicht gleich Zen 3
AMDs Zen-3-Architektur ist ein absoluter Hit und bringt im Vergleich zum Vorgänger Leistungssteigerungen von bis zu 20% mit sich. Doch wie schafft AMD das? Schließlich haben sich weder der Fertigungsprozess (7nm) geändert, noch die Taktraten dramatisch erhöht. Unter der Haube ist dafür umso mehr passiert, denn bei Zen 3 aka Ryzen 5000 handelt es sich um das größte Architektur-Redesign seit der Vorstellung von Zen 1 im Jahr 2017.
Grund hierfür ist der komplett veränderte Aufbau der Compute Core Complexes (CCX). Diese bilden für alle bisherigen Zen-Prozessoren das Grundgerüst, saßen auf ihnen doch bis dato jeweils bis zu vier Kerne. Für Prozessoren mit mehr als vier Kernen bedeutete dies aber auch zwangsläufig, dass mehrere CCX verwendet werden mussten.
Kerne/Threads | Takt | Grafikeinheit | L3 | TDP | Launchpreis (UVP) |
|
Ryzen 9 5950X | 16 / 32 | 3,4 / 4,9 GHz | – | 64 MB | 105 W | 799 Euro |
Ryzen 9 5900X | 12 / 24 | 3,7 / 4,8 GHz | – | 64 MB | 105 W | 549 Euro |
Ryzen 7 5800X | 8 / 16 | 3,8 / 4,7 GHz | – | 32 MB | 105 W | 449 Euro |
Ryzen 7 5700G | 8 / 16 | 3,8 / 4,6 GHz | Vega 8 mit 2,0 GHz Takt | 16 MB | 65 W | 359 Euro |
Ryzen 5 5600X | 6 / 12 | 3,7 / 4,6 GHz | – | 32 MB | 65 W | 299 Euro |
Ryzen 7 5600G | 6 / 12 | 3,9 / 4,4 GHz | Vega 7 mit 1,9 GHz Takt | 16 MB | 65 W | 259 Euro |
Die Kommunikation zwischen den einzelnen CCX und deren Zugriff auf den geteilten Cache (Zwischenspeicher) führte bislang zu erhöhten Latenzen – was besonders in Spielen sehr hohe Bildraten verhindern konnte. Mit Zen 3 wurde die Kernanzahl pro CCX allerdings auf acht erhöht. Außerdem wurde der Cache-Zugriff grundlegend überdacht. Zuvor konnten die Kerne nur auf einen geteilten L3-Cache zugreifen. Nun steht allen Kernen ein gemeinsamer Cache zur Verfügung. Spielen und andere latenzsensitive Anwendungen profitieren davon ungemein. Zudem haben alle bisherigen Ryzen 5000X-Prozessoren einen gigantischen „Game-Cache“ spendiert bekommen, der für besonders hohe Bildraten sorgt und den bisherigen CPU-Flaschenhals der Zen-Architektur komplett abschaffen konnte. Mittlerweile gehört den Ryzen 5000X-CPUs so die Performance-Krone.
So weit, so schön, doch auf ein paar Sachen müssen APU-Käufer*innen nun leider verzichten. Denn zum einen fehlt der neue Übertragungsstandard PCI-E 4.0, zum anderen hat sich AMD bei den APUs den wichtigen Game-Cache gespart. Statt 32MB, bei 5800X und 5600X, bzw. gar 64MB in den Topmodellen, kommen nur 16MB zum Einsatz. Damit bekommt ihr zwar moderne Zen-3-Kerne, müsst aber auf ein essenzielles Feature der Architektur verzichten.
Woran das liegt? Nun, die APUs sind im Endeffekt Notebook-Prozessoren. Sie verfügen über identische technische Eigenschaften wie ihre mobilen Verwandten, dürfen sich aber an der Steckdose mehr Saft genehmigen. Ob das reicht, um gegenüber den starken X-Modellen nicht den Anschluss zu verlieren?
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AMD Ryzen 5600G & 5700G mit integrierter GPU im Benchmark
Erst einmal schauen wir uns das wohl spannendste Einsatzgebiet der APUs an: Ihre Performance ohne dedizierte Grafikeinheit.
Die integrierten Radeon Vega Graphics unterscheiden sich bei den beiden Ryzen-Chips in der Anzahl ihrer Shader-Einheiten und in ihrem Takt minimal. Der Ryzen 5600G hat also eine schwächere Gaming-Performance vorzuweisen, die 25-36% hinter dem 5700G liegt. Die iGPUs basieren beide noch auf der VEGA-Architektur in 7nm. Die neueren GPU-Familien RDNA, geschweige denn die brandaktuelle Variante RDNA2, kommen in APUs leider noch nicht zum Einsatz und sollen erst mit Ryzen 6000 Einzug erhalten.
Dennoch gibt es derzeit keine vergleichbar starke Desktop-APU zu kaufen. Ein echter Game-Changer für integrierte GPUs und schwächere dedizierte GPUs ist zudem AMD Super Resolution.
Wenn euer Spiel das Feature unterstützt – wie im Falle von Godfall und ANNO 1800 – dann könnt ihr mit minimalen Verlusten bei der Bildqualität sehr viele Fps herausholen. Oftmals reicht das bereits für den Unterschied zwischen unspielbar (unter 30 Fps) und gut spielbar.
Das Spiel wird durch Super Resolution jeweils in einer niedrigeren Auflösung berechnet und durch einen KI-Algorithmus hochskaliert.
Ein älteres Feature, das euch in Shadow of the Tomb Raider und Cyberpunk 2077 erwartet, ist FidelityFX CAS. Hier kommt keine aufwändige KI-Implementierung zum Einsatz, sondern ein einfacher Upscaler mit kontrastivem Nachschärfen. Dennoch könnt ihr auch hiermit ordentlich Bilder pro Sekunde hinzugewinnen. Selbst der notorische Leistungsfresser Cyberpunk 2077 lief durch FidelityFX CAS auf 55% – 100% Skalierung auf dem 5700G mit bombenfesten 30 Bildern die Sekunde. Zwar auf niedrigsten Einstellungen und in 1080p-Auflösung, doch besser als auf PS4 und Xbox One sah es trotzdem aus – und lief eben deutlich runder. Ihr seht also: Mit etwas Getrickse sind auch mit den integrierten Grafikeinheiten spielbare Triple-A-Titel drin.
AMD Ryzen 5600G & 5700G mit dedizierter GPU im Benchmark gegen den Ryzen 5600X
Nun aber zu einem weiteren Vergleich, der Gamer und Gamerinnen mit dedizierter Grafikkarte eher interessieren dürfte. Wie schlagen sich die G-APUs im Verbund mit einer Grafikkarte? Denn im Vergleich zu den 5000X-Modellen fehlt eben der große L3-Cache und der Boost-Takt ist etwas geringer. Das hat mit dedizierter GPU vor allem in Spielen Auswirkungen, in denen hohe Bildraten erreicht werden. Auch für 1080p- und 1440p-Gaming bekommt ihr mit den Ryzen X-Modellen durch die Bank eine bessere Performance.
Selbst der 5600X schlägt den 5700G hier deutlich um bis zu 28,73% (in CS:GO). Der 5800X liegt dementsprechend noch etwas weiter vor seinem vermeintlichen Schwestermodell mit ebenfalls acht Kernen und 16 Threads. Zockt ihr hingegen in 4K-Auflösung werdet ihr keine großen Unterschiede zwischen G- und X-Serie merken, denn in dieser Auflösung ist (fast) immer die Grafikkarte der limitierende Faktor.
In Multi-Core-Anwendungen sind die 5000G-APUs aber immerhin nur noch 8,6% (5600G zu 5600X), bzw. 13,3% hinter den jeweiligen X-Modellen. Das ist zwar noch immer ein deutlicher Unterschied, es zeigt aber, dass der größere L3-Cache vor allem die Single-Core-Performance positiv beeinflusst.
Habt ihr also eine dedizierte GPU und seid nicht an der integrierten Grafikeinheit interessiert, dann sind die X-Modelle die deutlich bessere Wahl.
AMD Ryzen 5000G-APUs sind also perfekt für..
- Extrem kleine PC-Builds: Ihr wollt einen extrem kompakten PC bauen, mit dem es sich ab und zu auch zocken lässt? Dann fahrt ihr mit dem Ryzen 7 5700G derzeit am besten. Keine APU bietet eine vergleichbare integrierte Grafikleistung, mit der ihr – durch etwas Herumgetrickse – sogar 1080p-Gaming von Triple-A-Spielen bewältigen könnt.
- Besonders günstige All-in-Ones: Falls ihr derzeit nur die Kohle für ein Mainboard, RAM, SSD und Prozessor habt, dann könnt ihr euch mit einem AMD Ryzen 5000G-Prozessor einen extrem günstigen PC bauen, der für einfaches Gaming ausreicht.
- Alle, die derzeit keine Grafikkarte besitzen, auf bestimmte Modelle warten und eine Übergangslösung benötigen.
AMD Ryzen 5000X lohnt sich für euch eher, wenn ihr…
- Bereits eine dedizierte Grafikkarte herumliegen habt. Hierbei kann es sich auch um ältere GPUs handeln. Bereits eine Radeon RX 260 ist deutlich schneller unterwegs, als die integrierte Grafikeinheit des Ryzen 7 5700G.
- Ihr zu einem späteren Zeitpunkt auf eine PCI-E 4.0-SSD setzen wollt. Mit Windows 11 könnte auch Direct Storage immer wichtiger werden. Wie bei der PlayStation 5 fungiert die schnelle PCI-E 4.0-SSD hier als schneller Zwischenspeicher, aus dem Texturen quasi ohne Verzögerung geladen werden können. Falls immer mehr Entwickler von diesem neuen Windows-11-Feature Gebrauch machen, dann würde eine PCI-E-4.0-SSD bei einigen Games zur Mindestanforderung gehören. Wollt ihr euren PC-Build also möglichst zukunftssicher gestalten, seid ihr mit einem Ryzen 5000X-Prozessor auf einem 500er-Board besser beraten.
Die AMD Ryzen 5000G-APUs sind also nicht die Budget-Killer, als die sie anfangs erscheinen. Dennoch bekommt ihr sehr gute Prozessoren mit hoher Anwendungsleistung und einer guten Gaming-Performance. Ihre Empfehlung für Gamer*innen mit GPUs wird sich aber auch an den aufgerufenen Preisen orientieren. Denn derzeit sind Ryzen 5600X und 5800X schon sehr nah an der UVP der 5000G-APUs. Sollte sich der 5600G noch weiter Richtung 200€ bewegen und der 5700G gen 300€, dann sind sie solide Empfehlungen – mit den oben genannten Einschränkungen.
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*Stand: August 2021